Treffen sich drei Nonnen am Hafen... [offen]

Zeitsprung [Februar '16]
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Maria Penthesilea
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Treffen sich drei Nonnen am Hafen... [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Das junge, hübsche Gesicht war dem Meer zugewandt, die Hände vor dem Bauch verschränkt: Wer die Nonne am Hafen der Stadt Genua beobachtete, konnte den Eindruck gewinnen, sie sei ganz in ein Gebet vertieft. Entrückt von der Welt, während der Wind mit ihrem Schleier spielte. Ein tödlich täuschender Eindruck.

Denn ein Beobachter hätte bemerkt, dass die Augen leicht geöffnet waren und die schwarzen Wasser im wenigen Licht des Mondes aufmerksam studierten, so, als könne jederzeit eine Seeschlange daraus hervorbrechen, um die Stadt zu verschlingen. Und - was noch beunruhigender war - die Nonne schien bereit dafür zu sein, bereit, sich einem solchen Untier entgegenzustellen. Es zu erlegen.

Jedoch, es gab weder eine Seeschlange noch einen Beobachter.

Die Augenbrauen der Ubertinerin hoben sich leicht, als sanfte Schritte sich näherten. Sie wandte ihr Gesicht ihrer Schwester zu, Maria Thermodosa, die äußerst leise herangetreten war. Sie nickten einander zu, lächelnd, bevor Maria Thermodosa langsam zu sprechen begann.

Die andere Nonne - es war Maria Penthesilea - zuckte mit den Schultern. Dann setzte sich ihre Begleiterin auf eine Kiste und lehnte sich scheinbar entspannt zurück, während sie selbst wieder ihren Blick über das Meer aufnahm.

Es war still an dieser Ecke des Hafens. Aber das bedeutete nicht, dass es dort keine Jäger gab.
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Fabrizio
Lasombra
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Re: Treffen sich drei Nonnen am Hafen... [offen]

Beitrag von Fabrizio »

Die drei Männer unter Deck diskutierten leise und mit der unaufgeregten Routine allnächtlicher Wiederkehr - als ihre Ruhe plötzlich von lautem Gelächter und Gejohle der Mannschaft gestört wurde.
Triarch Fabrizio hob die Hand und lauschte. Lautstark wurde ein dreckiger Witz wohl zum wiederholten male vorgetragen ohne an seiner Wirkung verlieren zu wollen. Und nun hatte auch der Kapitän zumindest die unüberhörbaren Spitzen mitbekommen: Der gute alte Paolo soll einen Flotten Dreier mit zwei Nonnen an der Kaimauer gehabt haben. Nein, das war zu absurd um nicht zumindest einen interessanten Kern von Wahrheit in sich zu tragen.
Wortlos blickte Fabrizio zu seinem Ersten Offizier. Dieser nickte nur und trat umgehend an Deck. Kurze Zeit später kam er mit besagtem Paolo zurück.
Guter alter Paolo, dumm wie Brot, aber eine treue Seele. Fabrizio hatte in den letzten Jahren hin und wieder mit dem Gedanken gespielt ihm das Blut zu geben, denn irgendwie würde er den Sterblichen vermissen. Aber eigentlich hatte er nur eine närrische Freude daran gewonnen ihn regelmäßig zur Bestrafung ins Meer zu schmeißen. Ein amüsanter Zeitvertreib, nun ja, aber der Lasombra würde sein Blut nicht zum persönlichen Amüsement verschwenden.
Was Paolo dann im Kern und recht weinseelig berichtete war eigentlich nur, dass er auf dem Weg vom Zechen zurück zum Schiff da zwei Nonnen ganz alleine am Kai hat stehen sehen. Er traute erst seinen Augen nicht, aber als er gezwinkert hatte waren die immer noch da, aber er hatte irgendwie angst vor der Erscheinung und lief schnell weiter zum Schiff.

Fabrizio warf den Mann diesmal nicht ins Meer.
Stattdessen war es Zeit für einen Spaziergang für ihn und seine beiden Offiziere. Nonnen nachts am Hafen verhießen nichts Gutes.

