Eine Besichtigung der Stadt [offen]

[März - Mai '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Rennard
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Rennard »

Beinahe wollte er glauben, dass sie spazieren gingen, dass er nur paranoid wurde und Gespenster sah wo keine waren. Doch dann guckte er in das Gesicht einer Nonne, die auf einem Dach Platz genommen hatte. Er kniff die Augen zusammen und bemühte seine toten Augen, die Nachtschwärze zu durchdringen. Was hielt sie da in der Hand?
Zweifellos wirkte sie in diesem Moment am unberechenbarsten von allen. Deshalb wandte er den Blick nicht von ihr ab, als er Maria erwiderte „Ich bin Rennard. Ist es üblich im Ubertinerinnen-Orden zu Genua, Jagd auf alte Männer zu machen?“ sein Tonfall war ungläubig spöttelnd, aber auch nervös. Er klammerte seine Hand fester um den Gehstock. „Egal, was Ihr mir entreißen wollt, Ihr werdet enttäuscht sein.“
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Maria Penthesilea
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Spricht die Beute.", sagte eine der Nonnen hinter ihm, "Beute, die dachte sie sei der Jäger. Die eine Nonne in eine dunkle Gasse verfolgte. Eine wehrlose Frau, nachts." Maria Derimacheia grinste ihn an. "Er wollte den Weg nach Domus. Ein alter Mann. Allein unterwegs. Kennt sich nicht aus. Ja?"

Nachdenkliches Schweigen hinter ihm. Er konnte regelrecht spüren, wie Augen an seiner Gestalt auf- und abwanderten. Wie er studiert wurde. Schließlich wurde offenbar ein Signal gegeben und Maria Derimacheia verzog das Gesicht. Ein weiterer Blick und das Grinsen kehrte zurück. "Ihr seid ganz allein. Das ist nicht gut. Wir werden unsere... Christenpflicht üben. Euch nach Domus bringen."

Er hörte hinter sich ein leises Rascheln und der Blick nach oben zeigte, dass die Nonne auf dem Dach verschwunden war. Oder zumindest nicht länger zu sehen.
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Rennard
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Rennard »

"Richtig." bestätigte der Alte die provokante Frage der Nonne und legte beide Hände über seinem Gehstock aufeinander. Er stand geradezu trotzig vor ihr, still gegen die für ihn absurden Aussagen der Frauen protestierend.
"Das weiß ich zu schätzen." sprach er und nickte. Im Augenwinkel schaute er zum Dach hinauf und seine Brauen tanzten kurz misstrauisch auf seiner Stirn, die er dann wieder in Falten legte. Was sollte er mit diesen Weibern nun anfangen? Dass sie Christen oder gar Nonnen waren schien völlig hanebüchen, aber das würden sie auf Nachfrage wohl kaum erörtern. Ihr Sinneswandel versprach allerdings noch eine Entwicklung, sodass die Sache noch nicht beendet war.

"Geht voran, gute Frau!" er räusperte sich um den sarkastischen Tonfall der Anrede zu kaschieren und hielt weiter Ausschau, was die anderen Damen taten.
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Maria Penthesilea
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonne schüttelte nur den Kopf, setzte sich aber dann in Bewegung. Und tatsächlich schien der Weg, den sie gingen, in die Richtung zu führen, in die zuvor ihr Finger gezeigt hatte. Er wusste, dass hinter ihm noch eine der Frauen ging. Aber wo waren die anderen beiden? Gelegentlich glaubte er, einen Blick auf sie zu erhaschen.

Nach einer Weile bemerkte er, dass die Häuser um ihn herum neuer wirkten, wenngleich auch sie schon einige Jahre auf dem Buckel haben mussten. Die Bauten schmiegten sich an die Stadtmauer und er roch den Geruch der Menschen, die hier lebten, überall um sich herum. Ihre Ausscheidungen, die Reste ihres Essens, gelegentlich Rauch.

Schließlich hielt Maria Derimacheia an. Sie breitete die Arme aus, während sie sich zu ihm herumdrehte, eine grandiose, zeigende Geste.

"Domus!" sagte sie. "Hier ist Domus."
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Rennard
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Rennard »

Die Reise in das junge Stadtviertel verlief angespannt. Was bezweckten die Frauen mit ihrem Verhalten? Warum versteckten sie sich immer wieder? Es musste in seinem Kopf passieren, alles nur ein nächtlicher Traum, ein schmutziger Schleier über seiner Wahrnehmung. Warum sonst sollten sie auf den Dächern herumklettern, Pfähle in Händen halten? Sie konnten ja nicht wissen, was er war. Als sie in Domus angekommen waren, hatte er sich selbst schon halb davon überzeugt, dass er sich alles nur eingebildet hatte, was bis hierhin geschehen war. Dass Maria eine ganz normale Nonne gewesen sein musste. Auch wenn es einen faden Geschmack auf der Zunge hinterließ.

Er schaute sich also noch einmal demonstrativ um, als sie verkündete in Domus angekommen zu sein und erwiderte. "Seid vielmals bedankt. Ohne Euch hätte ich noch eine Weile in den Gassen zugebracht. Habt eine gute Nacht." Wie es aussah, wollte er den Ort noch ein wenig auf sich wirken lassen, denn beide Händen legten sich auf den obersten Knoten des Gehstocks und sein Blick wanderte geduldig umher.
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Maria Penthesilea
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonne grinste, nickte ihm zu und drehte sich dann auf der Stelle um. Dann verschwand sie mit raschem, grazilen Gang in einer der Seitenstraßen. Vielleicht war die ganze Episode tatsächlich Einbildung gewesen? Denn er sah keine der anderen Frauen mehr. Für einen Moment glaubte er, den Geruch von Waldkräutern und Moos zu riechen. Doch er blieb alleine, auf seinen Gehstock gestützt, alleine in der Nacht.
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