[1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

[März '19]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Gasparo
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[1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

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Das Jahr 1026 war noch sehr jung und es herrschte ein milder Winter in Genua. Die Bewohner der Stadt kümmerte sich um ihre täglichen Belange. Eltern bangten um ein krankes Kind, ein Fischer beklagte sich über einen erfolglosen Tag und ein Trunkenbold versuchte vergeblich, die Stimme seiner Ehefrau aus seinem dröhnenden Kopf zu verbannen.

Aber die Sorgen dieser Menschen gehörten dem Tag. Die Sonne ging unter und das Blut in Gasparo begann, sich zu regen. Langsam befreite das Mitglied des Clan Ventrue sich aus den Armen der Finsternis und setzte sich auf. Wie war es, als Mensch zu schlafen? Er sollte es noch wissen, aber diese Erinnerungen schienen blass und unwirklich im Vergleich zu seiner Gegenwart. Hatte er als Mensch noch etwas gefühlt, als er ruhte? Wovon hatte er geträumt, als sein Herz noch schlug?

Der Magister unterdrückte den Impuls, zu seufzen, als er die Gedanken vertrieb. Er hatte keine Zeit für diesen Unfug, wenn wichtigere Dinge seine Aufmerksamkeit forderten.

Später in dieser Nacht ging Gasparo, begleitet von Crispianus und Sixtus, durch Broglio. Die Gruppe ging langsam, um dem humpelnden Sixtus die Möglichkeit zu geben Schritt zu halten. Der untersetzte Crispianus trug zwar seinen Lederharnisch doch keine sichtbare Waffe. Seine Hände ballten sich wieder und wieder zu Fäusten als er die Gestalten musterte, die ebenfalls noch zu dieser Zeit unterwegs waren.

Schließlich näherten sich einigen Feuerkörben, die den Eingang zum A Tarda Ora erhellten. Gasparo machte einen Bogen um die Lichtquellen. Das Tier heulte schrill eine Warnung tief in ihm doch er in geübter Manier rang er den Impuls nieder. Crispianus stellte sich zwischen seinen Meister und die Wachen während Sixtus zum Eingang humpelte und rhythmisch vor die Tür klopfte.

Sobald jemand öffnet verbeugt sich Sixtus tief. „Ich hoffe, Ihr erlebt bisher eine schöne Nacht, mein Freund. Dies ist der Magister Gasparo di Como. Ich hatte die Freude, mit dem Herren dieses Hauses für diese Nacht ein Treffen zu vereinbaren und so sind wir nun hier, pünktlich und vollzählig.“ Sein Lächeln ist fast übertrieben freundlich.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Bevor Sixtus an die Tür hämmern konnte, wandte sich schon ein Wachmann, der daneben seinem Dienst nachging an ihn und musterte die Gäste kritisch. Auch sein Kollege auf der anderen Seite schaute aufmerksam herüber.
Als sie sich vorstellten, nickte er ihnen zu und öffnete die Tür und ließ die drei Männer eintreten.
In der weissen Halle, die von schwachem Feuerschein der aufgestellten Kerzen beleuchtet wurde, wurden sie gebeten einen Moment zu warten. Kurze Zeit später kam die Wache zurück und ein hochgewachsener Mann mit reiner weisser Haut, nachtschwarzem Haar und eisblauen Augen trat hinter ihm zu den drei in die Halle.

Während sich die Wache nun inne neben die Tür stellte, nickte der andere ihnen zu, musterte jeden Mann nacheinander.

„Willkommen im A Tarda Ora. Ich bin Toma Ianos Navodeanu. Erster Herold ihrer Majestät Aurore di Genua. Neugeboren im Blute der Drachen und Kind von Navod Sorinescu.“
stellte sich der Drache eifrig vor, aber nicht ohne Stolz.
„Ich hatte von eurem Gesuch erfahren und ich bedaure es, dass ich euch nicht empfangen konnte, aber ich schätze es war nicht zu eurem Schaden eine Audienz beim höchstverehrten Prinzen direkt zu bekommen?“ fügte er dann an und fragte doch nur rhetorisch und aus reiner Höflichkeit.

