Eine Besichtigung der Stadt [offen]

[März - Mai '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Rennard
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Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Rennard »

Dicke Wolken hingen schwer vor dem Mond, der hier und da einen Teil seines Schimmers gen Boden sandte und damit die Straßen Genua's erhellte. Durch die windig kühle Luft der herauf gezogenen Nacht zwängte sich eine schwerfällige Gestalt. Weißes Haar flatterte über dem faltigen Haupt dahin und der alte Gehstock drückte sich Halt spendend in den weichen Boden des Weges.

Offenbar machte der alte Herr einen Spaziergang und guckte sich im Zwielicht der Nacht sehr interessiert die Stadt an. Nur manchmal blieb er stehen und fasste sich leise stöhnend an den Kopf, rieb ihn als wollte er Kopfschmerzen vertreiben. In solchen Momenten schaute er hinauf in den Himmel und musterte den Zug der Wolken, reckte einen Finger in die Luft um die Richtung des Windes zu erspüren und nickte dann beruhigt.
Sein Weg führte an den belebteren Orten der Stadt vorbei, die er finden konnte. Dabei warf er zielstrebige Blicke in die dunkelsten Gassen und umklammerte seine Gehhilfe fester. So gebrechlich sein nachgezogenes Bein wirken konnte, so aufrecht war dabei aber auch seine Körperhaltung und aus seinem Blick sprach ein Bewusstsein, eine Erwartung an die Nacht, die über diffuse Furcht hinaus ging.
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Maria Penthesilea
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Da war etwas in einer der Gassen. Eine schnelle, kaum sichtbare Bewegung. Eine menschliche Gestalt, der Größe nach zu urteilen. Er hatte etwas Weißes aufblitzen sehen und den Rest des Körpers eher erahnt - eine dunkle Kutte mit weißen Verzierungen vielleicht? Was es auch gewesen war, es war in einen Hauseingang geeilt und bewegte sich nun nicht mehr.
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Rennard
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Rennard »

Seine Augen weiteten sich und er blinzelte mehrmals energisch. Er hatte etwas gesehen. Aber war es real gewesen? Spielten ihm die Schatten, das fahle Mondlicht zwischen den Wolken oder etwas noch Grässlicheres einen Streich? Er fasste sich stöhnend an den Kopf und schloss für einen Moment die Augen.
Was hatte er außer seiner Selbstachtung schon zu verlieren, hier draußen in der Einsamkeit dieser Gassen? Er räusperte sich hörbar und trottete zielstrebig auf den Ort zu, wo er die Bewegung gesehen hatte. Der Hauseingang, dort war es verschwunden. Es konnte ebenso gut ein Bewohner sein, der hinein geeilt war, wie auch etwas, das sich dort nun versteckte. Skurrilerweise empfand er mittlerweile beides als gleich wahrscheinlich. Er hoffte wirklich, dass sich dieses Etwas nicht auf die Lauer gelegt hatte nur um sich auf ihn zu stürzen, sobald er nachschaute. Er seufzte und schaute sich intensiver um. Wenn sein Stock doch nur lang genug gewesen wäre um von weitem in den Schatten zu stochern.
"Guten Abend, mein Freund. Es ist kühl geworden, hier draußen, nicht? Könnt ihr mir wohl die Richtung weisen?" schickte er in freundlichem Ton voraus um die Spannung aus der Situation zu nehmen, während er sich vorsichtig näherte.
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Maria Penthesilea
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Wen auch immer er erwartet hatte, was auch immer er erwartet hatte - aus dem Schatten trat eine junge Frau. Eine Nonne, ihrem Habit nach zu urteilen. Sie verzog das Gesicht, offenbar nicht erfreut darüber, gesehen worden zu sein. Dann blickte sie, ohne jede Zurückhaltung, an ihm herauf und herunter. Sie runzelte die Stirn.

"Die Richtung wohin?" fragte sie, während sie ihn weiter begutachtete. Nicht ohne eine gewisse Neugier... und ein gewisses Misstrauen.
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Rennard
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Rennard »

Auch ihr Gegenüber brauchte erst einmal einen Moment um die Nonne ausgiebig zu betrachten. Es war nicht, was er erwartet hatte. Hatte sie sich absichtlich vor ihm versteckt? Jetzt waren beide Stirnen gerunzelt.

Dann räusperte er sich, was zu einem gebrechlichen Husten wurde. "Verzeihung." kommentierte er "Die Richtung nach Domus." seine Augen ruhten noch immer auf der Nonne und jeder ihrer Bewegungen. Es machte vielleicht einen leicht penetranten Eindruck, wenngleich der Alte auch Sehprobleme haben konnte, ganz besonders in der Dunkelheit. "Habe ich Euch erschreckt? Hat man Euch aufgelauert?"
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Maria Penthesilea
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Nach Domus? Dort." Sie wies in eine Richtung in der Nacht, zwischen den Häusern. Dabei ließ sie den alten Mann nicht aus den Augen. Legte den Kopf leicht schief und studierte ihn genau. Schließlich begann sie zu grinsen, als ob sie etwas amüsierte. "Nein, ich bin nicht erschrocken. Gottes Licht leitet mich. Ich bin sicher genau dort, wo ich sein sollte."

