[Fluff] Alleine unter Tieren [Brimir]

Geschichten über Monster

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Brimir
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[Fluff] Alleine unter Tieren [Brimir]

Beitrag von Brimir »

Ihr Lachen und ihre Rufe drangen an mein Ohr. Dieses Mal hatten sie sich etwas Besonderes einfallen lassen, um sich miteinander zu messen. Meine Augen waren verbunden worden und meine gesamte Ausrüstung, inklusive der Kleidung lag Abseits des Feldes, säuberlich gestapelt. Und daneben lag das, was meine Schwester an dem Abend getragen hatte. Daneben die Sachen von Archibald und Nunzio. Zumindest die Lendenschürze hatten die Beiden wieder angezogen, nachdem Folda und ich sie in diesem Duell bezwungen hatten. Wir Sieger jedoch standen noch immer nackt auf der Lichtung, in deren Mitte ein Feuer brannte. Einzig eine Axt führte jeder von uns Beiden. Mit einem Seil waren wir am jeweils rechten Fuß miteinander verbunden und die Wunden aus den vorhergehenden Kämpfen zierte unsere Haut. Es war heute Abend erst gestattet sich zu heilen, wenn die Kämpfe beendet waren. Und die einzigen Sinne, die uns blieben waren Gehör und Nase, neben dem Seil an unseren Füßen. Jede falsche Bewegung würde dem Anderen verraten, wo man war. Und gerade die verbleibenden Sinne waren meine besten Vorteile, die ich hatte. Das Biest in meinem Inneren hatte Gehör und Nase schärfer gemacht, als es bei anderen Kainiten der Fall war. Wäre Folda ein Mensch, würde ich sie sicher atmen hören... und sie besiegen. Doch sie war kein Mensch. Doch dann hörte ich das Sausen ihrer Axt und ich duckte mich. Sie musste gespürt haben, wie sich das Seil bei meinem Schritt bewegt hatte. Die Spiele waren eröffnet.

Später saßen wir am Lagerfeuer. Noch immer waren die Striemen des Kampfes auf unserer Haut zu erkennen, aber die Wunden heilten mit jedem Moment mehr. Wir lachten und tranken Blut aus Hörnern. Folda saß auf meinem Schoß und wir schmiegten unsere Haut aneinander. Diese Momente waren so selten geworden, seitdem wir zu Kains Einherjer geworden sind, seit dem Kuss, wie andere Kainiten es nennen. Für uns war es der erste Schritt nach Walhalla. Diese Nähe empfand ich nur im Rudel. Hier waren wir das, was einer Familie am nächsten kam. Dies war der Abend an dem Nunzio uns seine erste Geschichte erzählen durfte. Er hatte sich gut geschlagen im Kampf gegen mich, aber er war noch zu jung, um wirklich eine Chance gehabt zu haben. Und auch, wenn wir den Italiener streng nach den Werten unserer Heimat erzogen, war er doch kein Nordmann. Aber vielleicht würde er eines Tages einer werden. Er erzählte uns von seinen ersten Nächten in der Dunkelheit und ich erkannte Böggvirs Art wieder. Er hatte seine eigene Methoden, um würdige Gangrel zu finden. Ich habe es am eigenen Leib erfahren. Und doch war es der Geruch von Folda, der sich mir in Erinnerung brannte und die Kälte ihrer Haut auf der meinen.

Brimir saß alleine an der Glut des restlichen Feuers in diesen fremden Wäldern. Gedankenverloren stocherte er mit einem Stock in der Asche herum, während er sich diese Geschichte im Geist erzählte. Es war einfach niemand da, mit dem er sie teilen konnte. Hier war er alleine und dieser Gedanke zeriss ihn innerlich. Was wäre, wenn die drei wirklich vernichtet worden waren? Wie würde er weiter machen? Würde er jemals wieder so etwas finden, wie mit seinem Rudel? Oder wäre er für immer alleine?

Plötzlich sprang er auf, drehte sich um und rannte tiefer in den Wald. Und es war so, als würde er diesen Gedanken davon laufen können. Denn hier war er frei... dachte er.
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Brimir
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Re: [Fluff - Brimir] Alleine unter Tieren

Beitrag von Brimir »

Sie sind Eins, der Gangrel und sein Tier.

