Aus Eins mach' Zehn [La Vedova]

[Oktober '16]
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Caterina
Toreador
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Aus Eins mach' Zehn [La Vedova]

Beitrag von Caterina »

Die Gärten waren wunderschön!
Wieder in das ramponierte Kleid gehüllt und mit dem groben Leinensack ausgestattet genoss Caterina sichtlich ihren Spaziergang.
Zwar war die Mailänderin zuerst ärgerlich gewesen, dass sich hier ebenfalls nur äußerst wenig zu gebrauchende Gewächse zeigten, doch machte die ruhige Pracht so einiges wett.

Niemand störte die Frau hier, so konnte der Geist zur Ruhe kommen und die vergangenen Nächte gebührend analysieren.
Leider konnte Caterina Matteo bisher nicht mit der gewünschten Salbe an Fragen überfluten, die ihr lieb gewesen wäre.
Auch waren ihr die Nonnen noch ein ähnliches Mysterium wie zu Beginn des Jagdlebens. Die Regeln, die Weisheiten, alles war noch verwirrend.

So entschloss sich die Toreador heute Nacht auf einen weiteren Spaziergang durch die Gärten. Vielleicht gab es ja doch etwas zu ernten.
Und tatsächlich fand sie eine kleine Brennnessel, noch ganz klein und zart. Fröhlich summend beugte sich Caterina hinab und riss grub das Pflänzchen aus, bevor es dann in den Sack verschwand.

Als die Kainitin wieder aufblickte, erhaschte sie eine bekannte Gestalt.
Ihre rote Mähne war unvergleichlich und fiel der Toreador schon bei Hofe auf. Endlich, traf sie die Witwe, wie Matteo sie nannte!

Schnell erhob sich Caterina und versuchte so gelassen wie möglich zu klingen. Zu sehr interessierte sie diese Frau.
Mit einem freundlichen Lächeln ging sie La Vedova entgegen: „Buonanotta wehrte Dame.“
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La Vedova
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Re: Aus Eins mach' Zehn [La Vedova]

Beitrag von La Vedova »

Die Witwe wandte sich überrascht um, als sie angesprochen wurde. "Buonanotte", entgegnete sie noch in der Bewegung, wobei ihre französische Sprachmelodie es mehr wie „Bonnanot“ klingen ließ. Sie hielt die kleine Kräutersichel in der einen, einen Weidenkorb in der anderen Hand, gekleidet war sie in ein tannengrünes Leinenkleid, über das sie ein von Spangen gehaltenes Schürzenkleid trug, filigrane Webborten zierten das dunkle Grün, die roten Haare fielen ihr zu einem dicken Zopf geflochten über eine Schulter.
Als sie Caterina erkannte, legte sie die Sichel in den Korb und ging einige Schritte auf die Frau zu, wobei sie diese kurz musterte. Ihr Blick blieb an dem Kleid hängen und sie sah die Dame etwas verwundert an, bevor sie kurz in einen leichten Knicks sank.
"Welch freudige Überraschung, Euch heute hier zu treffen“, sagte sie leise und als sie sich erhob: „Ich bin wohl nicht die einzige, die nächtliche Spaziergänge an Orten wie diesem schätzt. Es ist vielleicht ein Sehnen nach den Ursprüngen unseres Seins…nach Eden, dem wir entstammen? Und die Suche nach der Erkenntnis…“
Noch immer lag ihr Blick auf der schönen Frau, die im Mondlicht vor ihr stand. Sie genoss den Anblick der erlesenen Gestalt. „Caterina, nicht wahr?“
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Caterina
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Re: Aus Eins mach' Zehn [La Vedova]

Beitrag von Caterina »

Amüsiert grinste Caterina: „Ja, eine wunderbare Nacht um Hekate nahe zu sein. So ruhig, dass sich die Gedanken sammeln können.“
Ein höflicher Knicks erwiderte den der Kappadozianer: Ich bin erfreut, euch endlich persönlich kennen zu lernen.“

„Wie wünscht ihr genannt zu werden? Ich hörte zweierlei Namen von euch“, augenzwinkernd war die Stimme heiter bei den letzten Worten.
Mit leiser Neugier betrachtete Caterina die roten Haare, welche zu einem festen Zopf geflochten waren. Welch wunderbare Haarfarbe!

