Hoch auf dem Wagen

[März - Mai '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Rennard
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Hoch auf dem Wagen

Beitrag von Rennard »

In den Abendstunden rollten die letzten Karren und Wagen durch die Porta Sierravalle in die schützenden Mauern Genuas. Unter ihnen befand sich ein geschlossenes, stabiles Exemplar, auf dessen vorderer Bank ein junger Mann die Zügel zweier Pferde hielt. Neben ihm saß eine verträumte Frau, vielleicht ein paar Jahre älter als er und schien das Schaukeln und den Wind in ihrem Gesicht zu genießen. Auch aus dem Inneren des Wagens war das leise Raunen von Stimmen zu hören, die in ein Gespräch vertieft schienen.
Dem Kutscher ging allerhand durch den Kopf. Er kannte sich ja noch nicht sonderlich gut aus in diesen Mauern und fragte sich bei ein paar Leuten weiter, die am Straßenrand entlang liefen und den Spritzern auszuweichen versuchten, die der Wagen verursachte. Schließlich lenkte er das Gefährt in die Straßen Ravecca's und hielt dort bei einem Wirtshaus an. Er hämmerte mit der Faust dreimal kräftig auf die Holzplanke in seinem Rücken und bekam als Antwort das Murren einer tiefen Stimme aus dem Inneren des Wagens. Schließlich ging die kleine Türe am Heck des Vehikels auf und eine zweiter Mann, etwas beleibter als der Kutscher, kletterte die zweistufige Treppe herab. Er drehte sich gleich um und half einem alten Mann, der nach ihm die Treppe runter kam. "Danke sehr, danke." murmelte der und ordnete sich, indem er seinen Rock abklopfte.

Mit einem abgegriffenen Knotenstock stützte der sonst rüstig wirkende Alte sein lahmendes linkes Bein und machte sich zielstrebig auf den Weg in Richtung Gasthaus um dort nach Unterkunft zu fragen. Auf dem kurzen Weg dahin schienen seine Augen noch möglichst viele Eindrücke der Stadt aufsaufen zu wollen. Der Dicke, der ihm bereits an der Treppe geholfen hatte, schlug die Tür zu und begleitete ihn nach drinnen, während die übrigen Reisenden auf ihrem Wagen sitzen blieben.
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Alerio
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Re: Hoch auf dem Wagen

Beitrag von Alerio »

Ravecca war ländlicher, als alle anderen Stadtteile. Hier fühlte man sich wie in einem kleinen Dörfchen als einer Stadt. Die Gebäude standen nicht so gedrängt, die Luft roch frischer und man spürte den Frühling Einzug halten. Die Menschen waren ausgelassener, lebendiger.

Auch aus dem Gasthaus, dass sich die Reisenden ausgesucht hatten, drang geselliger Lärm. Es schien wohl gut besucht zu sein. Das Haus war nicht sonderlich auffällig, ein typisches Holzhaus in dieser Gegend, das aber doch schon sichtlich in die Jahre gekommen war. Dies schien dessen Beliebtheit aber wohl nicht zu schaden.

Bei Eintreten sahen die Neuankömmlinge dann auch, dass tatsächlich viele Tische besetzt waren. Größtenteils von Männern, die sich mitunter über mehrere Tische hinweg lauthals unterhielten, scherzten und anschrien. Sie schienen wohl zusammen zugehören oder sich zumindest zu kennen. Einige von ihnen waren sogar bewaffnet und mit leichtem Leder gerüstet.

Daneben befanden sich aber auch eine handvoll andere Gäste in dem Wirtshaus, die teilweise mit Missfallen das Verhalten der Männer betrachteten. Andere waren in eigene Gespräche vertieft oder waren ganz mit dem Getränk in ihrer Hand beschäftigt und .

An der linken Wand befand sich die Theke, hinter der ein Mann mittleren Alters stand und gerade dabei war auszuschenken.
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Rennard
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Re: Hoch auf dem Wagen

Beitrag von Rennard »

Der alte Herr war hinter der Tür stehen geblieben und schien sich erst einmal orientieren zu müssen. Sein Gesicht runzelte sich nachdenklich als er die ausgelassene Szene aufnahm. Er war nicht unbedingt zu hause in solch einem lebendigen Tumult und setzte sich alsbald in Bewegung um sich dem Tresen zu nähern, hinter dem der Wirt gerade einen Krug befüllte. Der betagte Mann musste etwas erledigen. Sein Begleiter reihte sich hinter ihm ein und bestellte an der Theke sogleich mit beherzter Stimme "Ein Dünnes!", denn die lange Fahrt hatte seine Kehle ausgetrocknet.

