Markttag (offen)

[März - Mai '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Maria Penthesilea
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Markttag (offen)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Es war ein wunderschöner Tag, warm und wolkenfrei. Die reicheren Händler hatten Baldachine über ihre Stände gespannt, um die Waren vor der Sonne zu schützen, die ärmeren hatten diese Möglichkeit nicht. Fliegen summten über den Fleischstücken, die an Haken hingen, ließen sich auf dem leicht matschigen Obst nieder. Ihr leises Surren vermischte sich mit der lauten Geräuschkulisse, die über Genuas Markt hing.

Händler priesen ihre Waren an, Kinder brüllten, Tiere bähten und muhten, ein wahres Tohuwabohu. Auch der Geruchssinn der Besucher wurde bis zum Äußersten angestrengt. Hier lockten exotische Gewürze, dort roch man Ausscheidungen, am einen Ort roch es nach Duftwässerchen, am anderen nach Schweiß.

Mit konzentriertem Gesichtsausdruck bahnten sich zwei Frauen ihren Weg durch die Menge. Die eine blickte sich immer wieder staunend nach den Ständen um, die andere schien ein Ziel auf der anderen Seite im Auge zu haben. Zwischen sich trugen die Frauen ein großes Bündel, offenbar mit einer Lederhaut zusammengeschnürt.

Sie waren nicht besonders auffällig, Bäuerinnen vielleicht, oder ärmere Städterinnen. Einzig die Grazilität, mit der sie hin und wieder anderen Menschen auswichen oder Lücken in den Menschenmassen nutzten, verriet eine gewisse Übung.

Schließlich hielten die beiden an einer etwas ruhigeren Ecke inne und begannen eine leise Diskussion. Die eine zeigte in eine Richtung, die andere schüttelte den Kopf.
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Angelique
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Angelique »

Roger mochte die Markttage in den Städten. Glücklicherweise hatte die "Sankt Nikolaus" es pünktlich in den Hafen geschafft, so dass die Händler, für die er und seine kleine, aber schlagkräftige Söldnertruppe den Geleit gaben, pünktlich ihre Waren aus der Provence feilbieten konnten.

Das miese kleine Dreckskaff mauserte sich wirklich wieder zu einem Schatten seiner einstigen Größe. Dieser degenerierte Adel der Stadt und der hirnlose Pöbel wussten nicht, wie sehr sich seine kleine Heilige abstrampelte, um dies zu bewerkstelligen. Wie sehr er selbst versuchte, die Fürsten und Handelsfamilien zu überzeugen, dass Genua eine Investition für die Zukunft war. Wie sehr er sich erniedrigte, um reichen Juden und Heiden Geleitschutz zu geben. nein, das stimmte nicht ganz. Manche Heiden waren ihm tausendmal werter als viele Christenmenschen. Er freute sich sehr auf das Wiedersehen mit Grimsteinn, das ihm zur lieben Gewohnheit geworden war.

Roger schlenderte mit Schild und Helm über dem Rücken befestigt und Flügellanze geschultert die schmalen Häuser mit ihren Handwerkerauslagen, die den Markt säumten, entlang.

Einige von den Informanten seiner geliebten Herrin brachten ihm Kunde, getarnt als Bettler oder Strassenkinder, die einen Miles um Almosen anflehten oder scheinbar unreine Dienste anboten. Er lächelte milde. Es erinnerte ihn an seine Zeit, als er tief gefallen war, an die. Jahre, als er eher Plünderer und Schänder als christlicher Streiter gewesen war. Vor seiner Begegnung mit dem kleinen Engel.

Er überlegte gerade, was er als Geschenk für seine Herrin, was für Grimsteinn erstehen sollte, als er eine unheiligen Nonnen, verkleidet als normale Frau, sah. Ihr Gesicht hatte er sich gemerkt, als er sie einmal mit Angelique getroffen hatte. und auch ihren aufreizenden Gang. Tausend Höllenhunde, war das wieder ein Zeichen des HErrn? Er erinnerte sich fast schmerzhaft klar an die Schreie der letzten gedemütigten Braut Christi, an ihr Flehen und Weinen und sein Gelächter, obwohl es so viele Jahre her war und er jetzt ein Muster an Geläutertheit war.

War das eine Prüfung Angeliques? Er packte Aloys, seinen burgundischen Schützen und Sergeanten an der Schulter und sagte: "Ich muß los. Sorg dafür, dass die Jungs nicht alles versaufen, verspielen und verhuren, was sie verdient haben. Besonders nicht die Normannen." "Aye," meinte der unrasierte Mann mit dem Nasalschutzhelm grinsend und wandte sich zum Gehen.
Roger zog ihn noch einmal zurück. "Und du auch nicht, Aloys!" "Aye," lachte der Mann und ging zu den wartenden Männern, die im Schatten der Markthallen rumlungerten.

Roger selbst schritt zielsicher auf die Jagdnonne zu. Er wunderte sich, warum sie sich verkleidet hatte und was sie im Schilde führte.
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Maria Penthesilea
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Offensichtlich löste dieser gezielte Gang eine Art instinktive Reaktion aus: Die Köpfe der Frauen fuhren herum und fixierten ihn. Dann entspannte sich die eine der beiden ein wenig und legte der anderen die Hand auf den Arm. Roger konnte sich grob an ihren Namen erinnern: Demaka oder so ähnlich. Die andere Frau hatte er noch nie gesehen.

Demaka (?) setzte das Bündel ab und trat auf ihn zu. Sie hatte die Hände vor dem Bauch gefaltet - eine vertraute Geste, wie sie die Nonnen des Öfteren nutzten. Er konnte ahnen, dass sie damit ganz in der Nähe eventueller Messer war, die unter der Kleidung oder in den Ärmeln verborgen sein mochten. Demakas Begleiterin wirkte weiterhin aufmerksam, ihr Blick zuckte zwischen Roger und dem Treiben des Marktplatzes hin und her.

