[Fluff] Geraubt, missbraucht und zum Fraß vorgeworfen [Seresa]

Geschichten über Monster
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

[Fluff] Geraubt, missbraucht und zum Fraß vorgeworfen [Seresa]

Beitrag von Seresa »

992 AD: Saragossa (heutiges Spanien)

Schilde stießen sie zurück. Wieder und wieder landete Seresa im Dreck und Schlamm des Schweinestalls. Ihre Kleidung war inzwischen vollgesogen von dem feuchten, stinkenden Gemisch.

Sie waren früh in der Nacht gekommen. Ihre Geschwister im Blute. Sie hatten sich von ihr unbemerkt genähert und sie gepackt. Rechts und links hatten sie Seresa an die Arme gegriffen und diese fixiert. Seresas Körper wand sich, doch er wurde unbarmherzig festgehalten und mitgeschleift gegen ihren eigenen Willen. Fragend war ihr Blick auf dem alten Brujah geruht, als sie die erste Panik überwunden hatte und sie sich für den Moment dem Griff ihrer Geschwister im Blute ergeben hatte. Ihre hasserfüllten Gesichter sprachen jedoch eine deutliche Sprache. Angst und Panik hatten Seresa erneut erfüllt und verzweifelt hatte sie versucht sich loszureißen, um zu entkommen. Ein Unterfangen, welches von ihren Häschern nur mit einem genugtuenden Grinsen quittiert wurde. Ehe sie wusste, wie ihr geschah, war sie dann im hohen Bogen in den Schweinestall im Freien geworfen worden, nur um mit dem Gesicht voran darin zu landen.

Seresa befand sich auf Händen und Knien. Den Kopf tief gesenkt, während die Feuchtigkeit wie stumme Tränen aus ihren Haaren auf den Boden tropfte.

Männliche alte Stimme: „Seht sie euch an!“

Männliche junge Stimme: „Wie erbärmlich!“

Männliche alte Stimme: „Wie soll die denn jemals dem Clan nützlich sein?!“

Weibliche Stimme: „Kniet unterwürfig im Dreck, wie die Hure die sie ist!“

Männliche junge Stimme: „Zumindest das beherrscht sie hervorragend! Auch wenn sie sonst zu nichts zu gebrauchen ist!“

Weibliche Stimme: „Scheinbar hat die Ventrue ihr ja doch etwas nützliches beigebracht. Zumindest kennt und akzeptiert sie ihren Platz!“

Das spottende Lachen ihrer Geschwister im Blute drang nur gedämpft an Seresas Ohren. Ihre Hände hatten sich in den Schlamm gekrallt und sie versuchte verzweifelt die Panik und die aufkeimende Wut niederzuringen.

Männliche alte Stimme: „Keine Ahnung, was Fabrizio an der sah. Was soll dieses kleine, schwächliche Ding schon jemals ausrichten können?!“

Weibliche Stimme: „Ich weiß es nicht. Ich werde es nie verstehen, warum er sein Blut an das Gezücht einer Ventrue verschwendet hat. Er hätte sie umbringen sollen, als er es konnte!“

Männliche alte Stimme: „Er hätte sie mit aller Härte bestrafen und nicht auch noch belohnen sollen! Er schwächt uns alle damit!“

Männliche junge Stimme: „Hat Fabrizio etwa vergessen, was sie unserem Clan angetan hat?!“

Fabrizio: „Das habe ich ganz sicher nicht.“

Seresas Kopf hob sich und ihr Blick wandte sich der bekannten Stimme ihres Erzeugers zu, der ruhig zu der Gruppe geschritten war. Ihre drei Geschwister im Blute verstellten ihm den Weg, doch sie sah, wie er aufrecht und beherrscht dastand, mit seinen Arme verschränkt vor der breiten Brust.

Männliche junge Stimme: „Fabrizio!“

Die Stimme des jungen Mannes war hoch und überrascht. Scheinbar hatten die Drei nicht mit dem Erzeuger Seresas gerechnet. Der Blick des jungen Mannes wanderte von Fabrizio, zu Seresa und wieder zu Fabrizio, bevor er abwehrend die Hände hob.

Männliche junge Stimme: „Es ist…“

Weiter kam der jung aussehende Mann nicht denn Fabrizios Hand löste sich etwas und gebot zu schweigen.

Fabrizio: „Halt die Klappe! Es ist genauso, wie es aussieht! Ich bin weder blind noch taub!“

Er schwieg bedrohlich, während sein Blick von Seresa ab, hin zu ihren gemeinsamen Geschwistern im Blute wanderte.

Fabrizio: „Ich bin euer ständiges Rumjammern leid! Ich hatte meine Gründe und ich habe mich entschieden! Sie ist mein Kind! Kommt endlich darauf klar!“

Männliche alte Stimme: „Aber sieh sie dir doch an, Fabrizio. Diesen kleinen, mickrigen Wurm. Sie ist eine Beleidigung für unser aller Blut.“

Fabrizios Blick wanderte zurück auf Seresa, die sich inzwischen in eine sitzkniende Haltung aufgerappelt hatte. Ihre Hände umschlangen eng ihren Körper, während ihr Kopf gesenkt war.

Fabrizio: „Dann hört endlich auf mit ihr zu spielen und sie zu schonen.“

Seresas Kopf zuckte nach oben und Angst spiegelte sich in den braunen Augen der Brujah wieder. Fabrizio schien dies nicht weiter zu beeindrucken. Stattdessen zeigte er mit einer wegwerfenden Bewegung auf sein Kind.

Fabrizio: „Entweder sie steht es durch oder sie zerbricht daran.“

Dann zuckte er mit den Schultern und wandte sich ab. Ruhigen Schrittes ging er von dannen.

Fabrizio: „Mir ist das wie einerlei. Macht mit ihr, was ihr wollt. Aber hört allesamt endlich verflucht nochmal auf zu jammern!“

Seresas Kopf senkte sich bei den Worten, bevor sie sich schwerfällig auf die Beine zurückbegab. Schmatzende Geräusche erklangen im Schlamm, während sie sich ihren Geschwistern im Blute näherte. Der Blick des jungen Brujah fiel als erstes auf die sich nähernde Seresa. Seine Stimme war leise und flüsternd zu seiner Schwester.

Männliche junge Stimme: „Hey. Sieh an. Sie kommt sogar freiwillig für einen Nachschlag.“

Der junge Mann blickte seiner Schwester im Blute in die Augen und machte dann eine Bewegung mit dem Kopf in Richtung Seresa. Ein böses Lächeln war auf allen drei Gesichtern zu sehen, während Seresa ihren Körper in eine aufrechte Position drückte. Die Ohrfeige kam unerwartet und mit einer Wucht, welche Seresa zurück in den Schlamm warf. Dann spürte sie das Knie in ihrem Rücken und den harten Griff in ihren Haaren, der ihren Kopf weit nach hinten in eine unnatürliche Haltung zog. Ein unterdrückter Schmerzensschrei ging über ihre Lippen, bevor sie die leise Stimme ihrer Schwester im Blute an ihrem Ohr hörte.

Weibliche Stimme: „Eins ist sicher, du wirst nie Teil des Clans sein!“

Seresas Fangzähne fuhren aus und ein leises Fauchen war zu hören. Dann fand stinkender Dreck seinen Weg in das Gesicht ihrer Clansschwester, kurz bevor Seresas Faust ihm nacheilte. Mit einem überraschten und wütenden Aufschrei, fiel Seresas Schwester im Blute nach hinten. Einen Moment später war Seresa über ihr und setzte zu einem weiteren Schlag an, doch ihre Schwester war soviel schneller und bevor die Brujah wusste wie ihr geschah, befand sie sich unter der Frau. Hasserfüllte Augen funkelten sie an.

