[1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

[Dezember '18]
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Nubis
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

"Gut...."
Er beugte sich noch etwas näher zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr.
Danach sah er sie lächelnd wieder an und sprach weiter etwas leiser, der Stimmung des Meeres angepasst.
"Nun wisst ihr, warum vielleicht in Zukunft diejenigen dies schützen wollen, oder es hoffentlich zu schützen wissen."
Das zu lernen, was Gott uns durch die Not lehren will, ist wichtiger, als aus ihr herauszukommen.
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Seresa
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa nickte leicht.

„Ich verstehe, werter Galeno. Entsprechend rate ich Euch mit Brimir zu sprechen. Seine Aufgabe als Blutvogt der Domäne Genua ist neben der Ernennung und Entlassung der Liktoren, auch sie anleiten ihre Aufgaben zu priorisieren. Er kann somit diesen Aspekt Eure Idee großflächig blockieren oder wohlwollend unterstützen.“

Die Brujah schwieg für einen Moment nachdenklich.

„Ich denke ihr hattet vorab an einer guten Stelle Rat ersucht, um den Ancilla nicht unnötig zu belästigen. Dennoch solltet Ihr ihm dringlichst den nötigen Respekt erweisen und derlei Dinge entsprechend vorab mit ihm besprechen. Um Kontakt mit ihm zu ersuchen, könnt Ihr ihm eine Nachricht im ´Nordisch Allerlei´ im Hafenviertel hinterlassen. Ich bin mir sicher, er wird Euch eine Nachricht zukommen lassen, sobald er Zeit für derlei Dinge findet. Was die anderen Punkte angeht, so ist mir bewusst, wie die Herstellung von Tinte möglich ist, auch wenn es das eine oder andere Geheimnis gibt, welches ich zu gerne ergründet wüsste.“

Erneut pausierte Seresa kurz, während sie ihren Kopf etwas schräg legte.

„Ich nehme an, Ihr hattet in Florenz bedauerlicherweise nicht das Vergnügen gehabt, mit dem dortigen Botschafter der Domäne Genua vor Ort in engerem Kontakt zu sein, oder?“

Fragend blickte sie auf Galeno, bevor sie fortfuhr.

„Was die Schriftstücke an sich angeht, so wäre die Frage, woher die Originale zu erhalten wären und was der Preis wäre, um von ihnen Abschriften anfertigen zu dürfen. Interessante Werke sind meist Kostbarkeiten, welche eifersüchtig gehütet werden. Eine weitreichende Verbreitung würde möglicherweise ihren Wert schmälern, sofern es sich nicht dabei ohnehin um Kunstwerke handelt. Was die Geldgeber angeht, so würde ich manche Eurer genannten Namen aus Prinzip ablehnen müssen. Was das Anwesen angeht, so würde man sich wohl ähnlich den finanziellen Mitteln bei Jemandem hierfür verschulden müssen. Grundsätzlich bin ich von der Überlegung nicht abgeneigt, doch sie ist ein gewisses Risiko. Ein nicht Geringes wohlbemerkt, betrachtet man den Wert der einzelnen Dinge und erwartbare Komplikationen.“

Die Spitzen ihrer Daumen tippelten leicht gegeneinander, bevor sie sich ihrer Handlung gewahr wurde und damit aufhörte.

„Ich werde in Ruhe über euren Vorschlag nachdenken müssen, werter Galeno, denn ich will Euch nicht zusichern, was ich nicht halten kann. Ich denke, Ihr habt Verständnis für dies.“
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
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Nubis
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

"Nun, es ist ein vielschichtiges Unterfangen, in dem ich Unterstützung mehrerer Parteien benötigen werde, also bin ich auch dabei, jegliche dieser Parteien zu fragen. Auch die Unterstützung meines eigenen Klans möchte ich mir dahingehend sichern, denn auch da kann blockiert werden und zwar ziemlich intensiv."
Wieder lächelte er. Oh ja, er hatte einiges in Planung und wusste momentan gar nicht so recht, wo ihm der Kopf stand. Alles schwirrte förmlich rundherum, fast wie im Taubenschlag.

