Die Nacht der vielen Toten [Hof / Alle]

[November 16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Il Canzoniere
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Die Nacht der vielen Toten [Hof / Alle]

Beitrag von Il Canzoniere »

Viele Nächte waren ins Land gezogen seit der letzten Hofnacht. Viele Kainiten hatten die Domäne betreten, einige sie verlassen, einige würden nie mehr unter ihnen weilen.
Die Stadt hatte sich verändert. Nur hier und da war ersichtlich, dass es jemals Überfälle gegeben hatte. Nur noch die Alten erinnerten sich an die schreckliche Zeit.
Die Alten und die Toten.

Auch in der Burg des Grafen in Castelleto hatte sich einiges verändert. Die zum letzten Hof frisch errichtete Burg machte mittlerweile einen bewohnten Eindruck. Ausgetretene Pfade führten hinein und hinaus. Baugerüste waren verschwunden, Wanderarbeiter weitergezogen. Zwei ganze Generationen war hinter den Mauern groß geworden. Zwei Generationen die eine Nacht wie diese noch nie erlebt hatten.

Zum ersten Mal seit mehr als einem Vierteljahrhundert lud ihre Majestät Aurore, Regina Alba, la principessa bianca, Prinzessin Genua, zu einem Fest. Boten hatten Benachrichtigungen versandt, Worte geflüstert, Hände geschüttelt. Im Elysium hatte ein volles Jahr eine Einladung gehangen. Und Vasallen wie Gästen hatten sich von der Begebenheit zugeraunt.

Nun war es soweit. Die Festnacht war angenehm warm und trocken. Der Sommer am Meer ließ die Grillen noch bis früh in die Nacht ihr Lied spielen und die weit geöffneten Tore der Burg des Grafen von Mailands waren festlich beleuchtet. Gepanzerte Wachen mit Hellebarden standen auf der steinernern Brücke Spalier, die den damals noch nicht vorhandenen Burggraben überquerte. Auch Luccio Il Onnivoro, der Allesfresser, stand hier und begrüßte jeden Gast in allerfreundlichster Manier und begleitete jeden einzelnen von ihnen ins Innere der Halle, ehe er zu seinem Posten zurückkehrte.

Der Thronsaal glich dem Hauptschiff einer Kirche, mit einigen Säulen an den Seiten, die die Galerien trugen, und einer hohen Decke.
Doch von den Galerien hingen einige schlichte Flaggen - das stilisierte Herdfeuer, bestehend aus drei goldenen Dreiecken auf weißem Grund, mit dem ihre Majestät ihre Briefe siegelte; das Wappen des Grand Courte ihres Ahnherren Alexandre de Paris, bestehend aus einem zwischen vier blutigen Fängen gespießtem Herzen auf blauem Grund; das goldene Zepter auf purpurnem Grund des Clans Ventrue und zuletzt eine rote Krone auf schwarzem Grund an der Stirnseite, dort wo üblicherweise der Altar lag.
Wenn auch der grundlegende Aufbau der gleiche war, mit dem abgetrennten Sanktuarium, so hatten sich einige notwendige Änderungen für einen säkulären Herrscher ergeben. Zum einen war der Chor nicht existent und an seiner Stelle befand sich eine kleine, steinerne Plattform, die zwei Stufen über dem restlichen Boden schwebte. Dort befand sich der einzige Stuhl im ganzen Raum - der Löwenthron ihrer Majestät - sowie vier Kohlebecken, aus denen schwerer, süßlicher Duft strömte.

Wer von den Gästen sich genau umschaute, der mochte einige Überraschungen finden. So etwa eine seltsame und wohl uralte Statute des jagenden Apoll, die in einer Nische auf sterbliche Beute wartete, oder eine Bebilderung der Traditionen des ersten Mörders, die unter einer der Kanzeln angebracht worden war, ein pechschwarzes Wolfsfell welches so riesig war das es einem ganzen Rudel Wölfe gehört haben musste, ein fein modelliertes Schiff mit schwarzen Segeln, oder auch eine weiße Opferschale, die auf einer kleinen Säule unweit des Thrones ruhte.
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Acacia
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Re: Die Nacht der vielen Toten [Hof / Alle]

Beitrag von Acacia »

Wie schon bei der ersten Hofhaltung ihrer Majestät erschienen die Könige geschlossen – zumindest diejenigen, die Aufnahme in ihre Reihen gefunden hatten. Dennoch hatte sich ihr Bild auf vielen offensichtlichen und subtilen Ebenen verändert. Dieses Mal war es nicht Godeoc, der die kleine Gruppe allein anführte, denn er musste diese Position mit dem Seneschall ihrer Majestät teilen, der neben ihm einherschritt. Hinter den beiden Ältesten folgten Acacia und an ihrer Seite der neu angekommene Toreador. Beinah als Anhängsel und doch für viele sicherlich überraschend folgte den vier Königen Caterina.
Begleitet wurde die Prozession erneut von schwer gerüsteten Wächtern. Ein jeder der acht Männer war angetan in schwarze Kette und trug einen Umhang in Gold und Schwarz. Weniger prachtvoll als ihre Herrschaften waren sie doch eine Unterstreichung ihrer Macht. In zwei perfekten Reihen flankierten sie die Kainiten, die die mächtigsten Vasallen Aurores darstellten.