Er bemerkte, dass ihr Blick gewandert war. Dorthin, von wo er gekommen war. Und dann nickte sie jemandem zu.

Leise hatte sich eine weitere Nonne in die Gasse gestohlen und kam nun mit einem sanften, flinken Gang auf die beiden zu. Und er konnte auch in der Richtung, in der Domus liegen sollte, etwas Weißes sehen, das sich bewegte.

Die Nonne im Hauseingang blickte nun wieder auf ihn. In ihren Augen lag eine seltsame, wilde Freude.
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Rennard
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Rennard »

Der alte Mann schien tatsächlich verwirrt zu sein. So etwas hatte er nun wirklich noch nicht erlebt. Ein Rudel Wölfe in der Gestalt weißer Nonnen? Die Nacht war ein unerschöpflicher Quell absurden Humors und grotesker Grausamkeiten. Oft lag beides nur um die Entfernung eines anderen Standpunktes auseinander.

Verstummt stand er da und starrte seinerseits die Nonne im Hauseingang an. Beinahe konnte er den Schlag seines vertrockneten Herzens spüren, als die Situation sich mit den tückischen Nachtmahren in seinem Kopf vermischte. Er blinzelte ein paar Mal, brach jedoch den Blickkontakt danach nicht mehr ab.

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Maria Penthesilea
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Er sah vor sich eine junge Frau, in der Kleidung einer Nonne, und er war fast sicher, dass sich ihr Brustkorb hob und senkte. Fast, denn das Licht war schlecht. Ihre Haut war rosig genug und er konnte ihren Körpergeruch erahnen. Dem Anschein nach eine Sterbliche - und da ihn seine Kräfte in diesem Moment offenbar im Stich ließen, musste es bei dem Anschein bleiben.

Sie erwiderte seinen Blick, offenbar interessiert an dem seltsam starrenden Alten. Oder versuchte sie, ihn auf diese Weise gebannt zu halten, wie ein Beutetier? Er hörte Schritte von den Seiten. Definitiv mehr als zwei Füße.

Die Hand der Nonne wanderte langsam in eine ungewöhnliche Falte ihres Habits, so, als wolle sie den Stoff dort zusammenhalten. Verschwand darin. Sie grinste. Ein Grinsen, in dem sich leichte Nervosität, Erwartung und Spott vermischten.

"Habe ich etwas im Gesicht?" sagte sie leise, in einem beinahe hypnotischen, gurrenden Tonfall.
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Rennard
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Rennard »

Eine seltsame Sterbliche war es. Oder holte ihn der unruhige Tag lediglich ein, verwirrte seinen Blick für die Realität? Schatten sausten vor seinem geistigen Auge entlang, ein platschendes Geräusch hallte unhörbar in den Tiefen seines Verstandes nach.
Hatte er sich die anderen Nonnen denn etwa eingebildet? Sie und ihr Einkreisen seiner Position? Nein, er hörte sie, hatte sie gesehen. Noch einmal blickte er sich um, klammerte sich an seinen Gehstock. Damit würde er sicherlich einen schlechten Fechter abgeben, eine leichte Beute. Wieder dieses Platschen, feucht und schwer wie ein fauliger Fisch, der auf stinkenden Morast geschleudert wird. Vielleicht war damit endlich Schluss, wenn sie ihn für ein paar Münzen erstechen würden.
Was hatte sie nur für eine seltsame Stimmlage, diese Nonne? "Ihr seid ganz bezaubernd." entgegnete er mit einer Betonung, die höflich und nüchtern klang. "Doch was tun Eure Schwestern hier? Ich nehme an, es sind Eure Schwestern." er schenkte ihr einen misstrauischen, kritischen Blick und schien seine Aufmerksamkeit nun abwechselnd allen Damen zuzuwenden.
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Maria Penthesilea
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Re: Eine Besichtigung der Stadt [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Wir gehen spazieren", sagte sie mit einem fragenden Tonfall, so als ob es völlig absurd wäre, ihre Anwesenheit hier erklären zu müssen. Ihre kleine, spitze Zunge fuhr über ihre Zähne. "Ich bin Maria Derimacheia. Vom Ubertinerinnen-Orden zu Genua. Wer bist du, alter Mann?"

Hinter ihm standen zwei weitere Nonnen, in einer scheinbar entspannten Haltung. Wie Katzen, welche die Maus zwar im Blickfeld hatten, aber ganz offensichtliches Desinteresse demonstrierten. Ein Klopfgeräusch über seinem Kopf ließ ihn aufblicken. Dort saß eine vierte Nonne auf einem der niedrigen Dächer und grinste. Er konnte etwas Hölzernes in ihrer Hand sehen. Und einen Ledergürtel, der um ihre Schulter hing.
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