Am Anfang war es eine Überwindung bloß das Gebäude zu betreten. Auch, wenn das Tier noch nie dort war, wusste es aus der Erfahrung des Gangrel, als er noch Mensch war, was hinter der Türe lauerte. Es erkannte die gefahr und als Brimir die Hand auf die Türe legte, bäumte es sich in seinem Geist auf. Doch der Gangrel würde sich nicht davon beindrucken lassen. Er selbst wusste, dass die Gefahr, so groß sie auch für das Tier schien, am Ende gar nicht so gefährlich war.

Es hat die Kontrolle über den Körper.

Schwer fühlte sich die Bewegung an, als Brimir die Türe aufstieß. Während sein Blick durch den Raum fiel, wurde die Bestie wilder. Und doch schaffte das Tier es nicht die Ketten zu sprangen und zu fliehen. Brimir ließ es nicht los. Warum auch? Er wusste, dass es nicht einfach werden würde und er sich und das Tier ersteinmal gewöhnen musste, wenn sie hier die Nächte verbringen würden. Und das würden sie.

Er hat die Kontrolle über den Geist.

Langsam machte er Schritt für Schritt hinein und betrachtete sein Umfeld. Es war das erste Mal seit dem Kuss, dass Brimir an einem solchen Ort war. Das Bernstein seiner Augen wanderte neugierig über die metallenen Oberflächen und das schwere Werkzeug. Ja. Das hier würde ihm gut tun und für etwas Ablenkung sorgen. Seine Hand streckte sich nach einem Hammer aus, der an der Wand hing. Er hielt ihn prüfend vor sich und versuchte wieder ein Gefühl dafür zu bekommen. Doch zu Brimirs Entsetzen war da kaum etwas an Erinnerung. Das Tier lehnte sich abermals auf, als seine Augen auf die Glut fielen, dass in der Esse loderte und Brimir wurde klar, dass er nicht nur mit der Bestie üben, sondern auch seine Fähigkeiten erneuern musste, die all die Jahre geschlafen haben. Der Schmied musste wieder geweckt werden und am Ende...

...sind sie Eins, der Gangrel und sein Tier.
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Re: [Fluff - Brimir] Alleine unter Tieren

Beitrag von Brimir »

Was habe ich getan? Ich hätte damit rechnen müssen.

Er sagte mir, dass ich die Drei zu der Höhle bringen soll. Das habe ich getan, wie ich jeden seiner Befehle umsetze. Und doch blieb ich am Ende in der Nähe.

Sie kamen nur Minuten später. Fackeln erhellten den Wald und er führte sie hinab in die Höhle, weil er genau wusste, was dort auf sie wartet. Er zeigte keine Gnade, gegenüber den Heiden. Ich hörte seine Worte und wusste, was sein Plan war. Drei Unschuldige fallen seinem Plan zum Opfer. Sie hatten doch Nichts damit zu tun. Und ich? Ich habe sie in den Tod geschickt, ohne es zu wissen.

Ich sehe noch immer den Gesichtausdruck von Luigi, als er aus der Höhle rannte. Um sein Leben war er gerannt, doch mein Herr hat seine Schützen gut ausbilden lassen. Er brauchte bloß einen Pfeil. Einen einzigen. Und ich erinnere mich im Traum an diese Augen mit der Luigi mich ansah, während das Leben aus ihnen wich.

Und er? Er wird als Held gefeiert, weil er das Mädchen aus den Händen der Heiden rettete. Aus den Händen dreier Männer, die nicht einmal wussten, dass wir dort unten diesen Opferschrein aufgebaut haben, das Blut von Tieren vergossen und das Mädchen über fast 2 Wochen dort vorsorgten. Sie wussten es nicht. Ich wusste es nicht, was er vor hat.

Mögen die Götter mir meine Schuld vergeben.
Mit zittrigen Händen nahm Grimsteinn den Brief, den er mit kantiger Schrift, in mühevoller Arbeit zusammen geschrieben hatte. Noch einmal laß er die Zeile und Tränen rannen über seine Wangen und tropften auf die Tinte, ehe er das Papier dem Feuer übergab. Möge niemand als die Götter seine Zeilen je lesen.
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Re: [Fluff - Brimir] Alleine unter Tieren

Beitrag von Brimir »

Enrico Armatio ist der Name, der in dieser Woche in aller Munde ist. Anscheinend hatte sich der Held von Luccoli und Broglio nicht so recht wohl in seiner neuen Rolle als Anführer einer ganzen Miliztruppe gefühlt, denn nach einigen Jahren bestimmte er einen Vertreter, dem er die meisten seiner Geschäfte übergab. Einzig die Ausbildung lag noch in der Hand des Kriegers aus dem Norden. Doch zunächst musste Enrico sich in den Augen des Wikingers beweisen, wie es schien. Drei Abende lang, herrschte Ausnahmezustand in Luccoli. Die ganze Miliz war zusammen gekommen, um Zeuge der Prüfungen zu werden.