Ein weiteres Mal hatte Godeoc beschlossen sich den Gepflogenheiten der neuen Zeit anzupassen und erschien vollständig gekleidet. Er trug wieder dieselbe Maske des großen, grobschlächtigen Mannes, die er auch schon vor Jahren gewählt hatte. Das flachsblonde Haar sah aus als wäre es mit einem stumpfen Messer gestutzt worden, fiel ihm aber immerhin nur bis zu den Ohren. Dazu trug er schwarzes Leder an Beinen, Händen und Füßen. Der Oberkörper wurde von einem schweren Kettenhemd verdeckt und ein prachtvoller schwarz-goldener Mantel fiel von seinen Schultern bis zum Boden.
An seiner Seite schritt Maximinianus als Vertreter ihrer Majestät. Der schlanke Ventrue war in eine schwarze, hochwertige Priesterrobe gehüllt, die seine asketischen Züge noch betonte. Gold funkelte in Form eines kostbaren, ziselierten Kreuzes auf seiner Brust, welches an einer ebenso goldenen Kette befestigt war.

An der Seite Acacias schritt Matteo, wer um die Schwäche der Toreador wusste, könnte das Maß am Willen erahnen, dass nötig war neben der Schönheit zu bestehen. Die Folge seiner Schritte war perfekt angepasst an seine Begleiterin und die beiden vorangehenden Kainiten.
Das Gewand welches Matteo trug war aus feinstem Tuch, nach byzantinischer Mode. Beinlinge, Untergewand, die lange Tunika, der Umhang und sogar die Halbstiefel waren tiefschwarz. Der Saum des Mantels und die Fibel die diesen Zusammenhielt waren die einzigen goldenen Farbtupfer.
Das edle, scharfgeschnittene Gesicht, die Haltung des schlanken Körpers und etwas wenig Greifbares verliehen ihm einen Haucht aristokratischer Erhabenheit. Die tiefgrünen Augen fanden den einen oder anderen der Anwesenden, seine Miene verriet jedoch nicht was Matteo bewegte.

Immer den vorgegebenen Abstand wahrend schritt Caterina hinter Matteo und der Elysiumswächterin her. Durch das viele Bürsten glänzte die dunkelbraune Mähne prächtig. Die Tropfen Olivenöl halfen ebenso. Die lebendigen Reflektionen und Farbnuancen waren wahrlich ein Kontrast zum schlichten Schwarz des knöchellangen Kleides. Als ihr Vormund diese ‚Farbwahl‘ bekannt gab, war die Toreador zuerst skeptisch doch durch die Qualität des Stoffes und die grandiose Verarbeitung zu der schlichten Schönheit war Caterina positiv überrascht.

Auch musste sich die Mailänderin eingestehen, dass ihre rosige Haut viel besser zur Geltung kam. Wieder einmal war sie dankbar, dass ihre Hautfarbe auch im Unleben geblieben war. Sah sie vor sich doch ein Beispiel, wie die unnatürliche Blässe einen zu starken Kontrast bilden konnte. Relativ lange blieben die dunklen Augen auf Acacia gerichtet, bis sie sich schließlich der Umgebung widmeten. Der Blick wanderte nicht auffällig herum, doch wurde vieles erfasst. Die Toreador versuchte alle Eindrücke abzuspeichern, war dies doch ein occasione speciale. Wie freute sich Caterina darauf, die Informationen mit Matteo besprechen zu können.

Doch erneut war es die Lasombra, die unter ihresgleichen herausstach. Bis sie die Hallen des Kastells betreten hatte, hatte ein Umhang ihre Gestalt verdeckt und war erst im Innern von einem dienstbaren Geist entgegengenommen worden. Mit dem ersten Blick auf die Lasombra war auch klar warum. War sie vorher schön gewesen, hätte sie doch noch als Mensch durchgehen können. Jetzt jedoch glich sie einem Bildnis der Dunkelheit. Schmerzhaft schön überstrahlte sie ohne weiteres jeden in ihrer direkten Umgebung.
Lediglich ihre Majestät, Regina Alba, la principessa bianca, Aurore konnte ihr noch das Wasser reichen, ja übertraf sie noch in ihrem zarten, beinah ätherischen Liebreiz. Der Kontrast zwischen den beiden Frauen konnte nicht größer sein. Wo Aurore zart, jung und frisch wie die Perfektion der Jugend wirkte, war Acacia erhaben, unberührbar und wirkte wie ein Racheengel, der aus den Schatten getreten war um über die Sünder zu richten.
Sie trug ein Kleid aus schwarzem Brokat, welches sich perfekt an ihren Körper schmiegte. Der Stoff schien schwarz zu sein bis sie sich bewegte. Dunkel schimmerten dann ehemals goldene Fäden auf, die vom Alter schwarz gefärbt worden waren. Schatten in Schatten, die miteinander tanzten und die Gestalt der wahr gewordenen Dunkelheit umspielten. Ein rechteckiger Ausschnitt enthüllte ein wenig der milchweißen Haut und ließ den Kontrast zu der Schwärze ihres Kleides noch stärker hervortreten. Ihr Haar wurde von einem Netz aus dunkelgoldenen Fäden gehalten und schien in seiner Fülle aus dem zarten Halt herausquellen zu wollen. Ihre Hand lag federleicht auf dem linken Arm Matteos und der Blick aus den nachtschwarzen Augen, in denen man keinen Unterschied mehr zwischen Pupille und Iris ausmachen konnte, glitt über die versammelte Menge hinweg.

