Drache sucht Drache (Melissa)

[November 16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Drache sucht Drache (Melissa)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma blinzelte. Geister verweben? In die Seele schauen?

Entweder dieser Kainit war kein Tzimiske oder Toma war ein Teil seines Blutes unbekannt, so wie ihr dann aber auch. "Wir scheinen von unterschiedlichen Fähigkeiten zu sprechen. Was...sehr seltsam ist."

Doch, selbst wenn sie mehr konnte wie er, wie konnte sie anscheinend nicht wissen wovon er sprach?
"Wisst ihr nicht...könnt ihr nicht euren Körper ändern? Die Farbe von Augen...Haare..?" fragte er ungläubig, schon beinahe entsetzt. Immerhin das würde sie doch wohl können...oder?
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Melissa
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Re: Drache sucht Drache (Melissa)

Beitrag von Melissa »

Sorgenfalten traten auf die hübsche, weiße Stirn der Melissa. Sie zog ihre schmalen Brauen in die Höhe.
"Nein. Wieso sollte ich derlei tun? Ich bin Wrukolakas. Ein Geist, der aus der Sterblichkeit gerissen wurde im Angesicht Gottes, der zurück geschleudert wurde in seine Hülle."

Sie blickte an der Kreatur herunter, die ein Drache zu sein behauptete. Es würde schwerer werden, in ihre Seele zu blicken. Komplizierter, nur anhand der Haltung, der Poren und der Stimme ihren Geist zu befreien. Vampire bereiteten ihr Schwierigkeiten - die fehlenden Reaktionen des Herzens, des Pulses und der Muskeln konnten nicht gelesen werden - und ohne Gesicht war es noch schwerer.
Ihre Pupillen weiteten sich. Sie teilte den Vorhang seines Fleisches, stieß ihren Geist wie ein Messer in das Jenseits der körperlichen Welt. Tomas Seele quoll aus seinen Poren, legte sich wie ein Umhang um ihn. Sie legte offen, was Toma unter seinem Äußeren zu verstecken suchte, befreite sein wahres Selbst von der Verkleidung.

"Ganz so wie ihr", sagte sie und nickte.
"Ihr könnt mit Tieren kommunizieren?", fragte sie dann. "Ihr könnt euren Geist zu ihrem ausstrecken und sie eurem Willen unterwerfen?
Ihr könnt eure Sinne von eurem Körper trennen, könnt mehr sehen als sterbliche Augen und selbst bis in die Tiefe der Seele blicken? Ihr habt das zweite Gesicht?"


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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Drache sucht Drache (Melissa)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Und gerade deshalb müsst ihr doch diese alte Hülle hinter euch lassen! Ihr seid ihrer doch nicht mehr würdig!" rief er eine Spur zu laut, bevor er sich besann, wo er war und die Stimme wieder senkte.

Doch keines Blickes würdigte er die umsitzenden Menschen. Während Jakob seinem Herren einen vorsichtigen Blick zuwarf und dann entschuldigend die anderen Gäste anlächelte.

Was Melissa dabei entgegen schwappte an Farben und Eindrücke war ein stetiger Wechsel aus violetten und hellen grünen Sprenkeln, in der typischen schwachen blassen Form, wie es für Kainiten üblich war.

"Wir sollten unter vier Augen darüber sprechen." schlug der Tzimisce vor und blickte Melissa eindringlich an. Es schien ihm wichtig.
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Melissa
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Re: Drache sucht Drache (Melissa)

Beitrag von Melissa »

"Ihr könnt frei sprechen, Toma. Es gibt keine Augen hier am Tisch, die nicht bei Tage mir gehören würden. Keine Ohren, die nicht die meinigen sind, kein Geist, der nicht wüsste, was ich weiß."
Melissa neigte den Kopf zu einer Seite, dann zur anderen, nachdenklich. Ihre Stimme war ruhig geblieben, im Gegensatz zu derjenigen der Kreatur, und hatte sich um Ruhe bemüht und Vertrauen, um seine Aufregung zu schmälern.
Schließlich aber stand sie auf von ihrem Platz, klatschte einmal in die Hände.
"Esst, Kinder, und zagt euch nicht. Mein Gast und ich haben gewichtige Dinge zu besprechen. Wartet nicht auf mich."
Sie erfüllte ihm den Wunsch nach mehr Privatsphäre, wollte seinem Misstrauen die Schärfe nehmen, und führte ihn raschen Schrittes in eines der Nebenzimmer. Ein schlichter Raum mit einigen Sesseln und Liegen und Stühlen. Der Duft der Sterblichen hing noch im Raum. Sie mussten hier auf das Abendessen gewartet haben.