Am ersten Abend stand ein Test des Vertrauens an. Hierfür wurden Enrico die Augen verbunden und er musste sich zunächst von einem Stein fallen lassen in die Arme seiner Jungs, dennen er sein Leben anvertraute. Dann bekam der junge Krieger verschiedene Dinge in den Mund gelegt, welche er zu sich nehmen musste. Man sagte, dass da von Spinnen bis Schweineblut so einiges ekliges dabei war, aber er hatte alles gegessen, was man ihm vorsetzte. Als Letztes musste der Milizionär barfuß durch ein Labyrint aus spitzen Steinen und Klingen gehen, allein auf Anweisung seines Hauptmannes.

Am zweiten Abend folgte ein Test der Diziplin. Ersteinmal wurde wild getrunken und gefeiert. Um zu zeigen, dass man auch betrunken noch nen wachen Geist hat, wurden verschiedene Entscheidungen, die man als Hauptmann treffen musste, durchgespielt. Anschließend bekamm Enrico ein nordisches Mittel, um für den kommenden Test den Verstand wieder vollends zu wecken. Er musste sich mit freiem Oberkörper auf den Boden legen und ihm wurde ein schwerer Stamm auf die Brust gelegt, unter dem er jetzt eine Stunde verharren sollte, ohne einen Ton von sich zu geben. Um zu beweisen, dass ein Hauptmann nur das von seinen Männern verlangen sollte, was er selbst auch von sich verlangte, legte sich Brimir daneben und verharrte unter einem eigenen Stamm. Die Männer staunten nicht schlecht und feierten jede Zeitansage mit lautem Gestampfe und noch mehr Alkohol. Erst recht, als Enrico die Stunde überstanden hatte.

Der Holmgang war der Inhalt des letzten Abends und auch, wenn Brimir Enrico am Ende schlug, so nickte er schließlich und verkündete, dass Nichts dagegen sprach, seine Vertretung in die Hände des Geprüften zu übergeben. Um den Pakt zu besiegeln schlossen die Beiden an dem Abend noch angeblich Blutsbrüderschaft und alle Mann feierten bis in die frühen Morgenstunden ihren neuen Vorgesetzten.
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Re: [Fluff - Brimir] Alleine unter Tieren

Beitrag von Brimir »

Laufen. Ich muss laufen. Laufen mit den Tieren des Waldes und den Wölfen des Mondes. Ich folge ihren Fußstapfen im Morast und gehe auf die Jagd. Sie folgen den Spuren, die ich im Dreck für sie hinterlasse. Und dann schnappt meine Falle zu und meine Krallen versinken in ihrem... Fleisch... seinem Fleisch... ich werde ihn töten, weil er in mein Revier eingedrungen ist... diesen Bastard, der mein Rudel umbrachte und jetzt mich töten will. Meine Krallen sind stärker als seine... ... was?! Was ist mit meinen Krallen? Warum kann ich sie nicht... wo bin ich?

Ketten. Ich spüre sie. An meinen Händen und Füßen. Ich kann mich kaum rühren. Blut. Der Geschmack von Blut liegt auf meiner Zunge. Wässrig, wie das von Tieren. Nicht so voll, wie das der Menschen. Und dann schmecke ich das Blut von... ihm. Ich kenne den Geschmack von seinem Blut. Es ist so gut, wie nichts Anderes, dass ich schmecken durfte und ich will immer mehr. Doch das Blut versiegt und sein Geruch liegt mir noch immer in der Nase. Der Schmerz. Die Dunkelheit, die mich umfing, bevor ich hier war. Ich schlage meine Augen auf, um ihm seine raus zu reißen. Doch wieder sind es die Ketten die mich halten und ich bringe nicht dir Kraft auf sie zu zerreißen.