Die Könige waren erschienen und schienen keinerlei Zweifel an dem Ausgang dieser Nacht zu haben.
Wir sind wie Eisblumen, wir blühen in der Nacht. Wir sind wie Eisblumen viel zu schön für den Tag.
Wir sind wie Eisblumen, kalt und schwarz ist unsere Macht.
Eisblumen blühen in der Nacht.
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Maria Penthesilea
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Re: Die Nacht der vielen Toten [Hof / Alle]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Wo die Jäger waren, da durfte die Jagd nicht fehlen.

Vor den gigantischen Mauern wirkten die beiden Nonnen sehr klein. Dennoch war ihr Blick nicht demütig gesenkt. Sie schauten mit ernster Miene nach links und rechts, sondierten die Umgebung. Dies war ein Jagdgrund den sie nicht kannten. Die Hände hatten sie vor dem Habit gefaltet und tatsächlich fehlten heute die üblichen Ausbeulungen an der Nonnentracht, die auf den Besitz von Jagdmessern hindeuteten.

"Ich kann Thermodosa hören", sagte die eine der Nonnen. Sie senkte die Stimme. "Zivilisation! Pah!" Die andere Nonne musste für einen kurzen Moment lächeln, ein kleines füchsisches Lächeln, bevor sie wieder ernst wurde. "Sie würde auch sagen: Vorsicht!" Beide schwiegen für einen Moment, offenbar in Erinnerungen versunken.

Dann schritten sie schneller aus, auf das Haupttor zu.

Den Allesfresser begrüßten sie freundlich und wenn die Begrüßung "Eine gute Jagd dir" die Wachen verwirrte, dann zeigten diese es nicht. Die Nonnen ließen sich in den Thronsaal führen, wo sie sich recht ungeniert umsahen.

Godeoc wurde ein interessierter, vorsichtiger Blick geschenkt, mehr aus dem Augenwinkel. Die Aufmerksamkeit eines potentiellen Monstrums zu erregen war selten weise und es schien ihnen wohl besser, die Initiative dem Anderen zu überlassen. Eine erste Überraschung ergab sich, als die beiden Nonnen kurz auf Maximinianus zutraten und das Haupt neigten, eine respektvolle Geste.

Acacia schenkten sie ein freundliches Grinsen und ein leichtes Senken des Kopfes - sie hatten die Gastfreundschaft nicht vergessen, wie es schien - und auch Matteo wurde mit einem Nicken begrüßt. Nur ein sehr aufmerksamer Beobachter würde das Zwinkern der zweiten Nonne gegenüber Caterina wahrnehmen, die ansonsten für den Moment offenbar keine Beachtung bekam.

Dann wanderten die beiden Damen, das Desinteresse des Flachsblonden vorausgesetzt, langsam zu der Statue des Apoll, die sie offenbar magisch anzog. Sie würden diese ausgiebig begutachten. Nicht bewundern, so wie ein Kunstliebhaber sie bewundern würde. Sondern studieren, als würde die Statue im nächsten Moment von ihrem Sockel steigen und losrennen.

Als wäre sie Beute.
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Toma Ianos Navodeanu
Tzimisce
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Re: Die Nacht der vielen Toten [Hof / Alle]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Voll freudiger Erwartung machte sich Toma an diesem Abend auf den langen Weg von Domus nach Castelleto. Er war in einen langen schwarzen Mantel gehüllt, unter dessen Saum feiner roter Stoff hervorschaute, welcher bis zum Boden reichte und so Beine und Füße verdeckte. Das Gesicht des Tzimisce war wie stets in der sterblichen Öffentlichkeit von einer Maske verdeckt, doch das lange schwarze Haar, war diesmal sorgsam mit einem roten Band zurückgebunden. Das breite Lederband der Maske reichte aus, seine sonst auffallenden Ohren zu verstecken. Die Maske war das hölzerne Ding, das er sonst auch trug. Nicht hübsch oder besonders, aber er hatte ohnehin nicht vor, sie am Hofe zu tragen.


