[Fluff] Wer aus dem Schatten tritt... [Brimir]

Geschichten über Monster

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

Antworten
Benutzeravatar
Brimir
Gangrel
Beiträge: 1827
Registriert: Do 21. Jan 2016, 13:52

[Fluff] Wer aus dem Schatten tritt... [Brimir]

Beitrag von Brimir »

Im Jahre 1010

Die Nachricht hatte zuerst getroffen, wie ein zweihändig geführter Hammerschlag auf nackter Brust. Knurrend ließ sich der Krieger auf seinen Stuhl sinken und funkelte den Burschen an, der die Worte überbracht hatte. Mordlust stand tief in den Augen des Jägers. Doch der Knabe war nicht seine Beute – kein Opfer seiner Jagd… nicht heute.

„Das ist unmöglich!“
„…“

Brimir wusste noch, wie Acacia damals reagierte. Er hatte Nichts dergleichen gespürt. Das Alles konnte eine Falle sein… oder der Moment vor dem er sich fürchten sollte. Minuten vergingen, ehe sich die Augen von dem Boten abwendeten. Wenn die Worte wahr waren… … fühlte Brimir schon jetzt Nichts mehr, außer Abscheu für Schwäche. So weit war er also gesunken.

„Kehre zurück nach Locarno. Sag ihm… ich werde kommen… und die Jagd wird mir folgen. Ich muss noch Vorbereitungen treffen… aber wahrscheinlich werde ich kurz nach dir eintreffen. Und jetzt… geh!“

Der Knabe eilte rasch rückwärts, nachdem er wieder auf den Beinen stand. Dann rannte er fast schon in die Nacht hinaus.

„Grimstein! Ich brauche fünf Boten… und lass die Einherjer-Anwärter sich kampf- und marschbereit machen.“
"Eines Jeden Rücken ist ungeschützt, es sei denn, er hat einen Bruder."
Grettirs Saga
Benutzeravatar
Brimir
Gangrel
Beiträge: 1827
Registriert: Do 21. Jan 2016, 13:52

Re: Wer aus dem Schatten tritt... [Fluff]

Beitrag von Brimir »

"Ich darf vorstellen: Ludwig von Andermatt, Ancilla des Clans Ventrue, Prinz von Locarno, Kind von Christoph von Andermatt Ahn des Clan Ventrue und Prinz von Andermatt"

Die Stimme des Blutsdieners verstummte einen Moment und gab dem noch immer fast mit dem Knie den Boden berührenden Gangrel einen Moment, um die Pracht der Worte auf zu saugen, die die Anmut des hochclannigen Regenten unterstreichen sollte. Der Sprechende schien einen Moment zu zögern, ob der fehlenden Berührung von Brimirs Knie und blickte zu seinem Herren, der milde nickte. Doch die Vorstellung war gar nicht notwendig. Brimir war informiert... auch, dass Ludwig von Andermatt hierher protegiert wurde, um den Machtradius seines Erzeugers auszubauen - genau wie bei Maximinianus. Da mag er sich auch noch so ungeschickt anstellen - im Gegensatz zu einem ehemaligen Seneschall - dennoch steht der Ancilla tief im Schatten seines Erzeugers und wird sich da nur bedingt draus befreien können. Ideal, um ihm später zu schmeicheln und sein Ego zu kitzeln.

"... und Erich Kesselwart, Neugeborener vom Clan des Mondes, Geißel von Locarno."

Malkavianer. Das könnte nützlich sein, aber auch ein Hinderniss. Und wer wusste schon, was wahr ist und was nicht? Wer Verbündeter und wer Feind?

"Zu Gast ist Brimir Böggvisson, Ancilla vom Clan des Tieres, Blutvogt von Genua und Abgesandter ihrer Majestät Prinz Aurore von Genua, Ahn des Clan Ventrue, Kind von Geoffrey le Croix, Kind von Alexandre de Paris, Kind von Ventru. Er ist selbst Kind von Böggvir Olafson und ersucht euch, eure Majestät, mit einem Angebot Genuas und der Unterstützung bei der Aufklärung des Falls eures Blutvogtes."

Fall. Als würde Brimir wirklich daran glauben, dass die Gerüchte wahr sind. Irgendetwas wird passiert sein, aber sicher nicht das, was man Brimir weiß machen will.

Stille. Der Prinz mustert den Halbknienden mit den kühlen Augen eines Regenten und Brimir verharrt unter massiver Anstrengung in eben jener Haltung. Das Tier wollte sich frei bewegen... und die Muskeln begannen zu Brennen. Doch der Normann machte nicht den Fehler sich zu bewegen... und der Prinz zeigte keine Milde, in dem er Brimir aus der Position befreite.

"Wir respektieren das Gesuch. Immerhin geht es um deinen Erzeuger, der seine Ahnenreihe bis Kain nachweisen konnte. Wir würden selbigen Respekt auch für den Unseren erweisen und nehmen daher dein Angebot an, Gangrel. Da es noch keinen Nachfolger für Böggvir gibt, werden wir persönlich alles tun, was in unserer Macht steht, um dir deine... Jagd... zu erleichtern. Ebenso wird dir unsere Geißel beratend zur Seite stehen."

