[Fluff] Im Wandel [Toma]

Geschichten über Monster

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Toma Ianos Navodeanu
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[Fluff] Im Wandel [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Agatha

Die Frau zitterte, weinte, doch versuchte ihre Schluchzer hinter zusammengepressten Lippen zu verbergen. Sie wollte den Blick abwenden. Diese furchtbare Ausgeburt der Hölle nicht mehr anblicken, doch er...es ließ das nicht zu. Schmerzhaft hatten sich die knochigen kalten Finger in ihren Kiefer und Wange gedrückt und hielten ihren Kopf erhoben, ihren Blick auf ihn gerichtet.

"Jakob" drang die dunkle Stimme zu dem warteten Ghul. "Agatha scheint es nicht gut zu gehen. Sie sollte die nächsten Tage im Bett bleiben und das Zimmer nicht verlassen." Sagte der Tzimisce in einem durchaus netten Ton, als würde er sich wirklich um die Frau sorgen, die da vor ihm saß. Doch Jakob wusste, dass das in Wahrheit ein Befehl war. Er durfte sie nicht aus diesem Zimmer lassen, auch wenn es ihn schmerzte, ihr das antun zu müssen.
Während er sprach, fuhr Toma mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand über die zusammengepressten noch blutigen Lippen der verängstigten Frau. Sie zuckte zurück, doch seine andere Hand hielt ihren Kopf in einem eisernen Griff. "Shh..." machte er und es klang beinahe wie das Zischen einer Schlange. widerwärtig, grauenhaft....

Er lächelte und Agatha begann zu zittern. Sie wollte den Mund aufreißen, wollte schreien, weinen oder einfach nur Luft holen...doch sie konnte nicht. Er öffnete sich nicht! Ihre Lippen konnten sich nicht voneinander lösen. Dumpfe panische Laute drangen aus ihrem geschlossenen Mund und man konnte sehen wie sich die Haut spannte, als sie den Kiefer bewegte, doch ihre Lippen blieben wo sie waren. Tränen rannen aus ihren Augen. Ihre Hände fuhren zu ihrem Gesicht und befühlten ihren Mund. Ertasteten Haut, Haut wo keine sein sollte...
Da fasste die furchtbare Kreatur ihre Arme und zwang sie auf ihren Rücken. Panisch, flehend blickte sie zu ihrem Mann. "Hilf mir!" schien sie zu sagen. Doch der Ghul rührte sich nicht. Blickte bedauernd und schuldig zurück und wandte dann den Blick ab. Ein ziehender seltsamer Schmerz schoss durch ihre Arme, als sich Haut mit Haut verband und die Handgelenke der Frau zusammen hielt. Ihr Körper schüttelte sich vor Schluchzern und dem mühsamen Versuch Luft zu bekommen.

Dann ließ es endlich ab von ihr. Das Monster verschwand und ließ sie allein. Als wäre das schließen der Tür ein Signal gewesen, brachen sich ihre Emotionen Bahn. Ihre Anspannung gab nach, sie sackte zusammen, rutschte von ihrem Bett, auf dem sie gesessen hatte und kauerte wimmernd und schnaufend am Boden. Weinend riss sie an ihren Armen, doch jeder Versuch, das was auch immer der Teufel mit ihr gemacht hatte zu lösen verursachte nur Schmerzen. Sie gab auf. Sie konnte nichts tun. Sie war verdammt. Dem Grauen hilflos ausgeliefert.

Jakob war noch da. Jakob ging zu ihr, wollte seine Arme um sie legen, sie trösten, ihr irgendwie beistehen. Doch da zuckte sie heftig zurück. Wand sich in seinem Griff, versuchte ihn zu treten und da lies er los. Anklagend, verurteilend sah sie ihn an. "Fass mich nicht an!" schrie sie, doch nur unverständliche Laute drangen aus ihrer Kehle. Was hast du mir angetan? versuchte sie es dennoch. Du hast den Teufel in unser Haus geholt!

Du...Du bist Schuld daran! Tränen liefen über ihr gerötetes Gesicht. Wut, aber vorallem Entsetzen und Angst sprach aus ihren Blick.

"Agatha" fleht er. Seine Augen ebenfalls von Tränen glänzend. "Es tut mir leid. Ich wollte nicht...ich dachte nicht, dass es so passiert." Er versucht zu lächeln, gequält.
"Es tut mir Leid...du...warum hast du dich aber auch geweigert?"

Warum? warum?! Weil es ein Monster ist, der Teufel...Sünde. Warum siehst du das nicht...
Immer mehr Tränen liefen über ihre Haut. Warum sieht du es nicht? Warum nicht?
Dann riss sie die Augen entsetzt auf. Hat er es getrunken? Hat er dieser Kreatur nachgegeben? Hast du?!
Sie wollte nicht glauben, das ihr Mann so etwas getan hatte. Wie konnte er, wie konnte er nur. Du hast dich versündigt? Ihre Augen blicken ihn fassungslos an.

Doch Jakob hörte sie nicht. Konnte ihr nicht antworten oder auch nur verstehen, was in ihr vorging. Unsinnig versuchte er sie zu beruhigen. Die Situation zu erklären.

"Du hättest einfach nur trinken müssen. Alles wäre gut gewesen. Du wirst sehen, es ist nicht so schlimm wie du glaubst. Es ist eine Gabe, ein Geschenk...Du wirst dich besser fühlen." Seine Augen glänzen vor Erregung als er ihr versucht die Abhängigkeit zu dem Vampir schmackhaft zu machen.
"Es ist ein Wunder. Du hast es gesehen. Wie kann ein Wesen solche Macht über den Körper haben, wenn es nicht wahrlich mächtig ist. Göttlich! Wurde nicht Eva aus Adams Rippe geformt?"

Sie schrie auf. Oder hätte es, wenn sie gekonnt hätte. Er ist verloren. Ihr lieber Mann ist verloren. Hatte sich von den Versprechungen dieser Höllenkreatur verführen lassen. Oh Herr! Errette ihn! Errette mich! Beschütze uns vor dem Bösen, das da in unserem Haus wandelt, unter unserem Dach schläft...
Wie kannst du das teuflische in ihm nicht sehen? Allein die Augen, die Zähne...bist du so verblendet? Hat sein verdammtes Blut deine Seele vergiftet?
Schrie ihr Geist, schrie sie in ihrem Kopf, ohne dass die Worte ihn erreichen konnten.

