[Fluff] Blutige Spuren im Gebirge [Arash]

Geschichten über Monster

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Arash
Gangrel
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[Fluff] Blutige Spuren im Gebirge [Arash]

Beitrag von Arash »

Tia seufzte, als sie in die Taverne trat. Der Geruch nach Schweiß und Alkohol drang in ihre Nase. Ihr Blick glitt über die Männer die hier tranken und lachten, den Bedienungen an den Hintern fassten oder ihnen dreckige Bemerkungen zuriefen. Natürlich war auch ihr Eintreten nicht unbemerkt geblieben und die benebelten Blicke einiger Männer richteten sich auf sie. Tia schlug eine Hand weg, die nach ihrem Hintern greifen wollte. Ein leiser Schmerzensschrei ertönte, der wahrscheinlich mehr dem Schock, als wirklichem Schmerz geschuldet war. Ihr Blick fuhr dabei unentwegt fort die Gesichter abzusuchen, bis sie fand was sie suchte. Zwei Männer, die aussahen, als wären sie mal Soldaten gewesen.

Sie trat auf den Tisch zu und setzte sich zu den überraschten Männern. Diese Überraschung wurde allerdings bald von einer weinseligen Stimmung abgelöst, als Tia begann immer mehr Wein zu spendieren. Letztendlich kostete es sie vieles erspartes aber sie hörte endlich die Geschichte, die zu hören sie hier war. Sie hatte vorher schon über ein Jahr nach Soldaten gesucht, die das Ziel ihres Herren damals im Krieg gesehen hatten. Diese beiden hatten tatsächlich etwas zu berichten.

Ein Mann war mit ihnen zur Zeit des Mailändischen Überfalls im Genuesischen Heerlager. Er sei irgendwann vollkommen ausgerastet. Anfangs hätten sie es auf die Pilze vom Abend geschoben, aber die Krallen oder was auch immer ihm an den Fingern wuchs waren schlecht auf sowas zu schieben. Er schlachtete viele in dieser Nacht einfach ab und weinte dabei die ganze Zeit blutige Tränen…dann rannte er brüllend und sicher nicht bei Sinnen in die Nacht. Tiefer in das Ferregianotal hinein. Sie hätten nur überlebt, weil sie sich tot in der Nähe eines kleinen Lagerfeuers gestellt hatten. Da hatte er sich seltsamerweise nicht dran getraut.

Tia lächelte. Endlich eine Spur. Nach so langer Zeit. Sie verabschiedete sich von den beiden Männern, nachdem sie ihnen zum Abschluss noch eine Karaffe Wein spendiert hatte und verschwand wieder in der Nacht. Sie würde diese Taverne nie wieder betreten. Alles an ihr klebte. Der Geruch hatte sich in ihr Kleid gesetzt, es war eklig.

~*~

Tia seufzte. Dieses Dorf war wie ihr eigenes. Klein, abgelegen und irgendwie idyllisch. Trotzdem suchte sie weiter. Die letzten Monate waren sie in Zinestedo gewesen. Aber es war kein Hinweis auf die Beute zu finden gewesen. So hatte sie den Winter dort verbracht und jetzt im Frühling, wo die Nächste langsam kürzer wurden, wurde die Zeit auch knapp. Schließlich konnte sie mit etwas Wein aus Genua tatsächlich eine alte Frau dazu bringen ihr eine Geschichte zu erzählen. Es gab in der Gegend ein schreckliches Monster, dass aber nur bei Gewitternächten erscheint. Es nährt sich von den Weidetieren und lässt nur zerfetzte Kadaver zurück. Tia war zufrieden. Hier waren sie richtig. Ihre Aufgabe war getan.
~*~
„Du bist dir sicher?“ schnurrte Arash, der auf einem einsamen Felsen hockte, und zu Tia hinabsah. „Ja. Es ist eindeutig ein Gangrel gewesen. Die Wunden können nur von den Klauen stammen.“ Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Sehr gut. Dann gehe ich auf Spurensuche. Gut gemacht.“
Tia machte einen Knicks und blickte schnell wieder nach oben, als sie den Geruch von Blut wahrnahm. Vor ihren Augen schwebte das Handgelenk und es war geöffnet. Schnell drückte sie ihre Lippen darauf, um ja keinen Tropfen des kostbaren Vitaes zu verschwenden. Mit gierigen Zügen trank die junge Frau den Saft, der ihr so vieles geschenkt hatte. Leben, Tod, Einsicht. Dick und machtvoll rann es wie Sirup ihre Kehle hinunter und das berauschende Gefühl stellte sich erneut ein. Nie konnte sie davon genug kriegen. Aber auch diesmal endete der Genuss viel zu schnell. Arash zog den Arm zurück und sie lächelte mit blutverschmierten Zähnen. Während Arash das Handgelenk mit der Zunge schloss, leckte sie sich den letzten Tropfen genüsslich von der Lippe. „Ich bin bald zurück.“ Flüsterte der Gangrel und verschwand mit wenigen Sätzen in der Nacht. Tia blickte ihm noch eine unbestimmte Zeit nach, bevor sie sich wieder auf ins Dorf machte.