"Wenn mir die Frage gestattet ist, eure Majestät: Ihr klingt sehr sicher, dass mein Erzeuger vernichtet wurde. Ich nehme an ihr habt Beweise dafür gefunden?"

"Selbstverständlich. Wir kämen nicht auf die Idee eine Halbwahrheit in die Welt zu setzen und uns an Aurore von Genua zu wenden, wenn es keine eindeutigen und stichhalten Beweise gäbe. Das Band das dein Erzeuger zu seinen Blutsdienern hatte ist gebrochen. Seine Asche, sein Vitae und seine Kleidung wurden in seinem Unterschlupf gefunden. All das passierte in einer Nacht, als er für uns einer Spur nachging. Bei seiner Rückkehr fiel er augenscheinlich einem Hinterhalt in seinem eigenen Heim zum Opfer."

Unmöglich. Und doch passiert. Die Anspannung in Brimirs Beinen gab nach und er sank auf das Knie - jedoch nicht aus Ehrerbietung, sondern aus einer Mischung aus Wut, Trauer... und dem Drang mit den Wölfen von Locarno zu heulen. Was vorher nur eine Jagd war, hatte sie nun persönlich gemacht.
"Eines Jeden Rücken ist ungeschützt, es sei denn, er hat einen Bruder."
Grettirs Saga
Benutzeravatar
Brimir
Gangrel
Beiträge: 1827
Registriert: Do 21. Jan 2016, 13:52

Re: Wer aus dem Schatten tritt... [Fluff]

Beitrag von Brimir »

Meine Augen wandern aufmerksam umher, als ich mich immer tiefer durch das Dickicht des Waldes schiebe. Wie lange war ich schon nicht mehr hier? 80 Jahre? 90? Ich glaube es ist schon ein ganzes Jahrhundert. Aber macht es einen Unterschied? Ich denke nicht. Ein Knacken im Unterholz; augenblicklich bleibe ich stehen. Die Nacht ist mein Verbündeter... auch ohne die Gabe des Blutes. Meine Sinne sind scharf wie eh und je. Wenigstens darauf kann ich mich verlassen.

Der Geruch eines Rehs kitzelt an meiner Nase. Beute. Aber ich bin nicht zum Jagen hier. Zumindest nicht für diese Jagd.

Meine Schritte führen mich weiter. Und dann erreiche ich den Ort, an dem wir das letzte Mal alle zusammen waren. Hier trennten sich unsere Wege. Ich kann sie noch alle sehen. Böggvir, Nunzio, Archibald... und Folda. Böggvir erklärt den Dreien gerade den Auftrag, während ich neben ihm stehe. Ich wusste damals, dass es meine Pflicht ist ihm bei der Jagd zu helfen... und dannach den anderen nach Genua zu folgen. Nunzio brennt für die Sache, während Folda gespannt lauscht. Und Archibald? Ihn haben solche Dinge schon immer gelangweilt.. zumindest äußerlich. Er stopft Eicheln in den Boden und tut so, als würde er nicht zuhören. Aber ich wusste damals, dass er es doch tat. Auf ihn konnte man sich während der Jagd immer verlassen. Böggvir... streng und kalt, wie eh und je. Nie war einer von uns gut genug in seinen Augen. Immer mussten wir mehr geben, mehr leisten... besser werden... und doch hat uns das Alles besser gemacht. Es hat für keinen der Anderen gereicht... sie sind alle Asche... oder Veräter unseres Blutes.

Diese Eiche... stand damals noch nicht da. Sie muss aus einer der Eicheln gewachsen sein... Archibalds Vermächtniss für diese Welt... vielleicht Alles, was von ihm überdauert. Was wird von mir übrig bleiben, wenn ich untergehe bei dieser Jagd?

Meine Hände fahren über die Rinde. Ein stolzer Baum, ganz sicher Archibalds würdig. Ich wollte mich gerade abwenden, als... ... meine Finger fahren über die Rinde zurück. Hier war der Baum einmal verletzt worden. Ich runzel die Stirn, als sich meine Augen an das fahle Licht gewöhnt haben. Das sieht aus wie... ... Krallenspuren... Krallen, die einen Wolfskopf in das Holz geschnitten haben. Das muss Böggvir gewesen sein. Niemand sonst von uns war in den Jahren hier gewesen. Ihm lag also doch etwas an uns. Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Wölfe... wir waren alles Wölfe... ... ein Rudel... eine Familie.

Wenn ich untergehe bei dieser Jagd? Das wird nicht passieren... darf nicht passieren. Ich schulde es ihnen nicht zu versagen. Und ich bin nicht wie Böggvir... er hat mich stark gemacht... stärker als er es selbst vermuten würde. Die Geschichte unseres Rudels... wird mit mir überdauern!
"Eines Jeden Rücken ist ungeschützt, es sei denn, er hat einen Bruder."
Grettirs Saga
Antworten

Zurück zu „Fluffs“