Kinderwiedergeburtstag [Alerio, Angelique]

[September '16]
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Angelique
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Re: Kinderwiedergeburtstag [Alerio, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angelique folgte der Einladung. Langsam, wie ein Verurteilter zum Schafott betrat sie den Raum. Sie nahm den Mantel und auch das Halstuch, das die Spuren seines Angriffs verdeckte, die immer noch nicht zur Gänze verheilt waren.

"Wie ist es dir ergangen, nachdem ich Tod der Sterblichen erfuhr und durch Hades Hallen wandelte, liebster Liktor?"
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Alerio
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Re: Kinderwiedergeburtstag [Alerio, Angelique]

Beitrag von Alerio »

Nachdem Angelique eingetreten war, schloss er die Tür hinter ihr und stand dann ziehmlich verloren in dem Raum.

"Wie es mir ergangen ist?" fragte er verdutzt. "Du bist doch..." begann er und sein Blick glitt zu der noch sichtbaren Wunde an ihrem Hals.
"...Ich...es tut mir leid. Ich wollte dir nicht..Ich wollte das nicht. Ich wusste ja nicht, dass du es warst...mein Gegner...."
Er schwieg kurz während seine Gedanken zu der Nacht zurückkehrten und er sich wieder erinnerte, wie er sie angefallen, sie gepackt hatte und seine Zähne sich in ihr Fleisch gebohrt hatten. Er schaute weg, um die Erinnerung zu vertreiben. "Ich konnte mich nicht daran hindern."

"Verzeih mir."
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Angelique
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Re: Kinderwiedergeburtstag [Alerio, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angelique lächelte gequält. "Es ist eigentlich nur das Recht eines Ehegatten, einer Frau solche Gewalt anzutun. Aber dir verzeihe ich das..." Ihre Stimme brach.

Fast flehentlich schaute sie ihn an: "Bin ich eine gute Kepse? Hat es dich wenigstens auf deinem Pfad zu Belials Wilder Jagd weitergebracht? Hat es dir geholfen, die Ketten der Menschlichkeit hinter dir zu lassen? War meine bedingungslose Liebe wenigstens nicht umsonst?"
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Alerio
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Re: Kinderwiedergeburtstag [Alerio, Angelique]

Beitrag von Alerio »

Alerio runzelte die Stirn, dachte nach, es war so schwierig es in Worte zu fassen, was in seinem Innersten vor sich ging. Er konnte es ja selbst kaum verstehen.

"Die Ketten der Menschlichkeit?...mehr menschlich zu sein, war nie eine Kette, nie eine Last für mich. Doch ich habe einfach das Gefühl sie dennoch verloren zu haben. Ich habe mich so lange daran festgehalten, wollte den Menschen helfen, den Schwachen helfen, doch..." er schaute frustriert "ich weiss nicht...irgendwann war ich nicht mehr diese Person. Ich musste Dinge tun, die ich nicht wollte, aber musste. Und so ist es doch für unsereins, oder nicht? Wir können nicht menschlich sein. Wir sind keine Menschen.
Unsere Wege sind nunmal andere."


Er sah sie an, gequält und deprimiert.
"Und wie menschlich bin ich schon? Ich kann deine Liebe nicht erwidern. Konnte ich nie. Für niemanden."
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Angelique
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Re: Kinderwiedergeburtstag [Alerio, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angelique lächelte gequält. "Ich weiß. Das ist meine Tragik, selbst wenn du mehr darunter leidest. Eines Nachts wirst du jemanden finden, den du lieben kannst. Ich aber werde immer deine Freundin bleiben. Es heißt, die wahre Höllenstrafe sei von allen verlassen und allein, GOtt nicht schauen zu dürfen.
Selbst wenn der Weg Brimirs, den du jetzt beschreitest, dich zu einem einsamen Dämon ohne menschlichen Kontakt werden lassen wird und du am Ende im leeren Nichts deiner eigenen inneren Hölle endest, so wird dieser Hoffungsschimmer dir immer bleiben, den der Demiurg dir niemals nehmen kann: Es gibt da jemanden, der dich trotzdem mag und der an dich glaubt."

Sie streckte ihm das kleine, kalte Händchen zur Versöhnung hin.
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Alerio
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Re: Kinderwiedergeburtstag [Alerio, Angelique]

Beitrag von Alerio »

Er griff ihre Hand, aber drückte sie nur halbherzig.
"Du denkst also, dass Brimirs Weg der falsche ist? Das er mich einsam macht?"
Er schüttelte den Kopf und ließ sie wieder los. "Ich war selbst mit menschlichem Kontakt doch immer einsam. Das ist unser Schicksal." Er schaute sie mit seinen dunklen Augen niedergeschlagen an. "Selbst unter unsereins werden wir immer einsam sein."