~*~

Wochenlang hatte er nun die Berge rund um dieses Dorf durchstreift. Es schien nirgends eine Spur zu geben, die weiter als eine Meile in die berge führte. Immer endeten sie im Nichts. Aber diesmal schien er mehr Glück zu haben. Die Klauenspuren, die er nun verfolgte, waren frischer und der Stein noch nicht wieder vom Regen blank gewaschen. Immer tiefer führten ihn die Spuren ins Gebirge hinein. Immer weiter nach oben und dann war es soweit. Eine Höhle, sie knickte mach wenigen Metern scharf nach unten ab. Das perfekte Versteck für ein Tier. Er schloss die Augen. Ein Knurren erklang aus den Tiefen der Höhle. Ein Knurren das kein lebendes Tier je machen würde. Er hatte ihn gefunden…die Beute war gefunden. Nun ging es daran ihn zu fangen.
Es ist das Tier in mir!
Es weckt die Gier nach dir!
Hab dich zum Fressen gern!
Kannst du mein Verlangen spürn?
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Livia
Jünger des Seth
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Re: [Fluff] Blutige Spuren im Gebirge

Beitrag von Livia »

Das Jagdhorn war erklungen. Ein kainitisches Horn. Still.
Die Jäger versammelten sich. Die Hetzer scharten sich. Sie wetzten ihre Messer und Zähne.

Der Luchs wusste, dass er im Kampf gegen den Bären alleine schlechte Chancen hatte, also lief er aus dem Wald durch das hohe Gras. Dort sammelte er eine Schlange auf. Ihre giftigen Zähne sollten sein Schild sein bei jener Jagd.

Wenige Tage nur dauerte der Jagdausflug, eine kleine adlige Jagdtruppe war es, einige Pferde stark. Sie zog in den hohen Norden, der Höhle entgegen, wo das Revier des Bären lag.
In einer klaren kalten Winternacht waren sie bereit.
Arash wetzte die Klauen, das Blut floss so sehr durch seinen Jungenkörper, dass er sich geradezu aufblähte.
Livia indess blieb ganz ruhig und in den Schatten. Beide hatten unterschiedliche Rollen und Vorbereitungen.

Nach einer weiteren Suche stellte die Jagdtruppe das Monstrum schließlich. Es stand auf einer Lichtung und... was genau tat es? Jagen.
Wen?
Die Truppe...

Der Luchs sprang voran, er ergriff den Bär und sie begannen, sich ineinander zu verbeißen. Sein Rudel stand ihm zur Seite.
Wenig später blutete der Bär schwer, doch auch dem Luchs hatte er fast die ganze Schulter ausgerissen. Ein weiterer Treffer wäre sein sicheres - und endgültiges - Ende gewesen.
Ohne zu Zögern stießen die Giftzähle in den Rücken des Bären und er fiel.
Die Hatz war beendet.


Doch eine Drohung wartete noch. Eine Gefahr in den eigenen Reihen.
Der Hunger.

Doch hier waren Vorbereitungen getroffen. Ein Stoß in den Rücken. Ein Menschenopfer fiel. Ein Proviantbeutel wurde aufgerissen. Blut floss.
Die Bedrohung war abgewandt. Ein weiterer Preis dieser Hatz gezahlt.

