Einkehr (Angelique)

[Juli & August '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Maria Penthesilea
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Re: Einkehr (Angelique)

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Deine Herrin hat Schmerz erfahren. Und die heilige Jagd. Sie hat Dinge gelernt. Und sie wurde verwundet." Maria faltete die Hände und blickte ernst. "Sie ist nun auf einer anderen Reise. Eine Reise nach Innen. Ihr Körper erholt sich. Und ihr Geist muss suchen. Was, weiß nur sie. Wenn sie es gefunden hat - dann wird sie zurückkehren."

Ein ernster Blick. "Bis dahin ist ihre Hülle schutzlos. Wir waren ihre Jagdgefährten. Es wäre uns eine Ehre, zu wachen. Sie muss bewacht werden. Aber! In jedem Fall braucht sie Blut. Viel Blut." Sie zeigte auf den Kelch. "Wir respektieren ihre Jagd. Nur Verbrecher. Mörder. Das macht es schwieriger. Wir bieten dir Hilfe. Wenn du sie willst."
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Angelique
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Re: Einkehr (Angelique)

Beitrag von Angelique »

Roger versuchte zu verstehen. Es gelang ihm nicht wirklich. Der Fluch Malkavs griff auch nach ihm und nagte wie ein Egelmaul an seinen Gehirnwindungen, schob eine kitzelnde Zuge in seine Vernunft, die hilflos zappelte wie eine unwillige Maid.
"Das kalte Blut Gerichteter ist häufig ihr Fastenmahl", murmelte er, "leicht zu bekommen. Ich werde es Euch besorgen. Hütet sie wohl, so wie der Herr Brimir mich gehütet hatte, und ich werde das nicht vergessen!"

Wie in Trance, sogar taumelnd, stand er auf.
Dann aber straffte sich sein gebrochen wirkender Leib und Feuer kehrte in seine Augen zurück. Es war nur eine Prüfung! Er musste Vertrauen haben. Angelique würde von den Toten auferstehen. Das war so sicher wie der Sonnenaufgang!

Ja, jetzt lächelte er sogar.
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Maria Penthesilea
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Re: Einkehr (Angelique)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Maria Penthesilea verzog das Gesicht. "Das wird... vielleicht nicht genügen. Wir werden sehen." Dann schaute sie ihn ernst an. "Wir werden sie schützen. Wenn du kommst: melde dich an." Sie reichte ihm eine kleine Schnur mit einem Tierschädel daran. "Häng dies an die Kreuzung. Dort unten. An den Pfahl."

Dann sahen die Nonnen ihm hinterher, wie er in der Nacht verschwand.

---

In den nächsten Tagen lag Angeliques totenähnliche Gestalt jedes Mal so hergerichtet, wie es bei diesem ersten Mal war. Nur einmal, als Roger in Eile vergaß, den Schädel aufzuhängen, war der Altar leer. Wo die Nonnen den Körper verborgen hielten, konnte er nicht erahnen.

[Am besten klärst du mit Hauke, ob das Blut für weitere Heilung reicht - sie dürfte bisher so 2 Stufen schwer heilbar geheilt haben. Und auch, wann sie nun wieder aufwacht.]
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Maria Penthesilea
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Re: Einkehr (Angelique)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die ersten zehn Tage verstrichen, dann die nächsten zehn. Rogers Hände begannen zu zittern, wenn er das Haus der Nonnen betrat. Der Blutdurst wurde stärker. Das Verlangen größer. Er spürte, wie sein Körper auszehrte, nach der Vitae Angeliques verlangte. Schmerzen im Rücken beim Aufstehen. Doch er riss sich zusammen, besann sich auf seine Pflicht. Unterdrückte den Speichel, der zusammenlief, wenn er Angeliques schlafende Gestalt betrachtete.

"Du hungerst." Roger zuckte zusammen. Er war so in seiner kleinen Welt entrückt gewesen, dass er Maria Penthesileas Nahen nicht bemerkt hatte. Die Nonne runzelte die Stirn. "Du brauchst Blut. Krieger."

Ihr Blick wanderte zu Angelique. "Ich weiß nicht, was sie wünschen würde. Weiß du es? Sie sollte genügend haben. Kann dir etwas geben. Wenn wir... es nehmen." Bedauernd blickte sie den Mann an, dessen Hingebung zu Angelique den Nonnen nicht verborgen geblieben war.
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Angelique
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Re: Einkehr (Angelique)

Beitrag von Angelique »

Roger hatte nie zuvor so sehr nach der Kommunion mit seinem Engel gedürstet, nach seiner Herrin, seinem Tochterersatz, unendlich viel mehr wert als alle Bastardtöchter, die er je gezeugt hatte, seiner liebsten Dame, nach deren Minne ihm mehr das Herz sehnte als nach allen vollendet schönen Adelsfräuleins oder lüsternsten Dirnen, seiner Mutter, hundertmal gütiger und weiser als die eigene...

