[Fluff] Des totenmanns Mottenkiste [Jacques]

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Jacques Benoît
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[Fluff] Des totenmanns Mottenkiste [Jacques]

Beitrag von Jacques Benoît »

[ Burgund. Herbst, 946 AD ]

Es war nicht mehr lang zum Winter hin und bald würde das kleine Sterben beginnen. Auf den Dörfern war es noch ruhig, das Volk fett und gierig von allem was es sich in den Körper schaufeln konnte bevor der Zehnt abzutreten war, von allem was nicht mehr gezählt werden konnte, weil es vor offenen Augen versteckt gehalten wurde. Und bald würden sie husten, nachts nicht mehr pissen können und sich anstecken mit irgendwas. Herdfieber vielleicht. Oder wenn es ein gutes Jahr war, dann vielleicht die grüne Keuche. Vater war immer sehr gespannt, wen er als nächstes unter die Erde bringen und wessen Witwe er als nächstes trösten dürfte, er und sein Freund Claude machten sich einen Spaß und verwetteten einen guten Teil ihres Lohnes. Nicht, daß einer von ihnen arm werden würde, wenn der falsche starb. Es war in der Schänke einfach nur für dieses Jahr der andere mit der Zeche dran, denn dieses Spiel lief schon viele Jahre. Mehr Jahre, als Jacques alt war, jedenfalls.

"Geh und hol Wasser. Und beeil Dich, sonst setzt's was.", brummte der Alte, während er sich und seinem Freund aus einem Tonkrug, der bessere Tage gesehen hat, nachschenkte. "Wie viele sind es bis heute?" - "Weiß nicht, vielleicht drei. Vier, wenn die Kleine aus der Müllersbrut nicht durchkommt. Die ist bleich wie Milch und riecht als hätte sie es schon hinter sich. Gib ihr noch 'ne schlechte Nacht und wir haben vier." Claude machte ein pfeifendes Geräusch, welches absteigend an Kraft verlor. Vier tote diesen Mond. Das hieß, es kam fast genug essen für alle auf den Tisch. Wenn sich niemand darum drückte zu zahlen. Es kam nicht oft vor und meist erst nach harten Wintern, nicht vor ihnen, aber ein gewisses Risiko war dennoch dabei. In dem Dorf war niemand mit nennenswerten Reichtümern gesegnet. Niemand, der es war, kam hier her oder blieb sonderlich lange. Es hatte nicht einmal zu einer Endstation gereicht, die nächste Handelsstraße war noch über einen Tagesmarsch entfernt und so gab es hier nichts, nur Getreide und etwas Fisch, wenn der Fluss es einem gönnte. Und Mücken. Oh, hier gab es Mücken!
Ich kann nicht, solange sie noch atmen.
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