Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

[Oktober '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Caterina
Toreador
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Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Caterina »

Der Feldhase floh panisch zwischen den Kisten, die ihn gefangen hielten umher.
Zwar flogen Pfeile in seine Richtung, doch konnte sich das Tier dem Tode immer wieder durch schnelle Haken entziehen.
Es war ein seltsamer Anblick, zum Glück geschah alles außerhalb der Stadtmauern und zu später Stunde.

Luca, der herumjuchzte feuerte Caterina an. Doch lenkte er die angehende Jägerin mit seinem quirligen Gezappel ab.
Michael grinste bei jedem Fehlschuss immer breiter. Ihn amüsierte die Situation sichtlich.
Nur die Toreador verstand gerade keinen Spaß. Dieses blöde Vieh schlug zu viele Haken, es war einfach zu schnell. Das Knurren wurde immer lauter, denn mitlerweile gierte es auch dem Tier in ihr nach der Beute.

„Das ist unmöglich bei dieser Geschwindigkeit“, frustriert wurde der Bogen gesenkt. Trotzig, wie ein kleines Kind sah die Frau ihren Ghoul an, der sie nur angrinste: „Vorrausschauen, erahne, wohin der Hase will.“
Doch Caterina war mit ihrer Geduld am Ende und schnaubte Michael nur geringschätzig an: „Blödsinn“

Das ließ sich der Kämpfer nicht zwei Mal sagen. Es war Zeit dem Biest seine Schranken zu zeigen.
So schritt er auf die Mailänderin zu, lächelte ihr ins Gesicht und forderte den Bogen.
Als er ihn schließlich in der Hand hielt, schnappten sich die rauhen Finger einen Pfeil.
Jetzt wartete sogar Luca gespannt.

Schon bei den Vorbereitungen wirkte der Mann viel ruhiger, seine Routine konnte sogar Caterina ihm nicht absprechen.
Schließlich wurde der Bogen gehoben und die Sehne gespannt. Er fokussierte sein Ziel und schien den Hasen einige Zeit einfach nur zu verfolgen.
Dann schoß der Pfeil unvermittelt los.

Geschick + Bogenschießen (3)
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Ein leises Quieken war noch zu hören, dann lag der Hase auch schon in seinen letzten Zuckungen.
Luca jubelte, während das Lächeln des Ghouls durch ein fieses Funkeln der klaren Augen untermalt wurde.
Seiner Herrin entrang sich nur ein kurzes Knurren. Sie musste ihm leider zugestehen, dass die Demonstration gelungen war, doch würde sie ihm dies niemals offen sagen.

Noch während der Junge zur Beute stürmte tröstete der Kämpfer die Toreador: "Es war ein schnelles Ziel. Tiere in Panik sind schwer zu erlegen"
Kurz verdüsterte sich die Miene Michaels: "Und manchmal gefährlich."

---

Am nächsten Abend steckte der Frust noch immer in Caterinas Knochen. Zu aller erst hatte sie die Beute nicht erlegt und dann wurde sie ihr auch noch weggeschossen. Weggenommen von Michael!
Es war zum aus der Haut fahren.
Dennoch war der Krieger heute wieder an ihrer Seite, während sie dem Hain immer näher kamen.
Er war es auch, der seine Herrin darauf aufmerksam machte, sich zuerst in der Gegend umzusehen, bevor sie sich weiter in der Nonnen Richtung begaben.
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Leben und sterben will ich wie du..."
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Maria Penthesilea
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonnen waren bereits dort. Maria Penthesilea und Maria Polemusa hatten es sich auf der Lichtung um ein kleines Feuer bequem gemacht und unterhielten sich leise. Kurze Sätze, knappe Reaktionen, so wie man es von ihnen gewöhnt war. Die Frau, die sie beim letzten Mal begleitet hatte, fehlte heute.

Sie wusste, dass die beiden sie wahrgenommen hatten, ein Blick von Maria Penthesilea verriet es ihr. Dennoch blieben die Frauen ganz ruhig sitzen, während sich die Neuankömmlinge näherten. Maria Polemusa hatte sich auf ihre Hände gestützt zurückgelehnt, die Augen geschlossen. Offenbar genoss sie den kühlen Nachtwind.

