[Fluff] Das Tier in mir...erwacht? [Arash]

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Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Arash
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[Fluff] Das Tier in mir...erwacht? [Arash]

Beitrag von Arash »

Die erste Nacht.

Der Felsen war etwa sechs Meter hoch. Nicht sonderlich hoch und recht einfach zu erklettern gewesen. Der Wald war ansonsten dunkel und still. Nur eine Eule saß im Geäst eines der Bäume neben ihm. Er wartete…das Tier wartete…die Eule wartete. Würde er noch leben hätte er den Atem angehalten, während um ihn herum die Welt scheinbar dasselbe tat.
Dann flog die Eule los. Seine Augen verengten sich und beobachteten die Bewegungen bis ins kleinste Detail. Den Flügelschlag. Wie die Beine angewinkelt wurden, die Streckung des Körpers. Kurz schloss er die Augen und dann sprang er. Breitete die Arme aus, schlug damit. Wie es die Eule getan hatte, winkelte die Beine an und streckte den Oberkö…
Unsanft krachte sein untoter Körper auf den Waldboden. Wäre er noch lebendig gewesen hätte er sich sicher etwas gebrochen und die Luft wäre ihm aus den Lungen gepresst worden. Aber glücklicherweise war dies nicht der Fall. Knurrend rappelte er sich wieder auf, während die Eule über ihm lautlos landete und ihn auslachte. Das hämische Shuhuen der Eule hätte kein anderer Kainit verstanden, aber durch seine enge Verbindung mit den Tieren verstand er ihre Häme durchaus. Knurrend sah er zu dem Vogel hoch, trat mit aller Gewalt gegen den Baum und verschwand dann in der Nacht.


Eine Andere Nacht.

Wolkenfetzen jagten über den Nachthimmel, während der Bär langsam auf den schnell fließenden Fluss zutrabte. Kalter Wind pfiff über die Ebene und brach sich an den vereinzelten Findlingen. Ungemütlich war es und das, obwohl es Vollmond war. So konnte man zumindest etwas sehen.
Neben dem Bären ging eine schmale Gestalt. Am Fluss angekommen ging der Gangrel in die Hocke und beobachtete den Bären, der wiederum das Wasser beobachtete. Eine ganze Zeit lang saßen die Beiden so nebeneinander, ohne dass etwas Besonderes geschah. Dann plötzlich schoss der Bär vorwärts und tauchte zur Hälfte ins Wasser ein. Als er wieder hervorkam hatte er einen stattlichen Lachs im Maul. Arash betrachtete das Tier erneut eingehend und sah dann selbst in die Fluten. Seine Augen verengten sich und er konzentrierte sich, um den Schatten eines vorbeischwimmenden Fisches wahrnehmen zu können. Er hob die Hand und langsam verformte sich sein Fleisch zu einer langen Klaue, die fast so groß war wie die Pranke eines Bären.

DA! Die Klauenbewehrte Hand schoss ins Wasser und tauchte ohne Beute wieder auf. Nicht schnell genug. Er knurrte. So würde das nicht funktionieren. Er ging näher heran und tatsächlich beim zweiten Mal schaffte er es. Der Fisch flog in hohen Bogen durch die Luft und landete zappelnd vor dem Ghul, welcher das Mahl fragend betrachtete. Auf Arashs nicken hin begann er den Fisch zu fressen und Arash machte weiter. Holte einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser, die er alle dem Bären überließ. Er selbst wollte nur Fischen.
Es ist das Tier in mir!
Es weckt die Gier nach dir!
Hab dich zum Fressen gern!
Kannst du mein Verlangen spürn?
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Arash
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Re: [Fluff] Das Tier in mir...erwacht? [Arash]

Beitrag von Arash »

Die letzte Nacht

Wochen? ... Monate?...er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Er hatte sich immer weiter in die Wildnis zurückgezogen. Abseits der Stadt Tiere beobachtet, verfolgt, getötet. Der Luchs den er aufgespürt hatte war ihm überlegen gewesen. Er hatte nicht mit der Wendigkeit und der Stärke gerechnet und nur, weil er seine eigenen Fähigkeiten mit Blut gestärkt hatte, war er als Sieger aus diesem Duell hervorgegangen. Aber gelernt hatte er dabei viel. Wie bewegte sich die Raubkatze. Wie Kämpfte sie, wie flüchtete sie…wie starb sie.