"Und für mich war dieses Leben schon die Hölle seit ich das Blut meines Erzeugers schmeckte."
Er schüttelte den Kopf.
"Nein, ich habe mich genug selbst verdammt und bemitleidet. Dieser Weg ist das genaue Gegenteil. Es zeigt mir wer ich wirklich bin. Ein Vampir."
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Re: Kinderwiedergeburtstag [Alerio, Angelique]

Beitrag von Angelique »

"Das kommt daher", meinte sie fast grimmig, "dass du nur von diesen egozentrischen Gestalten umgeben bist, die dir das einreden, bis du es selber glaubst. Vielleicht glauben sie es selbst. Ist ein Tier, was du anstrebst? Leben im Jetzt? Handeln ohne Denken? Das wäre ein Rückschritt!"

Sanfter fügte sie hinzu: "Mit ihrer kleinen Intrige haben sie versucht, uns gegenseitig einander vernichten zu lassen und Haß und Mßtrauen zu säen. Dummerweise funktioniert das nicht bei mir. Bist du so einfach zu lenken, dass es bei dir funktioniert? Halten sie dich immer noch für ein Kind, das nicht für sich selber denken kann? Beweise dir selbst, dass du mehr wert bist als sie. Und erst recht, mehr wert als ein Tier."
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Re: Kinderwiedergeburtstag [Alerio, Angelique]

Beitrag von Alerio »

"Du verstehst das nicht" sagte er und schüttelte bedauernd den Kopf. Sie waren zwar seit Jahrzehnten zusammen und doch kannten sie sich nicht. Angelique wusste nicht, wer er wirklich war oder gewesen ist. Nicht andere Kainiten hatten ihn diese Bitterkeit gelehrt, sondern das Leben und Unleben selbst.

"Das war keine Intrige. Dazu sind sie wahrscheinlich nicht mal fähig. Für sie gilt nur die Jagd und wir waren ebenbürtige Gegner, aus offensichtlichen Gründen."
Verteidigte er das Vorgehen der Nonnen.

"Mehr Wert? Als ein Tier ja, natürlich. Ich bin ja auch kein Tier. Und auch wenn ich Brimirs Weg oder denen des Kultes folge, bin ich kein Tier...Du hast eine falsche Vorstellung davon. Jäger wie Brimir und der Kult sind dem Tier nur nahe weil sie es als Teil von einem Selbst verstehen."

"Und es ist doch da." fügte er an, mit voller Überzeugung und deutete auf seine eigene Brust. "Es lebt in uns, es ist ein Teil von uns. Und es zu verleugnen hilft dir nicht mit ihm zu leben."
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Angelique
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Re: Kinderwiedergeburtstag [Alerio, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angelique war wie ausgewechselt, als sie sich vorbeugte. Fort war das schüchterne, gebrochene Mädchen, eine andere schien da zu stehen, selbstbewusst und unheimlich lächelnd.

"Oh, ja, das kannst du laut sagen. In der Tat: wir kennen einander nicht, wenn du glaubst, ich würde verleugnet."

Es war dieselbe Stimme wie sonst, aber Timbre und Betonung waren völlig anders. Alerio dämmerte, das sein schändender Biss mehr verletzt hatte, als Haut und Fleisch. Er hatte Angelique geholfen, klarer zu sehen und ihrem eigenen Dunkel Stimme zu verleihen, als ihre Kehle zerfetzt wurde und sie für endlose Wochen allein nur mit sich selbst war.

"Und mit Intrigen, die dich umgarnen, meint sie nicht die armen Nonnen, sondern den Rest der balgenden Welpen, diese substanzlosen Schatten und marmorstarren Ventrue, die dir vorunleben, wie ein braver Junge zu sein hat."
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Alerio
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Re: Kinderwiedergeburtstag [Alerio, Angelique]

Beitrag von Alerio »

Alerio war etwas irritiert ob des plötzlichen Stimmungswechsel des Mondkindes. Auch wusste er nicht gleich etwas darauf zu erwidern.

Es war eine ganze Weile still, dann sagte er. "Ich möchte nicht streiten. Belassen wir es dabei, dass wir uns beide verändert haben. Lass uns das vertagen." Anscheinend wollte er dann damit auch das Gespräch beenden.

Nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: "Aber es freut mich, dass du trotz allem zurück gekommen bist."
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