Markttag (offen)

[März - Mai '16]
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Angelique
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Angelique »

"Na, dann los," meinte Roger schmunzelnd.
Diese Frauen nahmen ihre elitäre Stellung zu ernst. Und sie waren wirklich besessen von der Jagd. Wenn sie die Geliebten von Brimir gewesen wären, hätte er es verstanden. Aber sich als Nonnen zu verkleiden, war schon sehr seltsam. Sie dienten wohl sehr alten biblischen Dämonen. Da war es nur verständlich, dass sie verrückt geworden waren, zumal als wankelmütige Frauen.

Angelique mochte die Bezeichnung "Beute" für Menschen nicht. Sie hatte ihm erklärt, dass gefallene Engel ja eigentlich den Menschen dienstbar sein sollten und dass, wenn man sie missachtete, man auch GOtt missachtete.

Aber wie sollte man das dummen Weibern erklären, wenn es ihre unsterblichen Meister es nicht mal verstanden?

Also folgte er ihnen in die Gasse, damit er sie nicht noch am Galgen baumeln sehen musste, wenn sie dem Falschen ihre gewilderten Felle anboten.
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Maria Penthesilea
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Jagdnonnen konnten Rogers Gedanken selbstverständlich nicht erahnen, aber er würde ihnen nicht folgen. Die Nonne, mit der er gesprochen hatte, ging neben ihm. Die andere, mit den Fellen, reihte sich hinter den beiden ein. Die beiden führten ihn vom Trubel weg, schön abseits, wo sie niemand beobachten konnte.

Mit knapper Geste öffnete die eine Nonne in einem schattigen Hauseingang das Bündel. Die andere hielt offenbar Ausschau. Behielt die Straße genau im Auge. Vor Rogers Augen wurde ein ganz wunderbares Wolfsfell zum Vorschein gebracht, offenbar fachmännisch behandelt.

Die Augen der Nonne folgten jeder seiner Bewegungen.
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Angelique
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Angelique »

Die Einkesselung durch die verkleideten Nonnen (oder als Nonnen verkleidete Frauen, die auf ihre Verkleidung verzichteten?) behagte Roger nicht und seine lässige Haltung wurde angespannter. Angelique hatte von der Heimtücke der Weiber berichtet, die erst provozierten und dann aus dem Hinterhalt zuschlugen.

Doch als er das wunderschöne Fell sah, sog er geräuschvoll die Luft ein und pfiff anerkennend. Er stellte sich bereits Angelique vor, wie sie sich in den flauschige Pelz kuschelte. So hinterfragte er nicht, wie die Frauen den Pelz wie professionelle Kürschner hatten behandeln können. Vielleicht gab es Wunder des heiligen Blutes, die dabei halfen.
Stattdessen sagte er nur: "Wieviel wollt ihr dafür?"
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Maria Penthesilea
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Der Preis, den die Nonnen ihm nannten, war durchaus fair. Offensichtlich hatten sie keinen Sinn für die feineren Details des Feilschens. Und offenbar erwarteten sie, dass er den Preis akzeptierte, ohne seinerseits daran herumzukritteln. Die Nonne mit dem Fell hatte die Augenbraue gehoben und blickte ihn recht abschätzig an.

Das Mysterium, wie die Nonnen das Fell behandelt hatten, würde heute wohl ebensowenig gelöst wie die Frage, warum er ein kratziges, hartes Wolfsfell als flauschig betrachtete. Zumindest für die Kürschnerei konnte er sich jedoch vorstellen, dass eine der Nonnen diese Arbeit beherrschte - ihre Finger sahen aus, als seien sie harte Arbeit gewohnt.

So oder so hörten die Nonnen seine kritischen Gedanken ohnehin nicht. Sie wirkten allerdings langsam etwas ungeduldig.
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Angelique
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Angelique »

Roger akzeptierte den Preis, ohne zu schachern, wie es sich für seinen Stand gehörte. Während er das weiche Fell - es schien die Nonnen verstanden tatsächlich etwas davon - liebkoste, sprach er an, was ihn mehr interessierte: "Warum habt ihr den Dämon meiner Herrin entfesselt und sie dann durchbohrt? Versteht mich nicht falsch, ich hege keinen Groll deswegen. Aber ich will verstehen, warum ihr das tatet."
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Maria Penthesilea
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonnen - oder besser gesagt, die Jägerinnen - blickten sich an. Dann sagte die eine: "Dies sind die Mysterien. Schwer zu begreifen. Aber du - du hast Jägerblut in dir. Vielleicht verstehst du. Ein wenig." Sie senkte die Stimme. "Kein Dämon!" Die Worte waren im Brustton der Überzeugung gesprochen.

Sie malte mit dem Fuß zwei Kreise. "Hier Mensch." Zeigte auf den anderen. "Hier Dämon. Besessenheit. Ein Kampf. Böse und gut." Dann zeichnete sie einen weiteren Kreis, zog einen etwas wackligen Strich durch die Mitte. "Wahrheit! Lausche gut. Hier der Mensch. Hier das Raubtier." Sie tippte auf die beiden Hälften, nacheinander. "Gemeinsam: Der Jäger!"