Weibliche Stimme: „Das wirst du bereuen, du kleines Miststück!“
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: Geraubt, missbraucht und zum Fraß vorgeworfen [Seresa, Fluff]

Beitrag von Seresa »

993 AD: Saragossa (heutiges Spanien)

Der Geruch von gebratenem Fleisch lag wie ein süßes Versprechen in der Luft. Nahrung gegen den nagenden Hunger. Wärme gegen die Kälte der Nacht. Licht gegen die Monster der Finsternis. Gemeinsamkeit gegen die Einsamkeit.

Trostreich knisterte das Lagerfeuer im Hintergrund. Leise und beruhigend rauschte das Wasser vor Seresa. Sanft spielte der Wind mit den offenen, kurzen Haaren. Ihre Kleidung raschelte, während sich der bleiche Körper langsam aus den schwarzen Roben schälte. Die schreckliche Entpuppung eines monströsen Schmetterlings. Der Anblick war verstörend, denn der schmale Körper war geziert von tiefen, roten Striemen, welche die zarte Haut zerschnitten und dafür sorgten, dass sich das frischgeschlüpfte Mädchen ungelenk bewegte. Momente später schmiegte sich das Wasser um den nackten Körper. Starr war ihr Blick auf das Lager in der Ferne gerichtet. Dann senkte sich ihr Kopf unter die Fluten. Eisige Kälte umspülte ihre weiche Haut, doch die junge Frau nahm sie nicht länger wahr. Sie war tot. Äußerlich, wie auch innerlich.

Wassertropfen glitzerten verspielt im Mondlicht auf ihrem unbedeckten Körper, als sie sich dem Feuer näherte. Die tödliche Schönheit eines fremdartigen Wesens fern ab jedem menschlichen Verstehens. Eine ungnädige Gottheit auferstanden aus den reißenden Fluten. Ihre braunen Augen waren tot und kalt auf den Mann gerichtet. Angst spiegelte sich in dem jungen Gesicht mit den eingetrockneten Tränen wieder. Sein Körper war überzogen von einer sichtbaren Gänsehaut. Die spitzen, langen Finger Seresas strichen über seine Wange. Flüsternde Worte drangen an ihre Ohren. Bittersüße Lügen geboren aus tiefster Verzweiflung. Ein Winseln. Ein wohliges Seufzen. Nicht mehr kam über seine Lippen.

Ewiger Frieden. Glückseligkeit für sie Beide.

Dann zerriss ein wütender, schmerzerfüllter Aufschrei die ruhige Schönheit der Nacht. Der Speer hatte sich tief in und durch Seresas Schulter gebohrt, bevor er kraftvoll zurückgerissen wurde. Ein kehliges Knurren folgte, welches mit einem Schlag mit der Handaußenfläche auf ihr Gesicht quittiert wurde. Einen Wimpernschlag später wurde ihr Körper auf den Boden gepresst. Seresa wand sich und versuchte freizukommen, während die schwarzgekleidete Gestalt auf ihrem Rücken saß und begann ihre Hände und Beine mit den Seinigen zu fixieren. Schließlich rollte er sich auf den Rücken, so dass Seresa auf ihm lag. Einer seiner beiden Arme hielt beide ihrer Arme fest, während der andere sich um ihren Hals gelegt hatte.

Verzweiflung trieb Seresa an. Ihr Vorgehen war unkontrolliert und ohne jegliche Strategie. Der reine Reflex freikommen zu wollen. Weg zu wollen. Freizukommen. Schließlich ergab sie sich der Situation. Ergab sich seinem unbarmherzigen Griff. Dann hörte sie seine Stimme. Leise. Flüsternd. Drohend. Ein dunkles Versprechen an sie, sollte sie scheitern. Seresa schüttelte widerwillig, fast trotzig den Kopf und ihr nackter Körper bäumte sich auf. Wand sich auf dem Seinigen hin und her wie eine glitschige Schlange. Stück für Stück lockerte sie damit die Umklammerung, bis sie schließlich ihre Hände frei hatte. Ihre Finger umklammerten den kräftigen Arm unter ihrem Hals und versuchten ihn wegzureißen, während sie sich seitlich drehte. Es gelang ihr ihren Oberkörper aufzurichten, nur um einen Moment später wieder nach hinten gezogen zu werden. Seine Hände in ihrem Nacken verschränkt, während ihre Arme von den seinigen erneut fixiert wurden. Dann wurde Seresa unsanft auf den Bauch gedreht.

Sie spürte ihn über sich. Sein Gewicht auf ihr, dass sie unnachgiebig zu Boden presste. Seine Stimme drang erneut an ihr Ohr. Versetzte ihren schmalen, schlanken Körper in Panik. Doch sie gab nicht auf. Bettelte nicht erneut. Sie kämpfte gegen ihn. Gegen seinen Willen, der sie zu Boden presste. Der sie nicht freikommen ließ. Der sie unten hielt. Der sie gefangen hielt in ihrer tiefen Verzweiflung.

Doch schließlich gelangte sie zurück auf die Knie. Den Kopf gegen die kalte Erde gepresst. Sie kämpfte sich hoch. Gegen seinen Willen, der sie beherrschte. Der sie dominierte. Stück für Stück wurde sie freier. Schließlich brachte sie ihre Hände in ihren Nacken. Sie griff um seine Handgelenke und riss sie über ihren Kopf hinweg und damit frei, bevor ihr Ellenbogen nach seinem Kopf zuckte. Wieder und wieder, bis sie schließlich gänzlich frei war und sie sich von ihm wegrollen konnte. In einer tiefen, lauernden Haltung verweilte die Brujah, während ihr Gegenüber sich erhob und seine Kleidung zurecht zupfte.

Dunkle Augen blickten auf Seresa, bevor er sie alleine durch die Geste seiner Hand zu sich rief. Schweigend stand sie vor ihm. Den Kopf weit in den Nacken gelegt. Zu ihm aufblickend. Dann spürte sie seine Hand an ihrer Kehle und instinktiv griff sie mit beiden Händen danach. Sein bestimmendes Knurren ließ sie umgehend die Hände sinken. Seresas Körper wurde herumgewirbelt und sie spürte seinen kräftigen Körper, wie er sich gegen ihren unbedeckten Rücken presste. Ihr Kopf wurde gnadenlos überstreckt und harsch nach oben gedrückt, doch ihre Augen funkelten, als sie die zwei geschlagenen, kleinen Löcher im bloßen Unterarm ihres Peinigers sah. Seresas Lippen öffneten sich gierig, während sie seine Stimme vernahm. Sanft und dunkel, wie bittersüßer, klebriger Honig. Die Brujah nickte leicht, bevor er seinen Arm senkte und diesen zu ihren Lippen führte. Dankbar und mit einem wohligen Schnurren und Seufzen leckte sie wieder und wieder über die Wunden, die ihre unstillbaren Gier Linderung verschafften. Ihre Augen schlossen sich und ihre Hände umarmten sich selbst, während ihr Mund dankbar und willenlos entgegennahm, was er ihr schenkte.

Ein Hauch von Frieden. Glückseligkeit einzig und alleinig für sie.

Für seine kleine, würdige Tochter.
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: Geraubt, missbraucht und zum Fraß vorgeworfen [Seresa, Fluff]

Beitrag von Seresa »

993 AD: Saragossa (heutiges Spanien)

Eisige Kälte schlängelte sich um den Körper, welcher wie ein schwerer Stein regungslos im flachen Flussbett lag. Ein hellhäutiger, toter Seestern, dessen kurze braune Haare vor dem gesenkten Kopf wirbelten. Einzig der Kontakt zu den Steinen, schien ihn davon abzuhalten weggeschwemmt und in Richtung Meer getrieben zu werden. Die Nacht war dunkel und der feine Geruch von frischem Blut lag auf der Kleidung am Ufer.