Erst als die beiden Neuankömmlinge auf wenige Meter herangetreten waren, erhoben sich beide Nonnen mit geübter Geschmeidigkeit und nickten Caterina und Michael zu. "Jägerin... und Jäger." Maria Penthesilea lächelte. "Wir hoffen, eure Jagd war gut." Mehr als eine Floskel - eine Frage?
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Caterina
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Caterina »

Eine Frage, die genau ins Schwarze traf, denn der Ghoul grinste breit als er den Nonnen zunickte.
Caterina hingegen sah man die Enttäuschung an, dennoch grüßte sie beide Frauen freundlich: „Buonanotte, Jägerinnen. Auch ich hoffe, eure Jagd war erfreulich.“
Leise fügte die Frau hinzu: „Meine war noch zu schnell.“
Daraufhin ergänzte der Ghoul überraschend gutmütig: „Doch sie wurde erlegt.“
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Maria Penthesilea
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

"Bald", sagte Maria Penthesilea nur und Maria Polemusa lächelte sie ermutigend an. "Du übst weiter. Du lernst. Nur so erkennst du dein Wesen." Sie wies auf den Boden neben sich. "Für heute: Andere Lektionen." Die Nonne griff zu einer Ledertasche und öffnete diese. Auf einem kleinen Filztuch breitete sie verschiedene Pflanzen aus.

"Kennst du diese?" fragte sie die Kainitin.
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Caterina
Toreador
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Caterina »

Mit einem Lächeln erblickte Caterina die dunkelgrünen Blätter. Auch wenn ihr sofort klar war, um welche Pflanzenart es sich handelte, tat die Toreador, als studiere sie angestrengt.
Michael neben ihr musste konnte die spitz zulaufenden, stiellosen Blätter gut erkennen, überragte er die Damen alle um mindestens eine Kopflänge.
Auch er wusste Bescheid, hatte er sich doch schon öfter selbst damit ausgeholfen.

„Es handelt sich um Spießkraut oder“, kurz dachte Caterina nach. Dann fiel ihr der hier geläufige Name ein: „Hier glaube ich nennt man das Kraut Spitzwegerich.“
Kurz sah die Toreador auf, als ihr eine Maria zunickte, fuhr sie mit ihren Ausführungen fort.

„Die Wurzeln schmecken recht annehmlich und werden von den Armen zu einer furchtbar riechenden Suppe verarbeitet. Doch benutzen ihn weise Frauen gern für Wunden, die nicht tief sind. Zerkaut hat sie auch Michael sicher schon ab und an für die Kratzer gebraucht, die ihm seine Beute verpasste.“, die Frau sah ihren Ghoul an.
Dieser nickte kurz und fügte hinzu: „Heilt besser“

Zum Schluss wurde Caterinas Hand auf die Brust gelegt, während sie ihre Erklärungen zum Ende brachte: „Kocht man Blätter und Blüten fällt einem das Atmen leichter, vorausgesetzt man bellt wie ein Hund.“

Vor allem hatte das Spießkraut einen recht starken Geschmack, der bittere Gifte überdeckte, aber das behielt die Mailänderin schelmisch grinsend für sich.
Doch fiel ihr in diesem Zusammenhang eine wichtige Frage ein. Konzentriert blickte sie zu den Jägerinnen: „Sagt, widerspricht es dem Weg der Jagd, seine Waffen durch Gift zu unterstützen?“
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Maria Penthesilea
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonnen blickten überrascht zu ihr auf. Maria Polemusa nickte und zwinkerte ihr zu und auch Maria Penthesilea wirkte beeindruckt. Als sie ihre Frage hörten, runzelten jedoch beide missbilligend die Stirn. "Gift ist... wenig sinnvoll", sagte Maria Polemusa leise. "Dient die Beute zur Nahrung? Sie wird ungenießbar. Willst du eine Trophäe? Welchen Wert hat sie - wenn sie so leicht erworben ist?"

Maria Penthesilea seufzte hingegen. "Wenn das Gift schnell tötet? Vielleicht. Es ist keine gute Jagd. Aber vielleicht notwendig." Sie hob den Zeigefinger. "Wie du weißt: Verteidige dich. Verteidige deine Jagd. Tu, was notwendig ist."

Die Nonnen fuhren fort, Kräuter aus dem Beutel zu ziehen. Die meisten davon kannte die Toreador bereits und sie konnte auch weiterhin mit ihrem Wissen glänzen. Auch die Stimmung hellte sich rasch wieder auf - solche Fragen machten den Nonnen offenbar nichts aus.

Schließlich nickte Maria Penthesilea. "Genug davon", sagte sie und zog ein Tiegelchen mit Farbe hervor. "Wir werden... jagen." Maria Polemusa grinste.
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Caterina
Toreador
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Caterina »

Michael war wie erstarrt, während er auf den Tiegel blickte. Was war denn das nun wieder?
Besorgt sah er zur Herrin, doch diese konzentrierte sich ganz auf das Tiegelchen.

Stirnrunzelnd sah sie schließlich in die grinsenden Gesichter der Nonnen. Konnte sie Vorfreude darin entdecken? War es womöglich Schadenfreude?
Noch während die Frau sinnierte, meldete sich das Tier in ihr. Freudig schien es in ihrem Inneren wach zu werden. Die Urkraft war wieder einmal anders. Nicht wie damals bei der Raserei, auch nicht vergleichbar mit dem Knurren im Frust. Nein, Vorfreude schien auch in der Kainitin aufzusteigen.