Ihre Stimmen dringen an unser Ohr. Ich verstehe sie. Sie sind drei... vier... fünf. Er ist dabei. Wieso hat er mich nicht getötet? Warum sperrt er mich hier ein und drängt mich in die Ecke. Weiß er nicht, wie gefährlich das ist? Ich kreische und wenigstens einer von ihnen scheint soetwas, wie Angst zu haben... weicht zurück. Ich sehe es in seinen Augen. Und ich rieche die Furcht in seinem Schweiß. Menschenkind. Kein Monster, wie ich oder... er! Der Eine starrt mich auf seine ekelhafte, hochnäsige Weise an, als sei ich... ... ich bin das Monster, dass er in mir sieht. Monster. Das Tier und das Monster. Ich und sie, wir sind das Monster. Und der vierte Mann? Er steht so abseits, als hätte er Nichts damit zu tun. Und doch beobachtet er mich genau. Ob er mich tötet, wenn ich mich losreiße? Alles ist besser, als hier zu sein. In diesem Gefängniss, angeleint. Kein Mond, den ich anheulen kann. Keine Sterne, dich mich bis ans Ende der Welt tragen. Ich will frei sein... oder sterben. Jetzt. Ich will nicht bei ihr sein, die Frau mit den drei Augen, die mich anstarrt, als würde sie die Seele des Monsters in mir sehen.

Sie stellen mir Fragen, doch es will nicht, dass ich antworte. Ich will es nicht. Reiße an den Ketten. Sie sprechen Sprachen, die ich nicht verstehe.Und dann will er mit das Tier miot mir reden, woe es nur Tiere können. Aber ich will nicht. Ich habe hat Angst... bin wütend über die Niederlage. Knurren, Fauchen. Das ist die Antwort, die er bekommt. Sie drohen mir mit Schmerz. Ich werde ihnen zeigen was Schmerzen sind, wenn sie mir zu nahe kommen. Ihnen allen.

Aber dann. Das Auge der Frau beruhigt mich. Und... dieser Hochnässige... ich kann mich seinem Befehl nicht wiedersetzen. Meine Gedanken auf seine Fragen werden so klar, wie schon lange nicht mehr. Ich sage ihnen, was sie wissen wollen. Ich sage ihnen was ich weiß. Erzähle von Fulk und, dass ich ein Monster bin. Der Jäger scheint unzufrieden mit dem was ich sage. Den Anderen ist es scheinbar egal. Dann nennt der Jäger mir drei Namen. Doch ich kenne sie nicht. Habe sie nie gehört. Sie wissen wohl nun, was sie wissen wollten. Dann kehrt mein Geist zurück in den Wald und ich habe Hunger. Hunger. So viel Hunger.

Ich will wieder jagen. Ich will frei sein. Er geht als Letzter und sieht mich nochmal an. Ist das Mitleid in seinen Augen? Nein. Soetwas kennt das Tier nicht und er... ist wie ich. Nur noch nicht so weit, dass er das Monster in sich versteht. Er wird es lernen. Dann geht er. Als letzter. Und für mich bleibt nur... Dunkelheit... und Hunger. Ich heute einen Mond an, den es hier drinnen nicht mehr gibt.
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Re: [Fluff - Brimir] Alleine unter Tieren

Beitrag von Brimir »

Immer und immer wieder schlug der Hammer auf das glühende Eisen. Funken sprühten in der Dunkelheit, die in der Schmiede herrschte, einzig von der Glut der Esse erhellt. Und das Flackern der Flammen spiegelte sich auf den elfenbeinfarbenen Fängen des Mannes, der den Hammer schwing. Unmut war in seinem Gesicht zu erkennen und auch in den Fenstern seiner Seele, die das Feuer ebenso reflecktierten. Er haderte mit sich bei jedem Schlag. Es stand so Vieles auf dem Spiel bei der Frage nach der Entscheidung. Es gab so Vieles abzuwägen und der Klang von Metal auf Metal machte seine Gedanken klarer. Er formte seine Entscheidung Stück für Stück, genau, wie den Stahl.

Eine Entscheidung musste her und sie musste härter sein, als jede Klinge. Doch, wie soll man Entschlossenheit zeigen, wenn beide Wege, die man gehen kann gespickt waren mit Kompromissen? Die Entscheidung zwischen dem, was man für tuen wollte und dem, was richtig für das Rudel war. Freiheit oder Familie? Bindung oder endlose Suche?