Das verdorbene Blut in ihren Adern forderte seinen Preis. Schuld, die keine Sühne erfahren konnte. Sterbliches Leben war für immer genommen worden. War unbarmherzig aus Familien herausgerissen worden. War als unschuldiges Lamm, für ein größeres Ziel geopfert worden. Sie hatte die ersten Male gelitten. Es hatte sich falsch angefühlt und ihr die untote Kehle eingeschnürt. Ihr Herz drohte zu zerbrechen und sie verzweifelte. Sie konnte es nicht ertragen. Tränen der stillen Wut waren über ihre Wangen gerannt.

Heute war es anders. Sie hatte aufgehört die Dinge zu hinterfragen. Sie tat, was von ihr verlangt wurde. Die Bitten der Menschen um Gnade war in ihren Ohren nicht länger mehr als das panische und viel zu oft gehörte Quieken eines Schweines, dass zu spät verstanden hatte, dass es in dieser Nacht sterben würde. Sie war zu einem gnadenlosen Monster geworden.

Dann spürte sie das Gewicht auf ihrem Körper. Wie es sie nach unten presste. Instinktiv schlossen sich ihre Finger fester um den Stein, welcher bisher verhindert hatte, dass sie hinwegtrieb. Ihr Körper wollte sich seitlich rollen und sich auf dem Rücken drehen, doch die starken Hände, die sich um ihre Handgelenke schlossen und die Brust, welche sich in ihren Rücken presste, hinderte sie daran. Sie spürte die Fangzähne, welche die empfindsame und dünne Haut an ihrem Hals reizten, während sie in jedem gequält langsam verstreichenden Moment mehr und mehr von dem fremden Körper spürte.

Seresas Reißzähne fuhren aus. Ihrem Tier gefiel nicht, wie der fremde Körper Seresa seinen Willen aufzwang. Ihre Hände krallten sich fester um den Stein. Versuchten ihn aus dem Flussbett zu reißen. Harte Bewegungen straften ihr verhalten. Wieder und wieder wurde ihr Körper gegen die Steine gehämmert, bis sie schließlich ihren Widerstand aufgab und sich die Verkrallung ihrer Finger löste.

Dann spürte sie, wie ihr Körper nach oben gerissen wurde. Die Kälte der Nachtluft schmerzte auf ihrem entblößten Oberkörper. Ein Arm, der sich wie ein Seil um ihren Körper schlang, hielt sie in Position, während eine dunkle Stimme Worte in ihr Ohr flüsterte und dafür sorgte, dass sich Seresas Kehle zuschnürte und kein Laut über ihre Lippen wanderte. Momente später wurde ihr Körper herumgewirbelt. Der Kontakt der Körper verlor sich für einen Augenblick, bevor er gnadenlos und mit aller schmerzlichen Härte wiederhergestellt wurde.

Die spitzen Steine des Ufers drückten sich in ihren Rücken. Der Wind strich über den Körper, der unter seinen nicht vorhandenen Augen geschändet wurde. Liebkosend strich er darüber. Reizte ihn mit seiner Kälte, während die braunen Augen Seresas in einer pervertierten Mischung aus Unsicherheit und Begierde, in die ihres Erzeugers Fabrizio blickten. Die Zeit schien still zu stehen, während das Kind unter seinem Erzeuger lag. Ihre Hände wanderten zu seiner Brust. Versuchten ihn von sich zu schieben, doch ihre Handlung entlockte ihrem Gegenüber nur ein Lächeln, welches dafür sorgte, dass der schwächliche Körper seines Kindes nur noch deutlicher spüren musste, was es bedeutete, sich gegen seinen Willen aufzulehnen. Ihre Fingernägel verkrallten sich als Gegenreaktion in seinen Oberkörper. Sein Körper presste sich daraufhin enger auf den ihrigen, wodurch ihre Arme gefangen waren. Sie wand sich unter ihm. Zuerst nur langsam, dann immer wilder, während sich ihre Lippen immer wieder zum stummen Protest öffneten und wieder schlossen.

Dann spürte sie seine Hand an ihrer Kehle, die sie nach unten presste und klar machte, wer bestimmte. Knurrende Worte wurden Seresa entgegen geraunt. Schließlich nickte Seresa. Zuerst langsam, als hätte sie noch nicht gänzlich verstanden, was ihr Erzeuger gesagt hatte. Dann immer mehr und immer stärker, während sich in ihren Augen Vorfreude und Begierde wiederspiegelte, welche sie zuvor zurückgehalten hatte. Dann wurde ihr Kopf an den feuchten Haaren nach oben gerissen. Noch einmal drangen geflüsterte Worte an ihr Ohr, die ihren Körper erbeben ließen.

Sie wartete einen Augenblick, bevor ihre Lippen seinen Hals berührten. Fangzähne kratzten über seinen Hals, was dafür sorgte, dass Seresas Körper stärker gegen die spitzen Steine gestoßen wurde. Ein Knurren war von Fabrizio zu hören. Seine Bestrafung ihres Körpers sorgte dafür, dass sie ihre Fangzähne hart und erlösend in seinen Hals schlug.

Sie genoss den Geschmack seiner Vitae, die sie erfüllte. Das Gefühl seines schweren und mächtigen Körpers über ihr, der sich ihrem quälend langsamen Trinken hingeben musste. Fabrizio genoss den süßen Moment des Vergessens, während Seresas Körper sich unter ihm hin und her schlängelte. Schließlich hatte sie sich befreit und ihn auf den Rücken gedreht. Mit breitgespreizten Beinen saß sie auf ihm, während ihr Oberkörper sich eng an seinen presste und sie von ihm weiter trank.

Als sie schließlich von ihm abließ, brachte sie ihren Oberkörper in eine aufrechte Position, während ihre Hände auf seinem muskulösen Bauch ruhten. Ihre braunen Augen fixierten noch immer die zwei Löcher, welche sie an seinem Hals hinterlassen hatte. Sein Geschmack und ihn unter sich zu spüren vernebelte ihre Sinne gänzlich.

Der Schlag ins Gesicht, der sie traf war hart und für sie unerwartet. Fabrizio packte sie, drückte sie und ihren Körper erneut in die spitzen Steine, welche sich sogleich unbarmherzig in ihren Oberkörper bohrten. Sein Flüstern an ihrem Ohr war eindeutig. Aufmüpfigkeiten wie diese würden nicht geduldet.

Seresa hatte verstanden, doch verlor sie sich an ihr Tier, welches diese Wahrheit niemals gänzlich anerkennen und akzeptieren würde.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: Geraubt, missbraucht und zum Fraß vorgeworfen [Seresa, Fluff]

Beitrag von Seresa »

994 AD: Saragossa (heutiges Spanien)

Seresa war wie ein kleiner, glitschiger Fisch. Wann immer ihre Blutsgeschwister versuchten nach ihr zu schlagen oder sie zu greifen, wich sie behände aus. Es war als würde ihr zierlicher Körper wissen, wo ihr Gegenüber die Schläge ansetzen wollte. Wie und wo er versuchen würde, sie zu verletzen. Es war, als würde diese kleine Brujah tief in ihre Gedanken blicken und darin lesen, wie von einer Pergamentrolle. Es war beängstigend und unangenehm diesen Spiegel vorgehalten zu bekommen. Gerade für jemanden wie ihre Blutsgeschwister, die sich selbst große Krieger und starke Kämpfer nannten. Sie wurden vorgeführt von einem Kind. Von einem jungen, unscheinbaren Mädchen. Von ihrer verabscheuten Schwester, welche leichtfüßig um sie herumtänzelte. Niemand mochte derartiges und noch weniger das Tier im Inneren eines jeden Kainiten. Dieses verabscheute es derart vorgeführt zu werden und so war es Seresas Faust, die sich irgendwann in den Körper ihres Gegenübers bohrte. Sie hatten vergessen auf ihre eigene Deckung zu achten, da sie nicht damit rechneten, dass dieses kleine Wesen tatsächlich zurückschlug. Vor allem nicht mit dieser Kraft, die den zierlichen Körper lügen strafte.