Nun stand er wieder hier. Zwischen den Bäumen in der Dunkelheit. Seine Augen waren geschlossen. Der Kopf gesenkt. Die Ohren waren gespitzt. Er horchte auf die Geräusche seiner Umgebung. Das Rauschen des Windes in den Blättern. Das Rascheln von kleinen Tieren im Unterholz. Jede Bewegung um ihn herum verursachte ein Geräusch. Seine Ohren nahmen es auf und kreierten in seinem Kopf ein Bild dieses Geräusch und von dem was es verursachte. Es war sein eigene Art der Wahrnehmung.
Da war das kaum hörbare Kratzen von Klauen auf Holz…nicht Klauen…Krallen. Sie war wieder da. Seine Augen öffneten sich und sein Blick fiel auf das stolze Tier, welches in einiger Entfernung auf einem Ast saß. Es spürte ihn das war ihm klar. Ohne weitere Vorwarnung schoss er nach vorne. Die Eule flog mit einem panischen Krächzen auf und flatterte vor ihm durch den Wald. Kurz darauf ging sie in den Schwebeflug über. Dies war der Grund weswegen sie als lautlose Jägerin galt.
Seine Zunge glitt über seine Lippen. Er schlug mit den Armen, versuchte an Höhe zu gewinnen. Aber seine Füße verließen den Boden nicht. Nicht endgültig. Wütend knurrte er, aber die Eule segelte einfach weiter.

Der letzte Baum wich zurück, die Eule vor ihm. Sie glitt weiter und seine Augen waren nur auf das Tier gerichtet. Vor ihm breitete sich der Ozean aus. Es kribbelte in seinem Rücken, Aus dem Augenwinkel sah er schemenhafte Schwingen. Gehörten die ihm? Noch ein bisschen schneller. Ein kleines bisschen noch. Seine Schritte wurden federnder, schneller, höher, weiter. Nur noch ein kleines bisschen. Ein Schritt noch!

Dann fiel er. Da war kein Fels mehr. Die Klippe hatte ein Ende gehabt und er war darüber hinaus. Über ihm kreiste die Eule am Himmel. Diesmal hörte er sie nicht. Nur noch das Rauschen des Windes in seinen Ohren und das Röhren der Brandung unter ihm. Er würde auf die Felsen am Fuß der Klippe aufschlagen. Das würde selbst für seinen Körper nicht leicht zu verkraften sein. Aber noch gab er nicht auf. Das Gefühl nah dran zu sein, war immer noch da. Er drehte seinen Körper, breitete die Arme aus. Immer näher kamen die Felsen. Die Gischt spritzt bereits bis zu ihm hoch. Nein er würde nicht an den Felsen zerschellen. Wo waren die Schwingen? Sie waren nicht da. Frustriert brüllte er seine Wut, seinen Zorn, seinen Überlebenswillen in den Wind und dann geschah es.

Er spürte wie sein Körper sich verzog. Der Hals wurde länger, die Knochen leichter, Federn sprossen aus seiner Haut, die Beine winkelten sich an, wurden dünn. Das Gesicht verzerrte sich ebenfalls. Die Augen wanderten an die Seite. Der Mund wurde zu einem Schnabel und die Nase verwand.

Seine Flügelspitzen schnitten durch das Wasser des Meeres, während er selbst über die Wasseroberfläche segelte. Er flog! Endlich. Mit einem schrei des Triumphs schlug er mit den großen Schwingen und schwang sich in den tiefschwarzen Nachthimmel und in die brodelnden Wolken über der schwarzen See.
Es ist das Tier in mir!
Es weckt die Gier nach dir!
Hab dich zum Fressen gern!
Kannst du mein Verlangen spürn?
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