Die Hiebe auf den Rohling wurden immer Kräftiger. Die Qualität einer Waffe lag an dem richtigen Gespür im richtigen Moment. Das Gesicht des Gangrel verzog sich immer mehr zur Fratze, während der Stahl Form annahm. Eine Klinge, ein Dolch. Und als das glühende Metal in das Wasser gehalten wurde und feiner Dampf aufstieg, verschwand der Groll aus den Augen. Geformt, gehärtet. Die Entscheidung stand. Er würde es tun... für das Rudel.
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Re: [Fluff - Brimir] Alleine unter Tieren

Beitrag von Brimir »

Sie hatte es mir erlaubt. Ich war am Ende noch einmal bei ihm; sagte ihm, dass sein Flehen um den Tod erhört worden war. Ich habe ihm gesagt, dass er Recht hat, wenn er sich selbst als Monster bezeichnet. Trotz des gemeinsamen Blutes und der Möglichkeit, dass er mein Neffe sein könnte, gab es einen markanten Unterschied: Er hat die Kontrolle über das Tier verloren. Es war nicht länger Jagdhund, sondern Herr über den Jäger. Er war eine Gefahr für jeden Menschen und jeden Vampir in Genua. Seine Reaktion bestand, wie so oft aus Fauchen und Bellen, aus Knurren und Keifen.

Schwere Eisenketten hielten den Wahnsinn in ihm im Zaum. Seine Hände waren auf den Rücken gebunden und am Halsband fixiert. Seine Füße waren zusammen gebunden und so blieb den Wachen Nichts übrig, als ihn über den Boden zum Turm zu schleifen. Vielleicht war es das Grollen in meiner Kehle, das sie daran erinnerten einen Todgeweihten vor sich zu haben. Diese Grausamkeit war unnütz und selbst er verdiente in dieser Nacht, seiner Letzten, etwas Würde. Sie lösten die Fußfesseln nur ein wenig und ich zog ihn auf die Beine. Nicht Mitleid trieb mein Handeln, sondern Respekt - vor einem Kämpfer und vor dem Blut Ennoias in seinen Adern. Am Ende waren wir alle doch bloß Gangrel.

An dem Kastellturm angekommen, schoben sie ihn in einen Käfig und zogen ihn langsam hinauf. Meine Augen lagen jede Sekunde auf den Seinen. Anwesende Vampire waren bereits gegangen und nur der Allesfresser und seine Wachen verharrten neben mir. Sie fragten, ob ich nicht auch gehen wolle, doch mein Schweigen strafte ihre Unwissenheit. Selbst das Tier in mir blieb ruhig, während im Osten die Sonne langsam empor zu steigen drohte. Ein Bild, dass ich schon lange nicht mehr gesehen habe und doch nie vergessen werde. Genauso wenig, wie ich seinen Blick vergesse, der aus Angst, Wut und einer Spur Dankbarkeit bestand.

Ich bekam seine lauten, weinenden Schreie nicht mehr mit, als die Sonnenstrahlen ihn trafen. Mein Körper versank im letzten Augenblick im Erdreich und der Schlaf umfing mich. Das Tier wusste, dass ich das tun würde und so ließ es mir diese Augenblicke des Schweigens.

Als ich am nächsten Abend erwachte und den Dreck von mir klopfte, sah ich, dass sie seine Asche noch nicht fort getragen hatten. Am Turm hing noch immer der Käfig. In einigen Stunden werden sie die Überreste holen und mir übergeben. Es ist Zeit, dass ich mich fertig mache und mich mit den Anderen treffe, sonst komme ich zu spät zum Hoftag und der Ehrung meiner Jagd. So endet die Geschichte von einem Jäger und seiner Beute. Ein Ende, dass nicht einmal vor dem eigenen Blut halt macht. Doch wirklich erfolgreich würde ich die Jagd nicht bezeichnen. Zu Vieles ist noch offen. Zu Viele losen Enden sind dazu gekommen. Also... jagen wir weiter.
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Re: [Fluff - Brimir] Alleine unter Tieren

Beitrag von Brimir »

In Kooperation mit Hauke :)

*****

Mit jedem Schlag der großen Kirchenglocke strömten mehr Leute auf den bereits bis zu den Ausläufern gefüllten Dorfplatz. Luccoli war einfach nicht für solche Menschenansammlungen gemacht. Jedoch waren nicht die Menschen Luccolis das Problem. Es waren die aus Genua und allen umliegenden Dörfern. In kleinen und großen Grüppchen hatten sie sich seit dem Morgen in Richtung Luccoli aufgemacht. Männer, Frauen, Kinder. Wer noch laufen konnte und nicht irgendeiner wichtigen Arbeit nachging war gekommen. Man munkelte sogar, dass in Ravecca viele Kneipen geschlossen hätten, da sie ohnehin mit keiner Kundschaft rechneten.