Schließlich wanderten die Augen hinunter zum Korb. Kurz versuchte die Toreador einen Geruch einatmen, doch war die Witwe zu weit entfernt.
So zeigte sie selbst auf ihren groben Sack: „Wir scheinen in der Tat auf der Suche nach ähnlichen Dingen zu sein.“
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La Vedova
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Re: Aus Eins mach' Zehn [La Vedova]

Beitrag von La Vedova »

Die Rothaarige hob überrascht die Brauen „Noch nie kam es vor, dass man mich fragte wie ich wünsche genannt zu werden. Namen gab man mir. Über diese Frage müsste ich nachdenken…doch derweil nennt mich Seinfreda, denn das ist der Name, der mir im heiligen Wasser gegeben wurde, als man mich in einem Winter im Fluss badete.“, sie nickte „Seinfreda Gunnhildsdottir, dann später andere Namen…“, sie sah die andere an „Und wie wünscht Ihr genannt zu werden?“

Als Caterina auf den Sack zeigte, lächelte sie offen, legte jedoch den Kopf schief und ging ein Stück näher an die Schönheit heran. „Ihr seid also auch auf der Suche? Ob es ähnliche Dinge sind…wollen wir es bei einem Spaziergang herausfinden?“
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Caterina
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Re: Aus Eins mach' Zehn [La Vedova]

Beitrag von Caterina »

Bei der Überraschung der Witwe musste Caterina herzlich lachen. Ihre tiefe Stimme tönte dabei wohlklingend, das Wippen der einzelnen Locken verband sich zu einem fließenden, dunkelbraunen Meer.
Als sich die Toreador wieder gefangen hatte, kamen die Worte noch immer leicht erheitert, doch entschuldigend hervor: „Bitte verzeiht meine Erheiterung. Sie ist auf keinen Fall gegen euch. Aber auch ich wurde noch nie gefragt, wie ich mir meinen Namen wünsche. Das wurde mir gerade klar.“

Kurz zwinkerte die Mailänderin der andern Kainitin zu: „Ihr dürft mich nennen, wie euch beliebt, denn Namen sind vergänglich. Mir ist nur wichtig, dass Ihr euch an mich erinnert, werte Witwe.“

Auf die Frage der gemeinsamen Suche strahlte Caterina wieder. Fröhlich knickste sie in ihrem schäbigen Kleid: „Es wäre mir eine Freude mit euch auf die Suche zu gehen. Vielleicht finden wir beide Dasselbe und doch etwas komplett Verschiedenes.“
Schon kam die dunkelhaarige Kainitin in Bewegung. Galant bot sie ihren Arm, so wie es sich für einen Gentleman gehörte.
Was würde wohl die Fremde dazu sagen?
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La Vedova
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Re: Aus Eins mach' Zehn [La Vedova]

Beitrag von La Vedova »

Etwas zögerlich beobachtete Seinfresa Caterinas lachen, stimmte dann jedoch erleichtert mit ein. Seltn war es geschehen, dass ein Kainit tatsächlich Emotionen lachte, aber hier in Italien war man wohl gelassener. Sie nickte, ja sie würde die Frau erst einmal kennenlernen und sich dann überlegen, welcher Name zu ihr passte. Sie schmunzelte, als sie sich bei der anderen einhakte. Wie damals im Kloster, dort waren die Namen auch selbst gewählt.

Das Körbchen hielt sie in der rechten und ließ es locker mit jeden Schritt an ihrer Seite schlenkern. Sie warf noch einmal einen Blick auf das Kleid, verkniff sich jedoch die Frage nach dessen erbärmlichen Zustand. Stattdessen sog sie den Geruch der faszinierenden Dame neben sich ein und genoss die würzigen Düfte des Gartens.
„Steh auf Nordwind, und komm Südwind, und wehe durch meinen Garten, dass der Duft seiner Gewürze ströme“, sagte sie leise, beinahe flüsternd.
Sie warf einen Blick auf den Sack „Dann erzählt doch mal. Was sammelt Ihr?“
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Caterina
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Re: Aus Eins mach' Zehn [La Vedova]