"Wie bereits erwähnt, so würde ich klein anfangen. Wir könnten unter anderem unser Wissen niederschreiben und weiter geben. Das wäre ein kleiner Anfang. Und danach dann steigern, auch den Wissensschatz erweitern. Wir müssten sehen, ob wir Handel treiben können, Kontakte zu anderen Klöstern finden und dort ebenfalls Abschriften tätigen dürfen oder gestiftet bekommen. Mir geht es vorrangig auch nicht unbedingt darum, dass wir einem Kloster Konkurrenz machen, denn nicht nur in Klöstern gibt es Gelehrte. Man kann auch das Wissen einiger, die nicht schreiben können, verewigen und sammeln. Und ja, verschulden werden wir uns am Anfang. Aber wir sind zu zweit und können so vielleicht auch ein besseres Angebot unterbreiten oder erhalten, als nur alleine. Wir können die Schuld gemeinsam stemmen."

Er leicht schiefer Blick musterte nun Seresa.
"Welche meiner vorgeschlagenen Unterstützer würdet ihr ausschliessen wollen? Und warum?"

Noch einmal liess er eine Pause zu, die vom Rauschen der Wogen überspielt wurde.
"Da dies nur mit Zusammenarbeit funktioniert, so habe ich natürlich Verständnis, dass ihr darüber nachdenken wollt. Ich brauchte auch einiges an Zeit, bis das Konzept etwas besser Stand und Fuss hatte."
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Seresa
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresas Blick wanderte von Galeno ab. Nachdenklich blickte sie lange auf die ruhig liegende See und wog offensichtlich einiges an Für und Wider ab. Dann schloss sie die Augen und sog die Luft in ihre untoten Lungen, bevor sie sie langsam entweichen ließ und ernst vor sich hinsprach.

„Ich rate Euch mit Eurem Clanältesten darüber zu sprechen, bevor Ihr weiter mit Jemand Anderem darüber sprecht.“

Die Brujah öffnete die braunen Augen, blickte einige Momente schweigend gerade aus, bevor sie zurück zu Galeno sah.

„Zudem vergesst bei all Euren Überlegungen nicht die politische Situation hier in Genua. Unter anderem verläuft noch immer ein tiefer Riss zwischen unseren Clans. Zwar war ich selbst darum bemüht - trotz allem was gegen mich spricht - Brücken zu schlagen, doch waren meine Bemühungen vergeblich und das Misstrauen blieb bestehen. Sowohl bei Eurem Bruder im Blute Titus, wie auch Eurer Schwester im Blute Seinfreda. Wie es um Euren Ältesten diesbezüglich bestellt sein mag, vermag ich wahrlich nicht zu beurteilen, doch ich nehme an, seine Meinung über mich dürfte ähnlich lauten wie die Eurer anderen Geschwister im Blute.“

Die Brujah schüttelte nur stumm ihren Kopf und blickte erneut auf das Meer.

„Ihr wisst von mehr als einer Seite was gegen mich spricht, dennoch schwebt Euch noch immer eine Zusammenarbeit mit mir vor. Ihr geht gar davon aus, dass wir zu zweit ein besseres Angebot unterbreiten oder erhalten könnten, als Ihr allein.“

Ihr Blick wanderte Fragen zu dem Kappadozianer zurück.

„Wie gelangt Ihr zu dieser Annahme?“
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Nubis
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

Galeno grinste ein wenig. "Nun, ich hoffe doch nicht, dass ihr euch bisher nur Feinde in Genua gemacht habt, oder?"
Er kam nicht umhin, sie nun doch etwas argwöhnisch zu mustern. Die Augen glitten von oben nach unten, blieben aber jeweils zu Beginn und wieder am Ende länger beim Gesicht, verweilten dort und versuchten eine Regung zu erkennen.

"Ihr macht euch manches Mal vielleicht auch einfach zu viele Gedanken über all das, was sein könnte. Klar, man muss viele Eventualitäten einplanen und sollte so viele wie möglich berücksichtigen, aber ich weiss, dass dies nicht geht. Nicht hundert Prozent. Und wenn man es nicht versucht, selbst wenn vieles dagegen spricht, so kann es sein, dass man eine gute Chance weggeworfen hat. So ist dies auch bei der Forschung."