Der Grund für den Menschenauflauf war rasch ausgemacht: ein hölzerner Podest, mit einem frisch geschreinerten Galgen auf der Mitte des Dorfplatzes, welcher nun von den tapferen Männern der Milizen von Luccoli, Domus, Broglio, Platealonga und Raveccha abgesperrt wurde. Er war erst gestern fertig gestellt worden. Extra für den Bischofsmörder hatte der Hauptmann der Miliz Luccolis einen Schreiner aus der Stadt beauftragt.

Der Bischofsmörder. Sein Name war in aller Munde: Maximinianus. Man sagt er wäre in der Nacht bevor der Bischof ihn verdammte bei diesem gewesen, habe ihn bereits damals ermorden wollen, doch Jesus rettete den frommen Romperto und der Dämon musste, wie eine riesige Fledermaus fliegend in die Nacht entfliehen. Danach hatte er beinahe jedes Verbrechen begangen welches die Stadt hergab. Für den Brand in der Bäckerstube des warzigen Eugen war er genauso schuld wie für den Sturz der hundertjährigen Enna am Rande des Hafens. Einen leibhaftigeren Satan, der die Mörder des geradezu heiligen Bischof Rompertos dazu verleitet hatte den gerechten Mann zu ermorden, sah man nicht alle Tage. Was auch erklärte weshalb so viele gekommen waren um seiner Hinrichtung beizuwohnen.

Seit gut drei Wochen machte sich die Nachricht unter den Waschweibern, den Hafenschenken, den Arbeitern und den Bettlern breit: Maximinianus war gefasst. Die Miliz Luccolis, hatte ihn in flagranti dabei erwischt, wie er versuchte das Neugeborene des lachenden Vatimos bei lebendigem Leibe zu verspeisen.

Und nun wartete die Meute auf den Moment, da man ihn auf den Dorfplatz brachte. Es verging der letzte Schlag des Turmes, als man den Dämonen endlich Angesicht wurde. Faules Obst, Scheiße und Steine flogen in hohen Bogen in Richtung des Bischofsmörders, welcher von vier Auserwählten Luccoli-Milizionären begleitet wurde. Sein Blick sprach Bände von Hass und Abscheu. Er würde sie fressen, einen jeden von ihnen. Der Teufel zerrte an seinen schweren Ketten und spuckte in die Menge. “Verdammt… ich verdamme euch alle. Das Ende der Tage ist gekommen und ihr werdet Opfer seines Zorns, wenn der wahre Herr Luzifer sich aus seinem Gefängnis erhebt und die Menschheit verspeist! Ich verfluche einen jeden von euch. Bei Krähenfuß und Froschgebein! Hass wird über euch kommen und Tod!”

Wie auf ein stilles Zeichen hin durchbrach die wütende Menge die Kette der Milizionäre auf dessen letzten Metern zum Podest. Nichts konnte ihre Wut auf den Teufel bremsen, selbst die nahende Hinrichtung nicht. Sie würden Selbstjustiz üben für all jene, die durch die Hand von Maximinianus gestorben waren. Sie würden ihm keinen gnädigen Tod gönnen, denn dieser Mann hatte selbst nie Gnade gewährt. Hände griffen von allen Seiten nach dem Leib des Mannes. Die Milizionäre stellten sich dem Volk nicht entgegen. Sie sahen die Sinnlosigkeit in ihren Bemühungen und ihr eigenes Leben war ihnen mehr wert, als das des Mörders.

So endete die Geschichte des Maximinianus mit Geschrei und Blut, der Übeltäter zerrissen durch die tobende Meute. Die Überreste fraßen die Krähen.

***********

Elf Wochen vor der Hinrichtung.