Die Brujah hatte gelernt zu kämpfen. Mit Messern. Mit Schwert und Schild. Mit Speer. Mit Axt. Mit Stab. Mit Pfeil und Bogen. Grundlagentraining und doch war ihr immer klar gewesen, dass sie in der sterblichen Welt niemals mit diesen Waffen kämpfen würde, es sei denn, sie würde gezwungen in einen Krieg zu ziehen. So trug sie entgegen ihren Geschwistern keine Rüstung, obwohl sie sie wohl ohne größere Schwierigkeiten hätte tragen können, ohne dass es sie und ihren Kampfstil weiter behindert hätte. Stattdessen trug sie leichte Leinen- und Wollkleidung. Ließ zu, dass die wenigen Schläge, welche ihren Körper noch trafen, sie schmerzhaft bereuen ließen, dass sie einen Fehler begangen hatte. Sie wollte es nicht einfach. Sie wollte sich und ihren Körper spüren, während sie kämpfte. Kein dämpfendes Leder auf ihrer Haut. Keine absorbierenden, metallenen Ketten. Nur eine dünne Schicht Stoff, welche einzig den Blick auf ihren Körper verbarg. Doch hier im Training trug sie nur die leichte kurze Leinenhose, sowie die Leinenwickel um ihre Brust. Ihr unbarmherziger Lehrer und zugleich Erzeuger wollte sehen, wie ihr Körper arbeitete. Und auch wenn er es Seresa nie so gesagt hätte, er war zufrieden damit, wie sich sein Kind entwickelte. Sie war zu willigem und lernbegierigem Wachs in seinen Händen geworden.

Fabrizio Piccolomini genoss, was er geschaffen hatte.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: Geraubt, missbraucht und zum Fraß vorgeworfen [Seresa, Fluff]

Beitrag von Seresa »

995 AD: Saragossa (heutiges Spanien)

Und so lag sie vor ihm. Die Hände in einem sauberen Winkel von sich gestreckt. Die Nase nur wenige Pergamentdick über dem Boden haltend. Der Körper angespannt bis in die letzte Faser. Dennoch demütig, schweigend und regungslos verharrend.

Seine Augen ruhten auf ihr, während er vor ihr saß und auf sie hinabblickte. Er, welcher herrschte. Er, welcher sie in die Dunkelheit gestoßen hatte. Er, welcher einer Ventrue ihr gewähltes Kind geraubt hatte. Er, welcher über ihr weiteres Dasein entschied.

Sie war das Küken eines seiner eigenen Geschwister im Blute. Sie war die Nachfahrin ihres Blutes. Sie war ein Kind Brujah. Sie alle wussten es und sie alle erkannten es inzwischen an.

„Erheb dich, Seresa, Neonate vom Clan der Gelehrten, Kind von Fabrizio Piccolomini.“

Seresa zögerte keinen einzigen Moment. Ihre Bewegungen waren geschmeidig wie die eines jahrzehntelangen Raubtieres. Ihr Körper senkte sich ehrfürchtig, bevor sie zurücktrat und sich neben ihren Erzeuger und ihre Geschwister im Blute stellte. Ihre Lehrjahre waren vorüber. Von nun an würde jeder Fehler, welchen Seresa beging, ihr Eigener sein. Von nun an, war alles ihre eigene Schuld.

Es war dieselbe Nacht in der sie sie wiedersah. Sie, die sie zurückgelassen hatte. Sie, die Schuld daran war, was aus ihr geworden war. Sie, die versprochen hatte, dass sie ihr Kind würde. Sie, die zugelassen hatte, dass man sie geraubt hatte.

Unbändige Wut und Hass keimten in Seresa auf. Sie wollte sie töten. Sie vernichten. Sie war schuld. Sie alleine. Doch nur ein einzelnes Wort von ihr und Seresa fror in ihrer Bewegung ein. Unfähig einen Schritt weiter zu gehen. Seresa tobte. Schrie. Fluchte, während ihr einstiger Engel mit ruhigen Schritten auf sie zukam. Sie versuchte ihr gut zuzureden. Es ihr zu erklären. Die Brujah indes war nicht gewillt der Ventrue zuzuhören. Da war keine Liebe mehr für sie. Keine unabdingbare Loyalität. Kein tiefes Vertrauen. Einzig blinder Hass und Wut.

Dann spürte Seresa den tiefen Schmerz, als der Pflock sich unbarmherzig in ihr Herz bohrte. Sie spürte, wie ihr Körper starr wurde und einzig die sanften Hände ihres einstmaligen Engels hielten sie noch aufrecht. Dann spürte sie ihre Hand an ihrer Wange, welche sie fast zärtlich strich und für einen Moment schien es, als sei da ein Funken des Bedauerns in ihren Augen, welcher dann jedoch erlosch so schnell wie er gerade gekommen war. Dann spürte Seresa fremde Hände, welche nach ihr griffen und ihren wehrlosen Körper in einen Sarg ablegten.

Seresa schrie innerlich auf, doch der Pflock in ihrem Herzen verhinderte jedweden eigenen Willen. Es würde unzählige einsame und endlose Stunden - gar Nächte dauern - bis sich die erlösende Dunkelheit über Seresas Augen legte. Eine Zeit, die sie alleine verbrachte. Der wilden Bestie in ihrem Inneren hilflos ausgeliefert, die Seresa dafür hasste, dass diese derart schwächlich war.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: Geraubt, missbraucht und zum Fraß vorgeworfen [Seresa, Fluff]

Beitrag von Seresa »

997 AD: Lucca (heutiges Italien)

Was macht es aus dir, wenn du Jahrzehnte lang eine Gefangene warst? Die Sklavin des Blutes Anderer. Weißt du noch, welche Gefühle deine Eigenen sind? Geboren aus deinen eigenen Wünschen und Sehnsüchten. Weißt du überhaupt, wer du bist oder bist du nur das Abbild dessen, was andere in dir sehen? Was aus dir gemacht wurde.

Was siehst du, wenn du nach Jahren der Dunkelheit das Licht erneut erblickst? Hoffnung oder Strafe? Was fühlst du? Freude oder Zorn? Ist dein Blick klar oder vom rot getrübt? Bist du bereit zuzuhören, wenn das Band wider deinem eigenen Willen gebrochen wurde? Wenn dir erneut weggenommen worden war, was du inzwischen gelernt hattest zu lieben, weil du keine andere Wahl hattest.

Wie lange kannst du dich verweigern, wenn dein Körper ausgemergelt ist und dein Tier nach frischem, starkem Blut giert? Lässt du freiwillig zu, dass der Lebenssaft von toten Tieren deine Kehle hinabrinnt oder zwingst du deine Gefängniswächter dich festzuhalten und es dir mit Gewalt einzuflößen? Wirfst du dich fluchend gegen deine Ketten um frei zu kommen oder beugst du dein Knie, weil du dich nicht länger dem Duft der süßen Vitae entziehen kannst? Wann ist der Punkt, an dem einknickst? An dem du brichst und einfach aufgibst?

Was geschieht mit dir, wenn du aufhörst dich dagegen zu wehren?

Und wer wirst du, wenn du beginnst wahrlich zuzuhören?
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: Geraubt, missbraucht und zum Fraß vorgeworfen [Seresa, Fluff]

Beitrag von Seresa »

997 AD: Lucca (heutiges Italien)

Seresa hasste das Gefühl aufzuwachen. Den Moment indem das Bewusstsein zurück in ihren Körper und der erlösende, gnädige Schlaf sein jähes Ende fand. Den Moment als die Härte der Realität ihr mit einem bittersüßen Lächeln erneut gnadenlos ins Gesicht schlug.