In den, von Handschuhen bedeckten, Händen hielt er eine kleine hölzerne Schatulle. Ein Geschenk an die Prinzessin. Eigentlich war das Objekt darin das Geschenk, aber er wollte es nicht so simpel, eingeschlagen in ein Tuch, herumtragen, also hatte er das Kästchen dazu angefertigt. Schon für die lange Reise über die Alpen hatte es sich ausgezahlt. Die Schatulle war aus schlichtem dunklen Holz, aber mit stilisierten Ikonen-Darstellungen verziert. Nur waren hier nicht die Heiligen der christlichen Kirche abgebildet sondern Kain, seine Kindern und die 13 Clans.

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Toma grüßte den Ghul der Prinzessin auf angemessene Weise und würde ihm das Geschenk übergeben, falls er dieses für die Prinzessin in Empfang nahm. Ansonsten folgte er ihm einfach in den Trohnsaal.

Nachdem ihm der Mantel abgenommen wurde, streifte er auch die Maske von seinem Gesicht und band sie sich an den breiten Gürtel, den er um die Tailie trug.
Der rote Stoff der hervorgelugt hatte gehörte zu einer ärmellosen langen Tunika, deren Ränder mit schwarzem Faden umsäumt waren. Sticken gehörte anscheinend nicht zu seinen Fähigkeiten, denn abgesehen davon war der Stoff sonst unverziert.
Die freigelegten Arme jedoch zierten kleine Knochenspitzen, die aus seiner Haut ragte und sich spiralförmig über Unter- und Oberarm zogen. Die Handschuhe hatte er ebenfalls abgelegt und so zeigten sich seine langen knochigen Finger, die in spitzen Fingernägeln endeten.

Mit andächtigem Schritt ging er weiter in die Halle und besah sich die Inneneinrichtung und Architektur. Dann fiel sein Blick auf die bereits anwesenden Gäste und schenkte jeden von ihnen ein tiefes höfliches Nicken. Er wusste ja nicht wer Neugeborener, wer Ancilla oder gar Ahn war.

Interessiert musterte er dabei die Anwesenden kurz. Ein kainitischer Hof brachte immer wieder interessante Gestalten zusammen. Die Herren und Damen in schwarz und Gold gehörten anscheinend zusammen, doch sahen nicht aus als würden sie dem selben Blute angehören, obwohl man sich da auch nie sicher sein konnte. Die marmorne Schönheit unter ihnen war wirklich ein Blickfang und er konnte sich vorstellen, welch Höllenqual ein Toreador fühlen musste, beim Versuch sie nicht anzusehen.

Toma hatte damit hingegen keine Probleme. Da er niemanden ungebührlich anstarren wollte, richtete er den Blick wieder auf die Dekoration und erfreute sich ebenso, wie die Nonnen vor allem an der Statue des Apoll.
"Du fügst dich falsch ein! Du bist so fremd hier! Kannst du du selbst sein? Und bist du ganz bei dir!?" - ASP
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Melissa
Tzimisce
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Re: Die Nacht der vielen Toten [Hof / Alle]

Beitrag von Melissa »

Die nächste Gruppe, die zum Hofstaat ihrer Majestät Prinzessin Genua stieß, war neu auf der politischen Bühne der ehrenwerten Gesellschaft. Obwohl ein guter Teil seiner Mitglieder bereits seit Jahrzehnten in der Domäne verweilte und etwa die Hälfte war bereits seit dem letzten Hof ein fester Bestandteil.

Im Gegensatz zu der ordentlichen Prozession der Könige handelte es sich bei den Aufrechten um einen schnatternden Pulk Unsterblicher, der sich in Burgus gesammelt und von dort den Aufstieg zum Castelletto begonnen hatte. Niemand dort machte Anstalten, sich an ein übermäßiges Protokoll zu halten, und tatsächlich schien bei jedem der sechs Vampire eine andere Nuance der Aufregung vorzuherrschen.
Auch sie wurden von acht Wachen flankiert, die sich aber farbenfroher als die der Könige gaben. Über ihrer dicken Lederrüstung trugen sie eine honiggelbe Tunika und lange Mäntel fielen von ihren Schultern an diese Abend. Mäntel, auf die glatt polierte und gehämmerte Schuppen genäht worden waren, so dass die Rücken der Männer im Fackellicht schimmerten und in allen Farben glänzten. Von ihren schwarzen Speeren mit den blutig roten Spitzen flatterte das Kreuz des heiligen Georg im Wind.
Die Köpfe des Drachen, wie man sie in Broglio nannte. Und seine Klauen.

Recht weit vorne lief Benedetto, wie üblich gekleidet in eine schlichte, braune Robe, die nicht viel auf Mode oder Geschmack gab. Aber sie war überaus sauber, ordentlich und duftete erstaunlicherweise nach allerlei ätherischen Ölen und Kräutern.
Ihm zur Seite liefen Ferrucio und Melissa, die angeregt über das beste Mittel der Politik diskutierten. Melissa verteidigte den Klientelismus vor Ferrucios stürmischen Angriffen mit dem Mittel der inbrünstig gepredigten Wahrheit. Der Ancilla selbst hörte lediglich aufmerksam zu und machte ab und an einen Einwand zu dieser oder jener Sache, holte ein Beispiel aus den Tiefen der Zeit hervor oder korrigierte mit prächtigem Wissen, wo Melissa oder Ferrucio Dinge zurecht bogen.