Amando war seitdem er Lucca verlassen hatte nicht mehr allein. Zwei schweigsame Benediktiner reisste gemeinsam mit ihm. Er nahm an das sie ihr Schweigegelübde vor nicht allzu langer Zeit abgelegt hätte, besonders alt wirkten sie nicht auf ihn. Beide hatten einen eigenartigen, glasigen Blick und wirkten seltsam geistesabwesend, beinahe etwas unheimlich, trotzdem war er über die Gesellschaft froh. Seitdem Frejus vor einigen Jahren von den Sarazenen erobert worden war, hörte man allerhand ungute Geschichten aus dieser Gegend. Banditen sollten hier mit Küstenpiraten zusammenarbeiten und Sklaven nach Korsika oder Ägypten verkaufen. Von den Straßen sollen schon jede Menge Leute verschwunden sein. Die Witwe der Schwester seines Cousins Dimo hatte beispielsweise erzählt das aus ihrem Dorf zwei Frauen auf ihrem Weg nach Genua verschwunden seien. Weshalb jedoch der sie begleitende Laurenzo dann unversehrt zurückgekommen war, hatte natürlich niemand gefragt.
Wäre das Jahr nicht so verdammt mies gelaufen würde er ja auch die Hauptstraße nehmen, aber auf diesem Schleichweg hatte er bereits im vergangenen Jahr ein paar gute Geschäfte abschließen können. Viele Leute benutzen die Wege nicht gerade, außer diese merkwürdigen Mönche. Einer von ihnen schien es recht eilig zu haben, da er nicht mit ihnen lagerte und nachts lieber noch etwas Strecke machte. Sicher würden sie ihn am nächsten Tag einholen. Bei dieser Sicht würde er sich bestimmt einen Knöchel brechen.

Zehn Wochen vor der Hinrichtung.

Sie wurden ihm langsam unheimlich. Die vier Mönche. Amando war mittlerweile zu dem Schluss gekommen das sie kein Schweigegelübde abgelegt hatten. Zweimal ertappte er sie dabei als sie leise miteinander redeten. Auf lateinisch. Und dazu stets dieser glasige Blick. Er würde versuchen auf die Hauptstraße zurückzukommen, am letzten Hof hatte er genügend verkaufen können um über die Runden zu kommen. Die Mönche blieben dabei eigenartigerweise draußen, als ob sie nicht wollten, dass der Bauer sie zu Gesicht bekäme. Er begann sich ein wenig zu gruseln.

Neun Wochen vor der Hinrichtung.

Aus der Scheune waren sie nicht mehr abgereist. Er und die sechs Mönche. Sie sah verfallen aus, stand mitten im Wald. Aber das Wetter hatte sie hineingetrieben. Der Regen war bei Nacht hereingebrochen und sie sind dabei fürchterlich nass geworden. Er hatte sich den Knöchel verstaucht als sie hereinkamen. Ein Unfall sagte er sich. Er war sich zwar beinahe sicher, dass der Mönch hinter ihm ihn gestoßen hatte, aber war nun auf die Hilfe der Männer angewiesen. Zwei von ihnen waren vorausgegangen, vielleicht um im Wald nach einer Stütze zu suchen.

Acht Wochen vor der Hinrichtung.

Die beiden waren zurückgekommen, hatten noch jemanden mitgebracht. In Mönchskutte und markantem Gesicht. Der erste der nicht abwesend, sondern völlig da wirkte. Dennoch fand Amando ihn noch unheilvoller als die anderen. Er betrachtete ihn wie ein Stück Fleisch.

Vier Wochen vor der Hinrichtung.

Maximinanus, das war sein wirklicher Name, war sich nicht mehr ganz sicher wie er hierhergekommen war. Ohnehin erinnerte er sich an ziemlich wenig. Diese Scheune kam ihm nicht so vor, als ob er hier drin geboren worden war, falls er jemals geboren worden war. Er musste also schon einmal vor der Tür gewesen sein. Er konnte sich nur nicht mehr daran erinnern. Woran er sich jedoch erinnerte, war dieser Priester, den er zerrissen hatte. Ludovico. Nicht genau wie er aussah, aber dafür wie er ihn getötet hatte: mit einer Eisenzange. Er hatte ihn ein paar Dutzend Mal damit geschlagen. Ihm dann die Zähne gezogen und sie vergraben. Mitten im Wald. Die restliche Leiche hatte er verspeist. Er erinnerte sich zwar nicht mehr an den Geschmack des Fleisches oder wie er genau die Knochen aufgebrochen hatte um das Mark heranzukommen, er wusste aber das es ihn beinahe eine Woche sättigte. Auch von den Fliegen ließ er sich nicht abhalten. Er hatte es getan weil er aus der Hölle kam. Er war ein Dämon im Fleischkostüm. Hasste alles und jeden. Sogar den Meister, Luzifer, hasste er irgendwie. Auch wenn er ihm nie etwas tun könnte; zu sehr liebte er ihn. Er war ja auch der Einzige den er hatte, sonst gab es Niemanden.