Die Jagdgesellschaft sah sich an. Sie sah ihre Beute an.
Ein stolzes Lächeln zog sich über all die blutbefleckten Gesichter.
In Blut und Todesgefahr war aus der Jagdgesellschaft ein Rudel geboren.
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Arash
Gangrel
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Re: [Fluff] Beute

Beitrag von Arash »

Die Jagd endet 1021. In diesem Jahr kehren Arash und Livia nach Genua zurück. Einige Zeit nachdem das geschehen ist, würde Tia beim Langhaus auftauchen und den Anwesenden mitteilen, dass das Rudel dem Herrn der Jagd seine Beute überbringen möchte. Eine Jagd wurde vollendet und das Rudel ist sicher nach Hause zurückgekehrt.

Die Nordleute dort nehmen die Botschaft entgegen und würden Arash dann einige Tage später einen Termin nennen. Brimir sei wieder in Genua und erwarte sie in der dritten Nacht - Halbmond - in seinem Haus.
In jeder Nacht war es dunkel in der Hütte. Ein Mann hielt davor Wache
Livia hat für Geleitschutz gesorgt, auf ihrem Pferd liegt die Fracht, die Männer bleiben aber respektvoll vor dem Dorf zurück. Arash kann die Beute ja bis ins Ziel tragen.
Sie ist in enge lederne Jagdkleidung gehüllt. Trägt heute erstmals keinen Schleier. Schreitet neben Arash.

Arash ist ebenfalls nicht allein gekommen, sondern hat auch Tia dabei. Diese bleibt aber bei Livias Männern zurück. Arash schultert den Sack und taumelt kurz, bevor er sich an das Gewicht über seiner Schulter gewöhnt hat. Anschließend geht er auf den Mann zu der vor der Tür Wache schiebt. "Wir bringen dem Herrn der Jagd unsere Beute." schnurrt er, wobei etwas Stolz in seiner Stimme mitschwingt.

Der Mann am Tor schlug sich respektvoll auf die Brust, als die Beiden ankamen und trat sogleich zur Seite, nachdem er die Türe geöffnet hat. "Er erwartet euch"
Drinnen war es dunkel, bis auf ein Glutnest, dass einen leichten Lichtschein produzierte. Stille herrschte. Und als die Beiden mit dem 'Geschenk' eintraten, schloss sich hinter ihnen auch noch die Türe. Gegenüber der Feuerstelle stand ein hölzerner Stuhl, auf dem eine Gestallt im Schatten saß, die Brimir sehr ähnelte, sofern man das sehen konnte. Doch das Glühen der Glut reflektierte sich in zwei bernsteinfarbenen Wolfsaugen, die permanent auf den Hereinkommenden ruhten.
Livia schluckte, als sie eintraten. Langsam schritt sie neben Arash her, gewann ihre Haltung wieder. Sie blieb dann genau neben ihm stehen, an dem Ort, an dem er beschloss seine Beute vor Brimir auszubreiten. Ihr Blick lag vorsichtig auf dem Ancilla. Das Raubtier von dem der Moment abhängig war, aber auch mehr als das.
Arash verlangsamte seinen Schritt kurz, als die Tür sich hinter ihnen schloss. Ein langsames Blinzeln begleitete diese Bewegung. Sein Tier, wenn auch gut gesättigt bäumte sich in seinem Inneren auf, kratzte an seinen nicht vorhandenen Käfig. Es wollte fliehen, diesem Ungetüm, welches vor ihnen in der Dunkelheit wartete, lauerte, nicht näherkommen. Aber Arash hielt es unter Kontrolle. Einen Schritt vor den gelben Augen entfernt legte er die Beute ehrerbietig und beinahe sanft ab. Mit einer leichten, aber immer noch langsamen, Bewegung öffnete er den Sack und legte den Kopf der Beute frei. Das Auffälligste war sicher der Hahnenkamp der den Kopf krönte, aber auch Kampfwunden und Fell waren zu sehen. Ein Gangrel der sich offenbar vollkommen in seinem Tier verloren hatte. Anschließend erhob sich Arash wieder und trat mit katzenhafter Geschmeidigkeit einen Schritt zurück. Er verneigte sich respektvoll vor dem Ancilla, wie es ihm vom Status her gebührte und verharrte anschließend in dieser Haltung, bis der Herr der Jagd ihnen das Wort erteilte.