Und dann, nur kurze Zeit späte,r sah er sie selbst. Die schöne stille Nonne die auf das schwarze Wasser blickte.
Der Kapitän trat in einiger Entfernung ebenfalls an die Kaimauer, respektvoll entfernt, doch nur so weit, dass man sie im Mondlicht noch gut erkennen konnte. Und während Fabrizio nun ebenfalls stur und nachdenklich auf das Meer starrte, setzten sich seine beiden Begleiter betont gelangweilt auf die halb zerborstenen Fässer die man am Tage hier hergerollt hatte. Die Männer beobachteten die Nonnen sehr offensichtlich, aber es herrschte Stille, nur von Zeit zu Zeit spuckte einer von ihnen über die Schulter hinab in die stinkende Kloake des Hafenbeckens.
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Maria Penthesilea
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Re: Treffen sich drei Nonnen am Hafen... [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Nur winzige Details verrieten, dass die Nonnen die Seemänner überhaupt zur Kenntnis genommen hatten. Eine leicht veränderte Haltung, ein Blick von der Nonne auf der Kiste - so, als würde sie ein mäßig interessantes Detail in der Landschaft bemerken - aber alles in allem warteten Nonnen und Seeleute nun gemeinsam.

Dennoch lag nun eine gewisse Spannung in der Stille. Eine erwartungsvolle Spannung.
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Fabrizio
Lasombra
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Re: Treffen sich drei Nonnen am Hafen... [offen]

Beitrag von Fabrizio »

Nein, das war keine normale Situation, Nonnen verhielten sich einfach nicht so, ganz egal wo sie herkamen.
Das war Fabrizio eigentlich schnell klar - trotzdem behielt er die absurde Situation geradezu provokant lange aufrecht.

Dann plötzlich, auf keine besondere Veranlassung hin, so plötzlich dass vor allem seine eigenen Männer kurz aufschreckten, erhob der Lasombra laut und deutlich sein Wort in die nächtliche Stille.

"Und Nonne, was schaust du dort draußen auf dem Meer der Nacht?"

Fabrizio befürchtete insgeheim schon Schlimmes, es gab eindeutig zu viele Mondkinder in dieser Stadt...
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Maria Penthesilea
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Re: Treffen sich drei Nonnen am Hafen... [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Köpfe der beiden Nonnen wandten sich ihm langsam zu, studierten ihn, studierten seine Männer. Die zweite Nonne kam mit einer fließenden Bewegung auf die Beine und wollte auf die Seeleute zugehen. Doch sie wurde von ihrer Schwester am Arm festgehalten.

Dann sprach diese etwas leiser als Fabrizio, aber in der Stille der Nacht immer noch sehr gut zu hören: "Wir warten auf die Ankunft einer Schwester unseres Ordens. Sie sollte mit dem Schiff ankommen. Aber wir haben bisher nichts von ihr gehört. Daher warten wir hier."

Ihr Tonfall war dabei nicht kalt und abweisend, wie man es vielleicht erwartet hätte. Stattdessen schien sie beinahe amüsiert zu sein. Vielleicht über seine Dreistigkeit? Er konnte sehen, wie die andere Nonne sich halb hinter ihre Glaubensgefährtin stellte und - möglicherweise nervös - an ihrem Habit nestelte.
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Fabrizio
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Re: Treffen sich drei Nonnen am Hafen... [offen]

Beitrag von Fabrizio »

Auch die beiden Begleiter Fabrizios hatten sich von ihren Fässern erhoben, blieben aber stehen da ihr Kapitän offensichtlich keine Befehle gab. In die neu entstehende Stille hinein spuckte der eine dann einfach wieder ins Wasser.

Doch Fabrizio entschied dann doch das seltsame Gespräch fortzuführen. Er passte sich der etwas leiseren Stimme der Nonne etwas an. Und auch bei ihm schwang nun ein gewisses Amüsement mit.

