Mondscheinbetrachtungen [offen]

[September '16]
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Maria Penthesilea
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Re: Mondscheinbetrachtungen [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonne schaute sie verwirrt an. Aber sie hatte nicht instinktiv die Hände zum Schutz gehoben. Stattdessen war eine Hand direkt in ihre Kleidung geglitten, wo sie noch immer verharrte. Zu tief für das Herz. Sie kniff die Augen zusammen und studierte ihr Gegenüber von oben bis unten.

"Geht es euch gut?", sagte sie dann vorsichtig? Noch immer wirkte die Stimme sehr laut, noch immer waren die Sinne der Witwe bis aufs äußerste gespannt. Aber jetzt, wo sie damit rechnete, war es nicht länger so überraschend.
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La Vedova
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Re: Mondscheinbetrachtungen [offen]

Beitrag von La Vedova »

„Panthesilea….“, der Name sagte ihr etwas, doch ihre Gedanken waren zu gespannt, um darauf zu kommen, zu sehr war ihr Körper damit beschäftigt, zu wittern, zu verstehen, was gerade geschehen war. Nein, es ging ihr nicht gut, sie blickte zu der Nonne, hatten ihre Sinne sie getäuscht, war ihr hungriger Körper übersensibel in dieser Nacht? Doch da war etwas gewesen, kurz bevor…

Sie biss sich auf die Zunge und genoss das Gefühl, als das erste Gefühl der Panik dem der kalten Berechnung wich.

„Wir sind nicht allein“, flüsterte sie dann und zog sich langsam in den Schatten eines der Häuser zurück „Schwester, nehmt euch in Acht…Etwas…jemand ist Euch gefolgt. Wir müssen hier weg, hier sind wir nicht sicher.“
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Maria Penthesilea
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Re: Mondscheinbetrachtungen [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonne runzelte die Stirn. "Dann sollten wir schnell gehen. Wie ich sagte: Hier ist es nicht sicher." Sie sah sich demonstrativ um und schritt dann eilig, beinahe hastig zum Ausgang der Gasse, wobei sie die Witwe anblickte, wie um ihr zu bedeuten, der Nonne zu folgen.
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La Vedova
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Re: Mondscheinbetrachtungen [offen]

Beitrag von La Vedova »

Noch immer erschrocken folgte sie der Nonne aus der Gasse hinaus, den Griff noch immer am Messer. Mit der anderen Handhielt sie Rock und Mantel gerafft, um schneller laufen zu können.
Nach Wald hatte es gerochen, nach Erde und Bäumen…Und das mitten in der Stadt. Was war das für eine Frau?
„Bitte verzeiht mir, ich stand neben mir.“, etschuldigte sie sich für ihre heftige reaktion und nahms ich vor, in Zukuft dieses Viertel nur noch mit einem in Duftöl getauchten Tuch zu besuchen, während sie noch immer versuchte den Kotgeruch aus ihrer Nase zu verbannen“ Suora, wohin gehen wir?“, raunte sie ihr zu, damit der Verfolger es nicht hören konnte „Zu diesem Gasthaus?“
Und während sie der Fremden durch den Unrat des Viertels folgte murmelte sie leise ein kurzes Gebet vor sich hin „Und glaubet an den Herrn, euren Gott, so werdet ihr sicher sein, und glaubet seinen Propheten, so werdet ihr Glück haben“
Ja, Glück konnten sie wohl brauchen in dieser Nacht.
Als sie schon ein Stück gelaufen waren, schien sich die Rothaarige ein wenig zu beruhigen, warf der Nonne jedoch immer wieder vorsichtige Blicke von der Seite zu „Da war etwas auf dem Dach…“, meinte sie dann „Aber vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet…“
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Maria Penthesilea
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Re: Mondscheinbetrachtungen [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Möglich", sagte die Nonne mit einem Lächeln. "In Nächten wie diesen... in Orten wie diesen... Der Verstand spielt Streiche. Sie zog die Augenbraue hoch. "Wir gehen aus Broglio hinaus. Ihr solltet das Viertel meiden. Ebenso wie Clavicula. Ich bringe dich nach..." sie dachte einen Moment nach. "Mascharana vielleicht. Oder Platealonga."