Der Nordmann rührte sich so gut wie nicht. Hin und wieder mochte man den Eindruck gewinnen, dass er unruhig wurde, aber dann spannte er nach einer kurzen Verzögerung alles an und entspannte sich wieder. Keinen Augenblick löste sich dabei der Blick auf die Beiden. Auch nicht, als Arash das Päckchen auf den Boden legte und das Gesicht befreite. Es vergingen einige endlose Minuten im Schweigen, ehe Brimir sich erhob.
Arash würde die Veränderung in Brimirs Gesicht auffallen, die Nase, die einem Hund gleichkam. Die hornigen Fingernägel, die in den Kragen des Hahnes packten und seinen schlaffen Kopf in den Schein der Glut hob. Erst dann nahm Brimir die Augen von den beiden Neugeborenen, sodass man den Eindruck eines Jägers gewinnen konnte, der sehr wohl wusste, wie schnell er selbst zur Beute werden konnte.
Es war nur ein kurzer Blick notwendig. Der Hahnenkamm war neu. Einige andere Merkmale ebenso. Aber diese Fresse hätte Brimir immer wieder erkannt. Dann fiel der Körper von Sirius wieder schlaff zu Boden. "Wo habt ihr ihn gefunden?"

Arash blickte etwas auf und ein leises Schnurren ging von dem jungen Gangrel aus. Sein Tier kauerte sich inzwischen Zusammen, während es versuchte Arash aus der Nähe dieser uralten Bestie, die ihnen gegenüberstand zu bringen. Aber ein träges Blinzeln verbannte die Gedanken, die deutlich in seinem Gesicht abgelesen werden konnten. "Ich fand ihn nach jahrelanger Spurensuche in den Bergen nördlich von Vegoli, wo er sich von dem Weidevieh des Dorfes ernährt hat." antwortete er mit fester Stimme, in der trotzdem ein schnurrender Unterton mitschwang. Seine Muskeln spannten sich an und lockerten sich wieder. Es war wie bei Brimir. Das Tier war da...nie verschlossen.

Brimir knurrte bei dem Namen des Dorfes auf, doch dann zeigte sich ein Lächeln auf seinem Raubtiergesicht. "Er hat nie den Schoß seines Blutes verlassen." Die beiden Neugeborenen wurden weiterhin betrachtet, als Brimir Rückwärts zu seinem Stuhl zurück ging und sich setzte. "Erzählt mir von der Jagd... "

Livia sprach erst leise, dann deutlich, jeweils langsam. Ihre Worte hatten das Gewicht eines Geschichtenerzählers
"Arash war ein kluger Jäger. Er bereitete sich vor, rief das Rudel.
Ich trat an seine Seite.
Gemeinsam bereiteten wir uns vor, nahmen die bekannte Spur auf und stellten euren Clansbruder auf einer Lichtung bei vollem Mondenschein."
Kurz pausierte sie. Sah nicht auf vom Ancilla.
"Arash zog seine Aufmerksamkeit auf sich, sie fochten, in einem Moment der Schwäche stießen wir gemeinsam zu und unsere Kräfte konnten die Beute zusammen niederbringen, ohne sie zu vernichten."
Sie pausierte nur kurz.
"Den Hunger der Raserei besänftigte ein Menschenopfer." Sprach sie dann... sehr viel leiser... ein ganz anderer Beitrag zur Jagd, aber Brimir würde das Gewicht dessen verstehen.
"Und so stehen wir hier vor euch. Die Jagdgruppe ist sicher zurück. Die Beute ist eingebracht.
Gejagt... als Rudel."
Sprach sie wie eine letzte Feststellung oder Frage.
Das Urteil des Alten abwartend.

Brimir nickte knapp, auch, wenn sein Blick verriet, dass er die Bedeutung ihrer Worte sehr wohl verstand. Doch zunächst ließ er es seinem Clansbruder die Worte von Livia noch zu ergänzen, wenn dieser es wollte.

Arash nickte zu Livias Worten. "Meine Jagdschwester erzählt die Wahrheit. Wobei ich nicht die Kontrolle verlor...ich hatte lediglich Hunger. Die Suche nach ihm dauerte Jahre, da es lange dauerte Menschen gefunden, die ihn gesehen hatten." fügte er langsam hinzu. Seine Zunge zuckte hervor und befeuchtete seine Lippen. "Dann Menschen in Vegoli, die von einem Monster sprachen das in Gewitternächten das Vieh auf den Weiden riss. Seine Spuren konnte ich schließlich in die Berge verfolgen."

