Heiliger Boden [offen]

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Wieder nickte Brimir verstehend.

"Die Geister der Ahnen und das Land... ich beneide die, die ihren Ratschlag lauschen können."

Es folgte eine kurze Pause, ehe er hinzufügte: "Wir Gangrel lieben die Freiheit. Uns ist das Rudel wichtiger, als der Boden auf dem wir leben. Wir brauchen keine feste Zuflucht, solange wir uns haben. Dennoch verstehe ich, denke ich, was du meinst, wenn du sagst, dass das Land fester ist, als Fleisch und Blut."

Brimir machte einen Schritt zur Seite und gab den Blick auf die Tafeln frei, die die Gesetze Kains und des Elysiums wieder spiegelten.

"Wir Liktoren sind... tatsächlich Hüter der Gesetze, wenn man es so sagen will. Unsere Aufgabe ist es Anklagen der Vasallen und Gäste nachzugehen, Beweise zu sammeln, mit allen Beteiligten zu sprechen und diese dann Aurore vor zu tragen. Wir haben also in gewisser Weise die Pflichten von einem Blutvogt oder einer Geißel... aber nicht ihre Rechte... diese behällt sich Aurore weiterhin für sich, was ihr gutes Recht ist. Falls ihr also jemals mit jemanden in Streit geratet... oder einen Bruch vermutet... sind wir Liktoren eure Ansprechpartner."

[Melissa]

"Du sollst nicht offenbaren das Blut den Sterblichen. Du sollst achten und wahren die Domäne des Blutes. Du sollst nur geben das Blut, wenn Kain es befiehlt. Du sollst tragen die Verantwortung für deine Herde, deine Diener, deine Büttel und Kinder. Du sollst nicht erheben die Hand gegen das Blut", rezitierte Melissa und starrte dabei auf die bronzenen Tafeln. Ihr Sopran flog durch die Halle, selbst wenn es nicht die Worte waren, die auf den Tafeln standen. Sie trafen immerhin den Geist der Traditionen, gewissermaßen.

"Geschehen solcherlei Brüche oft?", fragte sie, ihr Blick legte sich wieder auf den Gangrel, als erwache sie aus einer Art Trance. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es sehr häufig vorkommt."

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Brimir nickte sachte und knurrte leise zufrieden. Gutes Benehmen und Kenntnisse über die Traditionen. Der Gangrel schöpfte Hoffnung, dass Angelique und Fabrizio doch nur Ausreißer waren. Dann jedoch seufzte Brimir.

"Es wäre nicht die erste Blutjagd aufgrund eines Bruches an der ich teilnehmen würde."

In seinen Augen konnte man jedoch erkennen, dass er eine solche eher bevorzugte, als diplomatisches Gerede.

"In den Jahren, in dennen ich hier bin, jedoch, ist es nur zweimal passiert. Einen 'beinahe' Bruch der Stille... der nicht eskaliert ist... wir konnten ihn eindämmen, ehe die Menschen auf uns aufmerksam wurden. Du solltest jedoch den Namen 'Maximinianus' nicht in der Gegenwart eines Sterblichen zu laut nennen... es wird noch einige Jahrzehnte dauern, bis der Schrecken, den der Name ausgelöst hat, wirklich verschwunden ist. Ich denke Aurore war gnädig zu ihrem Verwandten..."

Dann dachte Brimir einen Moment nach, inwiefern der zweite Fall genannt werden sollte.

"Ein potenzieller Bruch der Tradition der Domäne ist noch offen und sobald derjenige gestellt ist, werden wir Liktoren ihn zu Aurore bringen."

Ja, mit dieser Aussage konnte er durchaus hausieren gehen. Jedoch machte sein Gesichtausdruck auch klar, dass er dazu nicht viel mehr sagen würde.

"Ansonsten beobachten wir Liktoren und lenken die Milizen, um Frieden unter der Herde zu bewahren. Ich selbst schütze die Grenzen in den Norden. Streitschlichter sind wir ebenso, wie Hüter der Gesetze. Zudem gab Aurore mir bei meiner Ankunft den Auftrag die Wälder Luccolis zu bewachen und die Domäne in ihrer Kampfeskraft zu stärken."

[Melissa]

"Oh", sagte Melissa und tat überrascht. "Wie gut zu wissen, dass die Littori alle Milizen der Stadt kontrollieren. Dann kann man sich gleich an diese wenden, wenn es zu offensichtlicheren Angriffen kommt, nicht? Wenn...sagen wir mein Heim in Broglio liegen und überfallen würde, an wen müsste ich mich wenden? Euch, Littore, oder den Herrn Alerio?"

Bei Maximinianus runzelte die Stirn, ihr Blick wanderte zu jener Bekanntmachung, die nun schon eine Weile an der Wand hing, und die von einem Maximinianus kündete, der das Kastell des Bischofs zu seinem Eigentum erklärte.
"Trotz allem ist es doch hübsch, dass Familie zusammenhält."
Und das war das.

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Auch Brimir folgte ihrem Blick und nickte auf die Aussage hin. Mehr schien er dazu auch gar nicht sagen zu wollen. Ganz so, als würde er es ihr überlassen wollen mit Maximinianus darüber zu reden oder eben nicht.

"Domus und Raveccha gehören zu Alerio, der Liktor Antigonos vom Blute Brujahs hat die Kontrolle über Platealonga und Maximianus kontrolliert Mascarana . Clavica ist die Domäne von Godeoc, einem Ancilla der Verborgenen und ehemaliger Prinz der Domäne. Keiner der Liktoren hat dort Einfluss und an deiner Stelle würde ich dieses Gebiet auch meiden. Er... mag Besuch nicht sonderlich gerne."