"Werdet ihr an meiner Seite sein? ", fragte die Toreador leicht unsicher.
"Ist das eines eurer Rituale?", mit einem Kopfnicken zeigte der Lockenkopf auf den Tiegel.
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Maria Penthesilea
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Als sie wieder auf Maria Penthesilea blickte, sah sie, dass diese sich entkleidete. Genauer gesagt: Sie streifte den Habit ab und enthüllte, dass sie darunter in enges Leder gewandet war. Noch schockierender war, dass sie tatsächlich Hosen trug! Männerkleidung! Die Kleidung war nicht gerade ansehnlich, aber praktisch geschnitten. Ein langes Jagdmesser steckte in Penthesileas Gürtel.

Die Nonne... nein, die Jägerin nickte ihr zu. "Ja. Und ja. Wir zeigen dir ein Ritual von uns. Und du wirst uns das deine zeigen. Wenn du willst?"

Sie nahm den ersten Tiegel zur Hand und begann, auf ihre nackten Arme seltsame Rankenmuster aufzutragen.
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Caterina
Toreador
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Caterina »

Ein kurzes Räuspern des Hühnen ließ Caterina noch aufhorchen, bevor sie sich wieder der Vorfreude und dem Bevorstehenden widmede.
Uninteressiert erblickte die Toreador ihren Ghoul nicht einmal, doch richtete sie klare Worte an ihn: „Geh. Bleibe aber in der Nähe“
Und so zog sich Michael zurück. Auch er wollte sich vorbereiten, doch war ihm dieses heidnische Zeug der Nonnen zuwider.
Als er einige Schritte entfernt war, fing seine kratzige Stimme an zu beten, während sich der Geist vorbereitete:

„Vater!

Wo der Jäger das Leben von Geschöpfen beendet,
lass’ Demut walten!
Jene Demut, die Leiden erkennt und vermindert.
Wo wir Sterblichen uns von Tieren ernähren,
lass Verantwortung sichtbar werden.
Zügle durch deinen Geist jene lieblose Gier,
die das Mitgeschöpf zum leblosen Objekt degradiert.
Und erwecke in uns mir Freude am Verzicht,
die Leben schont und nach Alternativen fragt.
So bitten ich dich: Gott, erbarme dich!“

Ob ihn die Nonnen beobachteten, das war ihm egal. Er versteckte sich nicht, schämte sich auch nicht für sein Gebet.

Währenddessen grinste Caterina weiterhin. Ihre Augen funkelten, als sie sich vom Tiegel lösten und zu den Mariae wanderten.
„Ich, es erscheint vielleicht seltsam.“, begann die Mailänderin zögernd.
Doch auf das ermunternde Zeichen Maria Penthesilea hin setzte sich die Vampirin auf den Boden.
kurz wanderte ihre Hand in eine verborgene Tasche des Kleides. Als diese wieder zum Vorschein kam, hielt sie ein Haarband, dem Matteos ähnlich.
Bedächtig wurde die Mähne gebändigt und mit dem Band fixiert.

Schließlich begann die tiefe Frauenstimme zu summen. Es waren fröhliche Laute, schnell und heiter.
Bald ging das Summen in Gesang über.
Caterina hatte dieses Lied einmal aufgeschnappt und fand es sehr lustig.
Als sie dann das erste Mal den Bogen in Händen hielt, überkam sie die Heiterkeit der damaligen Jägersrunde.
Auf einmal konnte sie sich lebhaft and die betrunkenen Männer erinnern, so stimmte sich die Toreador immer voller Fröhlichkeit ein, war für sie das alles ein Spiel.

„Auf ihr Jäger auf und wacht
und seid auf die Jagd bedacht
Unser edles Jägerleben
ist mit lauter Lust umgeben
Denn das Jagen ist und bleibt
immer doch die schönste Freud!“
Und auch ihr Tier stimmte im Inneren mit ein. Ja, die beiden freuten sich!
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Maria Penthesilea
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Re: Zwei Hasen und sechs Beine [Maria]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Die Nonnen sahen einander an, nickten sich zu. Offenbar waren sie sowohl mit dem christlichen Gebet als auch mit dem seltsamen Lied zufrieden. "Denkt an das was kommt", sagte Maria Penthesilea leise. "Denkt an die mögliche Beute. Wie ihr sie fangen könnt. Wie sie entkommen kann." Sie ließ Maria Polemusa ihr Gesicht und ihren Nacken bemalen, sprach währenddessen weiter.

"Die Jagd ist alles. Lass alles sonst hinter dir. Bis die Jagd zuende ist. Solange bist du frei." Dann trat sie mit dem Tiegel auf Caterina zu.
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