Der Weißhaarige schenkte ihm einen kurzen kritischen Blick, ließ es dann aber ruhen und räusperte sich stattdessen selbst. "Guten Abend, der Herr! Wir brauchen eine Unterkunft für fünf Leute."
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Alerio
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Re: Hoch auf dem Wagen

Beitrag von Alerio »

Am Tresen saßen zwei ältere Männer, die so aussahen, als würden sie schon eine Weile hier sitzen...Tage. Aus trüben Augen wurden die beiden Fremden gemustert. Der Wirt reichte dem einen dann den Humpen Bier, den er fertig gezapft hatte und richtete seine Aufmerksamkeit ebenfalls auf die beiden Gäste.
"N'amd, die Herr'n"
"Fünf?" fragte er noch mal nach. "Sicher. Ham da noch Zimmer, passt'er scho alle rein. Für wie lang denn?" fragte er und zapfte nebenbei das Bier für den Begleiter des Alten.

Unterdessen schlug in der Mitte des Raumes jemand auf den Tisch und verlangte, dass doch jetzt endlich alle mal die Schnauze hielten! Daraufhin wurde nur gelacht.

"Entschuldigt den Tumult" sagte der Wirt zu den beiden, versucht gegen den Lärm anzureden und seufzte etwas. "Das is nich immer so schlimm. Das kommt davon, wenn man die Jungs ohne Aufsicht lässt."
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Rennard
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Re: Hoch auf dem Wagen

Beitrag von Rennard »

Der Bärtige nickte und wiederholte seinerseits bestätigend "Fünf." Wie lange würden sie hier bleiben? Das war eine Frage, die er sich selbst stellte. Vielleicht war es nicht die beste Idee gewesen, diese Reise zu machen. Aber kaum eins seiner Vorhaben erfüllte die Anforderungen an wahrhaft gute Ideen. Also musste er mit dem zurecht kommen, was er vor sich hatte.
Während er so überlegte, wanderte sein Blick über die beiden Männer am Tresen. Er nahm ihre Augen, ihre Gesichtsfarbe und ihre Bewegungen akriebisch auf und sah dann wieder den Wirt an.

"Ich bezahle euch am Ende der Woche und gebe euch Bescheid, ob wir noch bleiben wollen." schlug er als Regelung vor. "Was haltet ihr davon?"

Die Bemerkung des Wirtes ließ ihn sich herumdrehen um die lautstarken Gäste ebenfalls genau in Augenschein zu nehmen. Wie Falkenaugen blitzten die braunen Sehorgane des Greises aus ihren Höhlen hervor. "Was meint ihr mit 'ohne Aufsicht lassen', wenn ich fragen darf?" fragte er schließlich in einem Tonfall plaudernder Neugier.
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Alerio
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Re: Hoch auf dem Wagen

Beitrag von Alerio »

Der Wirt sah nicht sehr begeistert aus.
"Nah.." sagte er und machte ein schnalzendes Geräusch mit der Zunge. "Kann ich nicht machen. Am Ende stehlt ihr euch davon und ich seh ken Stück von dem Geld. Ihr zahlt im Voraus oder jeden Tag pro Tag; oder müsst euch ne andre Unterkunft suchen."

Er blickte zu der Meute Männer hinüber. "Dieser Haufen da, das ist die stolze Miliz von Ravecca" sagte der Mann belustigt. "Ein Haufen Taugenichtse, wenn ihr mich fragt. Zumindest wenn Felippe nicht da ist. Is der einzige, der die Jungs als disziplinierte Truppe zusammenhällt. Oder der alte Marcus noch. Da sind se zwar nicht sehr zuverlässig, aber ham wenigstens Respekt. "
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Rennard
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Re: Hoch auf dem Wagen

Beitrag von Rennard »

Die Unterstellung schien den alten Herren zu treffen, denn er brummte argwöhnisch. "Wir sind keine Betrüger." doch nach einem Augenblick der Besinnung schnaufte er und fügte hinzu "Aber ihr könnt natürlich nicht von Vertrauen leben. Wir zahlen also im Voraus." womit er dann auch mit einer Hand in seiner Tasche verschwand und einige Augenblicke darin fischte, denn seine Finger waren wohl nicht mehr die schnellsten "Was wollt ihr für eine Woche haben?" nun hatte er eine Geldkatze in der Hand und schaute den Wirt erwartungsvoll an, ehe er ihm das Geld Stück für Stück auf den Tresen zählen würde.