Melissa ließ sich auf einer der Liegen nieder, eine offene, beruhigte Haltung. Erwartungsvoll sah sie die Kreatur an, die vorgab ein Tzimisce zu sein.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Drache sucht Drache (Melissa)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma warf der Reihe an Menschen einen kurzen Blick zu, dann fixierte er Melissa. War das ihre Macht? Wie konnte sie all diese Menschen unter sich vereinen ohne kostbares Blut zu verschwenden?

"Mag sein. Dennoch sind sie nicht würdig." Erwiderte er. Doch war Melissa es? Er hatte seine Zweifel.

Er folgte ihr in das Zimmer, nachdem er Jakob kurz bedeutet hatte sitzen zu bleiben.
So bald die beiden Vampire allein waren, nahm Toma die hölzerne Maske ab. Seine Augen waren immer noch unverändert und die grotesken Lippen schienen sich ungehalten verzogen zu haben, obwohl es auch schwer war dies einzuschätzen, vielleicht schaute es auch immer so.

Da waren sie nun. Monster und Mutter und meinten beide vom selben Blute zu sein.
Doch in den Augen der Kreatur konnte sie keine Tzimisce sein, nicht nach seinen Erfahrungen, seinem Weltbild.

"Ihr sagt wir wären vom selben Clan und doch scheint ihr nicht die Kunst der Fleischformung zu kennen. Die Gabe die einzigst unserem Blut eigen ist." sagte er mit Unverständnis.
Sehr wohl gab es ein paar Vertreter ihrer Art, die die Fleischformung nicht so stark praktizierten. Die die anderen Gaben ihres Clans Vorrang gaben, doch sie gar nicht zu kennen...

Oder war es möglich, dass ihr Vater es sie einfach nicht lernen lies? Doch warum sollte er das tun? Außer sie wäre nicht dafür geeignet....doch warum dann ein solches Kind zeugen?

"Trafft ihr jemals andere Tzimisce, abgesehen von mir?"
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Melissa
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Re: Drache sucht Drache (Melissa)

Beitrag von Melissa »

"Eine Sache, Toma, müsst ihr verstehen.", sagte Melissa, ehe sie auf seine Frage einging. Ihre Lippen waren schmal geworden. Sie hatte kurz gezuckt, als er seine Maske abgenommen hatte, diese Fratze entblößt hatte.
"Diese Menschen dort draußen gehören zu mir eben in dem Maße, in dem ich zu ihnen gehöre. Nicht als Besitz, nicht als Summe. Sondern als Bestandteil, als Notwendigkeit ihres und meines Daseins. In Ihnen steckt mehr von meiner Vitae als in mir, in mir mehr ihres Blut als in jedem einzelnen von Ihnen.
Ihr tut gut daran, euch daran zu erinnern: Ich bin Sie und Sie sind Ich."

Sie senkte ihre schlanke Hand wieder, ließ die Implikationen ihres eigenen Weltbildes einen Augenblick im Raum stehen. Wie beleidigend es war, sie durch ihre Kinder als unwürdig zu titulieren. Sie, die diese Familie war. Sie, die dieses Haus war. Sie, die dieses Viertel war in ihren Augen.

Sie machte es sich auf ihrer Liege bequem, stützte das Köpfchen auf ihre linke, die sie zur Faust ballte und wo sich ihre Knöchelchen in ihre Wangen bohrten.
"Mein Vater war Tzimisce, jeder Zoll ein Drache. Herr und Meister über sein Blut, sein Fleisch, seinen Körper und Geist. Meister über mein Blut, meinen Geist und Körpe.", sagte sie langsam, vorsichtig. Sie schien weniger die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, selbst keine Tzimisce zu sein, sondern dass die Kreatur vor ihr sich in den arkanen Formen ihres Blutes verlaufen und die Bestie darin hervor gezerrt hatte.
"Mein Großvater muss Tzimisce gewesen sein, ein stolzer Drache zur See, mit Macht über seine Mannen ebenso sehr wie über die Monster des Meeres, das Blut der Flüße und der Stürme."