"Vor Tagesanbruch wird hier sicherlich kein Kapitän mehr anlegen. Nachts kommen nur die Schmuggler. - Eure Schwester muss ja sicherlich nicht eingeschmuggelt werden?"
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Maria Penthesilea
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Re: Treffen sich drei Nonnen am Hafen... [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Ein guter Einwand, Seemann. Ich hatte gehofft, sie sei bereits an Land gegangen und..." Ihre Schwester legte ihr die Hand auf die Schulter und nickte nach links. Und in der Tat, da war eine dritte Nonne, die gerade aus einer nahegelegenen Gasse getreten war. Vielleicht hatte sie das Gespräch bereits belauscht, denn sie wirkte angespannt.

"Schwester. Gut euch zu sehen." Die drei Nonnen setzten sich beinahe zeitgleich in Bewegung, langsam und kontrolliert, die Blicke nicht von den Seeleuten lassend. Die Nonne im Hintergrund hielt ihre Ordenskleidung immer noch mit einer Hand fest, so sehr, dass es beinahe wirkte, dass sie Hand darin verschwand.

Aber das war angesichts der Natur der Kleidung eher unwahrscheinlich. Ordenskleidung sollte ja die Lust verhindern - und hatte sicherlich keine Öffnungen auf Leibesmitte.
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Alerio
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Re: Treffen sich drei Nonnen am Hafen... [offen]

Beitrag von Alerio »

Während die drei Nonnen und die Seeleute sich gegenseitig beobachteten, rief plötzlich eine Stimme dazwischen.
"Fabrizio. Das sind keine gewöhnlichen Nonnen." Wenn sie nun in Richtung des Sprechers sahen, sahen sie einen Jungen auf der Kaimauer entlang auf sie zulaufen.

Auch Alerio war in dieser Nacht am Hafen unterwegs gewesen. Er hatte sehen wollen, ob er Fabrizios Fischer entdecken konnte. Immerhin ein paar wenige hatte er kurz nach Einbruch der Nacht noch erwischt, wie sie ihren Fang nach Hause brachten. Doch, dass er die Nonnen und seinen Clansbruder hier vorfand, damit hatte er nicht gerechnet.
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Fabrizio
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Re: Treffen sich drei Nonnen am Hafen... [offen]

Beitrag von Fabrizio »

Interessiert hatte der Lasombra sich gerade die weitere unwahrscheinliche Geschichte anhören wollen - als dann die scheinbar Gesuchte alleine aus der Dunkelheit trat.

Während die Nonnen dann so kontrolliert zur Wiedervereinigung losschritten, drehte Fabrizio sich nur ungeniert starrend um und stützte sich betont gelassen an die Kaimauer. Er sagte nichts.

Und dann plötzlich durchriss der Ruf des Jungen die aufgeladene Stille.
Fabrizio erkannte die Stimme noch bevor er seinen Blick überrascht für einen Moment dem Heraneilenden zuwandte.
Seine Männer hingegen waren nun tatsächlich erschrocken und griffen routiniert an die Gürtel um ihre Dolche zu lichten, während sie sich angespannt und etwas hektisch umsahen.

Keine gewöhnlichen Nonnen? Das war ihm klar, aber aus dem Munde des Liktors bekam es eine bedrohliche Note.
Fabrizio hatte sich fast automatisch sprunghaft aufgerafft und fixierte die Nonnen durchdringend. Bereit zu was auch immer nun vielleicht geschehen würde...
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Maria Penthesilea
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Re: Treffen sich drei Nonnen am Hafen... [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die drei Nonnen grinsten, ihre Zähne gut sichtbar im Mondlicht. "Der Straßenjunge", sagte diejenige, die als letzte aufgetaucht war. "Die Welt ist doch ein Dorf." Die andere, mit der Hand am Habit, runzelte die Stirn. "Sie kennen sich." Die Nonne, die ganz vorne stand - Alerio identifizierte sie als Maria Penthesilea - machte eine Bewegung mit dem Kopf.

"Wir gehen!" entschied sie "Zu viele Menschen. Zu viel Aufmerksamkeit." Langsam traten die drei den Rückzug an, kontrolliert und noch immer die Seeleute beobachtend. Der Straßenjunge wirkte auf sie offenbar weniger bedrohlich.
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