Wo Benedetto ein pragmatisches Verhältnis zu seiner Kleidung hatte, besaß Ferrucio ein verachtendes. Wie gewöhnlich lief er barfuß, die Füße dick von Staub und Matsch bedeckt, und trug eine alte, zerschlissene Robe, die vor Jahrzehnten einmal weiß gewesen war, heute aber eher eine vergilbte, gelbliche Farbe angenommen hatte.
Melissa hatte ihn nicht zu einem frischen Kleidungsstück überreden können.
Der Drache von Broglio trug dagegen ein fabelhaftes Gewand und war - ganz ohne Zweifel - von allen Aufrechten am ordentlichsten gekleidet. Ein schlichtes, blaues Kleid, das mit einem breiten Gürtel unter der Brust zusammen gehalten worden war und über dem sie eine indigofarbene Stola geschlungen hatte. Aber es war der Stoff, der überzeugte: Schwerer, blauer Damast, der das weiße Leinen ihres Unterkleides und ihre blasse Haut nur um so mehr betonte, und teuer genug war.
Auf ihrer Brust schimmerte ein silbernes Kreuz mit einem Rubin am Kreuzpunkt.

Etwas abseits ging Furfur, der dreiäugige Dämonenjäger. Bei jedem seiner Schritte rasselte das Kettenhemd und die Amulette, die Talismane und Schutzzeichen an seiner Rüstung. Er machte eine ernste Miene, erklärte aber gerade mit einiger Leidenschaft und vielen Gesten einem der Ghoule - den kundige als den Milizhauptmann Lamberto Capobanda erkennen konnten - die genauen Handgriffe erklärte, mit denen nur mit einem Messer ein Nahkampf gegen eine wilde Sau zu gewinnen sei.

Hinter ihm ging Titus - der nur dann und wann einen trockenen Einwurf zu Furfurs Erläuterungen machte, um etwa einzuwenden, dass so ein Körper schon ordentlich Bestrafung einstecken könne und man nicht immer so zimperlich sein solle - und hörte ansonsten stumm und ausdruckslos der kleinen Malkavianerin an seiner Seite zu.
Er trug zwar sein Kettenhemd und darüber wie gewohnt eine lange, weiße Tunika, die mit einem schlichten Seil gegürtet war, hatte sich aber doch verändert. Das Kreuz auf seiner Brust war rot geworden im Lauf der letzten Jahre und nicht länger schwarz.

Angelique schien dagegen glücklich, überhaupt sich die Aufregung von der Seele reden zu können, und redete seit gut einer halben Stunde ununterbrochen auf Titus ein. Über ihre letzten Pilgerfahrten, ihre liebsten Gegenden in Neapel oder Iberien, was sie an Titus mochte, was sie an Godeoc nicht mochte, warum ihrer Meinung nach das einzig wahre Kreuz des Herrn in einer kleinen Bergkapelle in Südfrankreich zu finden war und vielerlei andere Dinge.
Im Gegensatz zu Ferrucio hatte sie sich von Melissa aber zu angemessener Kleidung überreden lassen.
Sie trug Samt von dunkelroter, gedeckter Farbe, der an den Schultern und Oberarmen etwas aufgeplustert war, und ihr bis zu den Knöcheln reichte. Ein schlichtes, aber zauberhaftes Kleidchen. Die Füße steckten in weichem Rehleder, das extra für diesen Abend angefertigt worden war. Die Haare trug sie offen, allerdings mit vielerlei Bändern verziert.

Antigonos und Alerio, die man nicht nur in dieser Gruppe erwartet hätte, sondern auch auf dem Hof, fehlten aber.

Die Gruppe durchschritt das Portal der Halle ohne weitere Umstände. Nur langsam unterbrachen sich die Gespräche und ebbten ab, als Benedetto und Melissa die Gruppe Schritt für Schritt zu den ebenso zahlreichen Königen lenkten.
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Dann brach Benedetto das Eis und begrüßte die Ancillae höflich, aber distanziert. Ihm folgten, fast zeitgleich, die anderen nach und brachten jeder seine eigene Beziehungen ein. Benedetto sprach distanziert und kühl, Ferrucio starrte giftig, Angelique funkelte wütend, Furfur war vorsichtig, Titus gewohnt mürrisch und Melissa lächelte schlangengleich, während sie sich vorstellten.

