Am Hafen [Mariae]

[Matteo]

"Von jemandem der sich der Drache von Broglio nennt." Er machte eine beschwichtigende Geste mit der Rechten. "Aber ich sehe keinen Grund Partei zu ergreifen, geschweige denn die Worte als Wahrheit zu begreifen. Auch wenn die Geschädigte sehr von ihrer Sicht überzeugt zu sein scheint."

Matteo hatte sich Gedanken darüber gemacht, würde sich aber nicht ohne weiteres in einen Konflikt hineinziehen lassen der nicht der seine war. In seinen Zügen schimmerte jedoch die Neugier durch, es war immer interessanter beide Seiten einer Geschichte zu kennen.

[Maria Penthesilea]

"Ich... verstehe." Sie blickte Matteo mit neuem Interesse an. Dann verzog sie das Gesicht "Die Schleiche... sie ist schwach. Sie kam zu uns. Wollte uns... wie sagt man, er-pres-sen? Ja. Dann hetzte sie uns mit ihren Hunden. Mörderische Bestien. Und nun sagt sie: Ihr habt mich angegriffen. Ihr habt meine Diener getötet."

Er hörte keine Wut in der Stimme der Nonne, nur Traurigkeit. "Ihre Diener. Pah! Keine würdige Beute." Sie stemmte die Arme in die Seiten. "Während sie zischt und quakt, jagen wir! Wir haben würdige Beute gefunden. Den Clan der Jagd. Vier seiner Abgesandten! Von der obersten Jägerin freigegeben." Ein begeisterter Schein trat in ihre Augen, auch wenn er die Melancholie nicht ganz verdrängen konnte.

"Eine gute Jagd war es", sagte sie dann, etwas leiser. "Eine sehr gute Jagd. Aber - schmerzhaft auch. Der Kult hat geblutet dafür." Ein Nicken. "Doch die Beute ist erlegt. Und die Jagd endet nie."

[Matteo]

"Und, habt ihr? Ich meine ihre Diener getötet als Reaktion auf die Erpressung?" Wieder war mehr Interesse als Wertung herauszuhören. Wort Schleiche fand er irgendwie amüsant, er würde es sich merken falls er je mit Melissa aneinander geraten würde.

Weitere Fragen taten sich für Matteo auf und er stellte sie auch, da er nicht den Eindruck hatte Maria würde ihm diese nicht beantworten wollen. "Mit dem Clan der Jagd meint Ihr die Assamiten richtig? Und die oberste Jägerin ist wer genau?" Wenn sie tatsächlich vier Assamiten gejagt und zur Strecke gebracht hatten dann... nun Matteo war beeindruckt.

"Wenn ich gewusst hätte, dass sich hier nach all den Jahren immer noch Assamiten verstecken, hätte ich mich gern daran beteiligt sie zu stellen." Ja, mit aller gebotenen Vorsicht natürlich. Er hätte ungern selbst zum Gejagten werden wollen. Matteo hielt inne und stellte dann noch eine Frage, womöglich die bedeutsamste. "Wer oder was ist der Kult?"

[Maria Penthesilea]

"Du verstehst nicht", sagte Maria Penthesilea geduldig. "Wir jagen keine schlechte Beute. Nicht, wenn es nicht sein muss. Die Menschen, die sie beklagt: Sie starben nicht durch den Kult." Die Arme verschränkt, blickte sie ihr Gegenüber direkt an. "Wer sie getötet hat? Frag nicht uns. Wir verstehen Zi-vi-lisation nicht. Die Schleiche will uns nicht jagen. Ihre Worte sagen es. Und doch jagt sie uns. Mit Worten. Und Hunden. Kannst du das erklären? Will sie, dass wir sie jagen?"

Dann schwieg sie einen Moment. "As-sa-miten. Ja. Sie jagten Jäger... Kainskinder in Genua. Genua ist das Revier der obersten Jägerin. Aurore. Die erfahrenste Jägerin. Die, deren Rat wir hören. Sie sagte: Jagt die Jäger. Wir hörten und stimmten zu. Eine Prüfung für uns." Maria Penthesilea rieb sich das Kinn. "Eine schwere Prüfung. Viel Tod. Eine gute Jagd."

Auf seinen nächsten Kommentar hin grinste sie, ein wenig spöttisch. "Der Fuchs, der den Wolf nicht wittert... Er wird selbst zur Beute." Etwas ernster fuhr sie fort: "Solche Dinge muss ein Jäger wissen. Wie willst du dein Revier halten? Wenn du die anderen Raubtiere nicht siehst?" Die Nonne blickte an ihm auf und ab. "Bei zukünftigen Jagden... werden wir dich suchen. Wenn es notwendig ist. Wir werden sehen."

Maria Penthesilea blickte wieder auf das Wasser hinaus. "Der Kult... Der Kult ist die Jagd. Der Kult ehrt die Jagd. Der Kult lehrt die Jagd. Manche Jäger vergessen ihre Natur. Drachen werden Schleichen. Wölfe werden Schoßhunde. Wir führen sie. Führen sie auf den Weg zurück. Zeigen ihnen die Wahrheit der Jagd."

[Matteo]

"Hm..." Matteo überdachte die Worte der merkwürdigen Nonne.

