Am Hafen [Mariae]

[September '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Matteo
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Re: Am Hafen [Mariae]

Beitrag von Matteo »

"Mich selbst prüfen? Rituale? Ihr habt mich neugierig gemacht. Wenn ihr wirklich eine Möglichkeit kennt das hervorbrechen des Tiers zu verhindern, dann würde ich gern mehr darüber hören... auch wenn ich meinen Weg durch die ewige Nacht bereits gefunden habe."

Dann sah er Maria direkt an fixierte sie geradezu mit seinen Augen.

"Ihr atmet, ihr weint, ihr lebt. Woher wisst ihr so viel über das Tier das in uns Kainiten schlummert?"

Danach folgte wieder ein wachsamer Blick in die umgebenden Schatten.
"Die Sonne lehrt alle Lebewesen die Sehnsucht nach dem Licht. Doch es ist die Nacht, die uns alle zu den Sternen erhebt." - Khalil Gibran
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Maria Penthesilea
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Re: Am Hafen [Mariae]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Der Kult ist alt. Uralt. Weisheiten werden weitergegeben. An alle Diener." Die Hand auf den Bauch gelegt, sah sie ihn an. "Ich fühle das Tier. Hier. Ebenso wie du. Schwächer... vielleicht? Aber ich spüre es." Ein Nicken, wie zur Bestätigung. "Es macht die alte Lehre greifbar."

Dann runzelte sie die Stirn. "Hören allein genügt nicht. Du musst fühlen. Dich dem Tier nähern. Es akzeptieren. Ein Freund bricht nicht hervor. Er kommt. Das Tier wird immer da sein. Aber nicht länger wild. Nicht länger dein Feind."

Einen Moment lang schwieg sie. Dann fuhr sie fort: "Beginne damit, dich zu nähren. Wenn du hungrig bist. Quäle das Tier nicht. Behandle es wie einen Freund. Einen Gast. Lass es nicht darben."

Ein mysteriöses Lächeln erschien auf ihren Lippen. "Wege... kann man in die Irre gehen. Oder man folgt den Wegweisern. Wechselt den Pfad. Gelangt zum Ziel."
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Matteo
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Re: Am Hafen [Mariae]

Beitrag von Matteo »

"Der Fluch, das Tier ist Teil davon, verdammt uns ebenso wie er uns über die sterblichen Menschen erhebt. Selbst Ihr, die Ihr nur einen Teil davon tragt, seid mehr als ein Mensch. Euer Weg mag älter sein, vielleicht der älteste, aber es ist nicht der richtige für Jedermann."

Er sammelte sich und sprach dann ohne jeden Zweifel in der Stimme: "Ich sehe euer Pfad führt möglicherweise zu einer Art Frieden mit dem Tier, somit auch zu einer Art von Macht. Der des Jägers. Aber wo bleibt die Verantwortung die mit der Macht einhergeht? Wir sind mehr als das Tier, mehr als Tiere."
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Maria Penthesilea
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Re: Am Hafen [Mariae]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Natürlich sind wir mehr! Tier und Mensch: Das ist der Jäger. Zwei Seiten einer Münze. Vereint. Aber reden vom Fluch? Jäger sind nicht verflucht. Sie sind Teil der Welt. Schau zu den Tieren. Dort gibt es Jäger und Beute. So ist es bei uns. Nur, dass wir nicht töten müssen."

Sie blickte den Kai entlang, wo eine Gruppe betrunkener Matrosen entlangwankte. "Du sagst Verantwortung. Überlege, was du bist. Ein Jäger kann nicht die Herde der Beute leiten. Leitet der Wolf die Schafe? Willst du ein Hund sein? Der Wolf tötet Alte und Kranke. Hält die Herde jung und gesund. Hilft der Herde... und sich selbst."

Die Hand erhoben, um Einsprüchen vorherzukommen, fuhr sie fort: "Die Jäger... Kainskinder... sollten keine Alten und Kranken töten. Aber! Sie sollten ebenfalls die Herde gesund halten. Diejenigen töten, die der Herde schaden. Verbrecher. Mörder. So kann die Herde gedeien. Das ist Verantwortung - das Annehmen von Verantwortung."

Die Arme verschränkt, blickte sie ihn ernst an. "Die Verantwortung deiner Natur. Als Jäger. Mensch und Tier. In einem."
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Matteo
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Re: Am Hafen [Mariae]

Beitrag von Matteo »

"Wir sind mehr als Tiere, mehr als Menschen, mehr als nur Jäger. Die Jagd, der Jäger ist ein Aspekt unseres Seins, ein wichtiger aber nicht der einzige." Für das Jagen, den Akt als solchen machten die Ausführungen der Nonne durchaus Sinn, nicht aber für den Rest. Was Matteo vom Unleben erwartete war soviel mehr.