Die Brauen wechselten ihre Position, wurden etwas mehr nach oben gezogen, sodass nun der Blick eher als fragend definiert werden konnte.
"Was könnte euch, alleine durch den Versuch an solch einem...doch noch recht kleinen Projekt mitzuwirken....schlimmes geschehen? Was hättet ihr zu verlieren und was zu gewinnen?"
Sein Kopf wanderte in eine leichte Schieflage.

"Ich werde im Vorfeld alles erledigen, was es da zu erledigen gibt. Das heisst..viele Fragen stellen und sicherlich auch Verhandlungen führen... Jedoch ... wie gesagt.. nicht, ehe ich keine Nachricht von euch habe."

Sein Grinsen wurde noch einmal etwas breiter... "Mich interessieren diese Feindschaften nicht und wenn, muss ich mit euch ja wohl zusammenarbeiten. Das werde ich auch so meinen Clansgeschwistern und unserm Ältesten versuchen zu erklären. Ja, es ist störend, dass sich nicht alle lieb haben, aber ich denke nicht, dass sie euch gegenüber derartig abgeneigt gegenüber stehen, dass sie mir davon sofort abraten würden. Dann hätte mein Clansbruder anders von euch gesprochen. Und ja, ich denke, dass auch ihr zu diversen Kainiten sicherlich einen besseren Draht haben dürftet, als ich...da ihr sie womöglich auch länger kennt und auch das erhöht die Möglichkeiten, könnte den Erfolg näher bringen."

Da eine sitzende Position auf Dauer doch etwas unangenehm war und es ohnehin mal Zeit war, sich etwas anders zu platzieren, denn der steinerne Kies drückte sich so langsam fest, lehnte sich Galeno einfach so weit zurück, bis er dann auf dem Rücken lag, die Arme hinterm Kopf gefalten und die Sterne beobachtend. Seine Augen studierten das Sammelsorium an Sternen, die Bilder ergaben, wenn man sie mit Linien verband.
Einen Wagen...oder ganz ausgefallene Sachen. Er erkannte auch eine Blume, ein kleines Boot mit Fischern darin, ein paar Tiere aus phantastischen Erzählungen, die einige der fahrenden Händler bei ihrem seltenen Besuch in der Einsiedelei mitgebracht und zum Besten gegeben hatten.

Es dauerte eine Weile, bis er wieder recht leise und ruhig sprach.

"Heute ist es richtig ruhig und friedlich..." er schien ein wenig melancholisch zu werden. Sein Blick wanderte zu Seresa.
"Es wird sicherlich nicht so bleiben. Was meint ihr? Ihr denkt schliesslich ständig über alles so stark nach, auch über das, was sein könnte...da müsstet ihr doch sicher einiges an Zukunftsvisionen parat haben. Oder?"
Sein Blick wanderte wieder zu den Sternen...zum Mond...
"Wann wird er bluten..." murmelte er leise, aber durchaus von ihr hörbar.
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Seresa
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Auf Galenos Mustern hin, blieb Seresas Gesicht ausdruckslos, gleich jener marmornen Statuen, welche von Tomas Händen geschaffen im Elysium standen. Einzig eine gewisse Genervtheit war wohl darin zu erahnen, welcher vermutlich der - in ihren Augen - Unbedarftheit oder Unwissenheit des Kappadozianers geschuldet war. Danach hörte sie ihm ohne weitere große Regung und mit gleichbleibender Mine zu. Als Galeno seine Position veränderte, verfolgte Seresa stumm seine Bewegungen, blieb jedoch selbst in der knieenden Haltung sitzen. Ob sie die Steine weniger störten oder sie ihre Anwesenheit schlicht wortlos erduldete, wie so vieles andere in ihrem Dasein, war in dem Moment nicht eindeutig. Womöglich war sie es auch schlicht nicht gewohnt, sich zu entspannen und den scheinbaren Frieden zu genießen. Stattdessen war ihre Haltung kerzengerade, wachsam und in ihrer eigenen Art und Weise derart erhaben und in sich ruhend, dass sie in diesem Moment die Könighaftigkeit ihrer Erziehung fast greifbar wiederspiegelte. Ihr Blick wanderte gänzlich auf die See ab, um schließlich - als der Kappadozianer von bluten sprach - zu diesem fragend zurückzuwandern, nur um seinen Blick zu eben jenem Himmelskörper zu folgen. Stumm betrachtete sie ihn nachdenklich einige Momente, bevor sie wieder auf das Meer blickte. Aus seiner Position heraus konnte Galeno den roten Strich, welcher den Nacken der ewigjungen Schreiberin zierte, nur allzu deutlich erkennen.

