Der Mond war bereits aufgegangen und die Dunkelheit hatte sich vollständig über Mascharana gelegt. Der Sommer hatte Einzug gehalten und war wieder gegangen und hatte dem Herbst und seinen kühleren Temperaturen Platz gemacht. Ein kurzes Klopfen an den Pforten des Konsuls kündigte einen Gast an, dieser war jedoch schon wieder verschwunden als die Pforte geöffnet wurde und lediglich eine in ranziges Leder eingeschlagene Wachstafel war dort zu finden, in den sich werfenden Schatten an die Wand gelehnt. Der Schreiber musste gewusst haben, dass er heute jemanden erreichen würde. Dennoch war niemanden in den vergangenen Nächten etwas außergewöhnliches aufgefallen.*
Trefft mich um Mitternacht im "Capo dei Saraceni", sorgt dafür das euch niemand verfolgt. Die Nächte sind dunkel und voller Dämonen. Der Verrat wurde aufgedeckt.
gez. Ein Heimkehrer
Zum besagten Zeitpunkt saß im hinterletzten Eck dieser heruntergekommenen Taverne, mitten in der schlimmsten Gegend des Hafens, unbeeindruckt von der Schlägerei die sich gerade vor seinen Augen abspielte, ein Mann von beeindruckender Statur, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen.
*/roll 10d10 >=6 f1 #WK SidekickBOTheute um 13:11 Uhr
@Ajax (Adrian): 10d10 >=6 f1 WK = (6 8 8 10 8 6 4 8 9 3, 8 successes) = 8
Als der Torwächter das Wachstäfelchen überbracht hatte und Ilario es gelesen hatte, dachte er eine Weile darüber nach. Zwar hatte er eine berechtigte Vermutung wer dieser Heimkehrer war, vollständig sicher konnte man jedoch nie sein. Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen und so verließ, nach geschäftigen Vorbereitungen, kurz darauf eine kleine Gruppe das Anwesen. Mercurio, sein erster Wächter, und zwei weitere Bewaffnete begleiteten die schlanke Gestalt in Ilarios Gelehrtenrobe. Nur dass sich unter deren Kapuze das Antlitz eines anderen verbarg. Sie machten sich auf den Weg gen San Nazareth, wohl um dort zu beten oder nächtlichen Geschäfte nachzugehen.
Etwa eine Stunde vor Mitternacht verließ eine weitere Person die Villa des Konsuls: Ilario, gewandet in die lederne Rüstung seiner üblichen Leibwachen, das Gesicht tief unter einem Kapuzenumhang verborgen, trug er sogar das Kurzschwert und die Messer die seine Leute bevorzugten. Selbst wirklich aufmerksame Beobachter würden es nicht schaffen einen Blick auf sein Antlitz zu erhaschen, denn stets verbargen die Schatten was unter der Kapuze verborgen blieb. Den Weg durchs stille Mascharana bewältigte er offen und langsam schlendernd, sobald er das nächtliche Platealonga erreichte ging Ilario dazu über durch schattige Gassen zu huschen um eventuelle Verfolger abzuschütteln.
Schließlich erreichte er die genannte Taverne, ließ die Schatten fallen und trat ein. Ilario sah sich um, und entdeckte Ajax nach kurzem Suchen. Er orderte zwei Bier und kam mit schleppendem Gang zu dem Brujah hinüber, die Schlägerei umrundend um ja nichts vom hellen Blonden zu verschütten, und deutete dann fragend auf den Platz neben ihm. Nach außen hin mochte es scheinen als wolle ein Mann den anderen auf ein Bier einladen, vielleicht um Kriegsgeschichten auszutauschen...
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Eine einladende Handbewegung des bereits sitzenden folgte. Ein kurzer Blick nach oben folgte und ein leichtes Nicken. Die Förmlichkeiten würden sie sich heute sparen müssen, auch wenn er den reibungslosen Austausch der Etikette mit dem Magister zu schätzen wusste, so waren sie doch beide Pragmatiker. Sich selbst, der Domäne und ihren Herrn, in jeweils unterschiedlicher Reihenfolge, am Ende doch am nächsten. Hier im fahlen Licht der Schänke und umrundet von Chaos würde schon ein Nosferatu direkt neben ihnen in der Ecke kauern müssen um zu hören was sie sagten.