Beitrag von Caterina »

Weiterhin fröhlich entging Caterina der erneut irritierte Blick auf ihr Kleid nicht. Bevor also die Frage der Kräuter geklärt wurde, zwinkerte die Mailänderin der Witwe zu: „Ich kann es nicht leiden, wenn Wollfsmilch oder Beerensaft meine wunderschönen Kleider ruiniert. Außerdem sind die Sterblichen doch seltsam, wenn ich ihnen in voller Pracht begegne“
Dass die Toreador noch nicht genug Mittel hatte um sich ein so gut gearbeitetes Kleid wie das von Seinfrieda zu besorgen, das wurde natürlich verschwiegen.

Schließlich spazierte das seltsam schöne Duo davn.
„Was ich sammle?“, fragte Caterina demonstrativ.
„Nunja, alles ist hilfreich und wiederum nichts“, wurde schließlich geendet.
Der Gesichtsausdruck wurde etwas ernster, wenngleich noch immer fröhlich: „Um ehrlich zu sein, wollte ich heute eher die Ruhe genießen und vielleicht ein wenig Gichtrübe sammeln.“

„Schließlich war einiges los, das ich erst richtig einordnen kann. Ohne den Lärm Genuas“, die letzten Worte waren etwas leiser gesprochen, als wären sie nicht für die Ohren der Rothaarigen bestimmt.
Dann blickten die braunen Augen kurz hinüber zu der Witwe: „Doch bei solcher Gesellschaft, werde ich mich wohl auch an ein paar Vogelbeeren vergehen und einen Schierling aufsuchen.“

Alles grundsätzlich Heilkräuter, in der Verbindung zueinander jedoch tödlich, ein Gebräu, dass nicht jeder kennt, doch schon vielen Ehemännern das Leben kostete.
„Mit Hollunder wird es schmackhaft“, die Worte der alten Hexe damals hallte kurz wieder auf.
Caterina war gespannt. War diese Kainitin vom Clan des Todes wie dem Clannamen würdig oder hatte sie der Salubri auf die Seite der Schwachen gezogen?
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La Vedova
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Re: Aus Eins mach' Zehn [La Vedova]

Beitrag von La Vedova »

Die Rothaarige lauschte den Ausführungen der Dame aufmerksam. Schierling, Gichtrübe…bei letzterer musste schmunzeln, da die Pflanze auch als Teufelsrübe bezeichnet wurde…Giftige Pflanzen, vor denen man sie schon als Kind gewarnt hatte und die des Öfteren zu Viehsterben führten. Was die Schönheit wohl damit vor hatte? Und ob man diese Pflanzen wirklich hier fand? Sie waren unauffällig ja, trugen allesamt unschuldig weiße Blüten…

Interessant, dass Caterina so unvorsichtig mit diesen Absichten umging. Entweder war sie wohl so mächtig, dass es ihr egal war oder sie wollte sich ein Stück weit öffnen, um Seinfreda die Möglichkeit zu geben, sich zur Suche zu äußern. Oder, Seinfreda musste fast auflachen, sie war schon wieder paranoid und Caterina versuchte bloß, Gicht und Schmerzen zu lindern. Nein, vermutlich nicht. Sie verlangsame den Schritt ein wenig.

„Wen habt Ihr denn vor zu richten?“, fragte sie mit hochgezogenen Brauen interessiert. Sie erinnerte sich an Geschichten von Schierlingsbechern. „Als würde allein Euer Anblick den Herren der Schöpfung nicht schon den Atem nehmen“, fügte sie dann nach der strengen Frage hinzu und schmunzelte zu der hübschen Toreador hinüber.
„Von Schierling würde ich jedoch abraten“; meinte sie dann aber leise „Er riecht nach Mäuseurin…“
Vogelbeeren…Ein Baum, der Thor heilig war. Seinfreda wusste nicht recht, was sie damit anfangen sollte. Die Pflanze war ihren Wissens nicht giftig, sondern vor allem zum Färben geeignet und sogar recht schmackhaft, wenn man die richtig zubereitete. Wollte Caterina etwa herausfinden, ob sie noch dem alten Glauben folgte? Seinfreda runzelte die Stirn und wartete erst einmal ab.
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Caterina
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Re: Aus Eins mach' Zehn [La Vedova]

