Das bleiche Rot der Nacht [Maria]

[Juli & August '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Melissa
Tzimisce
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Re: Das bleiche Rot der Nacht [Maria]

Beitrag von Melissa »

"Wartet", sagte Melissa hastig und hob eine Hand. "Bitte wartet. Ich will es einfach machen: Ich erzähle euch vom Anfang einer Jagd. Im Tausch erzählt ihr mir vom Ende dieser Jagd und was ihr heraus gefunden habt - wenn ihr die Jagd annehmt. Ein schlichter Handel, ein fairer Preis. Eine Wahrheit für eine andere."
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Maria Penthesilea
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Re: Das bleiche Rot der Nacht [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Maria Penthesilea wandte den Kopf, schaute Melissa neugierig an. Sie blickte auf die Hauseingänge. "Zu riskant hier", zischte sie. "Wenn du wirklich Geheimnisse der Jagd weißt..." Das war ihr offenbar todernst. Wie alles, was mit der Jagd zusammenhing.

Sie zeigte die Gasse hinunter, deutete zu dem von hier nicht sichtbaren Bewusstlosen. "Wenn er gefunden wird... Nicht gut."

Ein leichtes Seufzen, als sie Melissas Tonfall bedachte. "Furcht vor dem selbst, Furcht vor der Jagd, nicht dumm." Sie zeigte zu den Enden der Gasse. "Beute wird umstellt. Ja? Wenn die Jagd dich will - die Jagd findet dich."

Sie hob die Hand. "Aber nun, nur reden. Keine Jagd. Kein Ritual." Wenig hoffnungsvoll zuckte sie mit den Schultern. "Vielleicht später."
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Melissa
Tzimisce
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Re: Das bleiche Rot der Nacht [Maria]

Beitrag von Melissa »

Der Ausdruck auf dem Gesicht der Tzimisce war schwer zu beschreiben. Sie hatte die Augenbrauen hochgezogen, die Lippen aufeinander gepresst und den Kopf leicht nach vorn geneigt. Ihre Hand hatte sich wieder gesenkt und sie den Blick mit einer Mischung aus Unglaube und Ratlosigkeit auf Maria gerichtet.
Sie blinzelte einmal, zweimal, und schien eine Weile zu überlegen.
Dann hob sie ihre Stimme wieder, diesmal ohne zu flüstern. Ihre Stimme war laut genug, um leicht von Penthesilea gehört zu werden.
"Ich sage es noch einmal: Ihr habt seltsame Vorstellungen davon, wer hier der Jäger und wer der Gejagte ist. Ich habe keine Angst vor irgendeiner Jagd - ich habe heute Nacht noch einige Besorgungen zu erledigen und keine Zeit für Spielchen.
Es ist nicht riskant hier, sondern wunderbar. Es ist sonst niemand hier außer uns. Meine Ohren hören nichts, was uns gefährlich werden könnte. Und wenn eine Gefahr sich hier vor mir verstecken kann, dann auch in eurem Unterschlupf oder wohin auch immer ihr gehen wollt. Dieser Ort ist so gut wie jeder andre."
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Maria Penthesilea
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Re: Das bleiche Rot der Nacht [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Maria Penthesilea drehte sich um, blickte Melissa von oben nach unten an. Ein prüfender Blick, ohne jegliche Scham. "Seltsame Vorstellungen? Nein." Sie schüttelte den Kopf. "Du weißt vielleicht etwas. Vielleicht auch nicht. Vielleicht ist es wichtig. Vielleicht auch nicht. Du bietest keinen Austausch. Du willst uns etwas abzwingen. Du drohst der Jagd." Sie schien das faszinierend zu finden.

"Der Weg der Jagd sagt: Jeder Jäger trägt die Konsequenzen. Ist selbst für sein Tun verantwortlich. Das solltest du wissen." Dann trat sie wieder auf Melissa zu. "In diesem Moment wird der Weg verstellt. Dort..." sie zeigte zum einen Ende der Gasse "...und dort." Sie zeigte zum anderen Ende.

"Der Weg der Jagd sagt: Die Jagd darf nicht gefährdet werden." Den Kopf schiefgelegt, blickte sie Melissa an. "Gefährdest du uns? Ich weiß nicht. Noch nicht. Aber bald." Sie lächelte ihr füchsisches Lächeln. "Du wirst es uns sagen. Wichtiger für uns als... Besorgungen."