Jakob hob sie hoch und legte sie aufs Bett, während sie einfach nur weinte.
Er legte sich neben sie, umarmte sie. Hielt sie fest. Und normalerweise hätte sie sich in seinen Armen geborgen gefühlt. Bei ihrem Mann, doch heute war da nur Angst. Da war die Angst, die ihr Herz zusammen drückte. Sie festhielt, sich nicht bewegen ließ. Beweg dich nicht... Das dachte sie sich. Es war in ihrem Kopf, die Gewissheit der Irrglauben, dass das Grauen verschwinden würde, wenn sie sich nicht bewegen würde. Als könnte sie selbst verschwinden, unsichtbar werden, Und dabei war es gar nicht mehr da. Es war Jakob der neben ihr lag. Ihr Mann der neben ihr lag, wie all die vergangene Jahre, wie die Nacht zuvor noch und doch konnte sie nichts beruhigendes daran finden. Seine Nähe tröstete sie nicht. Er hatte sie nicht beschützt, er hatte einfach zugesehen. Zugesehen, ohne auch nur zu versuchen ihr zu helfen. Nein er hatte nicht nur nichts getan, er hatte es über sie gebracht. Sie hätte nicht mit hier her kommen sollen. Hätten ihn schon vor Jahren bitten sollen dieses Monster hinaus zu werfen...

"Nur diese Nacht...und...den Tag...nur einen Tag...dann ist es vorbei. Alles wird wieder gut."
Sie konnte seinen Atem an ihrem Hals spüren, seine Worte hören, doch sie wollte das nicht. Wollte nur das er ging. Warum ging er nicht? Vielleicht konnte sie es vergessen, vielleicht wenn sie einfach die Augen schloss...wenn sie einschliefe...vielleicht würde sie morgen aufwachen und feststellen, dass alles nur ein Traum war. Doch da war der Schmerz in ihren Armen, ihren Schultern, ihr Gewicht, das auf ihnen lastete, sie eindrückte. Die Unmöglichkeit ihre Hände zu befreien...ihr Mund. Sie versuchte es erneut, zog ihre Lippen auseinander, doch es ging einfach nicht. Es ging nicht. Was hatte es getan?! Warum sie? Das einzige was sie gewolllt hatte war ein einfaches gutes Leben. War sie zu selbstsüchtig gewesen? War das ihre Strafe?

Sie lag mit aufgerissenen Augen in der Dunkelheit, den Blick von Tränen verklärt. Unfähig sich zu bewegen, unfähig sich zu retten...lag sie in den Armen des Mannes, den sie nicht mehr wieder erkannte, der sie nur noch anwiderte,...bis die Erschöpfung sie endlich in den Schlaf trieb, dabei immer und immer wieder die selben Worte im Geiste wiederholend: Oh Herr! Beschütze mich vor dem Bösen.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [Fluff - Toma] Im Wandel - Allein im Dunkel

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Da war Dunkelheit, da war Angst, da war Schrecken und Gestank, der sich wie ein Gewürm den Rachen hinab wand und einen würgen ließ.
Da war Stille und war Geschrei. Da war Schmerz und komatöser Schlaf.

Und mit dem Schlaf kamen die Bilder, mit dem Schlaf kamen die Erinnerungen. Mit dem Schlaf kam der Geruch von Blut, das Geräusch von brechenden Knochen, das Gefühl der Hände und der Schmerz...so viel Schmerz.
Mit dem Schlaf kam das Grauen.

Und nach dem Schlaf war wieder Dunkelheit, nach dem Schlaf war wieder Gestank, nach dem Schlaf waren Schreie....Schreie.
Eigene Schreie, eigene...in seinem Kopf...nur in seinem Kopf.
Kein Laut drang aus der geschundenen Kehle. Kein Ton bildete sich über die zerrissenen Bändern. Doch er schrie und schrie. Der Mund weit aufgerissen...doch nichts. Nichts drang daraus hervor.

Manchmal war da Licht, manchmal war da jemand, manchmal kümmerte sich jemand.
Am Anfang war da Hoffnung, doch vergeblich.
Immer wieder Dunkelheit. Dunkelheit und der Geruch nach Holz und Kot. Der Schmerz von einschneidendem Leder und kein Gefühl in tauben Gliedern.

Kein Ausweg. Kein Ausweg...nirgendwo, nichts....niemals...das war es...
Hier werde ich sterben, sterben....werde sterben...
bitte...
lass mich sterben...

…bitte...
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Toma Ianos Navodeanu
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[Fluff - Toma/Brimir] Gebunden

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

[988] Gebunden

Am Anfang hatte er noch versucht sich dagegen zu wehren. Immer wenn er gemerkt hatte, dass er unbewusst auf dem Weg aus der Stadt war oder an Brimir dachte, schallt er sich selbst einen Narren und wollte sich daran hindern. Doch mit jeder Nacht die er länger von dem Gangrel getrennt war, bröckelte der Widerstand immer mehr. Es zog ihn einfach zu ihm. Er konnte das Gefühl nicht unterdrücken, dass Brimir etwas Besonderes war. So gern er ihn hassen wollte dafür, wollte er auch bei ihm sein. Seinen Worten lauschen.
Wollte mehr über ihn erfahren und dieser Drang verband sich irgendwann mit seiner eigenen Neugier, die Brimirs Erscheinung in ihm geweckt hatte. Er wollte wirklich den Gangrel besser kennenlernen, seine Fähigkeiten.
Und so war er eines Nachts wieder auf dem Weg zu der Arena. Es war schwierig sich in der Dunkelheit zurecht zu finden, zumal er nur einmal dagewesen war. Doch das Band leitete ihm den Weg. Er wusste einfach wo er hin musste.

In dieser ersten Nacht traf er den Gangrel zufällig bei der Arena. Er musste etwas warten. Er hatte nicht mit den Wachen sprechen wollen, sondern hielt sich in dem Wald versteckt, bis der Liktor auftauchen würde, was er auch tat.

Brimir war nicht wirklich überrascht, den Tzimisce zu sehen, auch wenn er etwas brauchte ihn als diesen wieder zu erkennen. Doch er war sauer. Mit einem knurren, machte er Toma klar, dass er es nicht gut fand, wenn jemand einfach sein Territorium betrat. Wenn er zu ihm kommen wolle, so müsse er sich wie jeder andere am Waldrand abholen lassen...zu seiner eigenen Sicherheit. Man würde ihn schon bemerken.

