Die Jagd nach Wissen [Maria]

[Juni '16]
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Angelique
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Die Jagd nach Wissen [Maria]

Beitrag von Angelique »

Angelique wurde von den Nonnen und ihren vermeintlichen Weisheiten angezogen wie die Motte vom Licht oder, passender, wie die Mondsüchtige vom geheimnisvollen Gestirn.

Und so fand sie sich des Nächtens wieder beim Hubertusschrein ein, der etwas viel Älterem und weitaus Düstererem geweiht war, als dem armen, wackeren Heiligen, der nur Gutes den ihm anvertrauten Menschen getan hatte.

Sie trug den Wolfspelz, von den besten Kürschnern Genuas nachgearbeitet, den Roger ihr geschenkt hatte, und sonst nicht viel.

Da die Nacht denselben Mond zeigte, als sie zuerst hier gewesen, hoffte sie, zumindest eine der Nonnen anzutreffen.
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Maria Penthesilea
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Re: Die Jagd nach Wissen [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Das Haus mit dem seltsamen Schrein wirkte ruhig und verlassen. Wie die Häuser um es herum - Angelique konnte keinen Unterschied erkennen. Wenn sie nicht schon darin gewesen wäre, hätte sie es wohl kaum als etwas Besonderes angesehen. Hätte angenommen, dass darin Sterbliche schliefen.

Aber Angelique wusste es besser.

Das änderte nichts daran, dass die Tür des Hauses geschlossen war und sie drinnen kein Geräusch hörte. Zumindest nicht von da, wo sie stand - und ohne übernatürliche Sinne.
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Angelique
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Re: Die Jagd nach Wissen [Maria]

Beitrag von Angelique »

Angelique schärfte natürlich ihre Sinne. Hinterhalte und Fallen gehörten ja praktisch zur Ars Vivende der Nonnen. Wenn sie arglos hineintappte wie beim letzten Mal, wären sie sicher enttäuscht. Sie nahm ihr Gastgeschenk - eine Handvoll Pfeilspitzen - und klopfte an der Tür.
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Maria Penthesilea
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Re: Die Jagd nach Wissen [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Ihre übernatürlichen Sinne nahmen nur ein Geräusch wahr: Ein gleichmäßiges Schaben, wie Stein auf Metall. Hier, auf der kleinen Gasse vor dem Haus, erkannte sie auch keine Fallen oder Falltüren. Das Klopfen an der Tür sorgte nur dafür, dass das Schaben aufhörte. Sie hörte nichts. Stille.

Dann zögerliche Schritte. Der Riegel, der zurückgeschoben wurde. Noch ein Riegel? Schließlich öffnete sich die Tür einen Spalt. Heraus blickte nicht Maria Penthesilea, keine ihrer Schwester. Sondern ein Junge, auf der Schwelle zum Mannesalter, vielleicht zwölf Winter alt.

Er gähnte recht überzeugend und rieb sich mit der Linken sein Auge. "Wir hab'n nix", sagte er leise. "Am besten verschwindeste schnell. Bevor mein Vater aufwacht."
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Angelique
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Re: Die Jagd nach Wissen [Maria]

Beitrag von Angelique »

Angelique war überrascht."Äh, eigentlich suche ich eine Gruppe Nonnen, die ich hier wähnte.Weißt du, wie ich sie finden kann?"
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Maria Penthesilea
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Re: Die Jagd nach Wissen [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Ohne ihre übernatürlichen Sinne wäre es ihr vielleicht entgangen - aber sie hörte, wie das Herz des Jungen schneller schlug, sah seine Augenbrauen minimal in die Höhe gehen. Hörte das Schaben von Metall auf Holz, an der Tür. Und die Luft - sie roch, wie sie beim letzten Mal gerochen hatte, nach Waldkräutern und Moos, nach Fellen und altem Blut.

Seine Stimme klang wie Posaunen in ihren Ohren: "Ich weiß nix von Nonnen. Die leben doch außerhalb der Stadt, oder?" Nachdem sich ihre Sinne von dem Dröhnen erholt hatten, konnte Angelique die Selbstkontrolle des Jungen bewundern. Er war kein besonders überzeugender Schauspieler. Aber er spielte seine Rolle im Rahmen der Möglichkeiten ganz hervorragend.
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Angelique
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Re: Die Jagd nach Wissen [Maria]

Beitrag von Angelique »

Mitleid ergriff sie. Und sie runzelte die Stirn. Nicht jeder, der sich von den Untoten um Kinder kümmerte, tat dies aus hehren Motiven wie Alerio. Bei den Nonnen konnte sie sich das nur schwer vorstellen.
"Kinder, Maria?" meinte sie spöttisch zur Tür. "Du lässt Kinder für euch lügen?" Der Spott wurde fast anklagend. Kinder hatten es so schwer in dieser Welt und zu viele betraten vorzeitig den Pfad der Sünde. Wenn die Apostel Kains Kinder in ihre Machenschaften einbezogen, konnte das nur in Katastrophen enden - wie sie selbst ein gutes Beispiel war, könnte sie das nur selber sehen.
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Maria Penthesilea
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Re: Die Jagd nach Wissen [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Nun riss der Junge tatsächlich die Augen auf. "Mari... Schwester Maria ist nicht hier. Wer bist du?" Herzschlag, nun noch schneller. Er blickte an ihr auf und ab. Dann nickte er, unsicher. "Ich glaube ich weiß, wer du bist. Die kleine Jägerin..." er schluckte sichtbar "...also, so nennen die Nonnen dich."

Er legte den Finger an die Nase. "Aber du musst mir deinen Namen sagen, sonst... weiß ich nicht, wer du bist."
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Angelique
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Re: Die Jagd nach Wissen [Maria]

Beitrag von Angelique »

"Kleine Jägerin," echote Angelique lächelnd, "das klingt nicht sehr beeindruckend, Aber man hat mich schon früher mit einer Katze, einer kleinen Jägerin, verglichen. Aber frag nicht die Wölfe und Bären, frag die Mäuse, wie erfolgreich und gefürchtet unter Ihresgleichen die Katze ist." Sie verbeugte sich und sagte schließlich: "Ich bin Angelique, junger Torhüter."
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Maria Penthesilea
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Re: Die Jagd nach Wissen [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Er nickte, offenbar erleichtert. "Ja, den Namen habe ich gehört. Komm rein. Ich bin Matteo." Er öffnete die Tür und ließ Angelique in den seltsamen Schrein eintreten. Sie konnte das Messer in seiner Hand noch wahrnehmen, bevor er es in seinem Gürtel verschwinden ließ. "Die Jä... Schwestern sind aus, aber sie sollten bald zurückkehren."

Dann dachte er nach. "Möchtest du etwas essen? Wir haben noch Brot da und etwas vom Reh."
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