Dann zeigte sie die Gasse hinunter. "Hier entlang. Dann können wir reden. Ohne... Spielchen."
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Melissa
Tzimisce
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Re: Das bleiche Rot der Nacht [Maria]

Beitrag von Melissa »

Der Tonfall der Tzimisce wurde kühl, ihr Gesicht verlor alle Anzeichen von Interesse. Melissa blickte die Jägerin an, wie man einen halb gefressenen Vogel anblickte: Voller Mitleid und vermischt mit etwas Ekel. Sie machte eine wegwerfende Geste und einige Schritte zur Seite, um einen Bogen zu schlagen ohne Maria zu nahe zu kommen.
Ein letzter Blick folgte den Handzeichen, suchte die beiden Enden der Gasse ab, sorgsam, einen Hinterhalt erwartend von den außer Sicht geschlichenen Nonnen.
Dann drehte sich Melissa wieder zu der Wortführerin.
"Gar nichts werde ich euch sagen. Es fehlt euch klar an Anstand, überhaupt am Bewusstsein welcher Platz in der ehrenwerten Gesellschaft einer wie euch gebührt. Ich habe kein Interesse an eurem wirren Regeln und welches krude 'Gesetz' eine wie euch daran hindert, ein vernünftiges Wesen zu sein.
Gehabt euch wohl, wenn es euch beliebt, und geht mir aus dem Weg. Meine Besorgungen sind mir wichtiger als eure Wahnvorstellungen."


Mit diesen Worten war sie in die Mitte der Gasse gegangen und hatte den Blick fest auf Maria Penthesilea gerichtet. Abwartend, lauernd, gespannt sogar, was die Jägerin nun tun würde.
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Maria Penthesilea
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Re: Das bleiche Rot der Nacht [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Maria Penthesilea sah verwirrter aus als zuvor. Dann legte sie den Finger ans Kinn. "Ist das Gesellschaft? Du provozierst uns - wir gehen darauf ein - du nimmst das als Beleidigung." Sie schien nachdenklich. "Aber wozu? Warum die Jagd verärgern? Zu welchem Zweck?"

Sie grinste plötzlich. "Das ist eine Jagd - ja? Ich verstehe sie noch nicht. Aber du jagst uns. Richtig?" Die Aussicht darauf schien sie geradezu zu erfreuen.

An dem einen Ende der Gasse - dem, von dem die Nonnen gekommen waren - konnte sie niemanden ausmachen. Ob dort hinter der Ecke die Nonnen warteten, war allerdings schwer auszumachen. Das andere Ende war nicht wirklich sichtbar.
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Melissa
Tzimisce
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Re: Das bleiche Rot der Nacht [Maria]

Beitrag von Melissa »

Die Frau schüttelte den Kopf vor der Erwiderung. "Ihr versteht nicht, weil ihr dumm seid", sagte sie schlicht. "Kehrt um. Geht dorthin zurück, wo ihr herkommt. Werft euch vor einen Altar des Herrn und betet, man möge euch eure Dummheit verzeihen. Folgt weiter eurem Weg der Jagd und ihr seid verdammt, Kind. Wahrhaft verdammt wie wir, wenn ihr eure Menschlichkeit leugnet..."
Wieder schüttelte sie den Kopf. Ein Hauch von Trauer hatte sich in ihre Stimme gemischt, der Ekel in ihrem Gesicht aber war geblieben.

Mit diesen Worten löste sich Melissa.
Sie schlang die Arme um den Oberkörper, als müsse sie sich vor irgendeiner Kühle in der Nacht schützen, und stolperte in ihren zerrissenen Kleidern davon - in Richtung des Platzes vor der Porta Soprana. Dorthin, wo die Wachen das Tor beschützten.
Kein Blick ging über ihre Schulter zurück, aber wohl nach vorne. Suchte auch verstohlen auf den Häuserdächern und den Schatten danach, ob sich eine der Nonnen ihren Ratschlag zu Herzen genommen und das Schleichen gelernt hätte. Ihre Ohren lauschten in die Finsternis, ihre Nasenflügel blähten sich gierig auf der Suche nach dem Geruch von lebendem Fleisch.
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Maria Penthesilea
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Re: Das bleiche Rot der Nacht [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Maria Penthesilea blickte der Scheidenden nachdenklich hinterher. Sie hatte die Stirn in Falten gelegt und ihr Mund war zu einem dünnen Strich geworden. "Verdammt..." sagte sie. Es klang mehr wie ein Fluch, als wie eine Wiederholung von Melissas letzten Worten. Dann steckte sie zwei Finger in den Mund und stieß zwei laute Pfiffe aus.

Am Ende der Gasse standen keine Nonnen - aber Melissa konnte eine Frau im Habit zu ihrer Rechten erahnen, die in der Dunkelheit verschwand.

Dann war sie mit ihren Gedanken alleine.
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Melissa
Tzimisce
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Re: Das bleiche Rot der Nacht [Maria]

Beitrag von Melissa »

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