Frisches Blut für alte Kronen [Könige + Fabrizio]

[März - Mai '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Il Canzoniere
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Frisches Blut für alte Kronen [Könige + Fabrizio]

Beitrag von Il Canzoniere »

Es war schon viel zu lange her das sie an einem Tisch gesessen hatten. Daher mochte der ein oder andere bereits mit einem Schreiben gerechnet haben. Überbracht von einem schweigenden Mönch. Gerollt in teuerstes Pergament. Gesiegelt mit einem selten genutzten Wappen. Geschrieben mit pechschwarzer Tinte mit dem Aroma von Blut.

Entrollte man das Schreiben sahen die einen einen einfachen Brief. Die anderen sahen die Aufdruckstärke der Feder. Die Dicke der Linien. Das Tempo mit dem der Brief verfasst worden war.

"Acacia,

zu lange liegt die letzte Versammlung der Könige zurück. Die Zeiten haben sich geändert. Ein Treffen wird nötig.
Wie besprochen rufe ich deinen Bruder hinzu. Zur Begutachtung.

Ich hoffe du erweist uns die Ehre.

Das Treffen findet in der vierten Nacht, des fünften Monats, des sechsten Jahres statt.

Maximinianus"

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"Wohlwerter Josef,

zu lange liegt die letzte Versammlung der Könige zurück. Die Zeiten haben sich geändert. Ein Treffen wird nötig.

Ich hoffe ihr erweist uns die Ehre.

Neben den bekannten Personen werde ich außerdem Fabrizio Begado, Neugeborener vom Clan der Schatten, hinzuladen. Zur Begutachtung.

Bitte erscheint in der vierten Nacht, des fünften Monats, des sechsten Jahres im Kastell des Bischofs.

Maximinianus,
Ancilla des Clan der Könige"

-----------------------------------------------

"Werter Triarch Begado,

hiermit lade ich euch zu einer Versammlung derjenigen, die auf dem Wege des via regalis wandeln, ein.

Bitte erscheint in der vierten Nacht, des fünften Monats, des sechsten Jahres im Kastell des Bischofs.

Maximinianus,
Ancilla des Clan der Könige,
Seneschall der Domäne Genua,
Ädil ihrer Majestät Aurore von Genua,
Kind des Giacomo di Camaiore Ahn des Clans der Könige zu Florenz,
Kind des Platynus, Ahn des Clans der Könige und Seneschall der Domäne Parma,
Kind des Gildo, Ahn des Clans der Könige und Voltumna des etruskischen Bundes,
Kind des Caracallas, Ahn des Clans der Könige und Herrscher der Zwölf Städte,
Kind des Lucius Tarquinius Priscus Ahnherr des Clans der Könige, Fürst des etruskischen Bundes und seiner Verbündeten,
Kind Ventrues, erster seines Blutes und König der Könige,
Kind Enoch des Weisen,
Kind des Kain, des Vaters"
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Fabrizio
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Re: Frisches Blut für alte Kronen [Könige + Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Die Nacht des schweigenden Mönches

Für Fabrizio kam das Schreiben ziemlich überraschend.
Sah teuer aus, dachte er sich nur als er es in Händen hielt. Sonst konnte er nicht viel damit anfangen, vermutlich roch er nichteinmal das Blut wäre es nicht sehr penetrant verwendet worden, da er das Pergament nicht einmal persönlich öffnete geschweige denn daran schnupperte.

Stattdessen warf er es kommentarlos seinem Zahlmeister hinüber, als sie wenig später alleine in der spärlich beleuchteten Kapitänskammer saßen.
Der Ghul zog eine Augenbraue hoch, das Siegel kannte er nicht. Mit einem Blick versicherte er sich dass sein Herr wohl das übliche erwartete.
Das Siegel wurde gebrochen und der Ghul begann pflichtbewusst vorzulesen...