Brimir schwieg einen Moment und lauschte den Worten. Dann nickte er. "Die Rückkehr des Rudels ist wichtiger als das Erlangen von Beute. Umso besser ist die Jagd, wenn sie zusätzlich zur Rückkehr auch noch belohnt wird durch Erfolg."
Schwang da etwa eine Spur von Stolz mit in der Stimme des Alten? Zufriedenheit?
"Konntet ihr noch mit ihm sprechen? Oder hat er sich in den Jahren so sehr ans Tier verloren?"

Livia wartete einen Moment, als Arash nicht sprach, übernahm sie das Wort.
Besser gesagt die Geste.
Sie schüttelte leicht den Kopf.
"Er konnte, oder wollte, nicht mehr sprechen."
"Wie hat er auf euch gewirkt? Wie reagiert?"

Arash nickte daraufhin. "Er war vollkommen in seinem Tier verloren." der Gangrel schloss kurz die Augen. "Ich habe so etwas noch nicht gesehen, aber ich kann mir vorstellen, wie er sich gefühlt hat. Es muss so sein wie das was in den Tiefen das Abgrunds liegt, an welchem wir vorbeischrammen, wenn wir die Menschlichkeit hinter uns lassen. Er ritt das Tier nicht...er sperrte es nicht weg...er wurde von ihm verschlungen...da war nichts mehr übrig." ergänzte er weiterhin. Man hörte den Respekt den er vor diesem Abgrund den er erwähnte hatte. Arash schien auch zu wissen wovon er sprach. Wie alle, die die Menschlichkeit aufgegeben hatten.
Livia schauderte. "Jeder Reflex saß. Alles geschah fließend.
Seine Kraft war gewaltig. Es war das pure Tier..."

"Ein Vasail... ", erklärte Brimir. "So nennen wir diejenigen, die ihre letzte Raserei erleben. Ein Zustand aus dem es kein Entkommen gibt." Sein Blick legte sich einen Moment nur auf Livia. "Wenn er sich verloren hat... konnte er nicht mehr sprechen. Dieser Zustand erwartet die, die zu schwach sind... oder das Rudel verlassen, obwohl sie noch nicht bereit sind... ... den Pfad noch nicht gefunden haben.... zu stolz, um auf Ältere zu hören."

Livias Augen weiteten sich etwas. Die, die überstürzt handeln... Ihr Erzeuger hatte eins das gleiche gesagt.
Sie nickte.

"Sieh ihn als Warnung... ... nicht zu zögern... jetzt wo du einmal angefangen hast. Sonst endest du wie er." Brimir zuckte mit den Schultern.

"So oder so… dass er zum Vasail wurde.... macht das Urteil nur endgültiger.... er hat keinen Erzeuger und keinen mehr, der für ihn spricht. Fahnenflucht während des Krieges."
Der Nordmann verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zu Arash. Dabei wurde sein Blick eindringlicher.
"Wurdet ihr" irgendetwas in der Betonung fragte jedoch 'Wurdest du' "von Sterblichen gesehen?"

Arash neigte den Kopf. "Der Kampf fand in einer einsamen Berggegend statt. Diesen hat niemand außer uns mit angesehen. Mit den Menschen, die befragt werden mussten sprach mein Ghul, nicht ich persönlich." Er schüttelte dann den Kopf. "Also nein. Niemand sah mich." Dann neigte er wieder den Kopf, es schien ihm durchaus peinlich zu sein auf was der Ancilla anspielte, aber er ließ das Thema ruhen. Sein Clansältester würde darauf zurückkommen, wenn er es für richtig und angebracht hielt.
Auch Livia nickte. "Der zweite Teil der Jagd geschah unter dem Schleier einer menschlichen Tarnung. Einer adligen Jagdgesellschaft. Hier gab es keine Zeugen."
"Der einzige nicht gebundene Mensch... starb."

Brimir lauschte den Erklärungen und nickte am Ende abermals.
"Ein Mensch, der stirbt kann uns nicht mehr nähren... aber manchmal ist ein Tod unvermeidlich. Weiß sonst noch jemand von dieser Jagd und ihrem Ausgang?"