Beitrag von Caterina »

Mit Unschuldsmiene gab sich Caterina pikiert: „Ich würde doch niemals jemand richten!“, doch konnte sich die Toreador ein Schmunzeln zum Schluss nicht verkneifen.
Die Information über den Schierling jedoch fand die Mailänderin wirklich interessant. Natürlich kannte sie den unangenehmen Geruch der Pflanze, hatte sie jedoch noch nie an Mäuseexkrementen gerochen.

Erheitert neckte sie die Witwe: „Nun kann ich auch diesen speziellen Geruch einordnen, habt Dank. Bin ich doch in der Tierkunde vollkommen unbegabt.“
„Habt ihr schonmal an einem Vogelbeerenkompott gerochen oder ihn probiert?“, mit genüsslicher Miene rieb sich Caterina den Bauch.
„Ein wahrlich wohlschmeckendes Gericht, dass einem verdorbenen Magen wieder Leben einhaucht und durch seinen leicht säuerlichen Geruch ander gut überdeckt.“, die letzten Worte waren verschwörerisch leise an die Rothaarige gerichtet.

Schließlich gab sich die Toreador wieder ganz normal und fiel in einen Plauderton: „Ihr seht, ich koche nur ein besonderes Kompott, dem so manche Frau helfen wird.“
In der Tat kannte die Mailänderin nur geschundene oder rachsüchtige Ehefrauen, die nach so etwas gierten.

Dann wurde Seinfreda gefragt: „Und was sucht ihr hier?“
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Re: Aus Eins mach' Zehn [La Vedova]

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Als Caterina weiter auf die Mäuseexkremente einging, seufzte Seinfreda bloß in einer beinahe verzweifelten Mischung aus Resignation und Amüsement. „Seid froh, dass Ihr Euch damit noch nicht befassen musstet…“

„Vogelbeerenkompott…“, seufzte sie dann „Das ist schon lange her und die Erinnerung daran…“, Bilder und Geschmäcke aus vergangenen Zeiten wogten in ihr auf. Sie schürzte sich die Lippen als wolle die Salz davon lecken…oder Konfitüre? Sie spürte, wie sie hungrig wurde…aber nicht auf Konfitüre, eher auf etwas anderes rotes Galert artiges….sie war so abgelenkt, dass die Caterinas Frage fast überhörte.

Nervös strich sie sich lose Strähnen aus dem Gesicht und sah sich zur Ablenkung genauer im Garten um. Würzige Düfte strömten in ihre Nase, die Anwesenheit der Südländerin erinnerten sie an Verse.
„Steh auf Nordwind, und komm Südwind, und wehe durch meinen Garten, dass der Duft seiner Gewürze ströme…“ mit den Worten hatte sie sich wieder zunehmend entspannt und ihre Gedanken von verlockenden Säften fortgelenkt hin zu beruhigenden Bibelversen. Immer wieder ließ sie ihre Finger durch die Büsche streifen, schnupperte daran, zupfte einzelne Blätter ab, die sie zwischen ihren Fingern zerrieb. Als sie am Brunnen in der Mitte des Gartens angelangt waren, setzte sie sich auf die Brunnenmauer und stellte das Körbchen beiseite.

„Und was sorgt ihr Euch um Eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen….“, noch immer war sie fasziniert von der Frau. Jetzt, wo sie sich wieder beruhigt hatte, fiel ihr ein, dass Caterina ja noch etwas gefragt hatte.

„Momentan suche ich nach Stechapfel, Mohn und Huflattich, aber auch allerhand anderen Kräuter und Pilzen, allerdings ist das hier gar nicht so einfach. Während mn Huflattich beinahe überall findet, sieht es so aus als müsse man die anderen Pflanzen erst einmal kultivieren…“, sie lächelte „Von dem Grünzeug einmal abgesehen suche ich auch andere Dinge…schöne Dinge, wie man sie beispielsweise in Gärten finden kann…“
Gesperrt

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