Drei Wochen vor der Hinrichtung.

Am Dorfrand von Luccoli, in den Schatten verborgen standen zwei Gestalten. Der Eine in eigenartiger Haltung, der Andere ganz aufrecht. Der Eine beinahe nackt, nur mit den letzten Fetzen einer Mönchskutte bekleidet, der Andere in einer schwarzen Priesterrobe. Der eine deutete auf den Ort der sich vor der Mondsilhouette gerade eben vor ihnen abzeichnete und blickte zu seiner Kreatur herab: “Das dort vorne ist Luccoli. Dort leben deine Feinde. Töte so viele von ihnen wie du kannst.” er deutete auf das größte der Gebäude direkt am Dorfplatz “Fang direkt dort vorn an.” Die Kreatur, die eben noch etwas abwesend gewirkt hatte, rannte schweigend los.

************

Enrico Armatio, der Hauptmann von Luccolis Miliz kniete vor seinem Herren und dem Gast. Er berichtete von den Ereignissen am Mittag des vorhergehenden Tages und hielt dabei den Blick gesenkt. Der Bericht über die Anzahl der Verletzten war kurz und sachlich abgefasst.

“Du darfst gehen, Enrico.” Brimir wartete bis der Ghul verschwunden war, ehe er die Stimme erneut erhob und seine Worte übersetzen ließ. “Ich denke damit können wir leben, wenn die Stadt nun zur Ruhe kommt, nicht wahr?”

Der nachdenklich auf die Tür, aus der sich Enrico soeben hinausbegeben hatte, blickende Maximinianus nickte knapp “So Gott will.”
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Re: [Fluff - Brimir] Alleine unter Tieren

Beitrag von Brimir »

Gejagt hatte er. Hunger hatte ihn getrieben. Regeln hatten ihn in der Auswahl beschränkt, wie Ketten, und nun stand er einem wütendem Monster gegenüber. Die Vorstellung verlief alles Andere als gut. Brimir, so der Name des Vampirs, den er schon einmal am Hafen gesehen hatte, schien nicht davon angetan zu sein, dass man in Luccoli auf die Jagd ging. Immer wieder schlugen die krallenbewährten Hände auf den geschundenen Körper ein. Eine Lektion Reviere der Gangrel zu achten, auch, wenn sie keine Domänen sind. Vielleicht aber hing es auch mit seinem Blut zusammen, dass die Beiden sich von Anfang an nicht riechen konnten.

Jetzt war es soweit. Nur wenige Hiebe noch und es würde vorbei sein. Kraftlos lag er am Boden und erwartete das Ende. Und das Ende kam; allerdings anders, als er erwartet hatte. Das wütende Tier ließ von ihm ab, packte sein Bein und schleifte ihm am Boden hinter sich her.

"Ich habe andere Pläne mit dir."
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Re: [Fluff - Brimir] Alleine unter Tieren

Beitrag von Brimir »

Die beiden Tiere saßen stolz und mit erhobenen Kopf neben dem Baumstumpf mitten in der Dunkelheit des Waldes. Und wie der König dieses Gebietes saß zwischen ihnen ein Gangrel, der die Hände auf den Schultern seiner Tiere ruhen ließ. Die Rüden - der Eine noch jung und voller Stärke, der Andere alt und beseelt von Unnatürlichkeit - hatten die Nasen etwas in den Wind gehoben und doch beobachteten alle Drei die Kreatur auf dem Boden.
Jammernd und zugleich voller Hass auf den Gangrel, berichtet der Mann von seinen Taten. Mit jedem Wort, wurde das Lächeln auf den Lippen des Jägers breiter. Nachdem der Kniende fertig war, folgte eine Schweigen. Brimir konnte sich den Schmerz des Jungen bildlich vorstellen.

"Das hast du gut gemacht. Geh und warte auf meine Befehle."

Es mochte fast so aussehen, als würde der Mann auf dem Boden von Brimir wegkriechen. Was für eine Made. Doch der Gangrel verschwendete keine weiteren Gedanken an ihn, sondern nur an das Werk. Und egal, was nun passieren würde: Er war vorbereitet.

Soll die Dunkelheit ruhig kommen.
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