Livia schüttelte den Kopf.
"Nur unsere Diener."
Dann fügte sie an, worum es dem Blutvogt womöglich gehen könnte.
"Und wer davon erfährt, sei ganz alleine dem Clan des Tieres überlassen.
Mein Name muss nicht genannt werden.
Dem werten Arash soll diese Beute gerne den Schritt ermöglichen, der dem Rudel derzeit... am nützlichsten erscheint.
Dass ihr gesehen habt, was geschah, verehrter Blutvogt...
Was... euer Rudel... gemeinsam erlegt hat."
"Niemand außer uns... ... Ich möchte, dass das so bleibt... ... vorerst."

Brimir legte den Kopf schief und betrachtete die beiden einen langen Moment.
"Sein Fund... bei einem unserer Feinde... ... könnte diesem einem heftigen Schlag versetzen. Wenn es soweit ist sei die Ehre seiner Niederlage für euch Beide bestimmt."
"Aber kommen wir zu eurer Belohnung. Was schwebt euch vor?"

Livia nickte ergeben und erfreut. Sie sah einen kurzen Moment zu Arash. Fragend. Aber sie würden das später klären - ihr Blick sagte nur deutlich, dass sie diese Aussage nicht nutzen würde, um ihn zu übergehen - aber aktuell war nicht der Zeitpunkt, dem Ancilla zu widersprechen.
Zu Brimir gewandt wartete sie dann, bis dessen Clansbruder gesprochen hatte. Generell gab sie Arash keineswegs den Ehrenvorrang. Aber an diesem Ort und nach dieser Jagd durchaus.
Brimir drehte den Kopf zu Arash, um zu sehen, was er über diesen Plan dachte.

Arash nickte bei dem Plan den Brimir vorschlug. "Es ist eure Entscheidung wie das Rudel mit ihm verfahren wird. Ich bin damit einverstanden." Dann schien er kurz darüber nachzudenken was er als Belohnung fordern konnte und richtete seinen Blick schließlich wieder auf den Blutvogt. "Ich möchte der Domäne als Geißel dienen, nachdem er Wohlwerte Titus nun in Sardinien weilt." Entschlossenheit lag im Blick des Gangrels.

"Ich würde jenen Lohn gern in einer anderen Nacht erbitten, wenn ihr gestattet, verehrter Rudelführer." Brachte sie dann im Anschluss vor.

Zu Livias Gefallen nickte der Blutvogt nur. Dieser Wunsch war also gewährt. Dann jedoch runzelte Brimir die Stirn. "Die Entscheidung obliegt einzig und alleine ihrer höchst verehrten Majestät... und Titus war fast ein Jahrhundert an ihrer Seite, bis sie sich dazu durchgerungen hat... mir hat sie dieses Amt mehrfach verwehrt... bis sie mir etwas... Besseres gab."
Und dann war da noch die andere Sache, die Brimir jedoch nicht in dieser Runde ansprechen wollte. "Wir reden in einer anderen Nacht über deine Eignung zur Geißel. Aber... ich kann dir etwas geben, was dir auf deinem Weg dorthin helfen wird, wenn du es annehmen willst... ... Liktor."

Livia nickte dankbar.
Die Worte des Blutvogtes an Arash ließen ihre Augen aufgehen. Einerseits erschrocken, dass Arash Plan womöglich nicht so gut gelingen würde, wie gedacht.
Andererseits...
Brimir wusste auch von ihrem Wunsch, hatte sie jedoch auf eine Ausschreibung verwiesen, wenn er sich nun so entschied... Sie schluckte kurz und verblieb still. Hätte sie sich das Amt wünschen sollen?
Brimir jedenfalls wendete den Blick zu Livia bei dieser Reaktion und legte den Kopf zur Seite. Ganz so, als würde er es ihr offen lassen ihre Entscheidung noch zu ändern.
Livia erwiderte seinen Blick. Dann nickte sie. Sie hatte verstanden. Er hatte sie in eine ausgesprochen unangenehme Lage manövriert. Wenn sie ihre Schuld hier nicht einsetzen würde, wären wohl auch ihre anderen Mühen umsonst. Andererseits reichte so alleine die Schuld, und ihre anderen Mühen wurden dadurch umsonst.