Toma war missmutig. Er hatte ja keine Wahl gehabt und woher hätte er schon wissen sollen, wie er den Gangrel vorher informiere.
Da bot ihm Brimir einen Vogel an. Das Tier würde zu Brimir fliegen, wenn er das wolle und ihn informieren, wenn er mit ihm sprechen wollen würde.

Toma bedankte sich und betrachtete das Tier interessiert. Doch nur kurz, dann widmete er sich ganz Brimir. Beobachtete den Gangrel, der davon irritiert war und wissen wollte, was Toma hier wollte.
Der Drache zuckte mit den Schultern. Es war wohl das ach so tolle Band, das er ihm aufgezwungen hatte, dem er nicht widerstehen konnte, meinte er spöttisch. Doch dann lies er den Gedanken auch schon fallen und betrachtete weiter den Gangrel, der diesmal ganz anders aussah. Den Fuchsschwanz hatte er noch immer, doch nun waren auch bunte Muster in Gesicht und am Hals sichtbar. Da tatschte der Tzimisce ihm ins Gesicht. Unvermittelt. Berührte die kalte Haut und stellte fest, dass es keine Farbe war, sondern die Haut selbst, die verfärbt war. So wie er es konnte.

Brimir knurrte ungehalten, aber hielt sich zurück den Drachen anzugehen. Er wollte ihm nichts befehlen, auch wenn er es so einfach gekonnt hätte. Zu sagen "Fass mich nicht an!". Doch hätte der andere dann eben nicht aus Respekt und eigenem Willen darauf reagiert, sondern aus Zwang und das wollte er nicht. Er wollte Toma zeigen, dass er ihm vertrauen konnte. Teilte ihm nur mit, dass er das ständige Betatschen nicht leiden konnte.

Toma akzeptierte dies, von sich aus, er fühlte sich nicht dazu gezwungen, er unterließ es einfach fortan oder fragte zumindest.

Ohnehin wollt er viel lieber wissen, wie er das gemacht hatte. Er fragte ihn tausend fragen, die er Gangrel nur teilweise beantwortete, meistens knurrte er nur genervt und schwieg sich über die Dinge die seine Clandisziplinen betrafen aus. Er erklärte Toma, dass das mit seinem Tod enden könne, wenn er ihm auch nur davon erzähle. Aber, da er seine Wolfsgestalt schon gesehen habe, erklärt Brimir zumindest, dass man dafür dem Tier sehr sehr nahe sein muss.

Dem Tier sehr nahe. Auch Toma war dem Tier sehr nahe. So dachte er das zumindest von sich. Warum konnte er dann keine Körperteile herbeizaubern? Wohl weil es eine eigenen Kraft des Blutes der Gangrel war? Bedauerlich. Doch...er hatte Brimirs Blut getrunken...

Der Gangrel wollte nichts weiter zu diesem Thema sagen und so beließ es Toma bei seinen Überlegungen. Die Nacht neigte sich dem Ende und der Drache kehrte vorerst nach Genua zurück.

In einer späteren Nacht, kam er wieder zum Wald, diesmal hielt er sich daran und wartete dort, schickte den Vogel los, auch wenn er nicht wirklich wusste, wie er es ihm begreiflich machen sollte, so schien das Tier zu wissen, was von ihm verlangt wurde.

Eine ganze Weile später erschien einer der Diener des Gangrel und brachte Toma aber nicht zur Arena sondern nach Luccoli. Wo der Liktor in der örtlichen Schmiede zu Gange war.
Als Toma an die Tür klopfte spürte er schon die Wärme, die von diesem Häuschen ausging und als ihm geöffnet wurde und er im Inneren die rote Glut sah, das offene Feuer, da sträubte er sich hinein zugehen. Zu hause hatte er auch oft Feuer brennen, doch das war seine natürlich Umgebung und er konnte sich davon fernhalten. Diese Umgebung war ihm fremd und so hielt er gebührend Abstand. Bestand darauf an der Tür zu bleiben.

Brimir war dabei etwas zu schmieden. Mit blankem Oberkörper hatte er in dem Raum gestanden, die Hitze ertragen, die Funken, das heiße Eisen und es geschlagen, es geformt.
Toma fragte interessiert wie er das ertragen könne, die Nähe zum Feuer und Brimir erklärt ihm dann, dass er schon als Mensch Schmied war und es lange Zeit lang - fast mehr als 100 Jahre nicht mehr ausgeübt habe. Erst in Genua kam er dazu sich zu überwinden und durch seine Verbundenheit zum Biest sei es ihm im Laufe der Zeit gelungen der Bestie zu zeigen, dass das Schmiedefeuer keine Gefahr ist, weil Brimir genau wisse, was er zu tun habe. Außerdem läge es ihm im Blut sich solchen Gefahren stellen zu können.

Solche Gefahren. Da war die Neugier des Suchers geweckt. Was meinte er mit solchen Gefahren? Konnte er dem Feuer widerstehen.
Nein, Brimir sei sich sicher, dass ihn Feuer genauso vernichtet wie jeden anderen auch, beharrte er. Aber Funkenflug würde ihm Nichts ausmachen, er hatte schon immer zähere Haut als Andere, schon als Mensch... gutes Heilfleisch, sagten die Knochenflicker immer.

Brimir möchte im Gegenzug wissen wie es dazu kam, dass Toma Steinmetz wurde. Dieser erzählt ebenso bereitwillig, dass er seit er Mensch war Zimmermann war, aber das ihm irgendwann zu langweilig, eintönig wurde und er sich nach neuen Künsten umgesehen habe.

Anders als in der ersten Nacht fragt Brimir nun seinerseits den Tzimisce einige Dinge.
Was fasziniere ihn an diesem Handwerk?

Die Faszination liege darin, dass man aus allem etwas Neues formen kann und jedes Material dabei anders ist. Sich anders bearbeiten lässt.
So wie Brimir dem Metall einen neue Form gab, so tat er es mit Stein oder Holz oder Fleisch...
Er stockt, will nicht zu viel sagen.

Doch Brimir fragt nach dieser Gabe des Tzimisce. Wie er es macht immer anders auszusehen.