Bei der Namensliste winkte Fabrizio dann jedoch direkt genervt ab.
"Heb diese Rolle gut auf. Vielleicht hat es irgendwann einmal einen Nutzen seine ganze Sippschafft zu kennen. - Aber du weißt schon, bei den geheimen Sachen."
Und damit schickte Fabrizio seinen Zahlmeister mitsamt Pergament wieder raus.
Die Könige hatten ihn also geladen. Ob die Zahlen wohl irgendwas bedeuteten? 4,5,6?


Die vierte Nacht, des fünften Monats, des sechsten Jahres

4, 5, 6 - zumindest konnte Fabrizio sich das gut merken bis es schließlich so weit wäre. Und da nichts weiter angemerkt war, hielt Fabrizio es dann für folgerichtig exakt zur dritten Stunde der vierten Nacht des fünften Monats des sechsten Jahres zum aller ersten Mal vor den Toren des bischöflichen Kastells zu stehen. All die Jahre zuvor hatte er Mascarana im allgemeinen und das Bischofskastell im besonderen weitestgehend zu meiden versucht.

Fabrizio hatte sich zum königlichen Anlass die besseren Kapitänskleider zurechtmachen lassen und angelegt, von Waffen hatte er selbstverständlich abgesehen. Nur eine Geste, wie es sich eben gehörte.
Allerdings war der Lasombra nicht alleine unterwegs. Wie fast immer begleiteten ihn seine beiden Schiffsoffiziere, ebenfalls in ihrer besseren Kleidung versteht sich, und diese hatten durchaus dezent versteckt ihre Dolche angelegt.
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Josef
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Re: Frisches Blut für alte Kronen [Könige + Fabrizio]

Beitrag von Josef »

Was sich auch verändern mochte, die Schreiben des Maximianus würde man immer widererkennen, selbst wenn man nur ein Hundertstel der darin enthaltenen Wörter laß. Diese verlässliche Konstante rang dem Brujah ein Schmunzeln ab während Petyr sich mit dem Studium des aufwendig, aber dennoch nicht sehr besonderem Schreiben beschäftigte.

Als weitere Fingerübung ließ er Petyr die Treffen und Arrangements mit den im Schreiben erwähnten der letzten Jahre auflisten, natürlich abgesehen von denen von denen Petyr aus gutem Grunde nichts wußte. Der Name Begado führte noch zu einem etwas längeren Gespräch unter vier und später sechs Augen. Genug auf jeden Fall um diese Nachricht als Hauptbeschäftigung für eine Nacht zu benennen, etwas das in dem inzwischen eingespielten Alltag des Ungarn tatsächlich eine bemerkenswerte Ausnahme darstellte.

Zu dem Treffen erschien er in Begleitung zweier seiner Männer. Einer davon war trotz des Umhangs schon durch seine Statur und die Gangart als eine der Wachen des Handelshauses zu erkennen, während der andere vom Alter auch der Vater eines der anderen beiden hätte sein können. Der Ungar hatte die Gelegenheit genutzt und die zuletzt selten getragene Garderobe aus importiertem byzantinischen Tuch und fränkischer Wolle herausgeholt. Grün abgesetzte Ränder und ein mit Silberfäden durchwirkter Gürtel unterstrichen den Stand während unter seiner Schulter eine bronzene Brosche mit einem alten leicht verwitterten Wappen prangte. Abgesehen von der Wache führte keiner von ihnen eine erkennbare Bewaffnung mit sich.
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Acacia
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Re: Frisches Blut für alte Kronen [Könige + Fabrizio]

Beitrag von Acacia »

Der Mond schien silbrig durch das Fenster und erhellte den dunklen Holzboden in einem perfekten Rechteck. Ein Stück weiter, dort wo die Schatten für menschliche Augen langsam undurchdringlich wurden, saß Acacia das helle Pergament in den Händen. Langsam glitt ihr Blick über die klaren Linien des Schreibens und eine ihrer Brauen hob sich amüsiert. Maximinianus Stil war ... eigen ... und nicht besonders höflich. So verzichtete sie schlicht auf eine Antwort.

