[Fluff] Hingabe [Seresa]

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Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Seresa
Brujah
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Registriert: Sa 29. Jul 2017, 23:49

Re: Hingabe [Seresa, Fluff]

Beitrag von Seresa »

1016 AD: Genua (heutiges Italien)

Seresa wandte sich an den Diener mit warmer Stimme, welcher die Beine des Brujah voll Erleichterung umfasst hatte und in stiller Einkehr verharrte.

Seresa: „Mach Ajax los, aber sei behutsam dabei.“

Nach einigen Sekunden erinnerte er sich an seine Aufgabe und stand hastig auf, um behutsam die Ketten zu entfernen. Im Anschluss stand er neben dem Bett und auch in seinen Augen hatten sich Tränen gebildet.

Ajax: „Im Wachturm....Ein Jahr....Was ist in der Zeit passiert?“

Ajax schien immer noch ein bisschen neben sich. Der Brujah spürte wie er nichts spürte. Lag es noch immer an der Benommenheit seiner Sinne oder war der Diener nur derart vorsichtig gewesen, als er Ajaxs Beine berührt hatte? Hatte dieser sie überhaupt berührt oder war das alles nur eine Einbildung seiner benebelten Sinne gewesen? Waren die Ketten, die sich Stück um Stück lösten, überhaupt an seinen Beinen gewesen oder waren sie es womöglich noch immer? Der Diener schien mit seiner Arbeit fertig zu sein, doch weshalb blieb diese bleierne Schwere auf ihnen? Dann hörte er die Stimme seiner Schwester im Blute neben sich.

Seresa: „Zu vieles für eine einzelne Nacht.“

Hatte Ajax mit dem wenig überraschenden, schweren Seufzen seiner Clansschwester gerechnet, welches stets ein Zeichen ihrer eigenen Überforderung bei manchen Dingen gewesen war, so war dieses Mal etwas tatsächlich überraschend anders für den Brujah, denn dieses Begleitgeräusch blieb aus. Stattdessen fuhr Seresa unbeirrt fort.

Seresa: „Wir müssen reden.“

In ihrer Stimme spiegelte sich wieder, dass dies keine höfliche Bitte an ihn war, sondern eine Feststellung. Eine, welche weitreichende Konsequenzen haben würde, so er dieses ´Muss´ verneinen würde.

Seresa: „Dein Körper ist durch den Kampf schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Du solltest dich vorerst vor allem eines: ausruhen und dich erholen. Denkst du, du kannst in dieser Nacht noch weitere Nahrung in dir behalten?“

Die Formulierung der Brujah klang im ersten Moment seltsam und doch schien sie bewusst gewählt zu sein. Einen kurzen Moment schwieg Ajax, bedachte seine Beine mit mehr Beachtung, versuchte zu spüren was mit ihnen geschehen war und nutzte gleichzeitig die Zeit, um nachzudenken. Er wirkte deutlich weniger herrschaftlich, als letztes Jahr. Er war wieder einmal an seine Hybris erinnert worden. Doch eine andere leise Stimme hatte sich ebenso in seine Gedanken geschlichen, ein kleiner Dämon, oder auch der Dämon in seinem Inneren ...sie flüsterte du hättest ihn schlagen können...du warst so kurz davor...er hätte es verdient kurz schreckte er aus seinen Gedanken auf und blickte Seresa an

Ajax: „Ja kann Ich. Über was willst du mit mir sprechen?“

Ihre Aussage bezüglich der vielen Informationen, die zu viele für eine Nacht wären, ließ er so stehen und kommentierte sie nicht weiter. Vielleicht hätte er es auch einfach vergessen.

Seresa: „Gut.“

Das Wort war schlicht, als sie sich ruhig von ihm wegbegab. Im Halbdunkel des Raumes erkannte Ajax aus den Augenwinkeln heraus eine ihm unbekannte weitere Person auf einer Lagerstätte sitzen, welche sich zuvor nicht in seinem Raum befunden hatte. Der Sterbliche, welche die Szene mit offenem Mund und ungläubigen starrenden Augen betrachtete, machte keine Anstalten zu fliehen. Mit zugewandtem Rücken erläuterte Seresa Ajax dabei unbeschönigt das Offensichtliche, als hätte sie keine Sorge darum, dass er es verkraften würde.

Seresa: „Mehrere deiner Rippen sind angebrochen oder haben sich durch den Angriff seitlich verformt, als der Knochen über deiner Brust zertrümmert worden ist. Dein Bauchraum ist von den Schwertstreichen weit und tief geöffnet. Soweit ich es beurteilen kann sind die Knochen an deinem Rücken ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen worden. Auch deine Oberschenkel weisen tiefe Schnitte auf, doch ob sie bis auf den Knochen gehen, konnte ich bisher nicht sehen. Ebenso wurde deine linke Hand auf Höhe deines Unterarmes abgetrennt und fehlt zur Gänze.“

Das von Seresa erzählte, würde Ajax später ebenso unter den enggewickelten Leinenbandagen an sich feststellen können. Die Beine wirkten noch immer taub, auch wenn er durch die Heilung nun das Gefühl hatte, zumindest wieder ein leichtes Kribbeln in ihnen ausmachen zu können und gar den großen Zeh bewegen zu können. Es würde wohl noch einige Zeit der Heilung bedürfen, bevor er sich gänzlich mühelos wieder bewegen konnte. Derweil wandte seine Schwester im Blute sich erneut zu ihm um und kam ihm entgegen. In ihren Händen ein Kissen und mehrere Decken.