"Niemand kann verleugnen, dass wir Jäger sind. Es liegt in unserem Blut, seit Anbeginn unserer Art. Dennoch hat jeder seine Art zu jagen, die durchaus mit Zivilisation im Einklang sein kann. Der erfolgreiche Jäger verschmilzt mit seiner Umgebung nicht? Nicht jeder von uns wandelt auf dem Pfad der... Wildnis."

Matteo sah mit neuem Respekt zu der Nonne, sie oder auch ihr Herr dienten Aurore und hatten für sie die Assamiten zur Strecke gebracht.

[Maria Penthesilea]

"Nein, nicht jeder", stimmte die Nonne zu. "Der Kult kennt viele Wege. Aber jagen alleine genügt nicht. Es geht um mehr. Um Ausgeglichenheit. Gleichgewicht von Tier und Mensch. Um die Ehrung der Jagd. Um das Annehmen der Jägerrolle."

Sie dachte nach, dann nickte sie. "Sieh die Schleiche. Sie ist unter Menschen. Lässt Hunde für sich jagen. Vielleicht auch Menschen. Sie hat vergessen: Jeder ist Jäger - und jeder ist Beute. Sie beansprucht ein Revier. Ohne darin sicher zu sein. Wie soll das gehen?" Die Nonne schüttelte traurig den Kopf. "Sie hätte von uns lernen sollen. Aber sie wollte nicht."

Dann winkte sie ab, als sei das Thema endgültig vergangen und vergessen. "Jagen in der Zivilisation? Ja. Aber Zivilisation kann Jäger schwächen." Sie tippte an ihre Schläfe. "Zuviel hier." Dann zeigte sie auf ihren Körper. "Zuwenig dort. Das Tier wird verleugnet. Nicht klug. Denn es geht niemals fort."

[Matteo]

"Ja, man muss sich des Tiers gewahr sein, es zu verleugnen ist ebenso töricht wie ihm nachzugeben. Oberstes Ziel sollte die stete Kontrolle darüber sein, auch wenn ich weiß, dass dies nur ein hehrer Gedanke ist."

Vermutlich war die Sichtweise der Nonne eine völlig andere, dessen war Matteo sich schon bewusst.

"Sicher, die Zivilisation kann einen verweichlichen und schwächen, aber wenn man mehr will als nur die stete Jagd, ist sie unabdingbar. Wo bliebe das Vergnügen abseits der Jagd ohne die Errungenschaften der Zivilisation?"

[Maria Penthesilea]

"Verleugnen und Nachgeben", sagte Maria Penthesilea langsam und nachdenklich. "Du kennst nur Ex-treme?" Sie verzog das Gesicht. "Verleugnen oder Kontrolle - beides quält das Tier. Und wenn es dann hervorbricht... Viele Opfer. Viele Tote. Keine gute Jagd. Nur Blut." Die Hände gefaltet blickte sie auf den Steg, dann wieder Matteo an.

"Der Kult lehrt: Gleichgewicht. Dem Tier wird gegeben, was es fordert. Zu seiner Zeit. Und das Tier hält sich zurück. Zu anderer Zeit. Keine Kontrolle, kein völliges Nachgeben. Gleichgewicht."

Dann lächelte sie. "Zivilisation... mh. Im Kult: Die einen sagen so. Die anderen so. Die einen sagen: Alles schlecht. Die anderen sagen: Vieles gut. Ich sehe beide Seiten. Wichtig ist - das Bewusstsein für die Jagd. Für die Heiligkeit der Jagd. Jede Jagd bewusst. Jede Jagd als Ziel. Nicht als Zweck." Nickend fügte sie hinzu. "Das allein bietet Freude. Gleichgewicht und bewusste Jagd."

Sie fügte nicht hinzu, dass sie ihm empfehlen würde, es einmal auszuprobieren - aber der Sinn schwang mit.

[Matteo]

"Eure Worte... ergeben Sinn, haben durchaus etwas für sich." Sinnierte Matteo, war es nicht auch ein gewisses herauslassen der Bestie in ihm wenn er seine Art der Jagd genoss? Die Kontrolle gegenüber dieser Kraft aufzugeben jedoch... blieb ebenso fraglich

"Beide Seiten zu sehen erscheint mir weise, ein Gleichgewicht möglicherweise erstrebenswert." Ob dem wirklich so war?

Manipulation und Ausflüchte [dice seed=38933 secure=df417cee_0]6d10[/dice]

Wie ernst Matteo seine Worte meinte blieb schwer zu durchschauen, zumindest Freude an der Jagd war ihm nicht fremd.

[Maria Penthesilea]

(Emp & Aufmerksamkeit)
[dice seed=62372 secure=bcee2bc3_0]5d10[/dice]

"Das ist weise", sagte die Nonne, die offenbar keinen Zweifel an ihrer eigenen Wahrheit hegte. Oder an Matteos Worten. "Viele verleugnen ihr Tier völlig. Und dann... eines Nachts... bricht es hervor. Tötet wahllos. Erfreut sich am Blutvergießen. Holt sich, was ihm genommen wurde. Wer kann das wollen?"

Sie legte den Kopf schief. "Jäger... wenn du die Wahrheit suchst? Dann solltest du dich selbst prüfen. Wir können dir den Weg zeigen. Wir kennen Rituale."