Toma erklärt dass er sich selbst verändern kann. Es liegt ihm im Blut. Es ist seine Bestimmung, seine wahre Form zu finden.
Die Tatsache, dass er die Formung auch bei anderen konnte, verschwieg er. Aber Brimir fragte auch nicht weiter nach. Vielleicht weil er merkte, dass er Toma sonst zu der Offenlegung dessen Geheimnissen bringen würde.

Toma fragte indessen ob Brimir ihm einige seiner Werke zeigen würde. Was dieser auch tat. Er brachte Schwerter und halbfertige Werkstücke zu dem Tzimisce, die er sich mit geübtem Blick ansah. Er konnte nicht beurteilen, wie das Metall geschlagen war, doch er wusste wenn er gute Handwerkskunst in den Händen hielt.

Die beiden Kainiten unterhielten sich noch eine Weile über ihr Handwerk und so kam auch die Sprache auf die Statuen, die Toma für Acacia fertigen sollte.
Brimir hatte natürlich keine Probleme damit dem Drachen Modell zu stehen. Vor allem weil es ein Wunsch von Acacia war. Das Modellstehen an sich, kannte er nicht und wusste nicht, was genau von ihm erwartet wurde.

Toma erklärte sein gängiges Prozedere und lud den Liktor zu sich ein, um die Statue fertigen zu können.

Einige Nächte später kam es auch dazu.
Toma legte Brimir nahe eine Position zu wählen, in der er sich gut und natürlich fühle. Entspannt, denn er würde eine Weile so stehen oder sitzen müssen.
Brimir erschien als der nordische Krieger der er war. In Leder, Kettenhemd und Wolfsfell gekleidet, kniete er sich mit Axt in den Händen hin, während er sein Gewicht auf sein hinteres Bein verlagerte. Es hatte etwas lauerndes, wie der Jäger, der war, beobachtete er seine Beute, bereit zum Sprung. Der Fuchsschwanz war unter den Kleidungsschichten verborgen. Auch hatte er einen Raben dabei, der auf seiner Schulter saß. Ungewöhnlich, aber für den Gangrel passend.

Toma war zufrieden. Er räumte die Werkstatt so um, dass Brimir in der Mitte Platz finden konnte und er um ihn herum gehen konnte, um auch alle Seiten von ihm im Blick zu haben.

Der Drache begann mit Holz, anstatt dem teuren Marmor. Ein Klotz in kleinerem Maßstab, um einen Entwurf zu fertigen. Messer, feilen, Sägen lagen bereit.
Zu erst begann er eine sehr grobe Form herauszuschneiden, etwas das nur entfernt die Form des Gangrel wiedergab, doch mit jeder weiteren Schicht die abfiel, wurde das Bild klarer, auch wenn es immer noch stumpf und grob war.
Es dauerte die ganze Nacht, bis Brimirs Holzebenbild in groben Zügen stand. Man konnte seine Form bereits erkennen, doch waren noch weitere Schritte notwendig.
So bestellte er den Gangrel auch zu weiteren Nächten ein.

Die Bearbeitung des Marmor dann,war gänzlich anders als die des Holzes. Wo er vorher noch mit Schnitzmessern und Feilen arbeiten konnte, musste er hier verschiedene Meißel verwenden und sehr viel vorsichtiger vorgehen, damit das Gestein nicht splitterte.
Blut floss durch die Adern des Drachen ließ die dünnen Netze rötlich unter seiner blassen Haut schimmern, als das machtvolle Blut seine Bewegungen flüssiger und genauer machte und er mit einer Leichtigkeit das Metall in den Stein trieb. Was einem Menschen nie möglich gewesen wäre.
So war er auch schneller als es ein sterblicher Steinmetz gewesen wäre. Genauer, konnte feinere Kleinigkeiten einarbeiten. In einer Detailtiefe, zu der er Dank seines Blutes fähig war zu sehen.

Es dauerte mehrere Nächte. Nächte in denen die beiden sich beinahe in den Wahnsinn trieben, da der Liktor eine unruhige Natur besaß und sich ständig bewegte und die Position änderte, was die Nerven des Tzimsice stark strapazierte. Doch nach einigen Monaten, in denen sie einfach längere Pausen einlegten, war es vollbracht.

Es war auch kurz bevor er Brimir das Endprodukt präsentierte, als er merkte dass das Band schwächer geworden war.
Es war ein seltsames diffuses Gefühl, er konnte es nicht ganz deuten oder beschreiben, nur das plötzlich etwas anders war, als wäre etwas weg.
Die Wirkung von Brimirs Blut war schwächer geworden und er hatte in all der Zeit ihn zu nichts gezwungen. Nichts das er zumindest bemerkt hätte.
Er konnte nicht sagen, dass er den Liktor nun mehr oder weniger mochte. Doch er hasste ihn immerhin nicht. Respektierte ihn sogar. Man verstand sich auf einer gewissen Ebene und er hatte einige Sachen über ihn gelernt. Er war keine Bedrohung für ihn.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [Fluff - Toma] Im Wandel - Ein Versuch

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Ein Versuch

Der Geruch von totem Fleisch stieg ihm in die Nase. Nicht seines, das merkwürdigerweise gar keinen Geruch hatte, außer dem nach Erde.
Fremdes menschliches Fleisch. Ebenso kalt wie er, lag es neben ihm, als er erwachte.
Mit einem frustrierten Knurren entstieg der Drache seiner Schlafstätte, dabei die wertvolle Erde, die ihn bedeckt hatte, achtsam wieder an ihren Platz legend.
Dort in der dunklen Erde lag das blasse, langsam sterbende Fleischm aus dem ein blanker Knochen ragte.
Nutzlos.

In der linken Seite des Tzimisce klaffte ein faustgroßes Loch, dass sich nicht geschlossen hatte über den Tag.
Unverwandt riss er sich das Fleisch wieder auf, dass er sich die Nacht zuvor erst zurechtgelegt hatte, während er neben seinem Lager kniete.
Nur mit einer Hand zerrte er sich Haut und Fleisch beiseite, um an die Knochen darunter zu gelangen.
Es schmerzte, so wie es das immer tat. Doch verlor der Drache sich nicht in Raserei. Es war das, was das Tier in ihm wollte. Sich verändern, besser werden. Und dazu musste man etwas geben, einen Preis bezahlen. Musste den Schmerz ertragen.

Entschlossen legten sich die krallenbesetzten Finger um das tote Etwas und drückten den herausragenden Knochen in die Wunde, gruben sich selbst mit hinein, berührten Knochen und fügte sie zusammen. versuchte den fremden Knochen in sich zu verankern.
Keuchen und Stöhnen entrang sich seiner Kehle, während seine Hand in ihm herumwühlte. Etwas verbinden wollte, was sich nicht verbinden lies.

