[Fluff] Geraubt, missbraucht und zum Fraß vorgeworfen [Seresa]

Geschichten über Monster

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Seresa
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Re: Geraubt, missbraucht und zum Fraß vorgeworfen [Seresa, Fluff]

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1001 AD: Lucca (heutiges Italien)

Seresa hatte nicht gegen sie kämpfen wollen. Sie waren von ihrem Blut, wenn auch weit von ihrer eigenen Linie entfernt. Doch sie hatten es zu weit getrieben. Sie hatten den Bogen überspannt.

„Sieh sie dir doch mal an. Die ist noch ganz grün hinter den Ohren.“
„Ja und nicht einmal ausgewachsen ist sie.“
„Muskeln hat sie auch keine.“
„Für etwas gekämpft hat die sicher auch noch nie.“
„Wie auch? Bekommt ja nicht einmal eine Waffe hoch.“
„Schau dir doch nur die feinen Kleider an. Hält sich wohl für was Besseres. Wie soll man in sowas kämpfen?“
„Ja, aber wenn du die in eine Rüstung steckst und umschubst, würde sie wie ein Käfer auf dem Rücken liegen bleiben und mit den Ärmchen und Beinchen in der Luft zappeln.“
„Die ist wahrscheinlich überhaupt gar keine Brujah.“
„Nein, die sieht wirklich nicht danach aus. Verhält sich auch nicht so. Unterwürfiges Rumgebuckle andauernd.“
„Was erwartest du? Ist ja schließlich auch das gezähmte Hündchen einer königlichen Hure.“
„Komm, Seresa. Zeig uns was du gelernt hast. Sei ein artiges, kleines Hündchen und mach brav Platz.“
„Hehe, du machst das falsch. Du musst mit den Fingern wackeln. Hier siehst du. Genau so. Dann tanzt sie wie das treue Püppchen an hoheitlichen Fäden selbst.“
„Hey Seresa, sag mal, macht es dir eigentlich Spaß dich so tief zu bücken?“
„Na klar, sieh sie dir doch an. Die hat doch überhaupt kein Rückgrat oder gar eigenen Biss.“
„Stimmt, der sind wohl die Zähne gezogen und ein enges Halsband angelegt worden, damit sie brav und artig alles tut was man ihr sagt.“
„Echt ein bedauernswertes Ding ohne eigenen Willen.“
„Eine Verschwendung des Bluts.“
„Jemand sollte sie von ihrem Leid erlösen. Wäre wohl be…“

Wieder und wieder war sie hin und her geschupst worden, während die meisten ihrer eigenen Schläge ins Leere gegangen waren. Dass Seresa sie nicht traf, ärgerte sie nicht. Was sie jedoch tief trafen waren die ablehnenden Worte ihrer Geschwister im Blute. Die Aussicht darauf, dass sich die Geschichte hier unweigerlich erneut widerholte, ganz ähnlich wie es damals in Saragossa der Fall gewesen war. Doch die Zeit hatte sie verändert. Da war dieser kleine Moment der Unachtsamkeit gewesen, indem ihr Bruder im Blute langsamer gewesen war als sie und Seresa nutzte ihn gnadenlos aus.

Binnen eines Moments hatte Seresa dafür gesorgt, dass sie einen ihrer Peiniger zu Fall gebracht hatte und auf ihm saß. Wieder und wieder schlugen ihre Fäuste auf ihn ein, bevor sie sich mit ihm über dem dreckigen Boden rollte. Die Anderen hielten sich zurück, doch sie machten weiterhin ihren Spaß. Genossen das Schauspiel, welches sich ihnen bot, wohl damit rechnend, dass dieses kleine Ding niemals gewinnen würde. Doch Seresa war zäher als sie aussah und ihre Fäuste bohrten sich in den Körper ihres Clansbruders. Die Helligkeit des Stoffes ihrer eigenen Kleidung verfärbte sich langsam in Tönen von braun und rot, als sich aufplatzende Haut auf der einen Seite mit Erde auf der anderen Seite mischte. Doch es war nicht nur einzig Seresas Körper, welcher die Zeichen trug. Mehr und mehr erschlafften die Schläge ihres Gegenübers. Wurden ungleich schwerer und zäher, während sein ungeschütztes Gesicht die Auswirkungen von Seresas Ärger widerspiegelten. Nur noch ein Schlag mehr und Seresa hätte es beendet gehabt, als ein herrisches Wort die Szenerie Durchschnitt.

„Seresa!“

Wütend fuhr der Kopf der Gerufenen zu der Stimme um. Im Halbdunkel erkannte Seresa die weichfallenden, hellen und weiten Kleider Utas. Die Hand der Brujah war zum Faustschlag zurückgezogen und ihre Fangzähne ausgefahren, als sie ihre Mentorin ohne zu blinzeln anstarrte. Dann fauchte sie, ließ von ihrem schwer angeschlagenen Clansbruder ab und erhob sich. Zügigen Schrittes ging sie auf die Ventrue zu, ganz so als würde sie sie im nächsten Moment selbst anspringen, denn ihre Hände waren noch immer zu Fäusten geballt, als Seresa direkt vor der Ventrue zu stehen kam. In ihren untoten, braunen Augen blitzte das Feuer der Leidenschaft, während sie mit in Nacken gelegtem Kopf wütend zu Uta aufblickte.