"Die Nacht zum Gruße werter Ilario, Ich werde mich heute kurz halten müssen, Seresa wird meine Abwesenheit nicht die ganze Nacht verstecken können, sollte ich überwacht werden. Es darf nie ein Wort über dieses Treffen gewechselt werden wenn wir uns heute Nacht verabschieden. Schwört ihr mir dies? Es ist geradezu ein grausamer Wink des Schicksals dass uns genau diese Tatsache beim letzten Mal das Genick gebrochen hat, und wir wieder dem selben Gegenspieler gegenüberstehen..." er schüttelte leicht den Kopf und ein bitteres Lachen war auf sein Gesicht geschrieben.
Sich setzend ließ Ilario den Blick über die anderen Gäste wandern, dann nickte er Ajax respektvoll zu.
"Die Nacht zum Gruße werter Ajax, schön euch wieder in Genua zu wissen. Ich gebe euch mein Wort, dieses Treffen hat sogesehen nie stattgefunden... Wenn ihr davon sprecht gehe ich davon aus ihr meint unseren übergeordneten, sehr alten Gegenspieler? Und was genau meint ihr hat uns das Genick gebrochen und in welcher Weise?"
Das schien nun wirklich interessant, während die Bitte um Diskretion verständlich und in Ilarios Sinne war, wollte er Ajax Andeutungen präzisiert haben. Aus begangenen Fehlern konnte man lernen und Schwachstellen beseitigen.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Ajax atmete tief durch, schaute sich ein letztes mal um und begann zu erzählen.
"Ich kann euch leider nicht erzählen warum und wie Ich an dieses Wissen gekommen bin, binden Schwüre ebenso mein Wort, doch ihr werdet viel aus den Zusammenhängen schließen können. Vor dem Krieg gab es Anzeichen auf einen Verrat in den eigenen Reihen. Maximinianus schien von sämtlichen Planungen zu wissen, oder zumindest einem Teil davon. Mein Blutsbruder Ramon wurde im Nachgang für seinen Verrat an der Sache verbannt, doch des ganzen Ausmaßes der Sache und was er ins Rollen gebracht hatte waren wir uns nicht mal im Ansatz bewusst. Der Fehler den er beging, war so schwerwiegend, so gravierend das er möglicherweise Genuas gesammte Zukunft während des Krieges bestimmt hat. Während meiner Zeit in Mailand kam ich jenem auf die Spur der dafür gesorgt hat dass unsere Pläne damals fehlschlugen, genauso wie die Schlacht die verloren wurde...und noch ein Verrat wurde begangen... einer der nie vergeben werden kann. Sein Name ist..."
Seine starren Augen bohrten sich geradezu in den Kopf des Magisters, so sehr konnte man sehen dass der König selbst nach Monaten wohl immer noch seinen Zorn über diesen widerwärtigen Verrat zügeln musste. Er hielt sich absichtlich vage und die letzten Worte sprach er nicht aus, sondern händigte dem Kastellan ein schmales, handgroßes, Pergament aus, auf welchem einige Zeilen geschrieben worden waren.
Aufmerksam hörte Ilario zu, unterbrach den Brujah weder noch wirkte er sonderlich überrascht. Vielmehr wurde hier ein lange gehegter Verdacht bestätigt, etwas das er nie hatte eruieren können. Als Ajax geendet hatte nickte der Lasombra, eiserne Entschlossenheit lag in seiner Stimme.
"Ich wusste immer, dass Ramons Verrat... seine Gutgläubigkeit den Plan in große Gefahr gebracht hat. Vor allem aber war mir die genannte Person schon in dem anderen Zusammenhang suspekt. Als wir unsere verschwundene Herrin suchten sandte ich einen Schatten in den Bau der von euch genannten Mittelmänner. Dieser Schatten berichtete mir von einer Person die dort anwesend war, die Beschreibung passte grob zu dem Namen den ihr nanntet, doch die Schatten nehmen anders wahr als wir... daher konnte ich nie sicher sein."