Nach einiger Zeit kam die Hand wieder hervor und legte sich auf sein Fleisch, zerrte daran und all das Gewebe bewegte und spannte sich, legte sich um das fremde Objekt, doch es wurde nicht eins.
Nicht einmal wenn es tot war...
"Agatha!!" schrie das Monster nach seinem Diener und ließ sich Nadel und Faden bringen.
Vielleicht brauchte es nur Zeit? Musste sich an seinen Körper anpassen...

Stich für Stich wanderte die Nadel durch das weiche Fleisch, zog starken Zwirn mit sich und band so, was allein nicht halten wollte.
Einen Teil, den er nur schwer erreichen konnte, musste Agatha weiter nähen, was sie mit zitternden Händen tat.
Wie Stoff, dachte sie sich. Denk an Stoff... versuchte sie die grausame Realität auszublenden.

Dann war es vollbracht. Toma stand auf. Der Arm lag schlaff in dem Griff seines anderen.
"Bring mir etwas zum umwickeln." und so banden sie den fremden Arm an ihm fest, umwickelten seinen Oberkörper mit Stoffbahnen.

So beließ er es. Kümmerte sich um andere Dinge. Werkelte die Nacht, bis es Zeit wurde wieder in die Erde zu kriechen.
Doch auch in der nächsten Nacht spürte er kein Gefühl in dem Körperteil. Spürte nicht seine Anwesenheit, außer dem äusserlichen Gefühl des Fleisches auf seiner Haut. Dunkle Flecken bildeten sich, als er versuchte Blut hineinzupumpen, das Objekt mit seinem Blut seinem Willen zu unterwefen. Es half nichts.

Er wartete und wartete...Nacht für Nacht, doch es wurde nur schlimmer. Es starb unweigerlich. Und nachdem es gestroben war, verweste es. Er konnte es nicht am Leben halten.

Stinken, schwammig, saftend, baumelte das fremde Fleisch an seinem Körper, zerrte mit seinem Gewicht an der Naht. Ein infiziertes ekelerregendes Etwas, das nicht mehr sein durfte. Schon längst hatte sich der Knochen gelöst, wurde seinem eigenen Körper abgestoßen. Und selbst der Faden konnte es nicht mehr lange halten.

Frustriert riss Toma den fremden Arm aus sich heraus, warf das Ding von sich und schloss seinen Körper wieder. Brachte Knochen, Fleisch, Muskeln wieder in Ordnung, sodass nach Stunden nichts mehr von dem Versuch zu sehen war. Als wäre es nie passiert.
Nur die in der Ecke liegende Verwesung, der Geruch von Verfall, zeugte noch von seinem Versagen.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [Fluff - Toma] Im Wandel - Im Blute vereint

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Im Blute vereint, im Blute verdammt

Ein warmes loderndes Feuer brannte in der Herdstelle des Wohnraumes, warf flackernde Schatten an die verzierten Wände, ließ die Schnitzerein lebendiger aber auch düsterer wirken.
Der Erschaffer dieser Kunst, schritt langsam durch den Raum, ließ die krallenbesetzten Finger über seine Schöpfungen streichen, fühlte das unterschiedliche Material, die manchmal raue, manchmal glatte Oberfläche. Erinnerte sich an jede einzelne Nacht als er sie geschaffen hatte und was er sich dabei gedacht hatte.

Er wartete. Wartete auf seine Diener.

Irgendwann öffnete sich dann auch die Tür zu den anderen Räumen im hinteren Teil des Hauses.
Jakob, Agatha und ihre zwei Kinder: Martha und Johann kamen herein.
Die beiden „Kinder“ waren schon lange den Kinderschuhen entwachsen und ähnelten ihren Eltern immer mehr.
Während sich Johann recht ängstlich im Hintergrund hielt und Toma entsetzt anstarrte, schaute Martha ganz interessiert und kam direkt auf den Tzimisce zu, vorsichtig aber sichtlich neugierig, näherte sie sich ihm, sobald sie den Raum betreten hatten.

Toma hatte sich nie wirklich mit den Kindern beschäftigt, doch nun wo sie Erwachsene waren, würde er endlich etwas sinnvolles mit ihnen anstellen müssen. Und endlich war die Zeit vorbei, dass er sich auch zu Hause verstecken musste. Der Vampir stand den Menschen völlig unbekleidet gegenüber.
Martha, die ihrer Mutter stark ähnelte, nur dass sie mehr das blonde Haar ihres Vaters hatte, streckte direkt die Hände aus und berührte Tomas kalte Haut mit den Fingerspitzen.

„Kind!“ Rief Agatha entsetzt. „Benimm dich. ...Verärger ihn nicht.“ Das letzte flüsterte sie schon fast vor Angst.
Da zuckte Martha zurück. „Ich wollte ja gar nicht unfreundlich sein. Ich kenn ihn doch.“ widersprach sie und schaute unsicher aber neugierig in das dämonische Gesicht. Nur kannte sie ihn nicht so. Der verrückte Mann, der da seit sie Denken konnte, mit ihnen lebte, hatte sie schon immer fasziniert, auch oder gerade weil er wirklich unheimlich war.
Dass unter der Maske dann jedoch solch ein monströses Gesicht steckte, schreckte die junge Frau nicht ab, sonder faszinierte sie nur mehr.

Toma fühlte sich geehrt. Es war gut einen weiteren Menschen zu treffen der keine Angst, keinen Ekel hatte. Der die Kunst sah und Faszination empfand.
Bereitwillig ließ er sich von dem Mädchen berühren.
„Es ist dir erlaubt. Berühre mich ruhig.“ sprach er mit rauer Stimme in ihrer Muttersprache zu ihr.
Zögerlich legten sich die kleineren Menschenhände auf seine Brust, wanderten dann doch eher zum Gesicht. Berührten die glatte Haut. Tasteten vorsichtig über die spitzen Stacheln und fuhren zögerlich die überzogenen Konturen um Augen und Mund nach. Wie konnte sowas möglich sein? Das konnte er wirklich selbst mit sich machen?
Sie zitterte, das spürte er.
 