"Es gibt mehr als die Jagd, welchen Sinn hat das Leben, das Unleben, wenn wir nicht nach Höherem streben als zu Überleben und zu jagen?" Das war die ehrliche Überzeugung des Toreador, doch schulterzuckend fügte er hinzu: "Natürlich weiss ich, dass die Grundlage dafür, die Bedingung, ist ein erfolgreicher Jäger zu sein."
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Maria Penthesilea
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Re: Am Hafen [Mariae]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Ich habe solche Rede oft gehört", sagte Maria Penthesilea. "Es ist verständlich. Ein Sterblicher jagt nicht, nicht so, nicht so intensiv. Und an ihrer Sterblichkeit halten viele fest. An Reichtum, an Familie, an Macht, an Gott. An der Erinnerung. Manche suchen, was ihnen als Sterblichen fehlte. Aber Jäger sind keine Sterblichen."

Sie sah beinahe etwas melancholisch aus, so, als erinnere sie sich selbst an eine vergangene Zeit. Dann lächelte sie grimmig und nickte leicht. Offenbar bevorzugte sie ihre neue Existenz. "Es gibt nichts Höheres als die Jagd. Als die wahre, bewusste Jagd. Ich rede nicht allein vom Trinken. Ich rede von der Ehrung. Dem Verständnis für die Beute. Der Erregung der Verfolgung. Der Einkehr danach."

Ihre Hand an ihre Seite gelegt, blickte sie ihn interessiert an. "Hast du schon einmal so gejagt? Wirklich bewusst gejagt?"
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Matteo
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Re: Am Hafen [Mariae]

Beitrag von Matteo »

"Bewusst gejagt? Nach meinem Verständnis schon, aber nicht so wie Ihr es beschreibt. Nein, das nicht."

Er lächelte ein irgendwie schurkisch wirkendes Grinsen. "Meine Art zu jagen ist sicherlich sehr unterschiedlich zu der euren."

Für die Jagd nach Wild hatte er auch als sterblicher Adliger noch nie viel Interesse aufgebracht und in seiner Jugend war er eher hinter den Röcken her gewesen. Der Tod ändert oft, aber nicht immer die Perspektive.
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Maria Penthesilea
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Re: Am Hafen [Mariae]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Wer weiß?", sagte die Nonne lächelnd. "Willst du uns davon erzählen? Wir lernen immer gerne dazu. Jede Jagd ist besonders. Und jede Jagd für uns interessant."

Sie zuckte mit den Schultern. "Der Kult ist vielfältig. Manche jagen in den Wäldern. Andere in den Straßen. Einige in Palästen. Ich weiß von einem... Er jagt im Meer. Schiffe, wenn er kann. All diese Jäger haben ihre eigene Methode. Die Methode ist wichtig. Aber nicht entscheidend."
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Matteo
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Re: Am Hafen [Mariae]

Beitrag von Matteo »

"Ich jage in den Häusern und Palästen, gesehen und doch nicht als Jäger erkannt unter den sterblichen Menschen. Meine bevorzugte Beute wähle ich sehr sorgsam, nach meinem Geschmack und, wenn es andere Umständen nicht erfordern, vermeide ich den Tod meiner Beute."

Soweit erzählte er, um dann zu fragen: "Die Methode ist nicht entscheidend? Was ist es dann?"
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Maria Penthesilea
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Re: Am Hafen [Mariae]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonne tippte sich an die Schläfe. "Das Bewusstsein", sagte sie. "Die Vorbereitung. Nicht nur das Bewusstsein während der Jagd. Rituale."

Für einen Moment schwieg sie, dann sprach sie weiter. "Du glaubst, du hast deinen Weg. Dann sollte ihn wenig erschüttern. Wenn du unseren einmal versuchen willst? Dann nähre dich, wenn du hungrig bist. Verteidige dein Revier. Dein Eigentum. Und jage nie ohne Vorbereitung." Sie lächelte. "Es muss nicht lange sein. Ein Moment der Einkehr. Ein Gebet, ein Gedanke, eine Geste. Für kleine Jagden ausreichend."

Den Kopf schiefgelegt schaute sie ihn an, wie ein Fuchs, der einen geschlossenen Hühnerstall studierte. "Klingt das schwierig?"
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