[1012] Ein Spiel voller Unschuld [Simon]

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Sousanna
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Re: [1012] Ein Spiel voller Unschuld [Simon]

Beitrag von Sousanna »

Ihr Lächeln schön und warm wie die Sonne. Sacht wiegten sich ihre Hüften im Anklang eines Tanzes, der sie beide in dieser Nacht noch umfangen konnte. Leicht neigte sich ihr Kopf. Sie wirkte noch zerbrechlicher, noch mehr wie ein Feelein, das jeden Wunsch zu erfüllen wusste, wenn man es nur lieb genug bat.
"Simon" Das Wort wurde in ihrem Mund zum Gebet. Ein Laut, der vor jedem Übel zu schützen wusste. Wenn man nur den rechten Glauben hatte.
Mit einem halben Lächeln strichen ihre warme Finger über seine Brust. "Der Sehende" Verträumt waberte ihr Blick wieder zu seinen dunklen Augen. "Meine Großmutter sah stets die Wahrheit und manchmal teile ich ihre Fähigkeit ... Simon, deine Sterne stehen gut in dieser Nacht."

Schließlich zog sie ihn zu einem dunklen Winkel in Mitten des bunten Treibens. Von hier aus würde er alles wahrnehmen können. Das Gewusel, die rauen Gesänge und vor allem aber all die Menschlichkeit. Und dennoch würden sie hier ungestört sein.
"Woher kommst du, Simon?", wollte die Schöne dann leise wissen. "Und was hat dich hier her getrieben?"
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
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Simon
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Re: [1012] Ein Spiel voller Unschuld [Simon]

Beitrag von Simon »

Bevor er antwortete, stellte Simon den Becher auf einem kleinen Tisch ab, der in der Ecke stand, und ließ die rehbraunen Augen erst über die Menge, dann über Sousannas Gesicht gleiten. Er vermiet es, in den Becher zu blicken, und ganz offensichtlich tat er keinen einzigen Schluck. Aber wer wusste schon, wie viel Zeit sich so jemand nehmen würde, der nur dort zu Hause war, wo man ihn einlud?

"Gerne würde ich sagen, von überall her, meine schöne Sousanna", erwiderte er leise und nur für ihre Ohren bestimmt, wobei er in sein heimatliches Italienisch wechselte. "Doch war meine Heimat eine Weile das schöne Verona im Norden, das leider weniger schön wurde vor meinem Weggang." Er lächelte, wobei ein wenig Traurigkeit seinen Blick trübte. "Und was die Sterne betrifft, so magst du recht haben. Es kann nur besser werden."

Er legte einen Finger unter ihr Kinn und schob es sanft nach oben. "Allein die Gesellschaft ist es wert", meinte er und legte den Kopf schief. "Aber erzähle mir mehr von deiner Großmutter, meine Liebe. Wenn man ihre Enkelin betrachtet, muss sie eine faszinierende Frau gewesen sein." Er lächelte, ab ob er einem inneren Scherz lauschte. "Womöglich gehörten ihre Vorfahren noch zu jenen, die die Welt sahen, bevor der Glaube sie in Schleier hüllte." Er streichelte ihre Wange.
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Sousanna
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Re: [1012] Ein Spiel voller Unschuld [Simon]

Beitrag von Sousanna »

Ihr Lächeln war das warme, verständnisvolle einer Wanderin, die verstand, was es hieß von allem und nichts erzählen zu können, wenn man nach der Heimat gefragt wurde. Sie nickte leicht. Wie durch ein Wunder war der warme, schlanke Leib näher an den kühlen des Reisenden gerückt. Ihr Duft nach teuren Ölen und des Fremdens schmeichelte seiner Nase.
"Dann sei für heute Nacht hier zuhause.", hauchte sie und strich ihm andächtig über die Wange. Weich waren ihre Finger, geschickt aber zart wie die einer Edelfrau. "Das Alla Murra ist die Heimat für jede verlorene Seele."

Ihr Blick, als sie so erhoben zu ihm empor blickte, war so zart, so zerbrechlich und so vertrauensvoll wie der eines Rehs, das einen Löwen getroffen hatte ohne sein Wesen zu erkennen.
"Alles, was euch erfreut in dieser Nacht voller Wunder." Sacht schnurrte ihre warme Stimme über seine Haut. "Meine Großmutter war alt und weise. Sie wusste von der Welt und dem Himmel. Sie lehrte mich kleine Wunderwerke und die große Kunst der Liebe." Ihr Lächeln brachte die Sonne selbst zum Weinen vor Neid.
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Simon
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Re: [1012] Ein Spiel voller Unschuld [Simon]

Beitrag von Simon »