Der Drache trug eine schwarze Tunika und Beinlinge, sowie braune Lederschuhe und wies mit der Hand ihm zu folgen in den Gang, aus dem er gerade getreten war.
Sein Haar war etwas ungekämmt, als wäre er nur mit der Hand durchgefahren und alles in allem wirkte auch die Kleidung sehr schlicht und wenig herrschaftlich.
„Eure Diener können sich mit Johann beschäftigen.“ sagte er als sie an eine Tür kamen die offen stand und ein junger blonder Mann im Rahmen stand, als hätte er genau da auf sie gewartet.
Er verneigte sich.
„Wünscht ihr zu trinken, werter Gasparo?“ fragte Toma sodann an den Ventrue gewandt und zwang sich zu einem Lächeln. Er hatte wenig Lust und Zeit für dieses Geplänkel, aber er wäre eine Schande für sein Blut es nicht zu tun.
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Gasparo
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Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

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Gasparo sah sich aufmerksam in der Halle des A Tarda Ora um, als die Gruppe das Gebäude betrat. Der Anblick des riesigen Freskos überraschte ihn, auch wenn sein Gesichtsausdruck passiv blieb. Der Magister war bewandert in der klassischen Kunst doch diese fremdartigen Wellen waren für ihn auf den ersten Blick und bei den wenigen Lichtquellen schwer zu deuten. Er spielte für einen Moment mit dem Gedanken, näher auf das Kunstwerk zuzugehen doch der Auftritt des Herolds zwang ihn, sich Toma zuzuwenden.

„Wohlwerter Herold, es ist mir eine große Freude, Euch nach all diesen Jahren endlich begegnen zu dürfen.“
Er verneigte sich angemessen. Sixtus und Crispianus verbeugten sich tiefer als ihr Herr, wobei die Verbeugung des korpulenteren Ghuls flüssiger und eleganter verlief als die des Leibwächters.

„Mein Name ist Gasparo di Como, Neugeborener des Clan Ventrue,
Kind des Majorianus,
Kind des Desiderio,
Kind der Brutia Livia,
Kind des Caracallas, Ahn des Clans der Könige und Herrscher der 12 Städte,
Kind des Lucius Tarquinus Priscus Ahnherr des Clans der Könige und Kind von Ventrue selbst.“


Seine Stimme war fest und deutlich, wie bei einem geübten Redner. Als er sich wieder aufrichtete strahlte er noch mehr Selbstsicherheit aus als zuvor. Er wirkte zufrieden und stolz. Dann streckte der Lehrmeister eine Hand nach hinten aus. Sixtus reichte ihm eine Pergamentrolle, die Gasparo blind entgegennahm und, mit einem Schritt auf Toma zu, nun in dessen Richtung hielt. „Ich bin dankbar, dass Ihr diesem Treffen zugestimmt habt. Als Dank habe ich ein bescheidenes Präsent für Euch. Einer meiner Schüler hat eine Zeichnung der Hydra angefertigt, wie sie Alcaeus beschrieb. Vielleicht findet Ihr Gefallen an dieser kleinen Skizze.“

Sollte Toma sich das Bild ansehen so ist es ein sauberes, in schwarz gehaltenes Abbild eines neunköpfigen, schlangenartigen Monstrums. Es war kein Kunstwerk, aber auch nicht misslungen.

Im Gegensatz zu Toma hatte sich der Ventrue wie so oft in ein feines Gewand gekleidet. Es war schwarz, mit dunkelroten Ärmeln. Seine Miene blieb ausdruckslos, als er die Frage seines Gastgebers beantwortet. „Natürlich war es ein Erlebnis für mich, den höchstverehrten Vertreter meines Blutes zu treffen. Vom Prinz persönlich in dieser Domäne begrüßt zu werden bestärkte mich nur in meiner Entscheidung, mich in Genua niederzulassen. Die Worte, die sie fand, waren inspirierend und beeindruckend.“

Er zögerte einen Moment und musterte den Tzimisce. „Wobei ich natürlich auch eine Aufnahme durch Euch willkommen geheißen hätte, wohlwerter Herold. Euer Ruf als strenger aber gerechter Prüfer eilt Euch voraus.“