„Weshalb wäre dies für Euch von Belang?“

Ihre braunen Augen fielen über ihre Schulter hinweg auf den Liegenden.

„Ist es etwas, was Ihr in Euren Visionen saht?“

Schweigend betrachtete sie ihn für einen Augenblick, bevor sie sanft den Kopf schüttelte.

„Ich bin nur eine einfache Frau, werter Galeno. Ich weiß nicht, wie es wohl sein mag, Zukunftsvisionen zu haben. Ob sie wahrhaftig sind. Ob sie das Abbild unserer eigenen Begierde oder die wiederspiegelnde Oberfläche unserer ureigensten und tiefsten Ängste sind. Ob sie eine selbsterfüllende Prophezeiung sind oder gar deshalb zu ihr werden, weil wir unsere Gedanken und Handlungen darauf konzentrieren, dass sie wahr werden oder darauf, sie gar zu vermeiden, wodurch es - gewollt oder ungewollt - zum Eintreffen der Visionen kommt.“

Seresa zuckte leicht mit den Schultern, bevor sie ihr Haupt dem Meer zuwandte.

„Ich weiß nicht, was Ihr meint in mir zu sehen oder zu erkennen, werter Galeno, doch würde ich es mir niemals anmaßen erahnen zu können, was die Zukunft wahrlich bringen mag, einerlei wie viel oder wie wenig ich nachdenken würde.“

Die Brujah schwieg für einen kurzen Moment.

„Entsprechend nein, ich mache mir nicht zu viele Gedanken über all das, was sein könnte. Stattdessen stelle ich einzig die offensichtlichen Fragen, auf welche Ihr bisher keine Antwort geliefert hattet und sofern ich Euch wahrlich eine Antwort darauf geben muss, was Schlimmes geschehen könnte und was man verlieren könnte, so seid Ihr entweder weitaus dümmer, als ich es bisher von Euch angenommen hatte oder Ihr stellt Euch derart dumm.“

Ihr Blick aus ernsten, braunen Augen fand zurück zu dem Kappadozianer.

„Weder das eine noch das andere würde ich an Euch zu schätzen wissen.“
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Nubis
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

Er blieb entspannt am Boden liegen und blickte nur ab und zu in ihre Richtung.
Ein Seufzen entwich ihm, welches sich irgendwann in der Luft verlor.

"Werte Seresa... für manches kenne ich euch einfach noch nicht gut genug und Genua ebenfalls auch noch nicht. Es gibt tatsächlich Dinge, die ich noch nicht begreife...aber begreifen lerne... Und es gibt Dinge, die mir noch verschlossen bleiben. Doch wenn ich nichts versuche, so kann ich auch keine Erfahrungen sammeln. Dann kann ich mich tatsächlich wie früher verhalten und mich in meiner Zelle meinen Forschungen widmen. Dann wäre ich weg von alledem...."

Würde er jetzt atmen können, würde sich sein Brustkorb nun stark heben und senken, ein entspannendes Atmen....doch er brauchte dies nicht mehr.

"Ihr bringt mehr Erfahrung mit und deswegen frage ich euch. Und ihr habt sicherlich auch eigene Probleme und Ängste. Die hat so jeder. ihr seid ausserdem nicht einfach, denn ihr seid Kainitin und somit schon etwas Besonderes...und man muss auch keine Zukunftsvisionen sehen, um sich Gedanken zur Zukunft zu machen. Ziele und Dinge, die diese verbauen oder fördern können. Darüber nachzudenken ist keine Anmassung, sondern eine weise Betrachtung der Dinge die sind und die kommen werden..."