Demaka hingegen schaute Roger betont ruhig und abwartend an. Er konnte ahnen, dass sich dahinter höchste Konzentration verbarg, die Furcht vor einem Hinterhalt.
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Angelique
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Angelique »

Roger lächelte. Nervös waren sie, die Jägerinnen. Die andere schien wohl auch zu der Wilden Hubertusjagd zu gehören. War sie auch Nonne? Waren die Nonnen überhaupt wirkliche Nonnen? Und war das überhaupt wichtig?

"Seid gegrüßt, hübsches Weibsvolk!" Seine Stimme, sonor und überhaupt nicht verstohlen, klang zu den Frauen herüber. Immer noch ruhten Schild und Helm auf dem Rücken, der Speer lässig auf der Schulter. Frauen, die jagten, Nonnen noch dazu, waren eine so exotische Sache, er konnte nicht widerstehen. Es faszinierte ihn fast so sehr wie die tausend Facetten Angeliques.

Sich vorzustellen, wie die Nonnen die Heilge Kommunion mit dem Blute der Engel dargereicht bekamen, ließ ihn nicht los. Wie mochte es bei ihnen sein? Ein profanes Ritual? Eine heilige Zeremonie? Ein unendlich romantischer ekstatischer Moment, mit nichts zu vergleichen?
Bilder sapphischer Sünde schossen durch sein fiebriges Hirn, durch das zuviel Malkavianerblut geflossen war.

Er lächelte die Frauen an. Ein wölfisches Lächeln - wie das der Loup Garou des Massive Centrale.
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Matteo
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Matteo »

Gherardo, der bärbeißige Söldner in Matteos Diensten, trieb sich ebenfalls auf dem Markt herum. Die Herrin, genauer die Nichte seines Herrn hatte ihn zum Markt geschickt. Vornehmlich um Tuch zu kaufen, doch Gherardo wusste es besser. Während der Umbauarbeiten wollte sie ihn nicht im Haus wissen. Seine Avancen gegenüber der weiblichen Dienerschaft waren unangebracht, vor allem den verheirateten oder den jungfräulichen Töchtern und da der Söldling in letzter Zeit recht reizbar war könnte ein Streit mit Ehemännern und Vätern über die Maßen ausarten...

So war er nun hier, trank Wein aus einem Schlauch und sah sich nach geeigneten Stoffen um. Und anderen lohnenden Investitionen...
"Die Sonne lehrt alle Lebewesen die Sehnsucht nach dem Licht. Doch es ist die Nacht, die uns alle zu den Sternen erhebt." - Khalil Gibran
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Maria Penthesilea
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Und so konnte Gherardo sehen, wie ein gefährlich aussehender Kerl da gerade zwei Bauersfrauen belästigte, die wohl auf dem Markt etwas erwerben oder verkaufen wollten. Sein schmieriges Grinsen ließ deutlich darauf schließen, woran er wohl gerade dachte. Sein "hübsches Weibsvolk" unterstrich diesen Eindruck nur.

Die eine Frau war ihm aufrecht entgegengetreten und die andere sah sich nervös um, während sie das Bündel festhielt, in dem wohl ihre Handelswaren lagerten. Wer wusste schon, was da noch alles passieren konnte? Vor allem, weil die Bäuerin jetzt etwas zischte, was er nicht ganz verstehen konnte.

---

"Du", sagte die Nonne mit einer gewissen Schärfe in der Stimme, leise genug, dass die Umstehenden sie nicht würden hören können. "Diener der kleinen Jägerin. Angelique. Ja?" Sie runzelte die Stirn. "Was soll das? Was willst du?"
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Angelique
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Angelique »

Roger lachte. "Ja, so ist es," sagte er laut. Leise fügte er hinzu:"Ich wundere mich nur, warum ihr ohne Eure Tracht seid, Schwester. Mithin mag auch ich fragen: ,Was soll das?' Teil der Jagd?"
Wieder laut fragte er: "Nun, vielleicht kann ich die Damen zu einem Becher einladen, wenn wir uns schon hier treffen?"
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Maria Penthesilea
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Frau zuckte mit den Schultern. Dann trat sie beiseite und wies auf das Bündel. "Wir verkaufen. Felle." Wenn das Bündel tatsächlich Felle beinhaltete, so waren sie gut in der Lederumhüllung verborgen. "Brauchst du Felle, Diener von Angelique?" Noch immer war ihr Gesichtsausdruck nicht freundlich - aber immerhin schien sich ihre Begleiterin nun etwas zu beruhigen.
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Angelique
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Angelique »

"Sicher brauche ich Felle," meinte Roger. "Wieviel sollen sie denn kosten? Übrings, wisst ihr, was ein Paradoxon ist? Meine Angelique erklärte es mir und hier haben wir eins: Felle, die meinem Stand angemessen sind, dürft ihr gar nicht besitzen, geschweige denn jagen. Also habt ihr entweder nicht, was ich wünsche, oder ihr dürft es nicht anbieten. Also, wieviel sollen sie nun kosten? Ich heiße übrings Roger und ihr?"
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Maria Penthesilea
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonne schaute ihn an, als hätte sie es mit einem Idioten zu tun. "Du bist eingeweiht? Dann rede nicht wie sie." Zu ihren leisen, scharfen Worten machte sie eine leichte Geste, die auf die umstehenden Sterblichen abzielte. "Du willst Felle - wir verkaufen. Nicht hier. Nicht vor den Augen der Beute." Sie nickte zu den Seitengassen.
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