Gasparos Ghule folgten Johann aus dem Raum, wobei der bullige Crispianus seinem Herrn einen letzten, besorgten Blick zuwarf. Gasparo nahm diesen gar nicht war, als er die Hände hinter seinem Rücken verschränkte. „Habt Dank für Euer großzügiges Angebot. Eure Gastfreundschaft ist beispielhaft. Aber verzeiht, wenn ich ablehne.“ Er senkte leicht seinen Kopf, um sein Bedauern auszudrücken. „Ich bevorzuge es, meine … Speise allein zu mir zu nehmen. Spottet bitte nicht, aber es ist eine Angewohnheit unserer Art, die ich ungern teile. Aber anstatt meinen Durst könnt Ihr vielleicht meine Neugierde stillen. Toma Ianos Navodeanu …“ Er sprach den Namen sehr sorgfältig aus und imitierte den Tonfall des Drachen, als er sich vorstellte, genau. „Ein seltener Name in unserer Region. Sagt, stammt ihr weit aus dem Osten?“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Es war dem Drachen durchaus anzusehen, dass ihn die Worte des Ventrue mit Stolz erfüllten, als dieser ihn als strengen Prüfer bezeichnete. Trotz seines bescheidenen Aussehens hielt er sich auch immer aufrecht mit einem durchdringenden Blick, der alles und jeden zu jeder Zeit zu mustern und zu bewerten schien. Ja, er war streng, denn nichts als Perfektion suchte er. Und diese Suche, die Gier blitzte manches mal in seinem Blick mit auf, wenn die Obsession, die Freude an den wenigen wahren Schönheiten hervor trat.

Die Zeichnung hatte er mit einem aufmerksamen Blick studiert. „Hydra“ sagte er und schaute wieder zurück zu Gasparo, interessiert.
„Davon habe ich nie gehört. Eine Sage? Wer ist Alcaeus?“
„Aber habt Dank für dieses Geschenk. Es ist eine...wundervolle Gestalt.“

„In der Tat, stamme ich aus der Region der Karpaten. Satu Mare ist meine Heimat, aber ich schätze das sagt euch nichts.“ Als der Drache sprach konnte man keinerlei Akzent in seiner italienischen Aussprache erkennen, wenn er es nicht gerade gesagt hätte, hätte man ihn wohl für einen gebürtigen Italiener halten können, wenn auch nicht gebürtigen Genuesen. Mehr schien seine Sprachkenntnis der Region Mailand zu entspringen.
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Gasparo
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Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

Gasparo nickte und verfiel erneut in einen etwas belehrenden Ton.

„Alcaeus war ein griechischer Lyriker, dessen Werke uns noch zu einem großen Teil erhalten sind. Dies ist wie ihr sicher wisst nicht oft der Fall. Er beschrieb auch die Hydra, die vom Halbgott Herakles als eine seiner Aufgaben in den Sümpfen von Lerna bezwungen wurde. Es soll eine teuflische Kreatur gewesen sein … schlug man ihr einen neun Kopf ab wuchsen zwei neue Häupter nach, und ihr Gift war in der Lage Knochen und Bronze zu schmelzen. Nur mit Feuer gelang es, dieses Monstrum zu bezwingen.“

Er hob die rechte Hand und ließ seinen Zeigefinger kurz kreisen.

„Die Hydra ist auch einer der wenigen Drachen, die in der griechischen Mythologie auftauchen. Daher meine Wahl für das Motiv.“

Der Ventrue lauschte interessiert, als Toma kurz seine Heimat erwähnte. Tatsächlich war ihm über Satu Mare und die Länder im Osten Europas nicht viel bekannt. Zu sehr lag sein Fokus auf den Schriften und Lehren, die sich auf Athen und Rom konzentrierten. Aber die Welt war größer, soviel hatten ihm nicht nur die Treffen mit Toma und Amalia bereits gezeigt, sondern auch die Geschichte der Kainiten, die wahrscheinlich irgendwo im Levant oder darüber hinaus ihren Ursprung hatten. Gasparo gelobte wortlos, in der Bibliothek nach einem Reisebericht oder ähnlichem über die Karparten zu suchen. „Der Name Eurer Heimat hat einen schönen Klang … Satu Mare. Ist es nicht interessant, wie viele unserer Art trotz der Gefahren, die das Reisen birgt, unglaublich weite Distanzen auf sich nahmen, um hier, in Genua, ein Heim zu finden?“ Er legte sich die rechte Hand auf die Brust. „Mein … Umzug aus Lucca muss dagegen auf Euch wirken wie ein Sonntagsspaziergang.“