Er sah wieder zum Mond und die Augen wurden etwas schmaler.
"In manchen meiner Visionen ist der Mond blutrot....und wir alle enden in Asche...."
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Seresa folgte seinem Blick zum Mond. Betrachtete ihn, bevor ihre braunen Augen zurück zu dem Kappadozianer wanderten und sie an ihn gewandt sprach.

„Fürchtet Ihr Euch?“

Ihre Stimme war warm und sanft. Offenkundig besorgt auf eine Art und Weise ähnlich der einer Mutter um ihr Kind.

„Davor, dass Eure Visionen eines Nachts wahrwerden könnten? Dass Ihr nicht aufhalten könnt, was sie Euch offenbaren?“

Schweigend blickte sie ihn einen Momentlang über die Schulter an, bevor ihr Gesicht nachdenklich wurde.

„Würdet Ihr Euch dagegen wehren, was laut Ihnen geschehen muss, auch wenn es Euch rauben würde, was Euch das Liebste ist oder würdet Ihr zulassen, dass es geschieht, weil es zum Wohle aller ist?“

Fragend ruhten ihre braunen Augen auf dem jungen Mönch.

„Glaubt Ihr, Ihr seid ein Gesalbter, gar Auserwählter des Herrn, da es Euch vorbestimmt ist zu sehen, was anderen verborgen bleibt oder glaubt Ihr was Ihr seht sind Einflüsterungen des Teufels, der versucht - von Euch unbemerkt - über diese die Welt nach seinen Wünschen zu formen, weil durch die Verbreitung des Wissens Angst geschaffen und dadurch eine neue Wahrheit, gar eine neue Welt, daraus geboren wird?“

In Seresas Stimme war keine Provokation oder gar eine versteckte Anklage zu hören. Viel mehr schien sich hier erneut das Blut der Gelehrten und die Suche nach Erkenntnis zu zeigen, welche die ewigjunge Frau wieder und wieder dazu veranlasste über vieles was sie umgab zu sinnieren.
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Nubis »

Er musterte sie lange, ehe er ihr antwortet. Er versuchte erst zu erkennen, warum sie ihn dies fragte, zu erkennen, ob sie einer Antwort würdig war und wenn ja in welcher Form. Sie wirkte mehr, wie er, wenn er Wissen suchte.. ruhig, die Erkenntnis suchend, nicht diese sogleich bewertend. Also entschied er sich für eine ehrliche und umfassendere Antwort, als die, die er jemandem gegeben hätte, der nicht des Wissens wegen fragte, sondern andere Gedanken hegte.

"Ich trage durchaus Sorge mit mir, aber keine Angst. Ich weiss, dass manch einer dies als Strafe sieht, doch denke ich nicht so. Ich habe stets Gott gedient und sein Weg führte mich zu dem, was ich jetzt bin und zu dem, was ich in mir trage. Ich folge nicht dem Weg des Himmels, doch denke ich, dass manches von Gott vorherbestimmt ist und so sicherlich auch die Visionen, die mir zu Teil werden. Ich deute sie als eine Art Warnung, was geschehen kann oder wird und auf was ich mich vorbereiten kann. Ob es dann allerdings in meiner Macht liegt, dies zu verhindern, oder ob es so einfach geschehen muss..... nun..ich denke, dass ich dies mit der Zeit erfahren werde oder dann eben erkenne, wenn es tatsächlich geschieht.

Die Menschen würden sich wahrscheinlich freuen...denn sie hätten keine Jäger mehr, die ihnen Nachts auflauern. Zumindest keine, die nicht zu ihrer eigenen Art zählen. Aber ob der Tod aller unserer Gemeinschaft dienlich ist? Ich wage es zu bezweifeln. Jedoch kann es sein, dass wir einfach nicht mehr sein sollen..irgendwann...aus Gründen, die wir nicht begreifen können. Es ist schwierig...."