Sogleich legte sich auch die kalten Hände des Tzimisce auf die Wangen des Mädchen, fühlten ihre warme Haut, durch das ihr heißes Blut floss.
Doch er hatte sie nicht holen lassen, um von ihr zu trinken.
Stattdessen nahm er die Hände wieder von ihr und riss sich mit seinen spitzen Fingernägeln selbst die Haut auf. Dunkles Blut begann zäh aus der Wunde zu quellen.
„Du überraschst mich, Mensch. Wirst du trinken?“
Sie zögerte erst, dann nickte sie.
Sobald sich ihre Lippen um seine Wunde geschlossen hatten, floß das Blut stärker, wurde aus seinem Körper gepresst. Er konnte spüren wie es ihn verließ. Ein Teil von ihm, dass nun ein Teil von ihr wurde. Sie trank, bis er ihr seinen Arm wieder entriss. Etwas angewidert verzog sie das Gesicht. Es war nicht lecker gewesen, doch sie spürte schon, dass sie sich nach mehr sehnte.

Ihr Bruder stand indes immer noch bei Jakob und schaute dem Ganzen missmutig und unsicher zu. Er wusste dass das selbe von ihm erwartet wurde, doch er wollte diesem Geschöpf eigentlich nicht zu Nahe kommen, auch wenn es ihn ebenso wie seine Schwester irgendwie auch faszinierte. Doch das war einfach ein Ungeheuer, wie konnte seine Schwester so furchtlos sein? Wie konnten sich seine Eltern soetwas unterwerfen, sich von Gott abwenden?

Er frisst dich...hatte Mutter gesagt. Er stellt unvorstellbare grausame Dinge mit dir an, wenn du nicht gehorchst. Das hatte sie gesagt. Sein Vater hatte ständig dagegen geredet. Wie besonders und nahezu heilig er sein musste. Mit Kräften gesegnet, die von Gott selbst kommen müssten.

Johann wusste nicht mehr was er glauben sollte. Das war alles zu absurd.
Als sich die Dämonenfratze ihm zuwandte, fuhr ihm ein kalter Schauer über den Rücken, seine Hände waren Schweißnass und klamm.
Er wollte das wirklich nicht.

„Komm her, Junge.“ befahl der Tzimisce, doch Johann rührte sich nicht, da gab ihm Jakob einen Schubs. Vater, du Verräter...
Aber er hatte ja keine Wahl. Guck sich einer die Zähne an. Er frisst dich...

Die Angst stand dem jungen Mann deutlich ins Gesicht geschrieben und sein Atem wurde gehetzter und panischer, als das Monster nach ihm Griff. Seine eligen kalten Finger an sein Gesicht legte und über seinen Kopf strich.
Er schloss die Augen und betete.

„Es gibt keinen Grund Angst zu haben. Ich werde dir nichts tun, wenn du dich zu benehmen weisst.“ Er hielt ihm den Arm hin, in dem immer noch eine blasse Wunde klaffte, mit einem Schimmer von Blut, dass sich seltsam in der Wunde hielt anstatt daraus hervor zu laufen.
„Trink, so wie der Rest deiner Familie.“
Und er tat es. Tat es einfach, dann würde es vorbei sein. Und als er den Kopf wieder hob, den Mund mit vampirischem Blut verschmiert, sah er das Wesen vor sich ganz anders an. Die Abneigung war immer noch da, die Angst, dass es ihn töten könnte, aber gleichzeitig fühlte er sich auch seltsam zu es hingezogen. Wollte nicht mehr von dessen Seite weichen.

Toma legte eine Hand auf die Wunde an seinem Arm und strich darüber, sogleich war der Schnitt verschwunden und die Haut wieder perfekt weiss und glatt.
Nach und nach wanderten die Augen über die vierköpfige Familie, die nun in gewisser Weise sein Blut teilte.
Jakob schien entzückt, Martha ließ ihre Finger über Tomas Arm streichen und Johann stand eingeschüchtert herum, während Agathas Blick von Trauer erfüllt war.
Jetzt hatte sie ihre Kinder auch noch an das Monster verloren. Jetzt waren sie alle verdammt.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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[Fluff - Toma] Im Wandel - Name

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Name

Das ist nicht mein Name. Ich hatte einen anderen Namen. Einen Namen mit dem ich geboren wurde.
Den mir meinen Eltern gaben…mit dem mich mein Vater rief und meine Mutter scholt. Wie mich meine Freunde nannten.
Ich weiss es. Ich habe einen Namen. Einen anderen Namen.

Doch das interessiert das Monster nicht.

Es hat uns neu erschaffen, sagt es.
Es hat gesagt ich hab jetzt einen Bruder.
Wir wären gleich…

Ich kann ihn sehen. Wir sehen ähnlich aus. Es hat uns so gemacht.

„Cerb“

Dringt es an meine Ohren. Wie ein Reißen, so klingt es. Wie das zerreißen und zerfetzen von etwas. Hart und grauenhaft.
Nicht ich. Nicht wie ich bin. Nicht wie ich war…grauenhaft…
Ja, grauenhaft war das alles… der Schmerz. Die Hände, das Gefühl…eklig, schmerzvoll…die Hölle.
Ja das war die Hölle. Meine Strafe für meine Verbrechen?

Berührt und…zerrissen…ja, zerrissen wurde auch mein Fleisch.
Meine Haut gestreckt und gedehnt….Es tat so weh. Es war so falsch…
Falsch…falsch…


Doch wenn ich gut bin, wenn ich gehorche, wird es nicht wieder passieren. Oder?
…Wird es nicht wieder passieren.

Ich sehe meinen „Bruder“
…traurig und tot wirken seine Augen.

Oder sind es meine?
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [Fluff - Toma] Im Wandel

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Ein Teil


Eins...
eine kleine Bewegung
zwei...
und noch einmal
drei...
ein wenig mehr
vier...
der letzte
fünf...


Ruhig lag die Hand in der anderen. Zwischen kalten Fingern.
Geschickt und geradezu sanft fuhren die toten Finger über die lebenden und auch der letzte Nagel der warmen Hand formte sich zwischen den weissen Fingern zu einer kleinen Spitze.
Glatt und rein. Glänzend schimmerten die blassen Nägel im flackernden Kerzenlicht.
Perfekt geformt, geschmeidig und schön. Keine Rillen, kein Dreck, keine Verfärbungen.
Ebenso fein säuberlich zog sich auch das dünne Nagelhäutchen über die Wurzel des Nagels.
Ebenso perfekt war die Haut dahinter. Waren die Finger passend zueinander geformt.
Sie wirkten schlank und grazil, wie die einer feinen Dame, die ihres Lebens nie harte Arbeit verrichten musste, nur länger. Länger als gewöhnlich.
Den Händen die sie geschaffen hatten so viel ähnlicher nun.
Wie sie alle.

