Broglio bei Nacht [offen]

[September '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Fabrizio
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Broglio bei Nacht [offen]

Beitrag von Fabrizio »

Broglio, hatte der alte Mann am Hafen gesagt, Broglio sei wie eine gefangene Hure. Sanfte Hügel die sich gegen die harte Steinmauer pressten. Ein gackerndes, schnatterndes Dorf, das gegen seinen Willen zum übervölkerten Siestri wurde. Broglio hatte seine Unschuld längst verloren.
Aber noch etwas anderes hatte der alte Mann erzählt, nicht mehr das wildromantische Geschwärme, sondern etwas finsteres. Und erst das hatte wirklich das Interesse des unterkühlt starrenden Zuhörers geweckt...

In Broglio brodelte es. Schlächter die sich nicht mehr mit dem Federvieh begnügten, und Diebe denen die Brigori nicht mehr unantastbar waren.
Ja, hier fühlte Fabrizio sich wohl. Seelenruhig schlenderte er durch die verängstigten Gassen Broglios.
Auch wenn da Übermut mitschwang in den Lagerhausbrüchen, und Wahnsinn aus den Taten der verstörenden Mörder.

Im vorbeigehen erwachte ein Hühnerstall nach dem nächsten zum nächtlichen Alarm und das Geflügel stob in wildem Federflug durcheinander, als wäre der Teufel persönlich in Fuchsgestalt direkt unter sie gefahren.
Ludovico schaute sich angstvoll und sichtlich nervös um, als er so neben seinem Herrn ging. Weder die leichte Rüstung noch das alte Schwert, dessen knauf er am Gürtel etwas zu fest umklammert hielt, wollten ihm recht zu etwas mehr Sicherheit verhelfen.

"Du zitterst ja, mein Freund." Murmelte sein Herr Fabrizio plötzlich zynisch in die Stille, die sie nun umgab, nachdem sich auch das letzte Flattern hinter ihnen gelegt hatte. "Du hättest den dicken Mantel nehmen sollen, nicht den leichten Umhang."

Ludovico versuchte von seiner Angst abzulenken "Wir sollten gleich da sein. Der Mann wohnt gleich da drüben in einer dieser Hütten, und angeblich soll er die besten Fallen bauen, für Füchse, Marder und solches Ungeziefer."

Der Lasombra nickte nur beiläufig, er starrte scheinbar abwesend in die finsteren Winkel Broglios um sie herum, als wolle er jeden Schatten dort einzeln begrüßen.
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Matteo
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Re: Broglio bei Nacht [offen]

Beitrag von Matteo »

Auch Broglio wollte erkundet werden und auch wenn er sich aus Gherardos Berichten wie es dort bei Tage zügig bereits ein Bild gemacht hatte... Bei Nacht war alles etwas anders und Matteo wollte selbst Eindrücke sammeln. Dennoch war der etwas übernächtigt wirkende Gherado an seiner Seite. Während Matteo schlichte aber erlesene schwarze Gewänder nach der Art norditalienischer Adliger trug, steckte Gherardo in einer leichten Rüstung aus Leder und war mit Schwert und Dolch bewaffnet. Sie hatten Kunde von den Mördern und Entführer, da war gewisse Vorsicht geboten...

Das panische Gegacker des Federviehs hatte schließlich Matteos Aufmerksamkeit gefunden und gebunden. Sie waren den Geräuschen gefolgt, hinein in jenen dunklen Winkel Broglios und trafen dort auf die anderen beiden Männer. Etwa acht Schritte trennten sie.
"Die Sonne lehrt alle Lebewesen die Sehnsucht nach dem Licht. Doch es ist die Nacht, die uns alle zu den Sternen erhebt." - Khalil Gibran
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Fabrizio
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Re: Broglio bei Nacht [offen]

Beitrag von Fabrizio »

Da standen sich also die beiden garnicht so unähnlichen Paare plötzlich gegenüber in der nur spärlich vom Mond beschienen Dunkelheit Broglios.
Gestalten die sich hier einfach nicht natürlich einfügen wollten zwischen den schmalen Hühnerställen und verwinkelten Holzhütten. Fremdkörper auf diesen alten Dorfstraßen zwischen den Hügeln. Der Hochadlige ebenso wie der Seemann.

Es knirschte steinern in der Stille, als Fabrizio sich aus einem festen etwas angespannten Stand heraus gänzlich zu den Anderen hindrehte. Kurz musterte er den Bewaffneten, dann etwas länger den derart offensichtlich Adligen.

Während Fabrizio zwar angespannt doch ruhig und konzentriert blieb, blickte Ludovico sich etwas unstet und noch nervöser in der Gegend um. Eindeutig, dass es sich bei diesem Mann nicht wirklich um einen Leibwächter handelte.

Dann brach Fabrizio schließlich direkt das schweigen.
"Eine recht angenehme Nacht zum Schlendern, nicht wahr die Herren?"