Einige Nächte später, früher als ihre männlichen Mitstreiter, erschien die Nächtliche an den Toren des Bischofskastells. Wie immer trug sie den nachtschwarzen, Pelz verbrämten Mantel, der ihre Gestalt verdeckte. Drei schwer gerüstete Männer folgten ihr und während zwei von ihnen mit Ketten verschleiert und ganz in schwarz gehalten waren, war der dritte direkt an der Seite der Lasombra in beinah ebenso edle Kleidung gehüllt. Stillschweigend durchquerte die Gruppe Tor und Gebäude bis sie am Ort der Versammlung eintrafen. Höflich nahm die unverschleierte Wache den Mantel Acacias und zog sich dann - ebenso wie die anderen beiden - in den ihnen gewiesenen Raum zurück.

Acacia selbst trug an diesem Abend Brokat. Tiefstes schwarz, gekrönt von silbrig schimmernden Fäden, die kunstvolle Muster bildeten. Das Kleid selbst war mehr wert als so manch versierter Handelsmann in seinem Leben verdiente, aber sie trug es als wäre es ein Alltagsgewand. Das Haar war wie immer zu einem strengen Knoten frisiert und unter einem zarten Schleier halb verborgen. Gehalten wurde das Tuch von einem silbernen Kamm, welcher von schwarzen Perlen gekrönt wurde. Perlen, die sich auch in engen Schlingen um den milchweißen Hals wanden.
Ihr Blick fiel praktisch sofort auf den Gastgeber und sie trat ihm entgegen. Ein Neigen des Kopfes und ein leichter, wenn auch ihrer Beziehung angemessener Knicks folgte. "Maximinanus." Sogar ein Lächeln hatte die Händlerin für den Tyrannen übrig. Ein paar private Worte folgten, Absprachen wurden getroffen und alte Verträge erneuert, ehe es Zeit wurde auch die anderen Brüder im Geiste zu begrüßen und sich das Gespräch auf unverfänglichere Themen konzentrierte.
Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht. Wir sind wie Eisblumen viel zu schön für den Tag.
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Il Canzoniere
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Re: Frisches Blut für alte Kronen [Könige + Fabrizio]

Beitrag von Il Canzoniere »

Bereits vor dem Tor, noch auf dem Piazza Sarzana, stand eine Gruppe Milizionäre Mascaranas die die Gäste schweigend aber grüßend passieren ließen. Die dunklen Uniformen schienen neu zu sein, die roten Akzentuierungen passten irgendwie gut hierher. Auch ihre Ausrüstung machte einen neuen, guten Eindruck. Sie entdeckten auch weitere Posten, die alle einen guten Blick auf die hell erleuchtete, aber leer dastehende Mauer, hatten. Lediglich auf den Türmen zeichneten sich Wachposten ab.

Ihr Kommen schien nicht unbemerkt geblieben zu sein, denn noch während sie sich näherten öffneten sich die Flügel des eisenbeschlagenen Tores. Dahinter fand sich ein gutes Dutzend Männer der Bischofsgarde die Innen rechts und links des Tores Spalier standen. Ebenfalls schweigend. Viele von ihnen mit glasigem, leeren Blick und unfehlbarer Haltung. Offenbar wurde von den Gästen der Gang über den Hof erwartet, denn im Boden steckende Fackeln erleuchteten einen Weg quer über den Hof auf das Hauptgebäude des Kastells zu. Die Fackeln waren dabei zu weit von ihnen entfernt um das Tier zu stören, aber dicht genug um ihren Weg zu markieren.

Wenn sie den Weg hinter sich gebracht und das aufschwingende Portal betreten hätten, würden zwei weitere Wachen ihre Begleiter in einen Warteraum bringen in dem sie Essen und Trinken konnten, falls sie das wollten. Die Kainiten selbst wurden von einem schweigenden Benediktiner eine letzte Treppe hinauf und von dort in einen Raum geführt der sonst zweifelsohne für die Sitzungen des Bischofsrates genutzt wurde. Ein länglicher Tisch aus Zedernholz, mit massiven Stühlen und brokatenen Sitzkissen, stand mittig in dem beheizten Raum. Am Kopf der Tafel, auf einem kirchlich anmutenden Thron aus dunklem Holz, der ohne jeden Zweifel dem Bischof gehörte, saß Maximinianus. In Gedanken versunken als Acacia eintrat und in ein leises Gespräch mit dieser vertieft als es Josef tat. Beide wurden freundlich begrüßt. Er bat sie auch sich zu setzen, aber einen bestimmten Platz bekamen sie nicht zugewiesen. Dabei schien dies sehr wohl ein Teil des Spiels zu sein.