Die Wärme, die von ihrem Körper ausging, vermochte kaum die Kühle seinen eigenen Körpers zu wärmen. Es war, als würde sein Leib sich fast schon dagegen wehren, jenes Geschenk ihrer Nähe anzunehmen, das ihm aber gleichzeitig offensichtlich eine Wohltat, noch mehr, eine Wonne war.
Der Duft, der von ihr Ausging, fand bei ihm keinen Gegenpart - oder wenigstens nichts, was ihm an Intensität gleichgekommen wäre. Ihm haftete der Geruch der Straße an, der Trinkenden, der Schwitzenden in diesem Hause, doch schien er gleichzeitig kein Teil davon zu sein. Er selbst hatte keinen Geruch, keinen Duft, außer dem seiner Kleidung, die im schummrigen Licht leicht glänzte und ein dunkles Farbenspiel bot.
Und nun, da sie so nahe bei ihm saß und ihn mit ihren rehbraunen Augen betrachtete, musste sie unwiderruflich sehen, dass er zwar lächelte, dass seine Augen sich gelegentlich schlossen ... doch nicht so, wie jemand Lebendiges es tun würde. Auch musste sie bemerken, dass sich weder seine Brust hob noch senkte, und bei dem Blick, den er erwiderte, erkannte sie tatsächlich ein Raubtier. Es war kein Löwe, sondern etwas, das tiefer ging, weit über das natürlich Tierische hinaus. Oder war es gar die Essenz des Tieres?
Was in seinem Blick lag, war ein seltsamer Genuss, ein Trinken von ihren Worten, deren Klangfarbe für ihn mehr war als der bloße Rhythmus.
"Welche Art Liebe mochte das wohl gewesen sein?", fragte er schlicht, ohne die Stimme zu heben. "Meine Wanderungen haben mich ebenfalls weit gebracht. Wusste deine Großmutter von dem, was zwischen Himmel und Erde sich tummelt?"
Er lächelte sanft, umfasste ihre schlanke Hand mit seiner und legte die andere darüber.
"Sage mir, meine schöne Sousanna: Was erkennst du in diesen Augen?"
Er beugte sich zu ihr vor und lächelte, ohne dass die Regung seine Augen berührte.
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Sousanna
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Re: [1012] Ein Spiel voller Unschuld [Simon]

Beitrag von Sousanna »

Man hätte denken können, dass da Sorge in ihren Augen gelegen wäre. Doch Sousanna schien ohne Furcht zu sein. Entweder war sie kühn oder schlicht naiv. Vielleicht auch eine Mischung aus beidem. Ein Augenaufschlag schien Ewigkeiten zu dauern. Unendlich lang schienen die langen, schwarzen Wimpern und die Farbe auf ihren Lidern war mit größter Kunstfertigkeit gezogen. Er hatte sicher einmal von den Tempeltänzerinnen des Orients gehört. In diesem Moment erinnerte sie mehr denn je an eine von ihnen.
"Die schönste, atemberaubende Form der Liebe, guter Simon.", lächelte sie. Das warme Wispern ihrer Worte war rauer geworden. Als bewege sie eine tiefliegende Erinnerung. "Die, die zu den Sternen empor trägt und Schwindel in Köpfe und Herzen bringt. Liebe, die uns zu Engeln macht."

Sie ließ ihre Hand einfangen, schien sich nicht daran zu stören, dass man ihr die Freiheit raubte. Stattdessen legte sie ihm sanft die zarte Hand an die Wange. Allein schon diese Bewegung schien ein Streicheln. Eine Zärtlichkeit, die kaum etwas benötigte. Die dennoch von unfassbarem Vertrauen und Zerbrechlichkeit zu erzählen wusste.
Ihre Augen fanden die seinen. Scheuten sich nicht vor der Begegnung mit den leblosen Blicken. Schienen in der Seele etwas zu erkennen. "Ich sehe eine Seele, die der Heimat entrissen wurde. Ich sehe einen Mann, der zu lange schon in keinen Armen mehr lag."
Wie durch ein Wunder schien sie ihm noch näher gekommen zu sein. Als hätte Gott der Herr sie näher aneinander geschoben. Und wie durch ein Wunder fanden die Lippen der Schönheit die seinen.
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Simon
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Re: [1012] Ein Spiel voller Unschuld [Simon]

Beitrag von Simon »