Seresa: „Lass mich dir etwas aufhelfen.“

Erneut klangen die Worte eher wie eine reine Formsache, während sie den Körper ihres Clansbruders vorsichtig und mit seltsam geübten Handgriffen kommentarlos umschlang, um unter Ajax Rücken das Kissen und die Decken geschickt zu drapieren. Dann schritt sie zu dem Sterblichen und führte ihn an die Lagerstätte von Ajax. Die Verunsicherung vor dem was nun geschehen sollte, stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, doch schien die Prozedur im seltsam vertraut, denn der Widerstand gegen die Entblößung seines Unterarms fiel überraschend gering aus. Sein Blick fiel auf die Schale, welche neben dem Lager stand und welche wohl bereits einmal in der heutigen Nacht sein Blut getragen hatte. Seresa trat ruhig hinter den Menschen und nickte Ajax einzig stumm zu, während sich die Augen des Menschen erschrocken und voller Angst weiteten, als er erkannte, dass Seresa seine Hand nicht zu ihren, sondern zu den Lippen dieses Fremden führte. Im Gesicht der Gelehrten zeigte sich ein mildes Lächeln, das ihr Bruder im Blute wohl als gänzlich Falsches ausmachen konnte, während sie mit ihrer freien Hand den Kopf des Sterblichen zu sich drehte und damit seinen Blick von Ajax abwandte.

Seresa: „Sei unbesorgt. Es wird nicht weh tun. Es geht ganz schnell vorbei.“

Ihre Stimme war samtig weich wie Honig, während ihre Hand über seine Wange streichelte. Es wirkte als würde er sich unter ihrer Zusicherung und ihren Zuwendungen entspannen. Dass Seresa damit etwas gänzlich anderes meinte, wussten wohl alle Anwesenden… außer ihm. Ajax Blick war ins Leere gegangen und hatte dort verweilt, er legte auch kurzweilig den Kopf schief so als müsste er nachdenken. Er begutachtete seinen Körper während Seresa ihm erklärte was mit ihm geschehen war. Ein liebevolles Lächeln striff seine Züge und doch hatte man das Gefühl als ob er sehr abwesend war. Ein fragender Blick ging von ihm aus als Seresa den Mann an ihn heranführte.

Ajax: „Was?“

Er sprach in ihre Richtung gewandt, aber redete er wirklich mit ihr?

Ajax: „Ah ...ja natürlich komm her.“

Er winkte mit seiner noch vorhandenen Hand den Mann noch etwas näher zu sich.

Ajax: „Entspann dich....“

Mit einer fließenden Bewegung hatte er seine Fangzähne in seinen Hals versenkt. Zu Seresas Überraschung schien er jedoch nicht viel des Blutes zu trinken und ließ überraschend früh wieder ab.

Ajax: „Es wird noch lange dauern bis ich wirklich vollständig genesen bin, es hat bei dir auch sehr lange gedauert. Alles was ich heute noch mehr zu mir nehme wäre reine Verschwendung. Aber hab Dank für deine Mühe, ich weiß deine Arbeit wirklich zu schätzen....“

Wieder lächelte er. Er wirkte nahezu ....ausgeglichen. Schlummerte dort im Dunkeln noch etwas? Seresa stützte den Menschen, als Ajax von ihm abgelassen hatte und nickte auf seine Worte hin. Zwar stimmte seine Aussage nicht gänzlich, doch es gab keinen Grund darauf hinzuweisen. Zudem waren seine körperlichen Wunden nichts, was nicht verheilte. Schlimmer waren die Narben, welche im Kopf zurückblieben. Ihr Blick fiel auf den Diener, bevor sie sich langsam erhob, den Sterblichen in ihren Armen in eine aufrechte Position helfend.

Seresa: „Ich bringe ihn eben weg.“

Offenkundig damit signalisierend, dass sie Ajaxs Diener respektierte und die Tatsache, dass er in dem vergangenen Jahr Tag und Nacht an Ajax Seite verweilt hatte. Dass er sich nach seinem ersten kurzen Widerwillen damit abgefunden hatte, dass Seresa ihr Clansbruder viel bedeutete und sie ihm helfen wollte. Dass der Diener über die unzähligen Wochen sogar so etwas wie Vertrauen zu ihr gefasst hatte. Sogar soweit, dass er sich damit abgefunden hatte, dass sich die Fänge der Gelehrten in den Körper seines Herren gebohrt hatten, um ihm das zu viel an gefütterte Blut wieder zu rauben, um überhaupt die Möglichkeit zu schaffen, dass Ajax wiedererwachen konnte. Dann blickte sie zu ihrem Bruder im Blute.

Seresa: „So du in den nächsten Tagen Bedarf hast, greif auf ihn zurück. Er ist dafür hier.“

Ihr Blick ging kurz zu dem Diener, bevor sie dann wieder mehr an Ajax gewandt sprach.

Seresa: „Wir reden über alles, sobald ich wieder hier bin.“

Offenkundig wollte sie mit ihrem Blutsbruder allein sprechen, doch sie verstand ebenso, dass der Diener sich mit seiner gezeigten Loyalität etwas Zeit allein mit seinem Herrn verdient hatte und wie wichtig dies in diesem Moment für ihn war. Seresa verließ entsprechend den Raum. Von vor der Tür hörte man einige leise Anweisungen, bevor es wieder ruhig wurde.



~*~ Die Glut des Herzens ist am besten in den Nächten voller Dunkelheit zu erkennen. ~*~
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