Unter dem Tisch ballte sich seine Rechte zur Faust, so dass das Leder des Handschuhs leise knirschte. Zorn blitzte in den meergrauen Augen des Lasombra. Als hätte er nicht schon genug Probleme erhoben nun diese alten Geschichten ihr Haupt, doch Verrat musste bezahlt werden. Mit Blut.
"Die große Frage, auch angesichts der Einladung die ich euch jüngst zukommen ließ,ist doch inwieweit diese Mittelsmänner, allen vorran ihr Ältester, involviert sind. Getäuschte? Werkzeuge? Überzeugungstäter?"
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
Ajax ließ die Knochen seiner Finger knacken. Die Hinweise verdichteten sich, es gab ihm ein gewisses Gefühl der Zufriedenheit, dass sein Verdacht sich durch den Magistern bestätigt schien. Dies sollte für einen ersten Schlag reichen, besonders wenn er noch die so dringend benötigte Bestätigung erhalten würde.
"Gut, das ihr meinen Verdacht diesbezüglich noch einmal zumindest teilweise bestätigen könnt. Die impliziten Details deuteten zwar darauf hin, dass ich damit Recht hatte, doch solch eine Anschuldigung will vorbereitet werden und es muss unverrückbar sicher sein, dass eine entsprechende Aktion der Rache und der Gerechtigkeit nicht gegen den falschen geht. Ihr versteht sicherlich, dass ich in dieser Sache nicht offenbaren kann, jemals daran beteiligt gewesen zu sein, dass diese Informationen zu euch gelangt sind. Ich werde meine Informationen natürlich auch an jene Stellen weitergeben, die es direkt betrifft." Ilario würde wissen wem die Informationen zukommen würden.
"Bezüglich der Mittelsmänner, denke ich nach meinen Informationen, dass es sich bei ihnen um eine extra falsch gelegte Fährte handelt. Es passt einfach alles zu gut zusammen. Die Spur war zu leicht zu verfolgen. Außerdem bringt es immer noch Unruhe in das Genuesische Lager. Jedoch kann ich mir gut vorstellen, dass ihr Ältester Mitwisser und Nutznießer der ganzen Sache war, Teil seines Ahnentitels gewissermaßen." Ajax dachte einen kurzen Moment nach, dann zitierte er wohl aus dem Gedächtnis einen Satz.
"Wir brauchen ein starkes Genua heute mehr denn je. Stärkt die Domäne und zerschlagt fremde Spionagenetzwerke. Ich bin mir sicher Sizilien und die Etrusker haben solche bereits installiert." eine weitere kurze Pause "Und kommt Godeoc nicht in die Quere. Wir brauchen ihn."
"Was wir nun daraus machen ist unsere Sache. Doch ich denke unsere beste Chance ist, die Erlaubnis einzuholen einen Präventivschlag ausführen zu dürfen. Und die besagten Informationen aus dem Ziel herauszupressen. Informationen über seine Mittelsmänner zu bekommen...wer sonst noch daran beteiligt war." er überlegte noch einmal und er schien sich an etwas zu erinnern.
"Ich habe noch eine weitere Frage an euch, euer Blutsbruder Fabrizio und auch eure Älteste benutzten Blutskräfte mit denen sie Menschen und Kainiten ihre Befehle ausführen lassen konnten. Ist es mit dieser Blutskraft möglich noch tiefer in die Psyche einzugreifen...Erinnerungen zu löschen ?" fragend sah er den Magister an, er würde es jedoch verstehen wenn dieser lieber keine Auskunft geben würde.
"Natürlich. Neben Diskretion ist auch Stichhaltigkeit unabdingbar. Wir müssen sicher sein... und wenn dann der Gerechtigkeit genüge getan wird, dann muss der Schlag mit aller Härte erfolgen. In allem weiteren stimme ich euch zu. Wobei ich auf diese Anweisung Spionagenetzwerke auszuheben gern zu einem späteren Zeitpunkt zurückkommen würde. Vielleicht wäre es einerseits gut wenn wir Verdachtsfälle und Vermutungen miteinander abgleichen würden und andererseits ist zerschlagen meist weit weniger effektiv als Fehlinformationen weiterzuleiten. Doch davon später mehr."