Nun, selbstverständlich nicht wörtlich, denn ein rasender Brujah wäre das Letzte gewesen, was ihre Peinigerin in diesem Augenblick gewollt hätte. Dennoch waren da Eisen, die eng um ihre Glieder und ihren Hals gelegt worden waren. Die sie unbarmherzig in ihre unterwürfige und knieende Haltung zwangen. Seresa wollte stehen und kämpfen. Aufrecht und stolz, doch ihr freier Wille gehörte nicht länger ihr und ihr Leben lag nicht länger in ihrer Hand. Sie spürte die unendliche Hoffnungslosigkeit, die sich wie eine gierige Made und dunkle Gewissheit, Nacht für Nacht immer tiefer in ihren Verstand fraß. Da war niemand der ihr half oder gar helfen würde. Sie war alleine und ihre Wünsche waren ohne Bedeutung. Die junge Frau war wieder und wieder gedemütigt worden, indem Blut in ihren Körper gezwungen wurde. Letzten Endes konnte sie sich nicht dagegen erwehren, was mit ihr geschehen war, geschah oder auch geschehen würde.

Seresa zwang sich die Augen geschlossen zu halten, doch es machte keinen Unterschied. Sie spürte ihre Präsenz. Wie sie den Raum durchflutete und sich ihrem Verstand bemächtigte. Lange und unendlich sanfte Finger berührten ihr Kinn, welches gesenkt auf ihrer Brust lag. Brachten ihren Kopf in eine aufrechte Position. Sie wanderten streichelnd und leicht über ihre Wange, wie der zarte Flügelschlag eines Schmetterlings. Seresa tat einen falschen Atemzug und drehte ihren Kopf zu Schulter. Die nicht vorhandene Möglichkeit der Flucht suchend.

Die Brujah wollte nicht berührt werden. Nicht auf diese Art und Weise. Seresa hatte ihr alles geschenkt. Sie hatte ihr vertraut. Sie war ihr gefolgt. Sie war ihr loyal. Sie hätte ihr Leben für sie gegeben. Doch stattdessen hatte sie zugelassen, dass sie geraubt und missbraucht worden war. Sie hasste sie dafür und doch waren da ihre Fingerspitzen, die ihre Wange streichelten. Sie berührte sie damit in ihrem Inneren, wie nur eine Mutter das Herz ihrer verängstigten Tochter berühren konnte.

Seresas Kopf drehte sich etwas zurück. Suchte den Kontakt zu den Fingern. Tief in ihrem Innersten verborgen wusste sie, sie wollte sie spüren und zurück zu ihr. Sie war immer ihr Engel gewesen. Ihr Licht in der Dunkelheit. Der feine Geruch der Vitae, welcher von ihren eigenen Tränen ausging lag schwer in der Luft und zwischen ihnen. Seresa hörte das leise Flüstern ihrer Stimme, welches durch ihr Innerstes kroch wie tausende kleiner Ameisen. Doch war es kein Gefühl des Ekels, welches sie ergriff, sondern der tiefen Verbundenheit zu ihr, die sie so lange und schwerlich vermissen musste. Ihre Finger wischten sanft die Tränen beiseite, während Seresas Gesicht immer mehr von der Hand berührte. Seresa suchte ihre Nähe. Die Nähe ihres Engels. Oh, wie sehr sie sie vermisst hatte.

Leise waren da die Schritte Fremder zu hören. Wie sie sich ihnen näherten. Seresa wollte die Augen öffnen, alarmiert durch die Veränderung, doch eine zweite Hand fand ihren Weg in das Gesicht der ewig jungen Frau. Hielt den Kopf fest, während ihre eigene Stirn von der Stirn ihres ewigwährenden Engels berührt wurde. Seresa nahm einen langsamen Atemzug und sog ihren Duft tief in ihre untoten Lungen ein. Wie sehr sie es vermisst hatte. Dann spürte sie, wie der Zug auf ihren linken Arm verschwand. Um nicht zu fallen, stützte sie sich auf dem Boden ab. Wackelig und unsicher, wie ein Kind, dass gerade erst Laufen lernte. Ihre Muskeln davon überfordert dem Körper sicheren Halt zu bieten nach Monate langer Zwangshaltung. Das Lösen der zweiten Fessel verschlimmerte die Situation weiter, anstatt sie zu verbessern.

Doch sie wurde gehalten. Kalt, aber sicher. Ihr Engel hielt sie und ließ nicht zu, dass sie fiel. Als das Eisen um ihren Hals gelöst wurde, glitt ihr schlanker Körper in die bereits geöffneten Arme. Sie spürte ihre Finger auf ihrem Rücken und in ihren kurzen Haaren. Seresas Körper schmiegte sich an sie. Sie waren zu lange getrennt gewesen. Viel zu lange. Sie hatte vergessen, was es bedeutete, bei ihr zu sein.

Sie hatte sie nicht vergessen bei ihm. Sie hatte sie stark genug gemacht, um die Wölfe zu überleben. Hatte sie zurückgeraubt. Seresa öffnete die Augen und sie spürte, wie fremde Hände ihre Schultern berührten, die ihren Oberkörper in eine aufrechte Position brachten und sie von dem Körper ihres Engels trennten. Sie ließ es geschehen, denn sie sah das unendlich gütige Lächeln Utas und sie beide wussten in diesem Moment:

Ihr Leben gehörte auf ewig ihr.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: Geraubt, missbraucht und zum Fraß vorgeworfen [Seresa, Fluff]

Beitrag von Seresa »

997 AD: Lucca (heutiges Italien)

Sie wusste was sie brauchte. Sie hatte es schon immer gewusst. Wenig verwunderlich, dass sie dafür gesorgt hatte, dass sie es bekommen sollte.

Auf Knien hatte Seresa ausgeharrt. Formvollendet durch die gnadenlosen Lehrstunden einer strengen Ventrue und übernatürlich anmutig durch die dunklen Gaben des fremden Blutes, welches durch ihre Adern floss. Dennoch schien die Zeit für die Gelehrte stillzustehen in diesem Moment. War es die Dauer eines flüchtigen Flügelschlags eines Schmetterlings gewesen oder gefühlte Jahrzehnte, in denen sie den Blick stumm gesenkt hielt?! Seresa würde es später nicht mehr genau sagen können. Ihr gesamter Körper war angespannt gewesen, denn sie wollte - nein durfte - keinen Fehler begehen. Es gab nur diesen einen Versuch und alles hing von diesem Moment ab. Dieser Begegnung und dem Eindruck, welchen sie hinterlassen würde. Würde sie als würdig angesehen werden und eine Chance erhalten oder für das verdorbene Blut gehalten werden, welches sie für immer in sich tragen würde und für welches sie abgelehnt wurde?!

Es waren einige Stunden vergangen und Seresa kniete über einem Wachstäfelchen, doch ihre Hand fand nicht zur gewohnten Routine. Obwohl sie sich selbst immer wieder versuchte zu beruhigen und ihre Gedanken in geordnete Bahnen zu lenken, wollte es ihr nicht recht gelingen. Zu sehr hatte diese bedeutungsvolle Nacht sie bewegt. Die gesprochenen Worte ihren Weg für die nächsten Jahre gezeichnet und bestimmt.

Seresa blickte aus dem schwachen Schein der Feuerschale auf in Richtung Uta, welche sich erhob und zur Brujah hinüber ging, als sie ihres Blickes gewahr wurde. Der Stoff ihrer Kleidung raschelte leise, als sie sich näherte und Seresa senkte ihr Haupt schuldbewusst, als sich das Gesicht der Ventrue nachdenklich verzog, ob der fehlenden Worte auf dem Wachstäfelchen.

Seresa: „Ich… es… tut mir leid... Es... es wird nicht wieder vorkommen... Ich.... ich verspreche es.“

Dann spürte die Brujah die langen, schlanken Finger ihrer Mentorin auf ihrer Schulter und vernahm die bestimmte aber warme Stimme der Ventrue.

Uta: „Sieh mich an.“

Ihre vertrauten Worte sorgten dafür, dass Seresa den Blick hob, doch wirklich lange konnte sie ihn nicht halten. Wieder und wieder wichen ihre braunen Augen schamvoll aus. Es dauerte einige Momente bis sie schließlich den Blick halten konnte, doch Uta gab ihr die Zeit, welche die Gelehrte benötigte, um ihre offenkundige Scham zu überwinden.