Er rieb sich für einen Augenblick das Kinn. „Dennoch bin ich natürlich froh, dass das Schicksal einen Künstler wie Euch hierher geführt hat. Ich bewunderte die Statuen im Elysium … sie sind Eure Stücke, nicht wahr? Erstellt Ihr noch oft derlei Erzeugnisse oder erlauben Euch Eure andere Pflichten diese Arbeit nicht mehr?“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

„Ein Halbgott...“ murmelte Toma fasziniert. Er hatte keine Ahnung von den griechischen Göttern oder Mythologie, wusste lediglich, dass sie und auch die Römer mehrere Götter angebetet haben, so wie auch in seiner Heimat früher, doch waren das für ihn mehr Geschichten. Obschon am Ende natürlich keiner wusste, ob es nicht doch mehr als einen Gott gab, aber dieser seiner war nun mal der einzige, an den er bisher glaubte.
Er fragte sich jedoch ob diese Hydra nicht in Wirklichkeit einer ihrer Art gewesen sein könnte, ein Tzimisce und ein anderer ihn erschlug. Eine interessante Gestalt auf jeden Fall...neun Köpfe. Sofort gingen seine Gedanken weiter, wie diese miteinander vernetzt gewesen sein sollen und wie sie den Körper gelenkt haben sollen. Das gäbe doch ein großes Chaos oder nur ein Kopf enthielt ein Gehirn.

Gasparo konnte sehen, wie Toma für einen Moment wohl in Gedanken abdriftete und ihn gar nicht mehr direkt ansah. Dann wanderten die blauen irgendwann wieder zurück zu ihm und Toma bedeutete dem Ventrue ihm in einen Raum auf dem Gang zu folgen.

Innen befand sich ein runder Tisch mit vier Stühlen, ansonsten war er leer, nur die Wände zierten plastische Kunstobjekte. Kleine weisse Plättchen, die wohl mit Kalk überstrichen wurden und je nach Betrachtung entweder wie Schuppen oder Blätter wirkten, manchmal wellenförmig aufgereiht, manchmal aus einem Ursprung auffächernd.

Er bot ihm sich zu setzen, bevor er sich selbst auf einem anderen Stuhl nieder ließ.
„Ich nahm diese weite Reise nicht auf mich um Genua zu erreichen. Ich tat es um Neues zu entdecken. So schön meine Heimat auch ist, so hat man doch irgendwann alles gesehen. Zumal ich nicht so viel Interesse an der Natur und Landschaft habe. Für immer an einem Ort zu bleiben wäre ein Stillstand, den ich nach allem was ich gelernt hatte nicht hinnehmen konnte. Es war schlicht Zufall, dass ich heute hier bin. Genua wurde mir damals als neue und junge Domäne beschrieben, ein Ort wo sich ein Neugeborener hervor tun konnte und in der Tat, mir wurden viele Möglichkeiten zu Teil. Auch...unschöne Momente...“ fügte er seiner Erzählung an und verzog kurz das Gesicht. „Aber...nun ja...vor Prüfungen ist man nie gefeit.“ Für einen Moment wurde sein Blick wieder leer, als ihm irgendetwas dazu wohl durch den Kopf ging.

„Habt Dank, die Statuen missen leider noch einige Vasallen.“ erwiderte er dann auf Gasparos Kommentar zu den Statuen des Elysiums.