Eine Weile nach den beiden tauchte der Nosferatu auf. Man hatte beinahe vergessen wie riesig er war, wenn er sich zeigte. Bis zur Unkenntlichkeit zerhackt, durchstochen, durchbohrt, aufgeschlitzt und zertrümmert übersähten die Narben seinen nackten, nur von einem Wolfsfell gekleideten Oberkörper. Man hätte seine unangenehme Erscheinung in all den Jahren seit ihrem letzten Treffen kaum Vergessen könen. Heute jedoch sah man auch die Veränderungen: sein rechter Arm war deutlich bleicher als der Rest seiner ohnehin mit kainitischer Blässe verfluchten Haut. Und seine Brust war mit einer riesigen, großen Brandwunde überzogen. Wirklich hässlich.

Er warf einen Blick in den Raum und nahm ihre Begrüßungen entgegen. Zuerst kreuzte sich sein Blick mit dem des Ventrues auf der anderen Seite des Tisches. Und einen kurzen Moment lang glaubte man das Funken durch die Luft flogen, wie wenn eine stählerne Axt auf eine Statue einschlug. Dann war der Moment vorbei. Beide hatten sich zugenickt. Und noch etwas schien entschieden worden zu sein.

Godeoc setzte sich ans andere Ende des Tisches, dem Ventrue gegenüber und sah in die Runde. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht

"Im Vergleich zum letzten Mal haben wir uns ziemlich verbessert, würde ich sagen." der Blick auf den leeren Stuhl des fehlenden Mannes vom letzten Treffen.

Dann wanderte sein Blick zuerst zu Acacia, dann zu Josef "Taugt der Ersatz mehr?"
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Acacia
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Re: Frisches Blut für alte Kronen [Könige + Fabrizio]

Beitrag von Acacia »

Ihre Worte verklangen als die beiden Männer nacheinander den Raum betraten. Josef erhielt ein freundliches Lächeln und ein paar allgemeine Worte, während der nach ihm erscheinende Nosferatu mit einem höflichen Knicks und ohne jedes weitere Wort begrüßt wurde. Als Maximinianus sie schließlich bat sich zu setzen, wählte sie den Platz links neben dem Ventrue und schenkte ihm ein Lächeln, als er ihr den Stuhl zurecht rückte. Den Rücken kerzengerade und ein oder zwei cm von der Rückenlehne entfernt saß sie da und hatte die Hände adrett im Schoß gefaltet. Jeder Zoll eine hochgeborene Dame.

Godeocs Bemerkung über den Abwesenden ließ das Marmorgesicht der Lasombra kurz ein wenig Schmunzeln, ehe er die Frage an sie stellte. "Nun, ich glaube nicht, dass sein Erzeuger nötig sein wird um ihn aus meinem Elysium und der Stadt zu schleifen. Er ist zwar ein Dorftrampel, aber er hat verstanden, dass er einen Fehler begangen hat und soweit ich gehört habe, ist er durchaus in der Lage sich zu bessern.... Allerdings ist im Gegensatz zu Augustus auch beinah alles eine Steigerung."
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Josef
Brujah
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Re: Frisches Blut für alte Kronen [Könige + Fabrizio]

Beitrag von Josef »