Die tote Hand tätschelte die lebende.
Geschlitzte Augen sahen in gebrochene.

Morgen Nacht...die Ernte.

Eine Hand...
zwei...
drei...
vier...
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [Fluff - Toma] Im Wandel

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Wer schön sein will, muss leiden


Du wirst etwas besonderes sein hatte er gesagt. Schön sein. Ein Kunstwerk.
Schön sein.
Ein Kunstwerk.
Ich wollte schön sein. Glatte reine Haut, ein wohlgeformter Frauenkörper. Jung und fest. Ich wusste dass er das konnte. Er hatte es versprochen. Schönheit.

Ich hatte Angst. Natürlich hatte ich Angst, doch er war auch so faszinierend. Ein Wesen das den Körper so einfach ändern konnte als wäre es Lehm…als wäre es nichts…so einfach.
Wahrhaft mächtig. Wahrhaft göttlich.
Schön hatte er gesagt.
Schön.

Spüre den Schmerz in deinen Worten
Wie sie liebkosen und mich morden
Wie sie mir sanft die Welt erklären
Wie sie verletzen und verzehren


Ich gab nach. Ich gab mich ihm hin. Platzierte mich auf dem harten Tisch, schloss die Augen und die Nacht war heiß, erregend, so anders als ich es mir vorgestellt hatte. Mein Körper pulsierte, meine Haut brannte als seine eisigen Finger über sie fuhren, sie verformten. Etwas verschoben. Sie reizten. Es schmerzte, aber es war auch gleichzeitig so berauschend. Wenn er doch nur ein echter Mann gewesen wäre...
Doch da war nur ein absonderliches Wesen und seine Hände, überall seine Hände und diese Augen, riesige Augen, die mich zu verzehren schienen und ich wollte ihm gefallen. Wollte, dass er zufireden mit mir ist. Wollte beweisen, dass ich besonders bin. Das ich es wert bin.

Spüre die Gier in deinen Augen
Wie sie mich suchen und mich rauben
Wie sie durch meine Seele dringen
Fordernd mich in die Knie zwingen


Und ich gab ihm alles. Tat alles. Unterdrückte die Tränen. Ertrug den Schmerz..
Wer schön sein will muss leiden. Muss leiden.... Wer schön sein will...
Jede erniedrigende Pose, jede grobe Behandlung. Jeder Schmerz...

Spüre die Kraft in deinen Händen
Wie sie mir schmeicheln und mich schänden
Wie sie mich durch die Nächte tragen
Wie sie beschützen und mich schlagen


Seine Hände rissen an mir. Zerrten. Nahmen mir. Gaben mir.
Das war nicht mehr ich. Nicht mehr mein Körper.
Erst brachen die Knochen... Dieser Schmerz, so viel Schmerz. Dann dehnte sich die Haut. Dann kamen die Hände. Fremde Hände...
Schön. Er hatte gesagt ich würde schön sein... Schön... Schön...
Er hatte doch gesagt... Besonders... Kunstwerk... Anders... Ich wurde anders... War ich vorher nicht besonders? Ist es das? Ist es?
Das war schön?

Tranen rannen mir aus den Augen als ich mich im Spiegel betrachtete. Seine Augen blickten mir daraus entgegen.
Ich wollte schön sein... Bist du nicht schön?
Bist du nicht etwas besonderes?
Doch. So schön.
So viel mehr als zuvor. Seine Hände über meinen Körper.
Schön...?

Spüre den Glanz in deinen Blicken,
Wie sie entfesseln und ersticken
Wie sie verzaubern, mich erlösen
Wie sie verachten und entblößen


Sein Blick. Seine Faszination. Bin ich besonders. Er ist zufrieden? War ich gut?
Bin ich schön. Kunstwerk? Kunstwerk. Ja.

Ich bin der Gedanke, der zur Sonne strebt, verglüht und stirbt
Ich bin dein Versprechen, das du achtlos in der Nacht verlierst


Ich bin das Geheimnis, das die Welt niemals ergründen wird
Ich bin deine Sehnsucht, mit dem Stolz der Ewigkeit maskiert






verwendeter und veränderter Songtext von Mantus – Zur Sonne
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [Fluff - Toma] Im Wandel

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Was wir sind und was wir werden

Abschätzig hoben sich die Augenbrauenwulste in dem Drachengesicht zu einem irritierten Ausdruck.
Erst hatte er ihn noch mustern betrachtet, einfach nur untersuchend dann immer skeptischer bis fragend.
Die großen Augen blinzelten ein paar mal, dann wischte sich der Drache mit der Hand übers Gesicht und seufzte genervt.
Ebenso wie in der ersten Nacht als er zu ihm kam, klatschte die Hand des Drachen plötzlich in sein Gesicht.

Jakob schrie auf und fasste sich die schmerzende Stelle. Eine die jetzt noch mehr schmerzte als ohnehin schon. Sein Gesicht war gerötet und leicht geschwollen und pochte schmerzhaft.
Unter einem erneuten schmerzhaften Zischen zog er die Hand wieder weg.

„Lass das!“
herrschte Toma ihn daraufhin an und das unmenschliche Gesicht hatte sich zu einer wütenden Fratze verzerrt.

Jakobs Blick wanderte zu Boden. Es war so schwer und seltsam und er hatte Angst..und jetzt hatte er wieder etwas falsch gemacht...er war ungenügend...schlecht...hatte versagt....

Während Jakob in Selbstvorwürfen zerging, fasste Toma nach dessen Gesicht und als sich seine eiskalten Finger in die warme Haut drückten, fragte sich der Tzimisce ob es das wirklich wert war. Ob er das wirklich verdiente...
Doch er konnte auch nicht umhin es als interessantes Experiment zu sehen.

Jakob wimmerte während der unangenehmen Prozedur, doch wollte es durchstehen, keine Schwäche zeigen wieder.... Er glaubte daran, dass es gut war, richtig. Es musste Gottes Wille sein.
Eindeutig ein Geschenk.
Und als Toma ihn wieder losließ schaute er ängstlich aber auch gespannt zu seinem Herrn auf.