Ein Seufzen folgte und mit einer Hand fuhr er sich durchs Haar. „Aufgehört habe ich jedoch keineswegs. Die letzten Jahre verbrachte ich viel Zeit mit diversen Aufträgen und nehme jederzeit welche an. Doch binden mich tatsächlich auch viele andere Dinge, sodass ich euch keine Zugeständnisse für eine schnelle Lieferung machen könnte. Wünscht ihr etwas in Auftrag zu geben?“
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Gasparo
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Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

Als Toma von seinen Reisen sprach lauschte Gasparo aufmerksam. „Ihr solltet Eure Erfahrungen zu Pergament bringen, wohlwerter Herold. Ich bin sicher, dass es nicht viele Berichte über diese Strecke gibt und Eure Perspektive wäre sicherlich erhaltenswert. Es dürfte nicht viel benötigen, um die Worte so zu verfassen, dass sie die Stille nicht verletzen. Aber es ist bemerkenswert zu hören, dass Genua bereits vor vielen Jahren eine Anziehungskraft auf Kainiten hatte. Auch in diesen Nächten ist der Ruf der Stadt als Hort der Möglichkeiten ungebrochen. Von den Prüfungen erzählt man weniger.“ Ein schiefes Grinsen huschte über das sonst so ernste Gesicht des Magisters. „Wahrscheinlich liegt dies daran, dass bei Versagen die Kinder Kains keine Gelegenheit haben, Ihr Schicksal zu beklagen. Das Resultat ist wohl eher ...“ Er hob eine leere Hand und hielt sie für einen Moment auf Augenhöhe. „... die Vernichtung.“

Schnell verschränkte er die Hände wieder hinter seinem Rücken.

„In der Tat wäre ich interessiert an Eurer Arbeit. Ich hoffe, es wirkt auf Euch nicht zu hochmütig, aber ich wünschte es gebe ein Abbild von mir nach Vorbild meiner römischen Ahnen. Im Haus meines Schöpfers durfte ich die Statuen und Totenmasken verschiedener Heroen bewundern.“

Er legte seine rechte Hand sanft auf seine Brust, eine Geste, bei der er weder Atem noch Herzschlag fühlen konnte, ein Überbleibsel aus der Zeit, als Gasparo noch lebte.

„Eine Büste von mir, wie ich nun durch die Dunkelheit wandele, wäre ein Andenken, ein Erinnerungsstück, das mich hoffentlich noch viele Jahre begleiten würde. Ein Ebenbild zwar ...“ Die Hand wanderte nun zu seinem Gesicht hoch und die Finger rieben kurz über sein Kinn. „ … das sich nicht wandeln wird, aber als stummer Beobachter meines Tuns wäre es ein wertvoller Besitz für mich.“

Gasparos Hand glitt kurz zu seinem Amulett und strich fast zärtlich über die Kante, bevor sie erneut wieder hinter ihm verschwand. „Es ist für Euch keine bedeutenden Arbeit und ich bin mir der Hubris bewusst. Dennoch wollte ich die Gelegenheit nicht vergeben meine Bitte bei einem Künstler Eurer Klasse zu platzieren.“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Der verehrte Chronist der Domäne hat meine Reiseberichte bereits aufgenommen." erklärte Toma nun sichtlich erfreuter als gerade eben noch. Scheinbar gefiel ihm dies?

"Vernichtung, Verbannung, aber manch einer verlässt die Domäne auch schlicht. Aus welchen Gründen bleibt uns im Verborgenen, ja. Zumindest hat es dem Ruf Genuas nicht geschadet, wie ich sehe. Euch hat die Stadt auch angezogen. Würdet ihr mir verraten, was euch hier her zog?" fragte er dann nach.

Während Gasparo seinen Wunsch vorbrachte und sein eigenes Gesicht berührte, musterte der Drache dieses ebenso kritisch. "So es euch irgendwann einmal nach einer Wandlung verlangt...ließe sich auch das einrichten." erwiderte er dann und lächelte wissend.

"Eine Büste stellt kein Problem dar. Wenn ihr mir hierfür Modell stehen würdet." Das Lob des Ventrue nahm er wohlwollend auf und man konnte sehen, dass er Stolz dabei empfand.
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Gasparo
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Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Gasparo »

Bei der Erwähnung des Chronisten hob Gasparo interessiert eine Braue. „Der verehrte Benedetto zeigt also erneut, wie gewissenhaft er seine Berufung nimmt. Ich sollte mich bald wirklich um ein Treffen mit ihm bemühen. Das Eure Erfahrungen dort festgehalten wurden ist nur ein weiterer Grund. Habt Ihr ihn als einen … zugänglichen Gastgeber erfahren?“