Bei Ajax anderer Frage legte sich des Magisters Strin in Falten und er schwieg einen langen Augenblick, erwog wohl wie weit er gehen mochte. Schließlich nickte Ilario und senkte die Stimme weiter, fast im Flüsterton fortfahrend.
"Vieles ist möglich, auch das Ausbrennen, Verwischen oder Verändern zurückliegender Gedanken und Erinnerungen. Warum fragt ihr?"
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
"Da mögt ihr Recht haben, doch manchmal ist es auch ratsam ein Exempel zu statuieren.." Ajax Aussage bezog sich sicherlich auf das Zerschlagen von Netzwerken. Hier erkannte man die unterschiedlichen Pfade auf denen die beiden wandelten. Doch trotz der eklatanten Unterschiede verband die beiden doch mehr als man ahnen konnte.
"Gerne können wir später mehr dazu austauschen. Ich hoffe ihr könnt mich auch bezüglich der Inneren Sicherheit der Domäne auf den neusten Stand bringen. Die Abwesenheit des Blutsvogts und die spärlichen Informationen die durch diesen Kanal führen sind leider nicht genug um meiner Tätigkeit als Liktor ernsthaft nachzukommen.Die werte Amalia ist derart in ihre persönlichen Angelegenheiten verstrickt, dass ich gerne davon absehen würde über sie über die "wichtigen Dinge" informiert zu werden. Ebenfalls fehlt ihr eure vorausschauende Art...ihr versteht sicherlich was ich meine." er schmunzelte leicht.
Dann wurde sein Gesicht sehr ernst. Seine Ahnung hatte ihn nicht getäuscht. Der Plan war gefährlich und würde seinen sicheren Tod bedeuten wenn er jemals das Licht der Öffentlichkeit erblicken würde.
"Ihr könnt euch sicherlich denken, dass ich momentan auf beiden Seiten spielen muss. Ein Diener zweier Herren, doch gilt meine wahre Loyalität immer noch Genua. Ich werde nach all dem dem höchst verehrten Totila Rede und Antwort stehen müssen. Wenn man mir vorher jedoch die Erinnerung an Schlüsselimplikationen nehmen würde..." er ließ den Rest offen. Der Kastellan würde sich seinen Teil denken können.
"Und ja mir ist sehr wohl bewusst dass ich hierbei mit Feuer spiele, dass mich nur allzu leicht bei lebendigem Leib verbrennen könnte. Doch ich sehe keine andere Möglichkeit wie mich weiterhin Genua dienen kann und meine Loyalität nicht von Mailand in Frage gestellt würde. Es scheint so schon schier unmöglich all meine Aktionen zu erklären. Doch ich habe bereits einige Ideen..." mochte man je an Ajax Loyalität gezweifelt haben, so schien dies unter den genannten Umständen und den Schritten die der Brujah bereit war zu gehen geradezu lächerlich.
"Warum? Warum gilt eure Loyalität Genua? Ich ziehe sie keineswegs in Zweifel, will lediglich eure Beweggründe verstehen... warum ihr euch auf einen solch einschneidenden Schritt einlassen wollt."
Kurz kehrte Erinnerungen zurück, dieser unendliche Moment als die blauen Sonnen sich in seinen Verstand sengend hineinbohrten und ihn lasen wie ein Buch. Ein schmerzlich-verträumtes Lächeln huschte über Ilarios Miene, nur um sogleich wieder zu verblassen. Er nickte.
"Möglich wäre es, sicher. Doch besteht die Möglichkeit diese Veränderung zu revidieren, sollte der höchstverehrte Totila beispielsweise Verdacht schöpfen... Und ich gestehe freimütig, dass meine Fähigkeiten es vermutlich nicht gänzlich mit denen eines Ahnen aufnehmen können. Auch wenn ihr unter Neugeborenen oder Ancilla vermutlich wenige finden würdet die mir darin ebenbürtig wären. Ihr bräuchtet also jemanden der genauso kunstfertig in diesen Dingen ist wie einer der bedeutendsten Prinzen Italiens..."
Vermutlich würden Ajax Gedanken in eine ähnliche Richtung wie die seinen führen, dennoch wollte nicht er selbst dies vorschlagen.
Die Nächte lehren viel, was die Tage niemals wissen.
- persisches Sprichwort
