[Fluff] Die Welt ist im Wandel, das Mädchen ist im Wandel [Angelique]

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Angelique
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[Fluff] Die Welt ist im Wandel, das Mädchen ist im Wandel [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Zaghaft wagte sich das kleine Ungeheuer wieder ans Mondlicht. Wie im Fieberwahn oder in einem verstörenden Traum wandelte es durch die Strassen.
Eine Menschengeneration nur hatte das bluttrinkende Ding verschlafen und doch war in diesen Jahren soviel geschehen, dass es Genua nicht wiedererkannte.

Keine sarazenischen Piraten stutzten mehr mit sporadischen Überfällen den Wildwuchs des aufstrebenden Städtchens. Im Gegenteil neben vielen neuen eigenen Schiffen, die beladen mit Kostbarkeiten anlandeten und ablegten, sah das tote Kind nun einen riesigen Wald aus Masten im großen Hafenhalbrund, der Schiffen aus Almafi, Pisa und Byzanz und noch anderen fernen Orten gehörte.

Angelique, der kleinen Vampirin, wurde schwindelig. Die kargen Bergwälder ringsum waren wieder wie in römischer Zeit Terrassenfeldern und Obstgärten gewichen, während die Bäume selbst kahl und mit bunten Laub aus Segeltuch aufs Meer gewandert waren.

Die elenden Bruchsteinhütten waren gut gemauerten Häusern gewichen und die Kopfsteinversiegelung der Strassen kroch wie eine ansteckende Hautkrankheit auch in die verwinkelten Gassen.

Großäugig staunend und unsichtbar huschte das kleine untote Mädchen durch die Menge der Menschen, die um ein vielfaches angeschwollen war und selbst in tiefster Nacht die Stadt zu einem berstenden geschäftigen Ort machte.

Die Raubtiersinne des monströsen Kindes wurden mehr als einmal überlastet bei all den Gerüchen, Geräuschen und ungewohnter Vista.

Angelique war so traurig gewesen und wollte eigentlich nur den Morgenaufgang am Hafen erwarten, um mit ihrer Suche nach Alerio und Roger auf der anderen Seite zu beginnen. Aber nun kehrte ihre Neugier zurück und das kindliche Staunen über all die neuen hohen Geschlechtertürme, deren Baustellen die Stadt überzogen, die exotischen Waren an den Ständen und die geheimnisvollen Geschichten, die die Heerscharen der Reisenden kennen mussten.

Da begriff sie in einem Moment der Klarheit, dass es noch so viel zu lernen gab. Und so viel zu leiden.
Sie griff in die Gischt der Brandung am Kai und bildete sich ein, die Nebelgrenze zum Jenseits zu fühlen, wo Roger und Alerio auch nach ihr griffen. Aber sie würden warten müssen. Es gab noch so viel zu erfahren, was man in den Hades mitnehmen würde.

Lillith und Malkav, die Götter von Erde und Mond, waren noch lange nicht fertig mit ihr. Die Sonne des erbarmungslosen Gottes hatte zu warten und ohnehin keine Macht hier im Reich der Dunkelheit.

Angeliques helles, befreites Gelächter erklang und huldigte dem Auge Malkavs.Ihre nackten Füsse schnitten sich an den scharfkantigen Steinen der Felsen und ein bisschen Blut und Schmerz versickerten auf den dürstenden Steinen Genuas und huldigten der Lillith.
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
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