Sein Blick wanderte nachher wieder rüber zu den beschriebenen Männern, über die er sich eine geistige Notiz machte. Die Miliz von Ravecca, ein Haufen Taugenichtse. "Felippe und Marcus sind gerade nicht da, ja? Sie sind aber nicht so respektlos, dass man sich vor ihnen in Acht nehmen muss, wenn keiner ihnen Respekt einflößt, hoffe ich?" seine Stirn war unheilvoll gerunzelt. "Ist Ravecca eine gefährliche Gegend?" Sein Begleiter schien nicht so viele Sorgen zu haben, sondern genoss beinahe geistesabwesend sein Bier. "Gibt auf jeden Fall gutes Bier hier." kommentierte er blöd.
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Alerio
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Re: Hoch auf dem Wagen

Beitrag von Alerio »

Der Wirt nannte ihm einen angemessenen Wert. Nicht zu hoch und auch nicht zu niedrig.

Er würde dem alten Herren für das Geld danken, ihn dann aber verwirrt anschauen. "Äh.." die Sache mit dem Respekt hatte er nicht ganz verstanden.
"Sie sind schon da" überging er es dann einfach. "Aber sie haben irgendwas zu bereden."
Er zuckte mit den Schultern. Er hatte keine Ahnung worum es dabei ging, hatte aber auch kein Interesse daran.

"Nee" sagte er weiter und schüttelte den Kopf. "Es kommt scho mal zu Diebstählen, Schlägereien und so Zeug, aber im Vergleich zu anderen Vierteln is es sehr friedlich hier. Der Hafen is da rauer und nach Clavica zieht es nur das dreckigste Gesindel." Er musterte den alten Mann von oben bis unten.
"In Ravecca seid ihr ganz gut aufgehoben."
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Rennard
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Re: Hoch auf dem Wagen

Beitrag von Rennard »

Der weißhaarige Mann nickte beipflichtend auf die Einschätzung des Wirtes. "Da bin ich beruhigt." er schaute seinen Begleiter an, der es sich an der Theke gemütlich gemacht hatte und tätschelte leicht dessen Arm, als er sich erhob. "Ich werde mal Josef Bescheid geben." meinte er und trottete gemütlich nach draußen. Ein letzter Seitenblick traf die lautstarke Männergemeinschaft an den Tischen, doch mehr als Neugier hatte er vorerst nicht für sie übrig.
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Alerio
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Re: Hoch auf dem Wagen

Beitrag von Alerio »

Als der ältere Mann anscheinend genug Informationen erhalten hatte und die Theke verlies, widmete sich der Wirt der Reinigung der Trinkgefäße, die hinter der Theke standen und schenkte auch dem zweiten Mann, der da noch saß, keine weitere Beachtung.

Kurze Zeit später, als der Gast gerade draußen war, öffnete sich eine Tür im hinteren Bereich der Schenke und ein relativ junger kräftiger Mann in Lederrüstung und mit Schwert bewaffnet, betrat den Schankraum. Er schien etwas irritiert und nachdenklich. Er blickte zurück über die Schulter, blinzelte ein paar Mal, und ging zu der Gruppe Milizionäre.

Ein paar Sekunden später kam noch jemand aus dem Raum. Ein dicker Mann, der noch recht jung aussah, für das Alter, das er eigentlich hatte. Doch das würde den Fremden nicht auffallen.
Marcus ging zur Theke wo er mit seiner Bedienung sprach, während sich Felippe zu seinen Männern gesetzt hatte.
Sie lachten und redeten mit ihm, doch er schien seltsam abwesend.
Nach ein paar Momenten schien er genervt und schlug mit der Faust auf den Tisch. Herrschte die Jungs an und sofort wurde es merklich ruhiger im Raum.

Was keiner von den Anwesenden mitbekam war, wie in der Zwischenzeit hinter dem Haus eine kleine Gestalt durch ein Fenster kletterte und sich heimlich davon stahl.


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