Den Kopf schiefgelegt, fragte sie: "Von welchen Propheten redest du?"
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La Vedova
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Re: Mondscheinbetrachtungen [offen]

Beitrag von La Vedova »

„Ich wohne momentan in Ravecca, Ihr kennt bestimmt den Weg?“, meinte Seinfreda vor sichtig lächelnd aber noch immer auf der Hut.
Als die Nonne jedoch nach den Propheten fragte, fiel sie aus alle Wolken. Irritiert sah Seinfreda die Schwester an und versuchte zu ergründen, ob diese Frage tatsächlich ihr Ernst war. „Suora, Ihr müsst ob dem Schrecken in der Gasse ebenfalls ein wenig verwirrt sein. Die Propheten des Alten Testamentes… Propheten wie Sarah, Miriam, Debora, Hannah….Ester!“
Sie schüttelte den Kopf „Ihr Ubertinerinnen widmet euch wohl eher dem Studium anderer Dinge?“
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Maria Penthesilea
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Re: Mondscheinbetrachtungen [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Ich kenne sie. Natürlich", sagte die Nonne. "Doch gibt es auch heute noch Propheten. Oder solche, die sich so nennen." Sie zuckte mit den Schultern. "Ob man auf sie hören sollte... ist eine andere Frage."

Sie zeigte die Straße entlang, einen letzten Blick in Richtung der Gasse werfend. "Hier geht es nach Ravecca. Ebenfalls nicht das beste Pflaster." Ein Blick auf ihre Begleiterin, der deutlich machte, dass diese es ja wissen musste.
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La Vedova
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Re: Mondscheinbetrachtungen [offen]

Beitrag von La Vedova »

Die Rothaarige nickte erleichtert und legte aber den Kopf ob der zweifelnden Worte der Nonne schief "Weshalb meint Ihr, sollte man das nicht tun?"

Als die Frau ihr den Weg wies, lächelte sie dankbar, wandte sich jedoch noch nicht zum Gehen.
"Ihr beeindruckt mich, Maria, Ihr seid eine mutige Frau. Sind Eure Schwestern auch so furchtlos?"
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Maria Penthesilea
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Re: Mondscheinbetrachtungen [offen]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Maria Penthesilea schüttelte den Kopf. "Furcht ist nichts Schlechtes. Sie belebt den Geist. Gibt dem Körper neue Kräfte. Wenn sie in Maßen vorhanden ist." Sie lächelte. "Ein Übermaß schadet jedoch. Furcht darf nicht lähmen. Nicht zur Flucht führen." Sie schwieg für einen Moment und konstantierte dann nüchtern: "Ich spreche natürlich von Gottesfurcht."

Mit leichtem Pathos in der Stimme fuhr sie fort: "Der Herr schützt uns. Er errettet uns." Dann, statt weiter zu predigen, schien sie das Interesse daran zu verlieren und runzelte die Stirn. "Trotzdem: In solche Viertel zu laufen... nicht klug. Man wird dort rasch zur Beute."

Irgendwie hatte die Witwe das Gefühl, dass das Wort "man" die Nonne nicht einschloss.
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La Vedova
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Re: Mondscheinbetrachtungen [offen]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda verschränkte die Arme vor der Brust und blickte die Nonne nachdenklich an „Aber ist Flucht je nach Kontext nicht manchmal auch eine gerechtfertigte Reaktion? Erst Rückzug, Regeneration, Planungen und dann erst der Angriff? Wenn man vor einer Überzahl steht beispielsweise…oder der andere im direkten…Vergleich…stärker ist?“. Sie biss sich auf die Lippen und sah gerunzelter Stirn die Frau an, deren Alter sie nur schwer einschätzen konnte. „Aber ja, dass Furcht ungeahnte Kräfte freisetzen kann…da stimme ich Euch durchaus zu, Suora…“

Sie verdrängt die dunklen Erinnerungen, die versuchten, sich Bahn zu brechen und sah sich beinahe fröstelnd auf der Straße um, dann nahm sie sich ein Herz und blickte die Frau im Habit offen an.
„Sagt, zu wem gehört Ihr? Ich spüre eine starke Kraft in Euch…Ist es die Kraft des Glaubens oder noch etwas anderes? Ich glaube, Ihr seid es, die ich gesucht habe. Bitte, Ich würde gerne mehr über Euch erfahren, über euren Orden, Eure Wege und jene, denen Ihr dient. Erweist mir die Ehre, mich zu geeigneter Zeit Euren Schwestern vorzustellen…Wir müssen doch zusammenhalten, meint Ihr nicht auch?“
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