In der Höhle der Wölfe [Acacia]

[Januar '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Maria Penthesilea
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In der Höhle der Wölfe [Acacia]

Beitrag von Maria Penthesilea »

In langsamen, gleichmäßigen Schritten näherten sich drei Nonnen der Kirche von San Donato. Sie gingen in einer Dreiecksformation, eine vorweg, zwei andere hinterher. Keine von ihnen sagte ein Wort. Tatsächlich machten nicht einmal ihre Schritte ein Geräusch. Sie hielten die Köpfe nicht gesenkt, sondern wachsam erhoben, schienen die Gesichter in den Wind zu drehen.

Als die Nonnen die Pforte erreicht hatten, nickten sie den Wächtern zu. Die von hinten rechts sprach: "Wir wünschen, die Herrin dieses Hauses zu sprechen." Die von hinten links fügte hinzu: "Es wäre uns eine Ehre, wenn sie einen Moment der Zeit für uns fände." Die vordere lächelte die Männer nur freundlich an.
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Acacia
Lasombra
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Re: In der Höhle der Wölfe [Acacia]

Beitrag von Acacia »

Die Wächter blickten nur stumm, doch einer von ihnen schlug an das Portal, welches alsbald geöffnet wurde und eine junge Frau heraus trat. Ordentlich in weiß und braun gewandet, wirkte das hübsche Kind vielleicht wie achtzehn oder neunzehn Jahre alt. Einer der Wächter neigte den Kopf und murmelte wenige leise Worte, worauf sich der wache Blick der jungen Dame auf die drei Nonnen richtete. "Die Herrin ist in dieser Nacht nicht zugegen, doch wenn es euch beliebt so kehrt in drei Nächten zurück und sie wird euch erwarten."

Drei Nächte später würde den Nonnen das Portal zu der Kirche geöffnet und sie hinein gelassen. Im Innern saß eine einzelne Gestalt in der vordersten Reihe der hölzernen Bänke, welche sich jedoch erhob als die leisen Geräusche der hereintretenden Nonnen erklangen. Die Herrin dieses Ortes wirkte wie eine Studie in schwarz und weiß. Das Kleid von nachtschwarzer Farbe ganz ähnliche dem einer Nonne, war es im Unterschied dazu jedoch aus feinster Wolle gesponnen und mit ebenso nachtschwarzem Pelz abgesetzt. Auch das von einem zarten Schleier halb bedeckte Haar wies die Farbe von verschütteter Tinte auf. Ihre Haut dagegen war blass wie weißer Marmor und schuf dadurch eine ganz andere Form von beinah überirdischer Schönheit. Der Blick aus den dunklen Augen war unverwandt und ohne zu Blinzeln auf die drei Frauen gerichtet, während sie ihnen entgegen sah.
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Maria Penthesilea
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Re: In der Höhle der Wölfe [Acacia]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Obgleich dies ein heiliger Ort war, wirkten die drei Besucherinnen seltsam deplatziert. Es war die Art, in der sie sich bewegten, die scheinbare Gleichgültigkeit gegenüber dem heiligen Ort, ihr zielgerichteter Blick - nicht demütig niedergeschlagen im Angesicht des Herren - und die leise, grazile Art, mit der sie sich bewegten.

Alle drei hielten vor Acacia an und neigten die Häupter respektvoll. Dann sprach die Nonne von hinten links. "Seid uns gegrüßt, Hüterin." Die Nonne hinten rechts fuhr fort: "Habt Dank, dass ihr uns heute hier empfangen habt." Und schließlich sprach die vordere: "Mein Name ist Soror Maria Penthelesia, dies ist Soror Maria Polemusa und dies Soror Maria Thermodosa von den Ubertinerinnen des kostbaren Blutes."

Wieder neigten sie die Köpfe. "Wir sind Gesandte in dieser Stadt und hofften, eure Bekanntschaft zu machen."
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Acacia
Lasombra
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Re: In der Höhle der Wölfe [Acacia]

Beitrag von Acacia »

Irritation schimmerte auf den marmornen Zügen der Lasombra als die drei Nonnen wie ein eingespielter Chor sprachen und sie fragte sich unwillkürlich ob die drei Frauen ihre Ansprache wohl auch im Kanon vortragen konnten. Ihre Vorstellung ließ die fein geschwungenen Brauen Acacias leicht in die Höhe wandern und so etwas wie ... Verachtung lag in den dunklen Augen und kein Lächeln umspielte die blassen Lippen.

"Ich bin Acacia della Velanera, Neugeborene der Kinder der Schatten, Hüterin dieses Ortes und Kind des höchst verehrten Alexander zu Pisa, Ahn meines Blutes." Für einen langen Augenblick, der vielleicht zwei oder drei Herzschläge anhielt schwieg die Lasombra und musterte dabei die drei seltsamen Nonnen. "Nun, ihr wart erfolgreich. Kann ich sonst noch etwas für euch tun?", erkundigte sie sich dann mit jener kühler Höflichkeit in der Stimme, der sich die Hochgeborenen häufig gegenüber dem niederen Volk annahmen.