Es schien eher ein Wunder, dass sie sich so nahe an ihn heranwagte. Sei es nun Naivität, sei es nun ihr Mangel an Furcht, Simons Lippen erwiderten die sanfte Geste. Seine kühlen Lippen berührten ihre. Er genoss die Zartheit, die Wärme, die Erinnerungen an vergangene Zeiten, während er seine Augen halb schloss und alles um sich herum zu vergessen suchte.
Nach mehreren Augenblicken, die sich zu einer Ewigkeit ausdehnten, schob seine Zunge ihre Lippen mit sanftem Druck auseinander, fand die ihre und umspielte sie sanft. Er schmeckte ihr Aroma, nahm ihren Duft auf, tastete mit den Fingern nach ihrer Wange. Seine Hände strichen ihre weichen Haare beiseite, während er sie stärker an sich drückte, gierig von ihrer Lebendigkeit trank und die Hand in ihren Nacken legte, um den Augenblick, diesen perfekten, sanfte Moment, nicht zu verlieren.
Er küsste sie, als hätte er in seinem Dasein niemals etwas anderes getan. Als hätte er nur für diesen Augenblick existiert, um schließlich in ihrer Umarmung, ihrem Blick zu versinken, als wäre es das Höchste aller Gefühle auf Erden.
In seinem Blick blitzte etwas auf. Er zog sich von ihr zurück, beide Hände auf ihre Wangen gelegt, und betrachtete sie tierhaften Augen, hinter denen sich ein Kampf ausfocht zwischen Verlangen und Furcht, zwischen dem tierischen Sein und der menschlichen Seele. Ein Kampf, den er zu verlieren drohte inmitten des Lärms, des Gelächters, der Musik - inmitten dieser Kakophonie aus Stimmen und Gefühlen, von denen er nur noch ein Echo zu kennen schien.
Seine Lippen teilten sich erneut, aber für einen anderen Kuss, eine andere Umarmung ... Wieder neigte er sich vor, duldete keinen Widerstand.
"Sei mein", hauchte er. "Sei meine Sofia, meine schöne Sousanna, bis zum Ende der Nacht ..."
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Sousanna
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Re: [1012] Ein Spiel voller Unschuld [Simon]

Beitrag von Sousanna »

Wer war dieses Mädchen? Sie bewegte sich so leicht, so sanft und doch voll alter Eleganz. Und auch ihr Kuss war sacht und federleicht. Natürlich und dennoch so bittersüß lockend.
Ruhig lag ihre warme, schmale Hand auf seiner Brust, schien dort Geborgenheit und Nähe zu suchen, wo er sie ihr entzog, als er den Kuss löste.Voller Leidenschaft war ihr Blick und so weich wie Seide.

Ganz sacht hatte sich ihr Kinn geneigt, so dass die Fremde nun noch mehr zu ihm empor blickte. Ihre Zerbrechlichkeit und die pure Unschuld ihrer Schönheit schien noch einmal mehr zum Leuchten zu bringen.
"Euer bin ich.", gab sie ihr gerauntes Versprechen. "Bis zum Ende der Nacht."
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Simon
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Re: [1012] Ein Spiel voller Unschuld [Simon]

Beitrag von Simon »

Während Simon ihrer Stimme lauschte und ihre Zartheit spürte, die das Haar und ihre Kleidung nur zu untermalen schienen, betasteten seine rauen, kühlen Finger ihren sanften Hals, als wollte er jede Stelle kennenlernen. Seine rechte Hand, die hinten um ihren Nacken lag und sanft, aber unwiderruflich an sich drückte, streichelte ihren Haaransatz.
Er küsste ihren Hals, nahm erneut den Duft in sich auf, den sie verströmte, ließ seine Zähne, die merkwürdig spitz waren, langsam über ihre Haut gleiten, als wollte das Raubtier in ihm gleich seine Beute schlagen, nur um von dem Menschen darin zurückgehalten zu werden.
Er ließ die Sekunden verstreichen, die Takte der Musik um Sousanna und ihn herum, als warte er auf eine Pause, auf einen Hinweis darauf, dass jetzt die Zeit gekommen war für den nächsten, den schönsten aller Küsse. Er öffnete den Mund, doch zögerte er erneut.
Irgendetwas ließ ihn innehalten. Die Hand löste sich von ihrem Nacken, streifte nur leicht ihre Haare, während die linke die Wange streichelte, er sich zurückzog und in das unschuldige Antlitz der Schönen blickte.
"So viel Unschuld", sagte er. "So verführerisch." Es war, als hätte irgendetwas ihn gezwungen, aufzuhören. Ein Misston, irgendetwas in den Halbschatten des Hausinneren, das ihn von Grund auf erschütterte - wie eine lästige Erinnerung, die keinen Widerspruch zuließ. "Verzeih einem Narren, meine Schöne. Ich habe wohl meine Grenzen überschritten." Er streichelte ihre Wange. Und obwohl seine Hände kühl waren, lag in ihnen eine liebende Wärme. Es war nicht die eines Liebhabers oder Freiers, sondern eines Menschen, der sich an Zuneigung erinnerte und mit aller Macht versuchte, diese wiederzuerlangen. In seinen Augen stand geschrieben, dass dies nicht der richtige Weg war. Dass er, all seinen Erfahrungen zum Trotz, etwas in ihr sah, dass über die bloße Existenz als Lebemann hinausging.
"Verzeih", sagte er.
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Sousanna
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Re: [1012] Ein Spiel voller Unschuld [Simon]