Was die Nonne da vorschlug...ohne Angeliques Konsenz? Ohne ihre Rituale? Wie könnte er es wagen, nur daran zu denken, ihren köstlichen Lebenssaft von ihrer kühlen, alabasternen Haut zu heben, wie der Rüssel eines Schmetterlings köstliches Ambrosia von einer Blüte? Wie könnte er von ihrem Weine kosten, von ihrem ... Brote...?

Er erschrak bei diesen Gedanken. Er sollte von ihren Stigmata trinken? Zugefügt von anderen, außer von ihr oder ...ihm selbst.

Er fühlte den Wahnsinn des Verlangens in ihm aufsteigen, verstand zum ersten Mal welch titanischen Kampf sein Engel gegen das Dämonische in sich jeden Tag auszufechten hatte.
Mit den Kräften eines einfachen Sterblichen versuchte er gegen das anzukämpfen, mit dem der Demiurg den Kain verdammt hatte.

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Maria Penthesilea
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Re: Einkehr (Angelique)

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonnen nahmen seine Weigerung mit starkem Missfallen auf. "Wenn du hungrig bist, trink!" sagte Maria Penthesilea. "Wer sich nicht sättigt, ist ein Narr", beschied Maria Thermodosa streng. "Roger, du musst essen", sagte Maria Polemusa mitfühlend. "Wenn nicht von ihr... vielleicht finden wir einen Jäger. Der bereit ist dich zu nähren." Sie klang nicht besonders hoffnungsvoll.
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Angelique
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Re: Einkehr (Angelique)

Beitrag von Angelique »

Roger keuchte, rang mit der Fassung, straffte sich aber und sagte: "Es... ist eine Prüfung. Ihr als Nonnen eines Heiligen solltet das doch wissen."

Er versuchte, klar zu denken. Das fiel ihm schon an guten Tagen schwer. Der Fluch Malkavs lastete, wenn auch stark abgeschwächt, ebenfalls auf seinem Geist. Nein, zu leicht wäre es, Brimir um diesen Gefallen zu bitten. Das käme einmn Abfall vom Glauben gleich. Angelique wäre furchtbar enttäuscht.
Und Alerio, diesen Dreikäsehoch, würde er erst recht nicht fragen! Ihm wurde schon übel, wenn Angelique von ihm schwärmte. Eifersucht brannte in Roger heiß und grell, wenn er nur an diesen zierlichen Arschling dachte, den irgendeiner dieser sodomitischen Fabrizios in die Nacht geholt hatte, um Gottes Gebot mißachten zu können!

Roger atmete tief durch. Kein Haß! Kein Zorn! Bloß nicht!
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Maria Penthesilea
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Re: Einkehr (Angelique)

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Prüfung? Deine Herrin würde es wollen, Dummkopf!" Es klang eher mitfühlend als bösartig. Er konnte nichts für seine Verwirrung. Er war ein Mensch unter Jägern. Wusste nichts vom Weg. "Aber - jedem seine Entscheidung. Erinnere dich nur: Wir sind hier. Können helfen."

Zwingen würden sie ihn nicht, das war eindeutig.
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Angelique
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Re: Einkehr (Angelique)

Beitrag von Angelique »

Roger nickte müde. "Das würde sie wollen, ohne Zweifel. Aber würde auch GOtt es wollen? Ich denke nicht. Es ist nicht ihre Prüfung, die sie mir auferlegt, sondern SEine. Denkt darüber nach, dann werdet auch ihr errettet. SEine Gnade bietet er allen an, Sterblichen wie SEinen gefallenen Engeln. Es kommt niemand zum HErrn als durch mich, sprach der zweite Kain, der Adams Sünde aufhob..."

Er war nicht völlig bei Sinnen, sonst hätte er diese herätischen Worte nicht leichtfertig vor den Nonnen gesprochen, von denen niemand etwas Genaueres wusste.
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Maria Penthesilea
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Re: Einkehr (Angelique)

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Er redet wirr", sagte Maria Thermodosa leise. "Der Durst..." sagte Maria Polemusa, Mitgefühl in der Stimme. "Wir sollten etwas tun." Maria Penthesilea seufzte. Dann nickte sie.

Als Roger die Nonnen beim nächsten Mal besuchten, lag Angelique wie sonst auch da. Ihre Arme, ihr Körper waren unversehrt. Aber eine der jüngeren Nonnen huschte ins Nebenzimmer. Nachdem Roger sich von Angeliques gutem Zustand überzeugt hatte, kam die Nonne mit einem Becher zurück.

Er roch es... Vitae. Der Saft des Lebens.

"Wir haben jemanden gefunden", sagte sie leise. "Für dich." Während sie selbst wie fixiert auf die rote Flüssigkeit starrte, hielt sie ihm den Becher hin. Ihre Hände zitterten leicht.
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