Nur die Nonnen wurden samt und sonders ignoriert, von einigen überaus garstigen Blicken Ferrucios und Angeliques einmal abgesehen.
La famiglia é il nido dell'uomo.
- Giovanni Faldella
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La Vedova
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Re: Die Nacht der vielen Toten [Hof / Alle]

Beitrag von La Vedova »

Eine weitere kleine Prozession erreichte den Hof in der Dunkelheit, langsam schritt sie die Wege zur Feste empor, zwei Miles und zwei königlichen Blutes erreichten den Palast, genossen die mediterrane Pracht, die im Gegensatz stand zu den breiten, groben Festungen und Langhäusern ihrer Normannischen Heimat, aber auch zu den ehrwürdigen größten Klöstern und Palästen des neuen Roms.
Ein junger und etwas verwegen aussehender Ritter mit dunklem Haar schritt voran, grüßte die Wachen und trat im Eingang zur Seite, der zarte blonde Priester neben ihm tat es gleich, sie machten Platz für Gaius und Seinfreda.
Gaius überreichte dem jungen Miles sein Schwert samt Scheide mit einer Respektsbekundung, wie dem Stahl gegenüber und nahm dafür eine zarte Kiste entgegen, woraufhin die zwei Menschen sich zurückzogen, um außerhalb der Festhalle, bei anderen menschlichen Dienern, auf ihre Herren zu warten, selbst eine angeregte Nacht zu verleben.

Den Festaal betraten so ausschließlich die Kainskinder. Ihre filigrane Hand in seine gelegt schritt die edle Dame in die erwartungsschwangere Nacht. Ihre roten Locken trug sie unter einer perlenbesetzten Samthaube, unter der nur einige Strähnen an den Schläfen hervorblickten und ihr langes Gesicht rahmten, das im Schatten eines halbdurchsichtigen Schleiers lag. Ihre anthrazit farbene Robe war von schlichtem Schnitt, jedoch aus erlesenem Stoff, der sich an ihre schlanke Silhouette schmiegte und ihr in einer kurzen Schleppe folgte. Der einzige Schmuck war ein silbernes Keltenkreuz an einer langen dünnen Kette.
Ihr Paladin trug eine festliche blaue Tunika mit silberner Borte unter der sein eng geflochtenes Kettenhemd deutliches Zeichen seines Standes war, die normannischen hohen Schuhe waren frisch poliert, das Haar wie von einem Meister des Bades selbst nach hinten gekämmt und der Bart perfekt gestutzt. Fast sah er so ansehnlich aus, fast aber nur… die grausamen Narben im Gesicht blieben mit dem leichten Hall der Ketten unfehlbare Zeichen seines Selbstbildes. Ein einziger goldener Ring mit einem Siegel diente als Schmuck darüber hinaus.

Im Saal verschafften sich die zwei Neuankömmlinge in der Domäne zuerst einen Überblick. Viele Kainskinder waren hier nicht versammelt und sie standen bereits in deutlichen Gruppen, jedoch waren die meisten ihnen noch unbekannt. Die konträre Stellung der beiden Gruppen hatte bereits der Seneschall durchblicken lassen, also galt es einen Spagat zu begehen, um keine der Gruppen der anderen vorzuziehen. So schritten sie ehrfürchtig und langsam in den Saal, bis sie zwischen den zwei Gruppen standen.
Dann erhob Gaius die Rechte, mit der er die rothaarige Königstochter führte, und dirigierte sie so beide in einen schwungvollen Tanzschritt zur Seite, sodass sie Rücken an Rücken zu stehen kamen und sich synchron vor beiden Gruppen zum Gruße verneigten, ehe sie in einer tänzerischen Bewegung schritten die Positionen tauschten, um die jeweils andere Gruppe zu grüßen.
Seinfreda blickte dabei erst den Primogen ihres Blutes an, Gaius Blick lag auf Maximinianuns und Acacia gleichermaßen. Danach nahmen sie wieder ihre Grundhaltung an, grüßten Toma mit kurzem freundlichen Nicken und wandten sich dann gelassen dem Throne zu. Ein direktes Gespräch oder gar eine Zuordnung zu einer der beiden Gruppen schien ihnen wohl nicht angebracht. Ob sie die Nonnen gegrüßt hatten? Zumindest keine eigene Bewegung war für diese zu sehen… doch war da ein schmales aber echtes Lächeln auf Seinfredas Lippen gewesen, gar ein Angedeutetes auf Gaius‘?
Die Bewegungen waren wie in allen ihren bisherigen Vorstellungen perfekt aufeinander abgestimmt, harmonisch und wie im Schreittanz. Perfektes Wissen der Abläufe mischte sich mit der Ausstrahlung von Respektabilität und Respekt ihren Mitverfluchten gegenüber… der Abend ein neuer Tanz, unbekannte Tanzpartner, aber alte Tänze.
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Adelchis Diaconus
Lasombra
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Re: Die Nacht der vielen Toten [Hof / Alle]

Beitrag von Adelchis Diaconus »

Am Abend des Festes in der Burg des Grafen in Castelleto, ließ Adelchis sich früh wecken da er nicht zu spät zum Fest erscheinen wollte. Sobald er erwacht war kleidete er sich in seine beste Priesterrobe, dieses mal schien er tatsächlich noch eine gefunden zu haben die anscheinend neu war. Zumindest war sie nicht verwaschen und auch nicht geflickt worden und schien von fähiger Hand und gutem Stoff entstanden zu sein. Seine Haare band er zusammen ehe er Franziscus herbeirief und mit diesem in Richtung der Burg lief. Auch bei diesem Weg schien er sich Zeit zu lassen und lieber ein wenig langsamer unterwegs zu sein den sich beeilen zu wollen.