Beitrag von Sousanna »

Für einen Moment schien die junge Frau tatsächlich überrascht. Schlich sich da wirklich Angst in die großen, braunen Rehaugen? Doch was war es, das sie hier für einen Moment in Furcht versetzte? Die Ablehnung? Oder hatte sie doch die Gefahr gespürt, die sich hier aufbaute, wie ein drohendes Unwetter? Ihr zarter Leib hatte sich versteift, für einen Moment mochte man sogar erahnen, dass sie nach einem Fluchtweg suchte.
Auch im Hintergrund schien sich mindestens ein Mann anzuspannen. Der grobe Ganove, der in einer der hinteren Ecken residierte und dessen Gewalttätigkeit ihn umwaberte wie eine Aura, musterte den Fremden mit gebleckten Zähnen. Für einen Moment schien sich seine Faust um einen Gegenstand zu ballen, als wolle er sein Eigentum verteidigen.

Dann aber legte die Schöne die Stirn für einen Augenblick an seine Schulter, ehe sie zu ihm empor lächelte. "Nichts zu verzeihen.", flüsterte sie leise und schien das ehrlich zu meinen.
Schließlich aber würde ihr Lächeln heller. "Ich zeig euch etwas." Ein Kuss traf seine Wange knapp vor dem Ohr. "Wenn ihr mir also folgen wollt."

Leicht und schnell wie eine Tänzerin würde Sousanna den fremden Gast eine Treppe hinaufführen und am Ende des Ganges eine Tür öffnen.
Dahinter erwuchs ein kleines, absurdes Paradies. Das Zimmer war gekleidet in beste Stoffe, der Boden bedeckt von unzähligen Kissen und hinter Vorhängen schimmerte rosiges Licht. Auf kleinen Tischchen lagen wunderbare, zauberhafte Kleinodien.
Mit einem geheimnisvollen Grinsen schloss sie die Tür hinter ihnen und strahlte zu Simon empor. "Vielleicht fühlt ihr euch hier etwas wohler..." Elegant und katzengleich trat sie in die Mitte des Raumes und ließ sich dort auf die seidigen Kissen nieder. "Hier sind wir in jedem Fall ungestört."
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Simon
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Re: [1012] Ein Spiel voller Unschuld [Simon]

Beitrag von Simon »

Ohne das geringste Zögern folgte Simon der Schönen, wobei er sich kein einziges Mal mehr umwandte, selbst wenn der hellste Ton zu hören war. Er folgte nur ihren Bewegungen, dem zarten Takt ihrer Hüften und dem Duft ihres Daseins.
Schließlich, in jedem Meer aus Kissen, stand er vor ihr und legte einen Finger auf die Lippen. Hinter seinen Augen blitzte nun etwas auf, das vielleicht einmal menschlich gewesen war, worauf jedoch ein Schatten lag, von dem er womöglich nicht selber wusste, dass er da war. Er traf eine Entscheidung, ließ sich auf die Kissen nieder, doch statt nahezukommen, setzte er sich auf Armeslänge vor sie und betrachtete sie - als wäre sie eine lebendige Statue.
Nun lächelte Simon, aber es war das Raubtierlächeln, dessen er nicht Herr werden konnte, und Zähne, weiß wie Perlmutt, glänzten im rötlichen Licht des Zimmers und wirkten, als hätte er vor Kurzem tatsächlich mehr genommen als nur Zärtlichkeiten.
"Bisher", sagte er und wechselte ins Griechische, "ist mir nur eine Frau wie du begegnet. Es endete nicht sonderlich gut." Das Lächeln machte einem Ausdruck von Enttäuschung Platz, und in dem schummrigen Licht wirkte es so, als würde jemand tiefe Furchen in sein Gesicht graben. Doch strafte sein jugendliche Aussehen diese Veränderung Lügen. "Wie lange, meine Liebe, können wir dieses Spiel fortführen, wenn draußen die Wölfe lauern?"
Seine Stimme klang verletzlich, zurückhaltend, als wenn ihn irgendetwas quälen würde. "Oder wenn du den Wolf ins Haus lässt?" Sein Lippen teilten sich, zeigten das Perlmutt seiner Zähne, von denen zwei spitzer zu werden schienen, doch konnte das, wie auch die seltsamen Furchen im Antlitz, nur eine Täuschung des Lichts sein.
"Nun, Sousanna, wie lange?"
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