Dieser begann jedoch urplötzlich zu knurren.
„Raus!“ fauchte der Tzimisce und dem Ghul fuhr die Angst in die Glieder. Ohne zu zögern sprang er auf und eilte aus dem Zimmer.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: [Fluff - Toma] Im Wandel

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

In der Hölle

So musste sich die Hölle anfühlen. Das konnte nichts anderes sein als die Hölle. Der Schmerz der nicht verschwindende unbeschreibliche Schmerz und was mit ihm geschah...das konnte nicht von dieser Welt sein, das konnte nicht möglich sein.

Eingepfercht wie die Schweine hatten sie in diesem Loch gesteckt, das nicht groß genug war zu liegen, geschweige denn irgendwo ihre Notdurft zu verrichten. Sie mussten stehen, hocken, teilweise aufeinander liegen...und das war nicht das schlimmste. Bei Gott, er hätte alles dafür gegeben wieder in dieses Loch gesteckt zu werden anstatt dass zu erleben, was auf ihn wartete, als sich die Luke wieder geöffnet hatte.
Erst hatte er sich gefreut, geweint vor Erleichterung wieder hinaus zu können, frische Luft und Bewegung zu haben, doch das war eine irre Hoffnung. Zwei von ihnen fanden ihren Weg zurück in die seltsamen Werkstatt, zwei Frauen wuschen sie rein von ihrem Dreck.
Doch Frau? War das eine Frau? Das war ein Monster. Erschrocken war er von ihr zurückgewichen und hatte geschrien, bis ihn plötzlich etwas in den Rücken getreten hatte. Zu Boden stieß und nieder drückte.
Er zappelte wie ein Fisch auf dem Trockenen, wollte nur hier weg, einfach weg, doch da wurde er hochgehoben und ein muskulöser Arm legte sich von hinten um seine Kehle, hielt ihn aufrecht, während die Frau ihn reinigte. Etwas spitzes bohrte sich gegen seinen Hals und Schulterpartie. Was hatte der Typ für Arme?

Gewaltsam wurde er auf den Tisch in der Mitte des Raumes gedrückt und mit Bändern festgebunden. Arme und Beine wurden fest an die Tischbeine geschnürt, ein breiteres Band hielt ihn um die Körpermitte. Sein Blick ging zum Boden. Er konnte kaum sehen was mit ihm geschah. Nur den Kopf etwas zur Seite drehen.

Der Teufel...dieser Teufel, der ihn von der Hure gekauft hatte...er fasste ihn an. Er wollte ihm Leid antun. Das war doch was Sündern in der Hölle bevorstand, oder? Immer währendes Leid? Hatte er das verdient? War er wirklich so schlecht gewesen?

Kalt, wie Eis waren die Finger des Unholds über seine Haut gekrochen. Drückten sich in seinen Hals. Unfähig musst er ertragen wie er berührt und abgetastet wurde. Und dann krochen sie plötzlich in ihn. In ihn! Unter seine Haut. Er schrie, was ihm irgendwie verwehrt wurde, doch er versuchte es dennoch. Sie rollten seine Haut auf und drangen in sein Fleisch und was dort noch so alles war. Was wusste er schon. Es tat nur fürchterlich weh. Unbeschreiblich.

Als er endlich von ihm ließ, dachte er schon es wäre vorbei. Doch er wurde nicht losgemacht. Er kam nicht zurück ins Loch.
Ein Tag lag er so da. Bäuchlings auf die Tischplatte gebunden. Warum? Was passierte hier? Sollte er so weiter leiden? Was hatte er nur getan um das zu verdienen? Der Mann und die Frau waren immer noch da, sie brachte ihm Wasser zu trinken, sonst nichts, doch das war ihm egal. Er wollte nur dass es aufhörte. Manchmal war der Schmerz weg...war er ohnmächtig geworden? Aber dann konnte das nicht die Hölle sein, oder? War er noch am Leben?

In der nächsten Nacht musste er ansehen, was der Teufel mit einem der anderen tat...und es ließ ihn würgen. Das war nicht möglich...
Die Hände des Teufels schnürten seinen Hals zu, so fest, so eng, als würde sich nichts darin befinden. Er röchelte und schnappte nach Luft, kurz lief sein Kopf rot an, dann war es schon vorbei.
Wie wenn man einen Sack an der Öffnung zusammenschnürte, so zog sich die Haut zusammen, dann gab es ein lautes Knacken und der Kopf löste sich vom Leib, als hätte man eine Blüte von ihrem Stengel getrennt.

Was der Teufel dann mit dem Kopf tat, war noch schlimmer als alles zuvor.
Der arme Tor würgte, doch da er nichts gegessen hatte spuckte er nur wässrige Galle auf den Boden. Er wandte die Augen ab und wünschte sich er könnte auch die Ohren zuhalten, doch den Geräuschen von knackenden Knochen und schmatzen von feuchtem Fleisch konnte er nicht ausblenden.
Tränen rannen seine Wangen hinab und Schluchzer schüttelten den geschunden Leib.

Es dauerte Tage...mehrere Tage oder Nächte, so genau wusste er das nicht. Vielleicht auch nicht. Vielleicht fühlte es sich nur an wie die Ewigkeit. Vielleicht war es die Ewigkeit. Immer wieder wurde er herumgedreht, bewegte und alles mögliche an widerwärtigen Eingriffen in seinen Körper getan. Es war ein einziges langes Leiden. Eines das sich mit jedem Tag verschlimmerte. Er hätte es nicht für möglich gehalten, niemals hätte er sich vorstellen können, was hier mit ihm getan wurde...dann war da aber plötzlich etwas neues. Eine neue Empfindung. Er spürte etwas das vorher nicht da gewesen war. Fühlte...mehr....andere Bereiche...

...doch dann geht es plötzlich so schnell. Sein Herz schlägt schnell, sein Bauch krampft sich zusammen. Es tut weh. Noch viel mehr weh. Überall. Seine Lunge ringt verzweifelt nach Luft, seine Muskeln zucken. Sein Hals brennt. Er kämpft. Sein Körper versucht am Leben zu bleiben, doch es bringt nichts.
Die Lungenflügel hören auf Luft zu pumpen, das Herz klopft ein letztes mal und nur ein letzter Impuls im Kopf des Menschen lässt ihn noch erkennen, dass er stirbt. Dass es vorbei ist.
Danke.
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