Die Lippe der Brujah war aufgeplatzt und rote Flecken in ihrem Gesicht markierten die Stellen, an welchen die Fäuste ihres Gegners sie getroffen hatten. Auch der Körper selbst war davon übersäht, sowie ihr Kleid an einigen Stellen zerrissen und dreckig. Die Hände der jungen Brujah zitterten unter der Anspannung, welche im Inneren ihres schmalen Körpers herrschte. Für einige Momente blickte sie Uta stumm in die Augen. Dann erst wandte sie verärgert den Blick ab und ging an ihr wortlos vorbei.

Eines war beiden Frauen in diesem Moment schmerzlich bewusst geworden. Seresa war keine Königin. Stattdessen floss durch ihre Adern das brennende Blut der Kriegsgelehrten. Ihr eigener Clan war anders als der von Uta und Seresa war kein Teil einer starken Familie wie die Ventrue selbst. Stattdessen war sie stets auf sich allein gestellt, denn ein Jeder von Seresas Blutsgeschwistern war ein willensstarkes Individuum, deren Ideale sich unterschieden und welche mit all ihrer gegebenen Macht für ihre gänzlich eigenen Visionen und Vorstellungen einer besseren Welt kämpften.
~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
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Seresa
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Re: Geraubt, missbraucht und zum Fraß vorgeworfen [Seresa, Fluff]

Beitrag von Seresa »

1002 AD: Lucca (heutiges Italien)

Seresa: „Ich habe Angst.“

Seresa Augen wandten sich schräg hinter sich, doch sah sie die Person nicht, mit welcher sie sprach. Stattdessen spürte sie die unzähligen kleinen Borsten, welche wieder und wieder über ihr Haupt wanderten, während lange, kalte Finger das Haar zusätzlich striegelten.

Uta: „Das musst du nicht. Ihre Majestät ist eine weise, glanzvolle und gnädige Herrscherin.“
Seresa: „Sie wird mich hassen, Uta.“

Die Brujah senkte ihr Haupt, bevor spinnenbeinartige Finger unter ihr Kinn wanderten und es erneut korrigierend nach oben hoben.

Uta: „Sie wird dich zu schätzen wissen, sobald sie deinen Wert erkennt.“
Seresa: „Und wenn nicht? Was, wenn sie in mir nur den Nachfahren Syphax sieht?“

Seresas Oberkörper drehte sich zu der Ventrue um, welche die Bewegung und den besorgten Gesichtsausdruck ihrer Schülerin nur mit einem missmutigen Blick quittierte, woraufhin die Brujah instinktiv den Kopf senkte und sich zurückdrehte. Artig blieb sie weiter knien und ließ das Bürsten schweigend mit sich geschehen. Dennoch tippelten die Spitzen ihrer Daumen weiterhin unruhig aneinander, hatte sie mit dem Thema noch nicht gänzlich abgeschlossen.

Seresa: „Was, wenn sie mir nicht glaubt, Uta? Wenn sie mir nicht glauben?“

Die junge Gelehrte schwieg, doch als sie keine Antwort erhielt, sprach sie leise vor sich selbst hin.

Seresa: „Ich will nicht mehr als frei von meiner Erbschuld sein. Normal sein. Nicht verhasst für etwas, woran ich keine Schuld trage. Das ist nicht mein Krieg, Ua.“
Uta: „Du bist anders, Seresa. Du wirst sie von dir überzeugen.“
Seresa: „Und was, so es mir nicht gelingt? Du weißt selbst, dass ich in den Augen des verehrten Majorianus nicht mehr als Abschaum bin und er einzig wegen dir mich nicht angerührt hat. Was, so der verehrte Maximinianus diese Meinung teilt? Auch er nur wertlosen Dreck in mir sieht, welcher beseitig gehört? Du bist nicht mit in Genua, Uta, und er ist der Seneschall ihrer höchst verehrten Majestät Aurore! Er könnte mir mein Dasein zur Hölle machen! Und was, wenn meine Geschwister im Blute dort ebenso sind wie hier? Was, wenn sie mich erneut verspotten? Wie glaubst du soll ich dabei ruhig bleiben? Es ist doch nur eine Frage der Zeit bis…“
Uta: „Seresa!“

Utas Stimme erklang herrisch und eindringlich in ihrem Nacken und Seresa schwieg daraufhin sofort.

Uta: „Du machst dir viel zu viele Sorgen und Gedanken, Seresa. Ich hätte dich nicht als meine Schülerin ausgewählt, würde ich es dir nicht zutrauen, dich beweisen zu können. Einerlei was in Genua passieren könnte, das Wichtigste ist, du wirst dich nicht gegen ihre Majestät Aurore oder gegen die Domäne Genua selbst stellen. Hast du das verstanden?“

Die junge Gelehrte wollte nicken, doch unterließ den Reflex und antwortete stattdessen unterwürfig.

Seresa: „Ja, Uta.“
Uta: „Gut. Der Rest wird sich mit der Zeit ergeben und nun lass dich ansehen.“

Ihre Stimme war wärmer geworden, als ihre kalten Finger den Kopf der jungen Brujah drehten, bevor sie selbst zufrieden nickte.

Uta: „Perfekt. Komm! Es ist Zeit zu gehen. Wir werden bereits erwartet.“

Ein stummes und ergebenes Nicken folgte, bevor sich die beiden Frauen auf den Weg durch die Nacht machten. Es würden die letzten gemeinsam verbrachten Nächte für eine lange, sehr lange Zeit werden.


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