Uta: „Ich bin sehr stolz auf dich, Seresa.“

Für einen Moment gefror Seresa zu Eis. Unbeweglich und starr kniete sie stumm dar, bevor sie die braunen Augen verlegen senkte. Sie spürte, wie sich die Hand von ihrer Schulter hob. Der Geruch von Vitae erfüllte den Raum, während Seresas Körper zitterte. Ihre Stimme war kaum mehr als ein stockendes, trockenes Flüstern.

Seresa: „Ich... Danke.“

Die Brujah fühlte, wie die fremde Hand fast liebevoll über ihren Kopf strich, bevor die ach so bekannte Stimme ihrer Mentorin zu ihr sprach.

Uta: „Trockne deine Tränen. Du musst noch vieles lernen, Seresa, und du hast nicht sonderlich viel Zeit dafür.“

Seresa nickte stumm ergeben, tupfte ihr Gesicht mit dem Ärmel ihres Gewandes ab, bevor sie den Griffel aufnahm und ansetzte ihrem Handwerk weiter nachzugehen. Ihr Blick fiel auf das zweite Wachstäfelchen neben dem ersten und sie seufzte leise schwermütig. Uta hatte recht. Es gab noch viel zu viel, was sie lernen musste und sie konnte - nein wollte - Uta nicht enttäuschen. Nicht nach dem, was sie bereit gewesen war für sie in dieser Nacht zu tun.

Seresa verdankte Uta derart vieles und schuldete ihr um einiges mehr noch.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: Geraubt, missbraucht und zum Fraß vorgeworfen [Seresa, Fluff]

Beitrag von Seresa »

997 AD: Lucca (heutiges Italien)

Sie sollte was tun?! Seresa schlug ihre braunen Augen auf das Handgelenk nieder, bevor sie völlig entgeistert zu der Ventrue aufblickte, welche vor ihr saß. Ungläubig sah sie auf den leeren Kelch, welcher zwischen ihnen stand, nur um dann wieder zurück zu ihrem ewigen Engel zu blicken. Uta musste scherzen! Das konnte sie doch nicht ernst meinen! Oder?!

Seresa lagen Widerworte auf den Lippen und doch verließ kein einziges davon ihre Kehle. Stattdessen schloss sie ihren Mund und verzog missmutig ihr Gesicht, bevor sie ihren Fehler darin bemerkte und den Blick instinktiv gegen Boden schlug, als hätte sie in diesem Augenblick die Schelte ihres Lebens erhalten. Ihr gesamter Körper spiegelte von einem Moment auf den Nächsten ihre tiefe, immerwährende Ergebenheit wieder. Sie gehorchte - so wie sie immer gehorchte - einerlei ihrer persönlichen Wünsche.

So verging kein weiterer falscher Wimpernschlag bis ihre langen Fangzähne ausfuhren und sie das Handgelenk gehorsam an ihren Mund führte. Unschlüssig drehte sie es vor sich hin und her. Wie stellte Uta sich das nur vor?! Wie sollte das funktionieren?! Ihre braunen Augen wanderten fragend zu der Ventrue zurück, welche verdrossen ihr andauerndes Zögern betrachtete. Der leise Laut ihres Atemholens verließ gleich einem stummen Seufzen und wimmernden Protest ihre Kehle, bevor ihr innerer Widerstand gänzlich brach und sie - ohne weiteres Zögern - ihre Reißzähne erbarmungslos in das weiche, aber untote Fleisch bohrte.

Doch sie trank aus der geschlagenen Wunde nicht. Stattdessen führte sie wie ihr befohlen worden war, das Handgelenk über den Kelch. Sie spürte Utas Hände, welche die Haltung mit langen Fingern sanft, aber bestimmt korrigierten. Dann hörte sie ihre Stimme und wie auf ihren Befehl hin, sickerte langsam Tropfen um Tropfen aus der Wunde. Füllte leise plätschernd den Kelch, bis die Ventrue zufrieden nickte und zuließ, dass Seresa die geschlagene Wunde verschloss. Mit gesenktem Kopf betrachtete die Gelehrte, die dagebotene, rote Flüssigkeit im Trinkgefäß, welche den verlockenden Duft untoter Vitae im Raum verströmte.

Seresa schloss die Augen und nahm einen falschen Atemzug. Sie wollte das alles nicht, aber Uta hatte recht, so wie sie immer recht hatte. Das wusste die Brujah. Es ging nicht anders. Es musste sein. Dennoch missfiel ihr die Vorstellung noch immer. Daran würden auch ihre sanften Worte nie etwas ändern.

~*~
Zumindest hatte Uta ihr eine kleine Wahl gelassen, auch wenn sie Seresa nicht gefiel. Entsprechend distanziert wirkte sie, während das Lachen im Raum hell und ausgelassen ertönte und im Hintergrund leise Musik spielte. Der niedere Tisch in der Mitte des Raumes war reich gefüllt mit Oliven, allerlei getrocknetem Obst, Käse und Wein. Die Anwesenden amüsierten sich offenkundig prächtig und wie sollten sie es auch nicht, bei einer derartigen Gastgeberin wie ihr?! Schön und grazil wie ein fleischgewordener Engel saß Uta in edler, weichfallender Kleidung mitten unter ihnen. Ihre Stimme lieblich wie Honig, an welchem man nur zu gerne kleben bleiben wollte. Die Wangen der Anwesenden hatten inzwischen eine rötlichere Farbe angenommen und ihre Stimmen waren undeutlicher geworden.

Eigentlich waren sie wegen Seresa hier, doch hatten sie alle drei nur Augen für die schöne Ventrue. Nicht, dass es die Brujah störte, denn sie verstand nur allzu gut, weshalb sie sie anbeten wollten. Der stolze, breitgebaute Söldneranführer, der zu Utas rechten saß und seine körperlichen Vorzüge bereitwillig zur Schau stellte. Der charmante, von sich überzeugte Adlige, welcher versuchte ihrem Engel den Hof zu machen saß zu ihrer linken. Zuletzt war da noch der hagere, gebildete Gelehrte, der ihr gegenübersaß, welcher sich jedoch kaum getraute ein Wort zu sprechen, bei der angestauten Männlichkeit zu seinen beiden Seiten. Ganz am Rand kniete unscheinbar die Brujah selbst, welche schweigend das Balzverhalten der Männer beobachtete. Uta hatte sie aufgefordert zu wählen, doch keine der ihr angebotenen Möglichkeiten gefiel ihr.

Simone, der von der Sonne geküsste Krieger wäre wohl ohne Zweifel die perfekte und von Uta bevorzugte Wahl gewesen. Ob sie überhaupt sah, wie sehr er sich doch in seinem Wesen und Gebaren Fabrizio ähnelte?! Was glaubte Uta überhaupt würde passieren, wenn ein junges Mädchen wie sie, sich unter Männern wie ihm aufhielt?! Seresa wusste, sie war nicht sonderlich hübsch und doch waren die vom Krieg Gezeichneten immer Jene gewesen, welche meinten, dass sie die Macht besaßen sich nehmen zu können, was sie wollten und dies auch taten. Doch was würde passieren, wenn der ihr sich körperlich überlegen fühlende Mann nur allzu schnell merken würde, dass die Brujah ihm nicht nur das Wasser reichen konnte, sondern diese ein gänzlich einfaches Spiel mit ihm haben würde?! Sie ihn nicht nur ein wenig übertrumpfte, sondern um Längen. Wieviel Männlichkeit würde ihm noch bleiben, wenn er von einer schlanken, zierlichen, kleinen, jungen Frau wie Seresa bloßgestellt wurde?! Er mochte Utas Wahl sein, doch er war nicht die von Seresa.