Unter normalen Umständen hätte man im Gesicht des Brujah wohl einen leisen Kommentar zur Einrichtung des Raumes und der Sitzgestaltung im besonderen erkennen können, doch offensichtlich hatte sich der Ungar in den Jahren darin geschult in bestimmten Momenten eine tote Ausdruckslosigkeit zur Schau zu tragen. Allerdings fehlte ihm trotz allen Selbstbewußtseins der ruhige Gang und das entsprechende Auftreten um diesen Ausdruck als Noblesse vor sich hertragen zu können. Es stand ihm nicht unbedingt bestens zu Gesicht.
Er blieb noch vor den ersten Stühlen stehen und neigte erst in Richtung des Gastgebers und dann gen Acacia das Haupt. "Maximianus." grüßte er ihn und danach entsprechend auch Acacia. Viel Zeit für höfliche Worte blieb zwar nicht, aber er ließ seine Totenmaske dabei langsam auftauen ehe er sich dann auch zu seinem Platz begab und das Eintreten des Nosferatu beobachtete.
Wieder zahlte sich das Totengesicht aus während der Ventrue und der Nosferatu ihre Begrüßung abhandelten. Derweil saß der Ungar scheinbar gelassen am Tisch, eine Hand auf der alten Tischplatte aufgelehnt und die andere im Gürtel verhakt wartete er und ließ den Blick dann während Geodecs Worte durch die kleine Runde wandern. Die Ausdrucksweise Godeocs war wie immer erfrischend, doch er vergaß nicht welche Macht hinter ihnen steckte. Über sein Gesicht huschte nur ein kurzes Schmunzeln, das aber rasch ins nachdenkliche Umschlug.
Als nach Acacia das Wort an ihm war hob er die Hand auf dem Tisch etwas und warf einen Blick hinüber zu der Edlen. "Mir haftet derzeit noch der Makel des Einsiedlertums an. Seine Neugier ist offenbar nicht stark genug um zu mir durchgedrungen zu sein, daher beschränkt sich mein Eindruck seiner Person bisher lediglich auf sein Schiff." Sein Blick wanderte zu Godeoc und er zuckte mit den Schultern. "Bedauerlich dass ich ihn bei dieser Gelegenheit nicht kennenlernen konnte. Besser als Augustus klingt..." und da war dann für einen Augenblick wieder die Aura des wilden in ihm der sich auf einen saftigen Braten abends am wärmenden Feuer in der Tundra freute. "... verlockend." vielleicht war dies auch nur seine Art Handel zu betrachten. Alles war potenzielle Beute in dem einen oder anderen Sinne.
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Il Canzoniere
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Re: Frisches Blut für alte Kronen [Könige + Fabrizio]

Beitrag von Il Canzoniere »

Der Nosferatu bleckte grinsend die Zähne als Acacia - die seinem Blick zu folge etwas zu dicht an dem Ventrue saß - ihren Spott über dessen Clansbruder ausschüttete. Er nickte beipflichtend, als ob er dabei gewesen wäre. Und als ob es ihn noch immer amüsieren würde. Wandte sich dann jedoch Josef zu. Nickte noch einmal auf dessen Fazit hin.

"Dann bin ich ja mal gespannt was verehrtester..." er zog die Anrede wie eine Verballhornung in die Länge "...mit ihm vor hat." demonstrativ lehnte er sich zurück und begann mit einem ziemlich langen und spitzen Dolch seine Fingernägel zu säubern.

Maximinianus schien die Spötteleien des Nosferatus gar nicht wirklich wahrzunehmen. Außer einem missbilligenden Blick auf die Fingernägel Godeocs schien er mit wichtigerem beschäftigt als der Häme des Prinzen der Gosse. Den Blick nachdenklich auf die Tafel vor sich gerichtet, hob er die Hand und machte eine Geste, als ob er einen Diener herbeiwinken würde - auch wenn gar keiner im Raum war. Sekunden später öffnete sich jedoch die Tür durch die sie alle gekommen waren und einer der Benediktiner trat ein, passierte die Tafel unter dem misstrauischen Blick Godeocs und hielt erst neben Maximinianus.

Dieser neigte sich leicht zur Seite und murmelte: "Bring ihn herein."