[dice seed=63277 secure=0b029de1_0]5d10[/dice] Intelligenz + Theologie
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Maria Penthesilea
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Re: In der Höhle der Wölfe [Acacia]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die beiden hinteren Nonnen blickten sich stirnrunzelnd an, aber Maria Penthesilea neigte nur den Kopf. "Mit eurer Erlaubnis, Hüterin, würden wir euer Elysium gerne nutzen, um hier auf zwei Kainskinder zu warten. Es war die wohlwerte Herrscherin selbst, die uns diesen Auftrag gab."

Dann blickte sie die Dame erneut an. "Natürlich ist dies euer Revier und wir wollen uns nicht darin ohne eure Genehmigung aufhalten." Maria lächelte. "Es sind der Liktor Brimir und der Ädil Maximinianus, die wir zu treffen hoffen."
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Acacia
Lasombra
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Re: In der Höhle der Wölfe [Acacia]

Beitrag von Acacia »

Acacias Blick fixierte sich auf die vordere der drei Nonnen und blickte sie kühl an. "Das Elysium ist ein Zufluchtsort, der jedem offen steht, der um die Existenz weiß und der nicht gebannt ist.", erwiderte sie Hüterin mit kühler Höflichkeit, in der ein Hauch Ungeduld mitschwang. Beinah so als würde man einem begriffsstutzigem Kind zum achten Mal das Alphabet erklären.

"Ihr könnt hier auf wen immer ihr wollt warten, solange ihr die Regeln nicht brecht." Eine leichte Geste schloss das gesamte Kirchenschiff mit ein. Für einen Moment wirkte es beinah so, als wolle sie noch einige scharfe Worte anfügen, doch sie hielt sich zurück und die Gereiztheit in den dunklen Augen nahm ein wenig ab. "War das der einzige Grund warum ihr um ein Gespräch ersucht habt?"
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Maria Penthesilea
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Re: In der Höhle der Wölfe [Acacia]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Nein", sagte die vordere Nonne. "Wir wollten euch zudem kennenlernen. Uns einen Eindruck verschaffen." Sie legte den Kopf schief und studierte die Hüterin noch einen Moment. Dann nickte sie. "Und ich denke, das ist nun geschehen. Wir danken euch für eure wertvolle Zeit."

Wieder verneigten sich die drei Nonnen, warteten die Verabschiedung seitens der Hüterin ab und drehten sich dann gemeinsam um, eine koordinierte Bewegung, fast wie ein seltsamer Tanz. Sie verließen das Elysium jedoch nicht zu dritt. Maria (war es Maria Penthesilea?) blieb zurück und setzte sich auf eine der Bänke im Elysium, unauffällig in einer der hinteren Reihen.

Sie zog die Beine an, schlang die Arme darum und wartete, beinahe unbeweglich. Sie schien das Warten gewohnt zu sein.
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Acacia
Lasombra
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Re: In der Höhle der Wölfe [Acacia]

Beitrag von Acacia »

Für einen unendlich langen Augenblick wirkte es so als wolle die Lasombra nicht darauf antworten. Irgendetwas brachte die Kerzen sacht zum Beben und als hätte diese Bewegung Acacia aus ihren Gedanken gerissen sprach sie nun doch.

"Teilt Eurem Herr oder Herrin mit, dass ich auf die persönliche Vorstellung seiner oder ihrer Person bei mir warte. So lange werdet ihr vergeblich auf einen anderen der Ädilen oder den Liktor Brimir warten." Erneut schwieg sie einen Augenblick und musterte die andere Frau aus toten, kalten Augen. "Und solltet ihr es jemals wieder wagen mich wegen einer solchen Nichtigkeit zu rufen, wird das eure letzte Tat gewesen sein." Ein letzter kühl selbstbeherrschter Blick lag auf den drei Nonnen und man hatte den Eindruck, dass sie sich ihre Gesichter sehr genau einprägte, ehe sie sich umwand und in Richtung der privaten Pforte im hinteren Teil der Kirche davon schritt. Auf halben Wege gesellte sich die hübsche Ghulin hinzu und für einen Moment hörte man das Wispern weiblicher Stimmen in der kühlen Luft des Gotteshauses ehe Acacia in den Schatten verschwand.


[dice seed=17651 secure=ab05d899_0]4d10[/dice] Selbstbeherrschung
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Maria Penthesilea
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Re: In der Höhle der Wölfe [Acacia]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Beim den Worten "Herr oder Herrin" musste die Nonne sichtbar mit einem Lächeln kämpfen, aber sie beherrschte sich ebenso gut wie Acacia. Die anderen Nonnen blickten sich erneut eher stirnrunzelnd an, verwirrt - sie hatten ihre Gesichtszüge offenbar weniger unter Kontrolle.

Angesichts der letzten Worte der Lasombra schien Maria dennoch etwas irritiert. Ihr war der Aufenthalt gestattet worden, aber niemand würde kommen? Das erschien nun doch seltsam. Wollte die Lasombra etwas ihr Elysium schließen?

Sie beschloss, es erst einmal auf einen Versuch ankommen zu lassen. Vielleicht würde sie ja hier etwas Neues lernen. Und so setzte sie sich unauffällig in die bereits beschriebene Haltung und wartete ab.
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