Pietro, der jüngste Erbe aus einer wohlhabenden Adelsfamilie, wäre wohl die zweite Wahl der Ventrue gewesen für Seresa. Angenehm anzusehen, mit einem gewissen Charm, ohne dabei unangenehm aufdringlich zu sein. Er hatte finanzielle Rücklagen und hätte Seresa wohl die sicherste Unterkunft aller Anwesenden bieten können. Doch was wäre dafür der Preis gewesen, welchen die Gelehrte hätte zahlen müssen?! Er hätte sie ausstaffiert, wie ein kleines Püppchen. Hätte sie mitgenommen auf Bälle, Tänze und sonstige Veranstaltungen. Sie hätte sich selbst in feinste Kleider hüllen müssen und wäre in vornehmsten Kreisen chauffiert worden. Stetig eine Maskerade der falschen Höflichkeit aufrechterhaltend. Sie hätte langweiligen Konversationen folgen oder diese gar selbst betreiben müssen. Ihren Verstand verbergen unter dem Deckmantel eines wohlerzogenen, stickenden und musizierenden Dummchens. Ein solches Leben wünschte man nicht einmal seinem schlimmsten Feind. Wie konnte Uta wollen, dass sie diese Art von Spiel spielte?! Kannte sie sie so wenig?! Wusste sie nicht, in welchen engen Käfig sie die Brujah damit zwingen würde?!

Verblieb zuletzt der wortkarge Gelehrte, Michele. Es war nicht so, als hätte er Seresa nicht gereizt. Auf seine Art und Weise tat er dies durchaus. Doch wenn er bereits in Gegenwart von Uta und zwei Männern den Mund nicht aufbekam, um seine Meinung zu sprechen, wie würden dann die Nächte mit ihm aussehen?! Zumal - so er sich überwand und tatsächlich sprach - derartig überzogen und besserwisserisch klang, dass Seresa sich unweigerlich fragte, wie lange es wohl gedauert hätte, bis sie ihn in einem Wutanfall niedergestreckt hätte. Wer benötigte einen Mann an seiner Seite, welcher meinte - einzig, weil er ein paar einzelne Schriften zu einem Thema gelesen hatte, dass - er die Welt in Gänze verstanden hätte?!

Seresas Blick wanderte über die Anwesenden, bevor sie den Blick senkte und sich langsam erhob. Ruhigen Schrittes verließ sie den Raum, die stechenden Augen der Ventrue in ihrem ungeschützten Nacken. Es war nicht, dass Seresa undankbar war. Sie waren nur einzig nicht das, was sie wollte.

~*~
Mann: „Hast du dich verlaufen, mein Kind?“

Die angenehm dunkle Stimme erklang neben Seresa und sie zuckte unweigerlich zusammen, als sie unvermittelt die warme Hand auf ihrer Schulter spürte. Der weichfallende, helle Stoff, welchen sie in diesem Moment trug, verbarg kaum ihre unnatürliche Kälte. Dies musste auch der Mann gespürt haben, der neben sie getreten war, auch wenn dieser es nicht als ihre Grabeskälte deutete. Mit einer wohlwollenden Geste nahm er den Umhang von seinen Schultern, während er weiter zu Seresa sprach.

Mann: „Warte... Hier... So, dass sollte besser sein, nicht wahr, Kleines?“

Der von dem Körper erwärmte Umhang des Fremden legte sich sanft auf den Schultern der kleinen Brujah ab, bevor der Mann den Stoff etwas nach vorne zog und Seresa enger darin einschlug. Mit untoten, kalten, braunen Augen blickte sie auf den barmherzigen Samariter vor ihr. Sie würde ihn umbringen müssen. Bedauerlich eigentlich, doch nicht zu ändern, hatte er sein Leben in dem Moment verwirkt, als er sie ungefragt berührt hatte. Es würde leicht werden, kniete er bereits halb bei ihr. Sie würde sich nur etwas vorbeugen und nach seinem Schutz suchen müssen.

Mann: „Geht es dir gut? Soll ich dich nach Hause bringen?“

Seresa erstarrte in ihren Gedanken und Bewegungen. Ging es ihr gut?! Niemand hatte sie derartiges seit langem gefragt und instinktiv nickte sie, war eine andere Antwort weder gewollt noch akzeptabel. Dann legte sich ihr Gesicht leicht in nachdenkliche Falten. Nach Hause? Was sollte sie dort? Es waren alle tot dort und ohnehin. Wo war dieses Zuhause? Stumm schüttelte Seresa den Kopf.

Mann: „Nein? Na gut.“

Mit einem hörbaren Seufzen ließ der ältere Mann sich neben Seresa auf die Stiege der kleinen Kirche nieder. Unsicher blickte Seresa zu ihm. Sichtlich überfordert mit der Situation an sich.

Mann: „Es stört dich doch nicht, wenn ich mich etwas zu dir setze und mich ausruhe, oder Mädchen? Die müden Knochen, weißt du? Sie wollen mit den Jahren einfach nicht mehr so recht wie früher und zu Hause ist es dieser Nächte einsam geworden.“

In seiner Hand erschien ein Apfel, welchen er Seresa hinstreckte. Für einen Moment betrachtete sie die dargereichte Frucht skeptisch.

Mann: „Nein?“

Seresa blickte von dem Apfel weg und schüttelte den Kopf.

Mann: „Na gut.“

Das herzhafte beißen von Zähnen in weiches Fleisch erklang, begleitet von einem entspannten Seufzen, bevor der Mann kaute und schließlich den Bissen hinunterschluckte.

Mann: „Du bist ein hartnäckiger Fall, mein Kind, weißt du das? Nicht einfach dich für etwas zu begeistern oder bist du einfach nur stumm und deshalb so scheu?“

Seresa schüttelte erneut den Kopf, wonach der Mann das stumme Mädchen von oben bis unten betrachtete, bevor ein breites Lächeln auf seinen Lippen erschien.

Mann: „Womöglich stammst du von einem guten Haus und dir wurde beigebracht nicht mit Fremden zu sprechen, hm?“

Gekonnt und überzogen tupfte er seine Lippen und die Hand mit einem Tuch ab, bevor er seine Hand darreichte, wohl um der jungen Dame einen Handkuss zu geben.

Mann: „Oh seiet gegrüßt, holde Signora, mein unwerter Name ist Raffaele der wohl wortgewandteste und glänzendster Schreiber in ganz Lucca. Dürfte ich nach dem Namen des wohl hellsten und schönsten Sternes fragen, welcher in dieser Nacht zur Erde gefallen war, um einem alten Mann noch einmal ein Lichtblick in seinem erbärmlichen Leben zu sein?“

Seresa blickte auf die ausgestreckte Hand des Fremden und sein überspitztes Gebaren, welches er mit seinen Worten verknüpfte. Ungläubig blickte sie ihn für einen Moment an, bevor sie unvermittelt in schallendes Gelächter ausbrach. Die Brujah wandte ihren Blick ob der unangebrachten Reaktion kurz ab, während sie nach dem Umhang griff, um sich noch enger darin einzuwickeln. Dann sah sie, dass der Mann noch immer seine Hand ausgestreckt hielt und nach einem Zögern fanden leise Worte über ihre Lippen.

Seresa: „Seresa. Mein Name ist Seresa.“
Raffaele: „Kirsche.“

Ein amüsiertes Kichern erklang neben Seresa, welches dafür sorgte, dass ihre braunen Augen den Mann mit dem schütteren Haar anfunkelten. Dieser lächelte die junge Frau stattdessen warmherzig an und seine Hände beschrieben eine abwehrende Haltung.

Raffaele: „Es ist ein wirklich sehr schöner Name, welchen sich deine Eltern da ausgesucht haben. Ungewöhnlich, aber überaus schön. Man könnte ihn ebenso mit seidene Stoffe übersetzen, weißt du, mein Kind? Würde dir das besser gefallen als Kirsche, Seresa? Seidene Stoffe?“

Versöhnlich blickte Raffaele auf die junge Frau neben sich, welche einige Momente schweigend gerade ausstarrte und schließlich nickte.