Nur einen Moment stockte er und musterte die beiden noch einmal.
"Mein Begleiter ist recht nervös, aber ich kann ihn wohl beruhigen, dass wir hier nicht in die Falle von Beutelschneidern und Meuchlern geraten sind. Ich darf mich vorstellen, Fabrizio Begado."

Noch immer war der venezianische Dialekt wohl durchaus klar zu vernehmen in seinen Worten. Als Seemann war er überdies wohl ebenfalls an Kleidung und Haltung zu erkennen, aber nicht grad ein Ruderer natürlich, eindeutig jemand der etwas zu sagen hatte an Bord.
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Matteo
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Re: Broglio bei Nacht [offen]

Beitrag von Matteo »

Ein Venezianer also, jedweder Zweifel hier einen Kainiten vor sich zu haben wurde durch die Nennung des Namens beseitigt. Fabrizio Begado. Venedig, das von Mailand merkwürdigerweise ignoriert wird, von Mailand das sich stattdessen gegen den Bund engagiert. Matteos gesundes Misstrauen war geweckt, aber andererseits war Begado doch Mitglied der Domäne Genua. Mal sehen wohin ihn diese Begegnung führen würde...

"In der Tat eine äußerst angenehme Nacht und einem Schatten ist bestimmt bewusst, dass es in der Nacht schlimmeres gibt als Diebe und Mörder." Eine angedeutete Verneigung folgte, wie unter Gleichgestellten. "Angenehm, mein Name ist Matteo Floravante di Ventura.
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Fabrizio
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Re: Broglio bei Nacht [offen]

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio stockte etwas überrascht, dann erwiederte er die Respektsbekundung mit einer ebensolchen Verneigung.
"Schatten..." Murmelte er gut hörbar, stockte dann erneut und starrte Matteo skeptisch an.

"Ihr scheint mich deutlich besser zu kennen als ich euch, verehrter Herr Ventura." Und erneut musterte er ihn sehr genau bevor er weiter sprach.
Ein Kainit? Sprach einiges dafür, auch wenn man sich nicht zu sehr drauf verlassen sollte. Vielleicht ein Ventrue? Ventura... Nein, so viel Humor würde wohl keiner zur Schau tragen.
Vielleicht würde er nun zu viel sagen, aber das würde er riskieren. Zur not würde der Adlige dann eben den nächsten Morgen nicht erleben.

"Nicht nur die Schatten wissen von so etwas. Ich gelte als Neugeborener in meinem Clan. Euer Name ist mir noch fremd, mit wem genau habe ich es denn zu tun?" Der Venezianer fragte wohl sehr höflich, doch schwang so einiges an Vorsicht in der Mimik mit.
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Matteo
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Re: Broglio bei Nacht [offen]

Beitrag von Matteo »

"Nein, auch die Rosen die des Nachts gedeihen wissen das. Zuviel der Ehre werter Herr Begado, auch ich bin neu geboren im Blut der meinen. Vermutlich habt Ihr von mir noch nicht gehört weil ich noch nicht lange in dieser schönen Stadt verweile." Entgegnete der Adlige ebenfalls sehr höflich, dem Diener des venezianers widmete Matteo lediglich einen kurzen wenn auch intensiven Blick, dann trat dieser für ihn völlig in den Hintergrund.

"Sagt werter Herr Begado, höre ich da einen schwachen venezianischen Akzent? Wenn ja, dann wisst Ihr vielleicht wo in dieser Stadt man sich am besten amüsieren kann." Man sagte den Venezianern ja so einiges nach, aber Kinder von Traurigkeit waren sie keinesfalls.

Misstrauen war da keines mehr bei Matteo, keine Angst sondern Interesse und seine Haltung war genauso würdevoll wie immer. Als wäre er Herr der Lage und stünde nicht in tiefer Nacht einem Fremden Kainten gegenüber.
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Fabrizio
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Re: Broglio bei Nacht [offen]

Beitrag von Fabrizio »

Da war er also über eine Rose gestolpert inmitten dem Unkraut und Gestrüpp Broglios!
Na das konnte spannend werden...

"Venetien, ja da habt ihr wohl gehört." Fabrizio versuchte erfreut zu klingen, nach einem Lokalstolz den er längst nicht mehr fühlte.

Anschließend blickte er sich etwas affektiert um. "Amüsieren? Na jedenfalls nicht hier auf diesen ollen Hühnerfarmen." Ein mehrdeutiges Schmunzeln stahl sich auf seine bleichen Züge im Mondlicht.

"Das Elysium kennt ihr sicher schon, damit werde ich euch also wohl kaum langweilen dürfen." Nur ein flüchtiger Nebensatz, schnell abgetan, und doch sollte er seine intrigante Wirkung wohl entfalten.