Angekommen am Ort des Festes grüßte er den Ghoul der am Eingang wartete und ließ sich von diesen Thronsall bringen.
Hier sah er sich zuerst einmal um ehe er jedem ihm bekannten Gast grüßte dies Tat er höflich und mit dem angemessen Titel. Die anderen denen er bisher nicht vorgestelltig oder begegnet war wurden anhand der Beschreibung die er erhalten hatte zuzuordnen versucht. Bei diesen stellte er sich der Tradition entsprechend vor.
Dies gelang ihm auch ganz gut bis auf die Ausnahmen Godeoc und Toma Ianos Navodeanu bei diesen beiden musste er eine Antwort vorausgesetzt warten bis sie sich ihm vorstellten ehe er sie mit ihrem Titel ansprechen konnte.

Nachdem er dies erledigt hatte wartete er ein wenig abseits vom Geschehen und beobachtete was noch passieren würde.
Den Status quo gilt es zu erhalten, sonst herrscht die Anarchie.
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Il Canzoniere
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Re: Die Nacht der vielen Toten [Hof / Alle]

Beitrag von Il Canzoniere »

Godeoc schien sich nicht sonderlich für die Nonnen zu interessieren, lief einfach an ihnen vorbei. Anders der neben ihm laufende Maximinianus, der kurz ausscherte und einige Schritte auf die Nonnen zu machte. Mit gerunzelter Stirn musterte er Penthesilea einen Moment und sprach dann, in einer Stimme die sich nur Nuancen von seiner üblichen, ohnehin schon sehr befehlsgewohnten Stimmlage unterschied: "Wenn ihr mir, Godeoc, Acacia und oder Matteo in Zukunft begegnet, berühren beide eure Knie den Boden und euer Blick unsere Füße!" ... und hämmerte ihr damit ihr zukünftiges Verhalten direkt in ihren Verstand ein. Kurz legte sich sein Blick auch auf die zweite Nonne, als würde er sagen wollen das der Befehl auch für sie gelte, sie aber den Aufwand nicht Wert sei seine Worte noch einmal zu wiederholen. Dann hatte er die beiden auch schon stehen gelassen und war in Richtung des Throns weitergeschritten neben den er sich demonstrativ stellte. Ein Diener brachte ihm eine lange Schriftrolle...mit Tagesordnungspunkten? Außer zur Ankunft der Gerechten schien er von da an kaum seinen Blick von der Liste nehmen zu können.

Ganz anders Godeoc. Dieser sah sich, mit übellauniger Miene ungeniert um. Taxierte die Neugeborenen die es wagten ihn direkt anzuschauen mit giftigen Blicken und nickte von allen Ankommenden Gästen lediglich Benedetto knapp zu.

Dann tauchte eine weitere Gestalt auf. Man hatte den Allesfresser noch nie so nervös gesehen. Irgendwie wirkte er...als wäre ihm unbehaglich. Der Mann neben dem jahrhundertealten Ghul war durschnittlich groß, hatte sehr kurzes, schwarzes Haar und trug eine schwere Rüstung aus dunklem Stahl. Seine festen Schritte waren sicher gesetzt. Am Gürtel trug er eine schlichte, schwarze Scheide in der ein Schwert mit breiter Klinge steckte. Anstalten es abzunehmen machte er keine.
Das seltsame an dem Mann war jedoch nicht sein vernarbtes, ernstes Gesicht oder die Art wie er den Allesfresser ignorierte. Es war die Art wie er auftrat. Irgendetwas daran war falsch. Als ob der Klang seiner Schritte ein falsches Echo warf oder die Konturen seiner Gestalt unscharf flackerten.

Unbotmäßig früh kam er. Er von dem nur wenige wussten wer er war. Viel früher als angekündigt.

Den Allesfresser am Eingang hinter sich lassend schritt er bis zur Mitte des Saales. Und blieb dort einfach stehen. Sein Blick schweifte von hier nach da. Musterte den Saal, die Banner, die Gäste.

Dann begann er zu grinsen.



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Fabrizio
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Re: Die Nacht der vielen Toten [Hof / Alle]

Beitrag von Fabrizio »

Im Schatten des seltsamen Mannes betrat noch jemand anderes den Saal.

Er war mit einigem Abstand eingetreten, nutzte den gewichtigen Auftritt des Anderen aus um ersteinmal relativ unbeachtet am Eingang zu verharren, neben der massigen Gestalt des nervösen Allesfressers.