Sie wischte die Kreise mit dem Fuß aus, beinahe ehrfurchtsvoll. Dann blickte sie Roger direkt an. "Wenn die beiden Seiten streiten..." ein bedauerndes Kopfschütteln. "Jede Nacht ein Kampf. Nicht gut. Die kleine Jägerin muss das Gleichgewicht finden." Sie hielt die Arme vor sich, wie Waagschalen. Auf gleicher Höhe. "Tier und Mensch." Dann führte sie die Hände zusammen, legte sie wie eine Kugel übereinander.

"Gemeinsam stark. Gemeinsam Jäger."
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Angelique
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Angelique »

Roger hörte zu und runzelte die Stirn. "Wir wollen uns nicht über Terminologien streiten. Selbst das Buch sagt ja Dämon und Tier und meint damit dasselbe. Was meine Herrin betrifft, so sucht sie nach Erleuchtung, was wohl manche Philosophen in den Schriften ihrer Erzeugerin so wie ihr als Gleichgewicht ihrer Naturen interpretieren würden."

Er seufzte. Fast erleichtert war er, als er aus dem verwinkelten Elfenbeinturm der Philosophien und hochgestelzter Worte wieder herabsteigen konnte.

Ja, er lächelte sogar, als er auf die Worte ihnbezüglich reagieren konnte: "Nein, bei mir ist das ein Drang zu jagen, zu kämpfen und zu töten. Keine philosophische Berufung wie bei euch. Nie bin glücklicher, nie lebendiger, als wenn ich den Eber Mann gegen Bestie aufspießen oder einen Gegner in Stücke hacken kann.
Es ist unchristlich und ich lebte lange in dieser Sünde, gewiss der Hölle verdammt zu sein, bis meine Herrin mich erlöste und meinen niederen Drängen Ziel und Bedeutung gab. Und als Heinrich, gesegnet sei er, Kriegsmänner wie mich überhöhte und die Regeln für meinesgleichen aufstellte, nicht mehr als gedungener Söldner zu morden, sondern als Miles zu beschützen und geachtet zu sein, da sah ich wie weise meine Herrin schon vor so langer Zeit gewesen war, mich für diesen Augenblick am Leben zu halten."

In Gedanken malte auch er mit der Speerspitze Kreise auf den Boden. Nur waren die Seinen konzentrisch und der Strich, den er malte, der war der Himmel. Und mit jedem Kreis, der einer Hülle gleich sich um die vorherigen legte, kam man dem Himmel näher.

"Gleichgewicht lässt einen nicht wachsen," flüsterte er dabei und unbewusst und halbgebildet fasste er damit den Unterschied zwischen Konservativismus und Innovation zusammen.
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Maria Penthesilea
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonne schien für einen Moment verwirrt, aber grinste dann. "Dämon ist schlecht, ja? Das Tier ist nicht schlecht. Gleichsetzen ist aber schlecht. Weil es macht das Tier auch schlecht." Sie faltete die Hände. "Das Tier ist aber nicht schlecht." Sie runzelte die Stirn und schien angestrengt nachzudenken. "Tier nennt Mensch auch nicht Dämon!"

Dann winkte sie ab und steckte das Geld ein. "Sprich mit Pen... Maria Penthesilea. Sie weiß mehr!"
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Angelique
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Angelique »

"Ein Dämon ist nicht schlecht, nur unendlich einsam und verloren, denn er war einst ein Engel," murmelte er traurig und wandte sich wieder dem Marktplatz zu.

Als dort ankam, rempelte er gedankenverloren einen saufenden, bärtigen Söldner an, der gerade weibische Stoffe betrachtete...
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Matteo
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Re: Markttag (offen)

Beitrag von Matteo »

Manche sagten ja, dass die Blutdiener mit der Zeit die Eigenarten ihrer Herren annahmen, Teil hatten am Fluch Kains. Wenn dem so war, so war Gherardos Aufmerksamkeit weniger von den feinen Stoffen, als vielmehr vom wohlgeformten Hinterteil einer vorbeieilenden Magd gefesselt. Schönheit liegt im Auge des Betrachtets und Gherardo war vieles, aber kein Feingeist. Entsprechend gereizt wandte er sich dem ungehobelten Rempler zu...
Um zu erkennen dass es sich um den lüsternen Bewaffneten handelte, der mit den vermeintlichen Bäuerinnen in der Gasse verschwunden war. Sein erster Impuls dem anderen Faust oder Ellenbogen ins Gesicht zu rammen wurde niedergekämpft. Das könnte schließlich auch ein listiger Trick sein, ähnliches hatte er auch schon getan, sich "verteidigt" und am Ende war der andere im Schmutz verblutet. Also trat Gherardo einen Schritt zurück, die Rechte am Griff des langen Messers und sah Roger abwartend an...
"Die Sonne lehrt alle Lebewesen die Sehnsucht nach dem Licht. Doch es ist die Nacht, die uns alle zu den Sternen erhebt." - Khalil Gibran
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