Sofort eilte der Mönch los. Und einige Minuten später wurde Fabrizio hineingebeten. Er hatte nur einen Augenblick warten müssen.
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Fabrizio
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Re: Frisches Blut für alte Kronen [Könige + Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Als sich die eisenbeschlagenen Tore des Kastells öffneten begannen die Wachhunde bereits zornig anzuschlagen. Sie hassten ihn, und als der Lasombra mit seinen Begleitern das Spalier der Wachen passierte, da drehten die Tiere restlos durch, johlten wild und rissen wie verrückt an ihren schweren Ketten.

Fabrizio indessen begutachtete in aller Ruhe die wundervolle Begrüßungsszenerie. So viele Fackeln, so viel Licht, er liebte es, denn umso schöner waren die Schatten. Und auch die glasigen leeren Augen der Wachen fesselten ihn, faszinierten ihn. Nur noch ein Schatten ihrer selbst. Ein verstehendes Schmunzeln bezeugte seine stille Bewunderung für die Kunstfertigkeit seines Gastgebers, schön hatte er hier seine Werkzeuge präsentiert und ausgestellt.

Mit einem Nicken quittierte er den Abgang seiner Begleiter in den Warteraum. Diese würden sich genüsslich an Speis und Trank gütlich tun und versuchen sich mit den anderen Gestalten dort zu unterhalten. Vielleicht würde ja ein interessantes Gespräch zustande kommen mit den offenkundig so schwer gerüsteten Begleitern der übrigen kainitischen Gäste.

Dann betrat er selbst den Saal des Bischofsrates, heute war es der Saal des Königsrates.
Kurz hinter der Tür blieb er stehen und blickte sich ersteinmal einen langen Moment um, dabei vermied er es irgendwo hängen zu bleiben oder irgendjemandem in die Augen zu blicken - was ihm nicht ganz gelang, da er auffallend lange den grotesk hässlichen Hünen anstarrte.

Schließlich verbeugte er sich aber erst einmal tief vor Maximinianus in seinem Bischofsstuhl.
"Ich bedanke mich für eure Einladung, ehrenwerter Seneschall." Damit erhob er sich wieder. Mit einem Nicken fügte er hinzu: "Meinen Glückwunsch zu eurer zweifachen Erhebung in Rang und Amt."

Nach kurzem Zögern wandte er sich dem Grotesken zu. Auch wenn er ihn noch nie persönlich zu Gesicht bekommen hatte, dieser war so hässlich und doch so selbstbewusst an diesem edlen Tisch der Hohen. Es musste einfach der Nosferatu sein, der Prinz der Gosse, Godeoc.
Für einen Moment war da wieder die kleine zischende Stimme in seinem Kopf, unvermeidbar und mühselig: Töte den Nosferatu... töte Godeoc!
Diesesmal ohne ihn anzustarren, verbeugte Fabrizio sich nun zur anderen Seite des Tisches vor dem Hässlichen beinahe ebenso tief wie zuvor vor dem hohen Seneschall im Bischofsstuhl.
"Es ist mir eine Ehre euch kennen zu lernen." Die Worte waren vielleicht schlicht und einfach gewählt, aber der Venezianer Seemann sprach sie voll tiefem Ernst und aufrichtig.

Auch jetzt erhob er sich direkt wieder und verbeugte sich noch kurz vor seiner Clansschwester, die es mit dem Königsweg seiner Meinung nach mal wieder ein bischen übertrieb und in ihrem unnatürlichen Luxus eher aussah wie die Schwester vom römischen Kaiser höchst selbst droben in Byzanz.
"Es freut mich euch zu sehen, Erste unter den Neugeborenen. Verehrte Clansschwester, ihr seht wie immer bezaubernd aus." Schleimige Floskeln, wie es sich gehörte.

Und dann war da noch dieser seltsame Fremde. Fremd schon allein in seiner Ausstrahlung! Vielleicht war das also die Graue Eminenz von der er immer wieder am Rande gehört hatte? Ein Ungar sollte es sein, das könnte passen. Josef der Ungar. Aber sicher war er sich nicht, immerhin könnte es sich auch um einen Gast oder Neuankömmling handeln. Fabrizio nickte ihm also einfach höflich zu ohne weitere Worte.