Sie öffnete die rechte Hand, bot Toma ihre Handfläche dar. Ihre Stimme bemühte sich unter einer zitternden Neugier um Ruhe, Gefasstheit. Sie war vor ein Rätsel gestellt worden und beabsichtigte, es zu lösen.
"Das Gleiche könnte ich euch fragen. Habt ihr je einen italischen Tzimisce getroffen? Ihr behauptet, ein Drache zu sein - und doch ist der Geist euch fremd. Und doch vermögt ihr nicht über das Fleisch hinaus zu schauen, wie unser Blut es tut, vermögt nicht die Fesseln des Körpers so leicht und einfach hinter euch zu lassen, wie unser Blut es tut. Könnt ihr zu den Sternen reisen? Könnt ihr Gedanken kontrollieren um euch her und sie lesen und nach eurem Willen verteilen? Könnt ihr euch Tiere und Menschen mit der Leichtigkeit des Löwen Untertan machen?"
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Drache sucht Drache (Melissa)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Als sie ihn belehrte was diese Menschen für sie waren, verzog sich sein Gesicht abfällig. Doch er sagte nichts dazu. Wenn das ihre Ansicht war., dann konnte er kaum etwas daran ändern...doch er würde sie nicht teilen. Für ihn waren Menschen auch durchaus nützlich, aber eben nur für die Dinge, für die er sie auswählte. Sie waren Werkzeuge und er würde nie daran denken sie als ein Teil von sich zu nennen, ihnen so viel Bedeutung und Wert zu zusprechen, wie sie es tat. Er nickte einfach nur und hörte weiter zu. Es gab ein wichtigeres Thema.

Als sie von ihrem Vater und Großvater sprach schüttelte er enttäuscht den Kopf.
" Wenn ihr wahrlich Tzimisce seid, dann hat sich eure Linie wohl von den Wurzeln entfernt..."
Mitleidig oder Geringschätzig? blickte er sie an. Dann verengten sich die Augen immer mehr.

"Könnt ihr es denn? All das? Gedanken kontrollieren? Den Körper verlassen?" fragte er zweifelnd und leicht aggressiv und schüttelte den Kopf. "Warum auch immer ihr das tun solltet! Der Körper ist kein Gefängnis! Er ist Teil unseres Selbst! Körper und Geist sind eins. Er ist Ausdruck unseres ganzen Ichs! " erklärte er erregt. Aufgebracht, dass er soetwas seinem Blut erklären musste. Doch Plötzlich stockte er und blickte sie an als hätte er etwas erkannt. "Geist.... Geist und Körper wandeln..." murmelte er.

Ein Grollen drang aus der Kehle der Kreatur.
Er war wütend dass er keine Ahnung davon hatte. Nichts von diesen Möglichkeiten wusste. Dass ihm ein Teil seines Clans unbekannt sein könnte. Dass sein Bild von seinem Blut und seiner ganzen Welt falsch sein könnte...
Aber er wusste doch was er konnte, er kannte andere Tzimisce...wie konnte das möglich sein?

"Ich...nein, ich traf nie italische Tzimisce vorher, doch so viele in meiner Heimat...nie...nie hörte ich jemals dass unsereins den Geist wandeln konnte..." sagte er plötzlich sehr viel ruhiger, verwirrter, aber auch neugieriger.
Die Pupillen seiner Augen hatten sich wieder etwas geweitet und wirkten nun weniger tierhaft, doch er seine Haltung war immer noch angespannt. Wie ein unruhiges Tier.
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Melissa
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Re: Drache sucht Drache (Melissa)

Beitrag von Melissa »

"Teil unseres Selbst", bestätigte Melissa und nickte. "Der Körper ist ein Teil von uns, so wie der Geist. Wer das eine vernachlässigt, vernachlässigt das andere."
Sie blickte ihn an, überlegend einen Moment, dann musterte sie ihn. Seine Kleidung, seine Haltung, seine ganze Art, suchte nach Details an seiner schlichten, schwarzen Kleidung, die sie zuvor nicht gesehen hatte.

"Ihr habt noch nie einen Tzimice Italiens gesehen", sagte sie dann nüchtern. Seine verwundete Seele lag noch immer offen unter ihrem Blick, offenbarte die Geheimnisse seiner Gefühle vor ihm. Sie verwandte dieses Wissen gut, um ihn zu beruhigen, um die richtige Tonlage ihrer Stimme zu wählen, Sätze noch im Entstehen neu zu formen und ihm die Unruhe, die Aufregung zu lindern.
"Seid ihr denn ein Zauberer, dass ihr alle Geheimnisse unseres Blutes kennt? Ich kenne nicht einmal alle Geheimnisse, die allein in meinem Blut schlummern. Ihr aber zeigt euch empört, dass ich nicht euren Vorstellungen von unserem Blut entspreche. Unser Blut, das alt ist und stolz und wandelbar seit Äonen und seine Herrschaft über Körper und Geist mit eben dieser Anpassung begründet, soll euren starren Vorstellungen genügen?"