Fabrizio war alleine gekommen, keine Wächter, keine Waffen. Vielleicht war das dumm, vielleicht mutig, vielleicht aber auch ein Zeichen von Macht die weit über solche profanen Dinge ging.
Dabei war auch er nicht recht zur gebotenen Zeit hier. Schwer zu sagen ob er selbst nun zu spät oder zu früh erschien. Jedenfalls war aufgebrochen aus Maddalena und hatte gerade noch draußen gewartet auf das Erscheinen eben jenes nun so grinsenden Gastes.

Der Lasombra wirkte äußerlich verändert für jene die ihn kannten. Für einige mochte es sogar überraschen, dass er überhaupt hier war. Zwar war man es gewöhnt von ihm, dass er Monate am Stück auf See blieb. Doch so lange wie zuletzt war der Freibeuter noch nie ausgeblieben in den vergangenen Jahrzehnten die er nun schon in Genua vor Anker lief.
Seine Züge wirkten hart und angespannt, doch irgendwie auch gereinigt und geläutert. Statt seiner üblichen, oft pragmatischen Seemannstracht, hatte der Kainit sich in einen weiten schwarzen Kaftan gehüllt. Ein frischer kräftiger Stoff, in Art und Stil wie es bei den Sarazenen Mode war. Verziert nur sparsam mit geometrischen Mustern die wohl Wellen abstrahierten. Und doch waren die Verzierungen in dunklem Purpur eingefärbt, der edelsten Königsfarbe.

Aus dem Hintergrund schweiften seine Blicke unaufdringlich beobachtend über den versammelten Hofstaat ihrer Majestät...
Er erkannte Matteo bei den Königen. Das Küken Caterina, hatten sie wohl auch adoptiert. Flüchtige Bekanntschaften, über deren Anwesenheit hier er nun eine gewisse innere Genugtuung empfand, einen schwachen Nachhall vergangener Nächte, mit dem Akzent köstlicher Vitae.
Wie zwei Armeen bereit zur Schlacht wirkten die Parteien mit ihren Waffenstarrenden Begleittruppen!
Das war also Benedettos neue Fraktion, zu der Melissa ihm gewisse Andeutungen gemacht hatte. Außer diesen beiden hatte er den anderen noch nie persönlich gegenübergestanden, auch wenn er sie von ihrer Erscheinung her recht gut zuzuordnen glaubte. Angelique in ihrem putzigen Kleidchen hingegen hatte er zunächst garnicht erkannt. Erst beim zweiten hinschauen identifizierte er in dem Kind die kleine nervige Malkavianerin. Bitter fiel ihm nicht zuletzt auf, dass neben Alerio auch Antigonos fehlte. Auch wenn er das schlimmste erwartet hatte, hoffte er noch immer, dass der Brujah irgendwie davongekommen sei.
Dann waren da noch die Nonnen, hielten sich also hartneckig in der Domäne. Er empfand aufrichtigen Respekt dafür. Da war die Rote Witwe mit einem vernarbten Krieger. Etwas abseits entdeckte er einen neuen Priester. Und dann war da noch - oh mein Gott! Ja was überhaupt ist es?!
Einen auffällig langen Moment starrte er das groteske Wesen an. Es erschien ihm wie ein leibhaftiges Meeresungeheuer aus den abenteuerlichsten Geschichten alter Seebären! Aber es musste einer von ihnen sein. Ein Nosferatu? Fabrizio zwang sich wegzusehen.

Vielleicht weil er zu spät erschien für ein ordentliches Protokoll, vielleicht auch aus ganz anderen Gründen, jedenfalls machte Fabrizio keine Anstalten irgendjemanden im besonderen von sich aus zu begrüßen oder sich vorzustellen. Stattdessen wanderte auch er nun ein wenig abseits unter den Kanzeln und Galerien entlang und blieb schließlich vor den bebilderten Traditionen Kains stehen. Die Geschichte des ersten Mörders, ihrer aller Geschichte. Abgewandt und mit gemischten Emotionen studierte er eindringlich die Bilder an der Wand.
Sollte allerdings irgendjemand seine Aufmerksamkeit suchen, würde Fabrizio durchaus höflich und angemessen reagieren.
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Maria Penthesilea
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Registriert: Do 21. Jan 2016, 23:54

Re: Die Nacht der vielen Toten [Hof / Alle]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Maria Penthesilea hatte den Ventrue mit seltsam leeren Blick angestarrt. Etwas Speichel lief ihr aus dem leicht geöffneten Mund. Erst als Maria Polemusa ihr besorgt die Hand auf den Arm legte, blinzelte sie und ließ sich von der anderen Nonne wegführen. Weitere ankommende Kainiten ignorierten sie, wenn diese nicht von selbst auf die Nonnen zutraten. Die beiden Nonnen waren in ein leises Gespräch vertieft - Penthesilea wirkte irritiert - als der Allesfresser den neuen Gast in den Raum führte.

Die Blicke der beiden Nonnen wanderten über die Reihen der Kainiten, beobachteten deren Reaktionen, bevor sie sich auf die Gestalt fixierten. Für einen Moment. Dann sahen sie wieder einander an und schwiegen gedankenvoll.
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