Fieberhaft hatte er nebenbei bereits überlegt wie er wohl seinen Platz zu wählen hätte. Er wusste ja nichteinmal wer alles erwartet wurde. Spontan entschloss er sich dann die Seite gegenüber des Fremden zu wählen, am besten möglichst genau auf Höhe der Mitte zwischen Maximinianus und Godeoc, zwischen Bischof und Gosse.
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Il Canzoniere
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Re: Frisches Blut für alte Kronen [Könige + Fabrizio]

Beitrag von Il Canzoniere »

Der Ventrue hatte sich seit ihrem letzten Aufeinandertreffen nur in feinen Nuancen geändert. Wenn man überhaupt von so etwas wie einer Änderung sprechen konnte. Noch immer war seine glatte Miene nichts an dem man seinen Gemütszustand ablesen konnte. Nach der Begrüßung durch den Lasombra nickte er jedoch knapp, als ob ihm dessen Auftreten akzeptabel erschien. An welcher der vielen Kennziffern, an denen er sich beliebte aufzuhängen, es lag, dass er einen Moment die Stirn runzelte war schwer ersichtlich.

Sein Blick folgte ihm bis zu dem Platz gegenüber von Josef. Als er nach der Lehne des Stuhls griff, schüttelte er jedoch den Kopf.

"Nicht heute."

Verwehrte er dem Triarchen den Sitzplatz.
Stattdessen wandte er sich an Godeoc, der den Neuankömmling bisher nur mit einem argwöhnischen Blick bedacht hatte. Anschließend an Acacia, dann an Josef.

"Verehrter Godeoc, wohlwerte Acacia, wohlwerter Josef, dies ist Fabrizio Begado, Neugeborener des Clan der Schatten." hier schien etwas zu fehlen, etwas das der Ventrue bewusst weg ließ - aus welchen Gründen auch immer.

"Werter Signore Begado, dies sind Godeoc, Ancilla des Clan der Verborgenen, Herr über Clavicula und Ädil ihrer Majestät Aurore von Genua, Acacia della Velanera, Neugeborene des Clans der Schatten, Kind des Ahnen Alexander, Hüterin des Elysiums und Ädil ihrer Majestät Aurore von Genua, sowie Josef Szőkyel, Neugeborener des Clans der Gelehrten, Ädil ihrer Majestät Aurore von Genua."

Nachdem er jedem einen Augenblick Zeit gegeben hatte zu Niken oder einander kurz zu begutachten fuhr er unvermittelt fort.

"Wir sind, wie ihr, Anhänger des via regalis. Dessen heiliger Ruf war es der uns heute Nacht hier zusammengeführt hat um über die Geschicke der Stadt zu beraten. Denn wir alle wissen das es Ordnung, Hierarchie, braucht um ein Zusammenleben zwischen denjenigen unserer Art zu ermöglichen. Deshalb haben wir uns vor einigen Jahrzehnten zusammengefunden um diesen...Rat zu begründen. Er dient der Durchsetzung der Ordnung, der heiligen Gesetze derer die dem Weg der Könige und ihrer Pfade folgen.

Wir haben euch in den Jahren seit eurem Ankommen sehr genau beobachtet, Triarch. Eure...kreative... Ankunft, euer Zusammentreffen mit Acacia...mit Brimir...euer Ein- und Ausgehen in San Marcellino. Euren Bestrebungen in Platealonga. Aber auch euren Fortschritten in Maddalena und eurer Bereitschaft in Fraxinetum für Genua zu kämpfen. Ihr seid, trotz einigen Auseinandersetzungen..."
sein Blick wanderte kurz zu Acacia "...unsere Anweisungen gefolgt. Das könnte sich nun für euch auszahlen."

Er sah den Lasombra mit einer ungewohnten Schwere im Blick direkt an:
"Der Stuhl, auf dem ihr bereits eure Hand habt, könnte der eure sein. Ich lade euch hiermit ein, euch euren Platz an dieser Tafel zu verdienen. So wie jeder der hier sitzt es seinerseits getan hat."
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