Melissa beendete ihre Musterung mit einem sanften Schütteln ihres Kopfes. Sie löste ihre Wange von den Knöcheln ihrer linken Hand, schob diese mit geöffneter Handfläche nach vorn. Fordernd oder bittend.
"Euer Freund, Jakob war sein Name? Seid so gut und holt ihn her. Ihn oder wenigstens ein Gegenstand, der ihm etwas bedeutet. Eine Brosche, die ein Geschenk seiner Frau war. Ein Anhänger, den sein Vater ihm vererbt hat. Selbst sein Kamm wird genügen, solange er seine Hand oft genug daran gelegt hat oder ihm besondere Aufmerksamkeit schenkt."
Ein undurchsichtiges Lächeln überzog ihre Lippen.
"Ihr könnt mir auch einen eurer persönlichen Gegenstände geben. Vielleicht eure Maske...Wenn ihr euch traut."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Drache sucht Drache (Melissa)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

An Tomas Kleidung war nichts besonderes zu erkennen, nicht einmal Merkmale, die ihn als Bewohner eines anderen Landes kennzeichnen würden, wie ein anderer Kleidungssti oder anderes Material. Die Kleidung war zweckdienlich und zwar nur zu eben dem Zwecke, seinen Körper vor den Menschen versteckt zu halten.

Als sie sprach, schaute er sie an, neugierig. Nur ein Zucken ging durch sein Gesicht, als sie von seinen starren Vorstellungen sprach.
Er schwieg, fühlte sich ertappt. Wusste, dass ihre Worte nicht falsch waren, dass er es wahrlich nicht wissen konnte.
Es war einfach immer seine größte Überzeugung gewesen, dass es ihrem Blut bestimmt war sich zu entwickeln. Körperlich, nahm er immer an. Eine neue Stufe der Existenz zu finden. Doch ja, was wenn es ihnen nicht nur körperlich, sondern auch geistig möglich war? Wie konnte er das vorher nicht gesehen haben? Wie konnte er nur so eingeschränkt in seiner Sicht gewesen sein? Und nun musste er sich solche Blöße geben... Die Lippen des Monstrums hatten sich missmutig aufeinander gepresst und nachdenklich hatte es den Blick abgewandt.

Erst als sie von Jakob sprach schaute er wieder zu ihr. Hörte ihren Vorschlag und zog die nichtvorhandenen Augenbrauen zusammen.
"Zu welchem Zweck?"
Er traute ihr nicht. Noch nicht. Etwas persönliches...wenn sie in der Tat in der Lage war den Geist zu beeinflussen...wollte er das Risiko eingehen? Er war interessiert an ihrem Wissen...doch zu welchem Preis?
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Melissa
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Re: Drache sucht Drache (Melissa)

Beitrag von Melissa »

Melissa ließ der Kreatur in ihrem Empfangszimmer Zeit, von selbst die Bedeutung ihrer Worte zu verstehen und zur Ruhe zu kommen. Sie ließ von seiner Seele ab, betrachtete in Ruhe, wie die von ihr gepflanzte Saat in seinem Geist aufging, wie er an seiner eigenen Wut zu zweifeln begann und die Farbe seiner Seele sich wie von selbst veränderte.

"Der Körper ist...Teil der Welt. Ebenso wie der Geist. Alles durchdringt sich - euer Geist strahlt hell in die Welt hinaus, was ihr denkt, was ihr fühlt. Ich sehe eure Zweifel deutlich wie ein Leuchtfeuer vor mir.
Die Dinge um euch her - ihr haftet ihnen an. Ihr verändert nicht nur den Körper mit eurem Handeln, sondern die ganze Welt.
Nehmt meinen Ring als Beispiel."


Sie hob ihre rechte Hand, die bisher locker auf ihrer Hüfte gelegen hatte, und drehte den Handrücken zu Toma. Ein schlichter Ehering war daran zu sehen, ebenso wie ein silberner Ring in Form eines Drachens.
"Er hat die Liebe gesehen, mit der er mir angesteckt worden ist, hat das Lachen gehört, das an ihm vorbei durch meine Finger gleitet, er hat die Tränen geschmeckt, die über eine Hände gesickert sind.
All diese Erinnerungen stecken in ihm, wie auf einem vergilbten Tuch, das zu lange in der Sommersonne hing und an dem die Pollen der Natur stecken, die Samen der Bäume, die Feder der Vögel und so weiter.
Aber es sind nur Erinnerungen. Ich kann eure Gefühle, mit denen ihr eure Maske angefertigt habt, mit denen ihr sie jeden Abend aufsetzt, nicht verändern. Eben so wenig wie ich den Flug der Vögel oder das Erblühen der Pflanzen verändern kann.
Aber ich kann sie lesen und euch beweisen, dass unsere Kräfte sich nicht im Fleisch und den Tieren erschöpfen."
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