Damit blieb nur Broglio.

"Das Stadtgebiet, dass du dir gewählt hast, liegt in meiner Verantwortung, was die Milizen angeht. Es ist aber nicht mein Jagdrevier. Adalberto Damiano 'lo scudo' Valenti ist mein Ghul und wird dich jederzeit empfangen. Am Besten wir besuchen ihn beizeiten einmal gemeinsam, damit du ihn kennen lernst. Falls dich michsuchst, kannst du dich an ihn wenden. Falls du Hilfe der Miliz brauchst auch."

[Melissa]

¨Oh¨, sagte Melissa und blickte wieder zu Brimir, eine Augenbraue überrascht nach oben gezogen. ¨Angelica erwähnte den Littore Antigonos überhaupt nicht, obwohl wir durch sein Gebiet kamen.¨

Sie zuckte mit den zarten Schultern.
¨Ihr seid sehr freundlich, Littore. Ich werde es euch vergelten und der Miliz keine Scherereien bereiten. Wenn Broglio nicht dein Jagdrevier ist...dann, weil die Wälder im Norden dir besser gefallen, ja?¨
Eine unausgesprochene Frage schwang bei dieser mit, wie es schon bei der ersten der Fall gewesen war. Dieses Mal aber, war ihr eine gewisse Neugier durchaus anzumerken.

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"Angelique... ist selbst noch Gast und noch nicht sehr lange in der Domäne."

Brimir seufzte leicht und verzog etwas das Gesicht. Dieses Mondkind würde ihm noch irgendwann den Verstand rauben. Irgendwann. Doch nicht jetzt. Dann ncikte er.

"Wir Gangrel leben lieber in der Natur, als in den Städten. Zumindest die meisten von uns. Das bedeutet nicht, dass ich nicht innerhalb der Stadt meine Beute suche... alleine, weil man nicht von Tieren alleine leben kann... aber ich habe hier kein festes Jagdgebiet..."

Dann schien er eine Weile zu überlegen und nickte schließlich.

"Ich werde dir von den anderen Kainiten, die in Genua weilen erzählen... nur, falls das Mondkind noch mehr übersehen hat... Neben Antigonos, gibt es noch einen weiteren Brujah: Josef. Händler aus Ungar. Drei Kapadozianer verweilen in Genua Benedetto, ihr Ältester, Baldassare und Titus, ein... 'Krieger'... naja... zumindest gibt er sich, wie einer."

Irgendetwas schien Brimir an diesem Totengräber zu stören, doch er ging nicht weiter da drauf ein.

"Dann haben wir zwei weitere Lassombra. Acacia, Älteste ihres Blutes und Hüterin des Elysiums und Fabrizio, ein Seeräu... Seemann. Isabella ist vom Blute Toreadors. Sie ist Dienerin der Christen-Kirche. Neben Angelique verweilen zwei weitere Mondkinder hier: Ferrucio und Alis... wobei ich von letzterer länger Nichts mehr gehört habe. Und von Ferrucio solltest du dich fernhalten. Wenn du nicht seine Art des Glaubens lebst, dann bist du eine Ketzerin, die er am liebsten verbrennen würde. Und zu Guter letzt, lebt hier noch ein Ravnos... Niccolo."

[Melissa]

Melissa legte den Kopf schief. Ein fragender, neugieriger Blick trat auf ihr Gesicht, ihre Augen leuchteten und eine Spur verzogen sich ihre vollen Lippen nach hinten, auffordernd.
"Gibt es denn eine andere Art des Glaubens als die an den Herrn und Erlöser Jesus Christus, der aus dem Himmel herabstieg, um uns vor dem Zorn Gottes zu bewahren?"
Es gab keinen Zweifel in ihrer Stimme, die nicht einmal eine echte Frage moduliert hatte mit ihrem starken Romagnol-Dialekt. Bloß die einfache Feststellung, dass es sich bei ihrem Glauben um den einzig wahren handelte.

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"Durchaus..."

entgegente Brimir ihr mit einer Ruhe, die irgendwie daran zweifeln ließ, dass ihm das Thema wirklich wichtig sei.

"... im hohen Norden glauben wir an ein Patheon der Götter. Allvater Odin ihnen vorran... Thor, Tyr, Frya, Loki und viele weiteren Asen und Wanen stehen ihnen beiseite. Es gibt ein Buch in dennen meine Geschichten dazu aufgeschrieben sind. Aber Erzählungen finden sowohl wir Nordleute als auch wir Gangrel viel spannender und wichtiger."

Er schien einen Moment zu überlegen und nickte dann.

"Aber es gibt da auch noch den Glauben aus der Zeit unserer Herrscherin. Ich habe gehört, dass Rom auch einst über viele Götter verfügte. Aber davon weiß ich Nichts."

[Melissa]

"Hmmm", machte Melissa und runzelte die Stirn noch weiter. Einen Augenblick lang betrachtete sie Brimir mit Neugier und Vorsicht, ließ die toten Augen über Brimirs Glieder gleiten, über seinen Bart und das Gesicht. Als könne sie entdecken, was dahinter vor sich ginge und die Beschaffenheit seines Innersten entdecken.
Schließlich zuckte die Tzimisce mit den Schultern und sagte:
"Es ist deine Seele, Gangrel, die der Herr verschlingen wird. Ich werde drauf vertrauen, dass die Ahnin ihre Macht und Gunst mit Überlegung verteilt und nicht an jene, die etwa Brunnen vergiften oder Kinder entführen und Menschen fressen."
Ihre Lippen zuckten kurz zu einem grausamen Lächeln, während sie erbarmungslos nachtrat:
"Immerhin bist du kein Jude."