Nach dem Grund für seine Ankunft in Genua befragt machte der Ventrue eine subtile, wischende Geste mit der linken Hand. „Natürlich, wohlwerter erster Herold. Es ist kein Geheimnis, dass es meinem Schöpfer, dem verehrten Majorianus, gelang, mir eine Position in der hier ansässigen Priesterschule zu verschaffen. Hier ist es möglich, meiner Arbeit als Lehrmeister relativ ungestört nachzugehen … jedenfalls ist das die Idee. Hier hoffe ich Sterbliche zu finden und auszubilden, die es wert sind das Wissen und die Ideale der Vergangenheit in die Zukunft zu tragen.“ Er glätte eine Falte an seinem rechten Ärmel mit dem Handrücken. „Des weiteren hoffe ich von dem regen kulturellen Treiben in Genua selbst zu profitieren. Es gibt noch so viel zu lernen. Als ein wichtiger Hafen am Mittelmeer gibt es hier mehr Möglichkeiten als in meiner Heimat, von den Historien und Entwicklungen jenseits unserer Region zu erfahren.“ Seine Mundwinkel zuckten etwas. „Es mag nicht Byzanz oder Rom sein, aber dieser Ort ist trotzdem ein Knotenpunkt, wie Ihr in Eurer Funktion sicherlich wisst.“

Gasparo runzelte etwas verwundert die Stirn. „Eine .. Wandlung? Ich habe Gerüchte über die Kräfte der Drachen gehört aber …“ Sein Blick senkte sich zum Boden und er schloss kurz seine Augen. „Ich erinnere mich, wie viele Wochen mein Schöpfer mich auf den Moment der Umarmung vorbereitet hat. Wie lange seine Diener meine Haare pflegten, meine Haut säuberten, mir verschiedenste Speisen reichten um mich innerlich und äußerlich zu reinigen für den perfekten Augenblick der Wandlung.“ Stolz reckte er sein Kinn wieder nach oben. „Ich bin mir nicht sicher, was Ihr bewirken könntet, aber mein Aussehen ist ebenso eine Gabe wie mein Vitae und meine Herkunft. Nur ungern würde ich hier eine Veränderung herbeiführen.“

Der Ventrue nickte einmal, als Toma der Erstellung der Büste zustimmte. „Habt Dank, wohlwerter erster Herold. Nennt mir einen Zeitpunkt zum Modellstehen und ich werde es ermöglichen. Welchen Lohn stellt Ihr Euch vor? Für die Materialkosten würde ich selbstverständlich aufkommen.“
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [1026] Das Handwerk des Drachen [Toma, Gasparo]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Tomas Lächeln zuckte etwas auf Gasparos erste Frage.
„zugänglich...nun, wenn ihr ihm etwas geben wollt, wie eben solches Wissen, dann nimmt er es immer gern und empfängt euch hierfür auch jederzeit. Schließlich ist er ja der Chronist. Wenn ihr jedoch etwas von ihm wollt, nun, solltet ihr ihm den Respekt erweisen, der ihm zu steht.“ das mochte für Gasparo womöglich selbstverständlich sein, für manch andere war dieser Begriff jedoch weit auslegbar und musste mit harter Hand richtig gestellt werden.

„Ihr lehrt. Ein Mann des Wissens. Immer eine Freude. Was umfasst eure Lehren?“

Auf seine Erwiderung bezüglich einer Wandlung hob der Drache eine Augenbraue. „Eine interessante Sichtweise.“ und interessant wie der Ventrue vorbereitet wurde. Geplant und durchdacht, wie man es von seinem Blut kannte. Auch Toma war von seinem Erzeuger vorbereitet worden, nur gänzlich anders als der König.

„Ihr wurdet bewusst so behandelt, dass ihr perfekt sein würdet für die Ewigkeit. Ihr wart nicht so von eurer Geburt an. Ihr wurdet so gemacht. Euch ist es also recht, dass ihr keine Kontrolle darüber hattet und nie wieder haben werdet?“
Etwas das Toma auch erfahren musste. Aber er würde es immer ändern können. Vielleicht nicht mehr völlig frei...oder doch..mit bedacht. Es war ja nur Vorsicht von Nöten.
Ein seltsames Lächeln schlich sich auf seine Züge. Dieses Gespräch wurde interessanter.
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