Das war es wohl, mit einem älteren Tier zu verhandeln...
Noch einmal schloss Arash die Augen. Das Tier heulte enttäuscht, aber Bilder einer wilden Jagd schossen durch seine Gedanken. Es beruhigte sich. "Dann nehme ich dieses Amt an. Ich bin froh der Domäne so dienen zu können."

Livias Augen glühten freudig auf. Wenn es gelingen würde, dass Brimir sie beide als Liktoren etablierte...
Womöglich andere Liktoren aus dem Amt entfernt würden...
Hätte das Rudel eine exklusive Aufgabe. Recherche und Rechtsprechung in einem...
Und da Livias Zugehörigkeit bisher unbekannt war...

Brimir nickte zuversichtlich. Damit war Arash der Weg zur Geißel nicht verbaut. Aber Brimir wusste, dass die Geißel sich mehrfach beweisen muss, um als solche Anerkannt zu werden. Und der Weg war lange.
"Ich werde die Ernennung dann zeitnah verkünden." Es war Brimirs Entscheidungsgewalt Liktoren zu ernennen, die Aurore ihm auf dem Hof gegeben hatte. Wieder wanderte der Blick zu Livia. "Wenn es sonst nichts mehr gibt?" Vermutlich die letzte Chance heute Abend noch ihren Gefallen einzulösen. Oder war es doch besser zu warten?

Jetzt wo Arash gesprochen hatte, sprach auch Livia.
"Verehrter Brimir, auch mein Ziel ist es, euch verbunden zu sein und der Domäne zu dienen.
Ernennt mich zur Liktorin, verehrter Brimir. Ich bitte euch.
Es wäre mir eine große Ehre und sicherlich ein guter Weg die Jagd auf eine Art und Weise kennen zu lernen...
Die gründlich genug ist, nicht die gleichen Fehler wie unsere Beute der letzten großen Nacht zu enden..." Sprach sie mit Bedacht.
Heute hatte der Blutvogt sie in einer Art geschlagen, aber er hatte sie auch gewonnen und sie hoffte ebenso, in dieser Nacht mehr als nur etwas gewonnen zu haben.
Auch wenn damit wohl erneut ein Tanz auf heißer Klinge beginnen würde.

Hatte er sie wirklich geschlagen oder nur vor eine Wahl gestellt? Oder aber hatte er sie mit diesem Zug auf die Welt da draußen vorbereitet... auf das, was sich mit dem Alter immer enger um den Hals der Kainiten zog? Hier ging es immerhin um ein Amt in den Diensten ihrer Majestät... um Befugnisse, die viele Andere nicht hatten. Um einen Gewinn von Macht. Und eben jene wurde nicht einfach verschenkt.
"Gut. Dann werde ich euch Beide ernennen. Meldet euch bei Amalia oder Ajax unterstützt sie... vor Allem die Mellisiden machen mir momentan Sorgen... ... und ich will den amtierenden Capitano de la Cita verschwinden sehen. Er ging mir schon zu Melissas Zeiten auf die Eier. Zu Alt... zu wissend... eine Gefahr für uns Alle."

Livia nickte.
Dann erhob sie sich langsam. Schon davor hatte der Blutvogt das Gespräch als dem Ende zuneigt betitelt, Arash hoffte sowieso noch auf eigene Zeit, sie würde sie ihm gewähren wollen.
"Habt dank, verehrter Blutvogt.
Es wird mir eine Ehre sein."

"Ich bin mir sicher, dass ihr Beiden dem Amt mehr Ehre machen werdet, als die Auserwählten Mailands. Möge die Jagd stehts mit dir sein, Livia. Arash... begleitest du mich? Wir haben Beute zum Vergraben." Und damit etwas Zeit für sich.
Livia verneigte sich noch einmal tief und nickte Arash danach mit einem herzlichen Lächeln zu. Dann ging sie ihrer Wege in die Nacht. Breit grinsend, wie eine Schlange.

Arash erwiderte das Nicken ernst aber feierlich und verabschiedete so seine Jagdschwester. Dann wandte er sich wieder seinem ältesten zu. "Ja. Ich folge euch." Bestätigte er.
Mit diesen Worten verschwanden die beiden Gangrel in der Dunkelheit des Langhauses, während die Szene endgültig verlies.
Es ist das Tier in mir!
Es weckt die Gier nach dir!
Hab dich zum Fressen gern!
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