Seresa: „Wisst Ihr, dass Ihr ein äußerst seltsamer Mann seid, Signore Raffaele?“

Seresas Stimme klang nüchtern, als sie das offensichtliche feststellte. Dennoch war ein kleines Lächeln auf ihren Lippen zu sehen. Ein Zeichen dafür, dass ihr der Mann irgendwie sympathisch war.

Raffaele: „Das sagt ein Mädchen, welches von zu Hause weggerannt ist und des nachts allein vor der Kirche sitzt.“
Seresa: „Ich kann auf mich selbst aufpassen!“

Ihre braunen Augen funkelten ihr Gegenüber trotzig an.

Seresa: „Zudem bin ich nicht allein.“

Der Blick der Gelehrten wurde nachdenklicher, während sie ihn betrachtete und erkennend vor sich hinmurmelte.

Seresa: „Ihr seid hier.“

Sie schwieg für einige Momente, während sie starr vor sich hinblickte. Ihr Körper in den Umhang gehüllt, der mehr und mehr seine einstmals wohlwollende und schützende Wärme verlor. Seresas Augen schlossen sich, bevor sie den Kopf senkte, um sich wenig später zu erheben.

Seresa: „Raffaele?“

Ihr Blick fiel auf den geduldigen, schlanken Mann mit den warmen, braunen Augen, bevor sie mit überzeugter Stimme sprach.

Seresa: „Ich möchte bitte nach Hause gehen.“

Ihre kleine Hand erschien unter dem Umhang und sie streckte sie dem Mann entgegen.

Seresa: „Kommst du mit? Bringst du mich heim?“

~*~
Wenig später saßen Uta, Raffaele und Seresa gemeinsam am Tisch. Die Stimmung war entspannt und vertraut. Der sanfte Duft von Vitae lag in der Luft, welchem wohl nur die beiden anwesenden Kainiten gewahr wurden. Auf dem Tisch stand wie am frühen Abend ein Kelch, doch es war einzig Raffaele, der trank und das Gespräch mit Uta sichtlich genoss. Doch immer wieder wanderte sein Blick ab zu der schweigsamen Brujah, die er immer öfter anlächelte.

Als Raffaele später zur Tür gebracht wurde, ruhten ihre braunen Augen auf dem Nacken der Ventrue. Würde Seresa je eine eigene Wahl bei ihr haben?! Uta war in diesem Punkt wie Fabrizio, denn sie ließ Seresa nicht die eigene Wahl, ob sie sich nun in ihre für sie getroffene Entscheidung fügen wollte oder nicht. Die Ventrue bestimmte was geschah, nur war sie weniger offensichtlich vorgehend, grausam und herrschsüchtig dabei.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
Benutzeravatar
Seresa
Brujah
Beiträge: 2254
Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: Geraubt, missbraucht und zum Fraß vorgeworfen [Seresa, Fluff]

Beitrag von Seresa »

999 AD: Lucca (heutiges Italien)

Raffaele: „Und das hier?“

Seresa nahm das dargereichte Pergament entgegen und drehte es im Lichtschein der Flamme gewissenhaft hin und her. Nachdenklich betrachtete sie die Oberfläche und prüfte die von ihrem Lehrer genannten Merkmale ab. Die Zeit verging und Raffaele beobachtete aufmerksam, wie Seresas kleine Finger über die Tierhaut strichen, während er geduldig wartete. Die Stirn der Brujah lag in nachdenklichen Falten, während sie daran zu scheitern drohte.

Raffaele: „Na, was denkt meine kleine Kirsche?“

Liebevoll strich Raffaele Seresa eine lose Strähne hinter ihr Ohr, welche ihr Gesichtsfeld verdeckt hatte. Instinktiv schnellte ihr Kopf aus der Konzentration gerissen herum und ihre Fangzähne waren ausgefahren. Für einige Momente starrte sie den älteren Mann einfach nur an, ganz so als würde sie ihn im nächsten Moment umbringen. Dies schien ihren Lehrer jedoch nicht weiter zu beängstigen. Zu oft hatte er ihre Zähne in den vergangenen Monaten gesehen und zu oft hatte sie sie in seinen Hals geschlagen. Statt Furcht zu haben verspürte er Lust. So kam er näher, umfasste ihre Schulter ohne zu zögern und zog sie beide somit näher aneinander, während er auf eine Stelle auf dem Pergament zeigte.

Raffaele: „Was siehst du denn hier unter der Kreideschicht?“
Seresa: „Feine Punkte.“
Raffaele: „Was ist es demnach?“
Seresa: „Kein Schaf.“

Ein Lachen erklang an Seresas Seite.

Raffaele: „Ja, das ist offensichtlich kein Schaf. Und was ist es dann?“
Seresa: „Kalb.“

Die Gelehrte schwieg für einen kurzen Moment.

Seresa: „Kalb oder Ziege.“
Raffaele: „Weshalb, oder?“
Seresa: „Die Punkte auf der Haut sind eher unregelmäßig, aber hier…“

Seresa deutete auf einige Punkte an anderer Stelle, die nur schwerlich im Licht zu erkennen waren.

Seresa: „Hier sind sie zu regelmäßig und wirken fast gereiht. Das würde für Ziege sprechen, aber der ganze Rest passt nicht dazu. Es wirkt irgendwie falsch. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Weißt du was ich meine?“

Fragend blickte die Gelehrte zu ihrem Meister, welcher zufrieden nickte.

Raffaele: „Sehr gut. Wie alt glaubst du ist dieses Pergament?“

Wieder drehte Seresa das Pergament im Flammenschein und erneut wurde ihr Blick nachdenklich. Ihre Fangzähne waren schon längst wieder eingefahren und stattdessen hatte sie sich an Raffaele gekuschelt. Sie genoss sichtlich die Wärme, welche sein Körper ausstrahlte.

Seresa: „Fünfzehn, vielleicht zwanzig Jahre. Es sieht aus, als wäre es viel gelesen worden in dieser Zeit.“

Raffaele deutete auf eine andere Stelle auf dem Pergament, welche sich die Gelehrte genauer ansah und schließlich erneut zu ihrem Lehrer blickte.

Seresa: „Das ist viel zu weiß dafür. Die Kreide ist an dieser Stelle deutlich frischer.“

Unter dieser Erkenntnis bewegte sie das Schriftstück noch einmal anders. Drehte es, verfolgte die Spuren des Bimssteins und fand weitere ungewöhnliche weiße Flecken. Ihr Körper war wieder mehr dem Schein der Flamme zugewandt als ihrem Lehrer.

Seresa: „Da sind noch mehr. Das kann nicht sein. Wie ist das möglich, Raffaele?“

Raffaele lehnte sich zurück, während er seiner neuen kleinen Tochter entspannt zusah, wie sie wissbegierig das Pergament prüfte. Auf seinen Lippen war ein zufriedenes Lächeln zu sehen, während Seresa in Gedanken versank. Er beobachtete sie dabei, wie sie ein neues Pergament nahm und wie sie begann damit zu arbeiten. Wie sie daran forschte und versuchte zu begreifen, was ihr unbegreiflich schien. Als der Morgen bereits graute, weckte Seresa Raffaele, der eingenickt war. Auf ihren Lippen war ein zufriedenes Lächeln, als sie ihm ihr Werk reichte. Während der Lehrer das neue Pergament seiner Schülerin betrachtete, legte diese sich auf ihr Taglager nieder. Letzte gemurmelte Worte fanden über ihre Lippen, bevor sie die Augen schloss.

Seresa: „Es war eine Fälschung.“

Der Mann blickte auf und wollte gerade noch etwas entgegnen, doch da bemerkte er bereits, dass Seresa ihn nicht mehr hörte. Ein liebevolles Lächeln wanderte auf seine Lippen, bevor er ihr einen Kuss auf die kalte Stirn hauchte und sie wie der stolze Vater der er war sanft zudeckte.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
Antworten

Zurück zu „Fluffs“