"Cortile delle Meraviglie" Betont er dann in der Mundart der Genuesen und beschwörend wie eine Zauberformel. "Den Hof der Wunder könnten wir wohl betreten. Wild und bunt, trunken und niemals schlafend, euch würde der Kopf schwirren!" Grübelnd musterte er dann den Adligen. "Nein, eher etwas für Zigeuner und Verrückte. Wir brauchen etwas mit mehr Stil."

"Mein Metier ist sowieso eher der Hafen. Aber keine Angst, ich werde euch in keine olle Kaschemme schleppen. Kein Messer in die Rippen und kein Prügel übern Schädel - außer das wäre euer Begehr des Amüsierens?" Einen Moment mustert der Lasombra sein gegenüber nachdenklich. Nicht ganz abwegig schien das, wenn man die Umstände ihrer Begegnung hier betrachtete.

"Was haltet ihr davon, so wir ein Bad nehmen?" Irgendwie betonte Fabrizio die Worte seltsam, so vielleicht als wäre dies eine art Redewendung.
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Matteo
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Re: Broglio bei Nacht [offen]

Beitrag von Matteo »

Da schien eine gewisse Abneigung Fabrizio Begados gegenüber dem Elysium oder vielleicht gar der Hüterin spürbar. Matteo hatte sich noch nicht richtig mit den kainitischen Verhältnissen der Stadt vertraut gemacht, aber wenn zwischen den Lasombra Zwist herrschte... war das zumindest interessant.

"Über das Elysium kann ich mir noch kein Urteil erlauben. Eine Kirche ist nun mal selten ein Ort um Zerstreuung zu suchen. Ein Bad käme uns sehr gelegen, besonders wem ihr meint dort könne man sich amüsieren ohne sich mit Fahrenden und Verrückten gemein zu machen."

Solange dieses Bad nicht mit einem Messer im Rücken im Hafenbecken endet, doch immerhin hatte Matteo eine Aufgabe und warum nicht mit dem Lasombra hier beginnen... Fabrizio schien recht umgänglich zu sein und sein Begleiter vielleicht ein Blutdiener.
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Fabrizio
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Re: Broglio bei Nacht [offen]

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio nickte nur. Zum Elysium sagte er nichts weiter, jedes weitere Wort darüber befand er als überflüssig.

"Na dann auf in die Thermen. Ich kenne den Türsteher, wenn ihr versteht was ich meine." Er zwinkerte verschwörerisch.

"Ludovico." Rief er dann seinem etwas verloren dastehenden Diener zu "Du gehst vor."
Dann wandte Fabrizio sich wieder dem Adligen zu, höflich fragend dieses mal.
"Darf ich euch darum bitten, dass euer Gefolgsmann uns den Rücken sichert. Mit verlaub, mir ist dieses Viertel derzeit nicht geheuer."

Fabrizio wartete kurz ab, dann setzte er sich in Bewegung und begann auch direkt halblaut zu plaudern.
"Die Therme liegt leider so ziemlich genau auf der anderen Seite der Stadt, zwischen Platealonga und Mascarana. Wir werden also eine weile unterwegs sein. Vor allem da ich nicht beabsichtige den Weg quer durch Clavicula einzuschlagen. Das könnte zu Zwischenfällen führen, aber das wisst ihr ja sicherlich."
Ohne Pause fuhr der Schatten dann einfach fort, doch warf er dem Begleiter nun auf einmal einen überraschend kritischen Blick von der Seite her zu.
"Bis dahin habt ihr hoffentlich ausreichend Zeit, um mich davon zu überzeugen, dass ihr kein Assamit seid." Die letzten Worte waren hart betont und lagen nun schwer in der abrupten Stille, die darauf folgte.
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Matteo
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Re: Broglio bei Nacht [offen]

Beitrag von Matteo »

Matteo gab seinem bewaffneten Diener ein Zeichen, genau das zu tun, die Nachhut zu bilden. Dann zeichnete sich ein ebenso strahlendes, wie raubtierhaftes Lächeln auf seinen Zügen.

"Thermen... schön wie manches zivilisierte hier die Dunkelheit überdauert hat, die die Welt nach dem Fall Roms heimsucht. Wäre ich allerdings ein Assamit, so wärst ihr schon in Starre oder vernichtet. Abgesehen davon bin ich, wie ihr, von edlerem Geblüt als die Sarazenen. Ein Kind der Hohen Clans, bin ich das Kind der Lucrezia Neroni, vom Blut der Dornen oder der Rosen... Wie es euch beliebt."

Während ihre Diener Vor- und Nachhut bildeten, schlenderte Matteo an Fabrizios Seite durchs nächtliche Broglio.

"Angenommen ich hätte eine einfache Frage an euch, die ihrer Majestät am Herzen liegt, würdet ihr mir eine einfache Antwort gewähren?" Ganz beiläufig fragte er, als wäre es wirklich nur eine Frage. Ganz einfach... oder nicht?
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