Er blickte sie etwas ernster an.
"Dass dies von einer bösen Macht gegeben ist, ich mag nicht daran denken. Auch wenn natürlich stets die Möglichkeit besteht. Aber ich...ich gehe auch nicht umher und tratsche dies jedem weiter und verbreite damit womöglich Angst und Schrecken. Ich versuche es grösstenteils erst einmal selbst zu verstehen und gezielt dann diejenigen einzuweihen, die damit womöglich umgehen und weise Entscheidungen treffen können.

Doch es ist auch eine grosse Last."

Er blickte wieder zum Himmel und seufzte, als er die Sterne so betrachtete, wie wunderschön sie waren.
"Tut mir leid, dass ich damit angefangen habe... Es hätte nicht sein sollen."
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Re: [1014] Talente verbinden [Galeno, Seresa]

Beitrag von Seresa »

Wäre es ihr nicht untersagt gewesen, so hätte es wohl passieren können, dass der Kappadozianer in diesem Moment der Stille eine sachte, trostspendende Hand auf seinem Körper spürte. So jedoch ruhten die Hände der Brujah in ihrem Schoß und einzig ihr sanftes Lächeln und das dezente Kopfschütteln spiegelten ihre wahren Gefühle gegenüber Galeno in diesem Moment wieder.

„Es gibt nichts zu verzeihen, werter Galeno. Wir alle hadern bei Zeiten mit der Bürde, welche uns auferlegt wurde und ich neide Euch wahrlich nicht die Eurige.“

Seresa schwieg und dachte nach, bevor sie ein ehrlichgemeintes und wohlwollendes Angebot formulierte, welches sie offenstehen ließ.

„Es gibt nicht viel, was ich für Euch tun kann, doch biete ich Euch ein offenes Ohr an, so Ihr eines Nachts darüber sprechen wollt und nach Rat sucht.“

Für einen Moment ruhten ihre Augen auf dem Mönch, bevor sich ihr Haupt ruhig zurück zur See drehte. Einige Zeit schwieg sie, bevor sie leise vor sich hinsprach.

„Was Eure Worte angeht, so ist es fraglich, ob wir letzten Endes nicht unausweichlich und unvermeidbar durch unser eigenes Tun und Unterlassen unsere Vernichtung heraufbeschwören oder ob nicht ohnehin bereits eine höhere Macht entschieden und bestimmt hat, wann die Stunde unseres Todes sein wird und wie wir vergehen werden.“

Die Stimme der Brujah klang nachdenklich, doch die Regungen in ihrem Gesicht waren für den Kappadozianer verborgen.

„Ich bezweifle jedoch, dass Tod aller den Menschen wahrlich dienlich wäre, denn wir sind nicht die Einzigen, welche sie jagen, wobei fraglich ist, ob der Begriff Jäger überhaupt widerspiegelt, was unsere Art ist und was wir wahrlich tun. Letzten Endes wären dort noch immer die Monstren in den Wäldern wie Wölfe und Bären. Die sagenumwobenen Bestien der See. Wesenheiten jenseits unserer begrenzten Vorstellungskraft.“

Seresa pausierte für einen kurzen Moment, während sie leicht mit den Schultern zuckte.

„Ohne Zweifel mag hier ohnehin die grundlegende Frage sein, woran man glauben will. Weshalb man glaubt, dass uns allen unser Dasein gewährt wurde. Was wir meinen als Wahrheit zu erkennen und anzuerkennen. Ob wir wahrlich die Geisel der Menschheit sind oder ihre wohlwollenden Schutzengel. Ob uns unsere dunklen Gaben und die Ewigkeit geschenkt wurde, so dass sie zum Guten gereichen können oder ob sie einzig Schlechtes hervorrufen, da wir verdorben sind. Ob unser Dasein von uns und Anderen als nützlicher Segen oder als grausamer Fluch empfunden wird. Ob wir an Vorherbestimmung glauben wollen oder an den vom Herrn gewährten freien Willen. Ob wir uns und andere als gute Hirten sehen oder als finstere Sendboten des Teufels. Ob wir im Grunde unserer Herzen nicht immer Etwas sind, das zum Wohle aller handelt oder Etwas, was einzig der eigenen Begierde folgt.“

Erneut verstummte die Gelehrte kurz.

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