Dunkle See mit warmen Wasser [Fabrizio]

[November 16]
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Caterina
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Dunkle See mit warmen Wasser [Fabrizio]

Beitrag von Caterina »

„He ho mach die Leinen los,
denn der Wind bläst auf die Segel groß,
nach Genua wir fahren, nach Genua wir fahren!“
(Nach dem Kinderlied He Ho, spannt den Wagen an)

Immer wieder dieselben Worte fröhlich und leise singend, war Caterina schon fast bei der Hafentaverne angelangt.
Lächelnd dachte die Frau an die intensive Begegnung mit dem Capitano und spielte mit einer Locke.
Heute würde sie unangemessen gekleidet sein, führte sie doch eines der neuen Kleider aus. Doch den rauhen Spießgesellen sei etwas Augenschmaus gegönnt.

Liebevoll wanderte die freie Hand über den angenehmen Stoff des Kleides. Hach, wie glitt diese feine Verarbeitung unter ihren Fingern hindurch!
Da drangen auch schon die lustigen Laute der wahrscheinlich betrunkenen Männer an die Ohren der Frau.

Was sie erwartete, das wusste Caterina noch nicht, doch vielleicht würde sich ein Leckerbissen zeigen, der mit ihr schwimmen ging.
Ihr war heute nach Erheiterung und kräftigen Männern. So wurde das Lied noch immer gesummt, während Caterina eintrat.
"...Sendest noch sterbend Düfte uns zu
Rose, du Holde!
Leben und sterben will ich wie du..."
JZitatschnipsel, Johann Jakob Ihle
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Fabrizio
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Re: Dunkle See mit warmen Wasser [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Ein widerlich lauwarmer Schwall stinkender verbruachter luft schlug ihr entgegen wie eine Wand als sie den überfüllten Schankraum des Capo betrat. Eine pikante Mischung aus altem wie frischem Schweiß, ausgekotzten Fischinnereien und schal geronnenem Bier.

Im selben Tempo wie ihre untoten Augen sich an das halbdunkel der zwielichtigen Kaschemme gewöhnten, ebbte die trunkene Geräuschkulisse ab - bis schließlich ein jedes Augenpaar auf sie gerichtet war und sie anstarrte.
Eine verschworene Gemeinschaft von Strandgut, maritimer Abfall in menschlicher Gestalt - und Sie in ihrem teuren Kleid und wohl gepflegt eben aus den Hügeln Mascharanas...

In der Ecke ihr gegenüber, mit bestem Blick auf den Eingang, waren zwei Tische zusammengeschoben und etwas abgehoben von den anderen, wohl das was in diesem engen Schuppen einem Separee am nächsten kommen könnte.
Von dort aus grinste sie ein gewisser Kapitän recht deutlich an. Mit einer Mischung aus Schadenfreude und Verwunderung, aber auch einem Nachhall leidenschaftlich aufflammender Erinnerung.

Rechts und Links im Arm schmiegten sich zwei volltrunkene und vollbusige Hafendirnen hilflos lallend an den kühlen Leib des Capitano. Die waren noch von der besseren Sorte, jedenfalls wenn man den Standard an Versifftheit heranzog der offenkundig hier im Capo herrschte.
Um den Tisch herum, ihren offenkundigen Anführer beidseitig geschickt absichernd, saßen vier weitere Männer. Bei einem handelte es sich der Kleidung nach ebenfalls um einen Schiffsoffizier. Die übrigen waren im besten Fall seltsam... kräftige Kerle, sehr ernst und nüchtern. Soweit man das überhaupt erkennen konnte. Denn sie trugen neben ihrer unauffälligen pragmatischen Seemannstracht, im Gegensatz dazu sehr bewusst auffällige Lederhelme. Die Helme waren nämlich erweitert mit einem vollen Gesichtsschutz, doch nicht in gängiger Form oder eines Schleiers, sondern als grässlich anzusehende Ledermaske, die das gesammte Ansicht verdeckte und die drei zu barbarischen Schockgestalten verunzierte. Noch dazu waren die Masken wohl wiederholt mit Blut verschmiert worden als hätte man sie in der Schlacht färben wollen. Ausgedehnte Spritzer, Fingerzüge und Handabdrücke in rostigem Rotbraun.
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Caterina
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Re: Dunkle See mit warmen Wasser [Fabrizio]

Beitrag von Caterina »

Als alle Augen auf sie gerichtet waren musste Caterina schelmisch grinsen.
Ja, so ein Auftritt gefiel ihr. Das würde wieder mal ein interessanter Abend werden.
Kurz durch die Meute streifend erwiderte die Mailänderin das Grinsen des Capitano, und ging schnurstracks auf ihn zu.

Abschätzig betrachtete die viel zu gut gekleidete Frau die Dirnen. Leckerbissen sahen anders aus. Gerade mit Fabrizios Fähigkeiten gab es durchaus deliziösere Kost. Wieder ein Beweis mehr, dass es den genuesischen Kainiten eindeutig an Stil fehlte.
Dafür verstand der Pirat wohl das Leben zu genießen.

Kurz überlegte Caterina. Sie hatte auf Fabrizios Gesellschaft gehofft aber nicht damit gerechnet. Er vermasselte ihr etwas den Plan.
Dafür musste sie ihn etwas necken.
So knickste sie elegant, und sprach mit fester Stimme, sodass alle es hören konnten: „Guten Abend der werte Capitano. Entschuldigt die Verspätung.“
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Fabrizio
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Re: Dunkle See mit warmen Wasser [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio lachte laut auf, dann erhob er sich nach kurzem Zögern. Ebenso deutlich vernehmbar antwortete er dann: "Guten Abend meine Liebe. Eure Verspätung sei euch verzeihen, auf solche Schönheit wartet mancher sein Leben lang vergebens!"
Wild gestikulierend winkte er sie heran und befahl zugleich seinen Wachen, die langen Haumesser der Ledermänner konnte sie jetzt gut sehen als auch diese sich erhoben.
Schon waren sie wortlos aber energisch damit beschäftigt die beiden Dirnen vom Tisch zu begleiten, oder besser sie wie nasse Säcke wegzutragen. Zumindest aber drückten sie ihnen noch offensichtlich die versprochenen Münzen in die schwachen kalten Hände.

Nun war der Platz frei für die Dame, neben dem noch immer abwartend stehenden Capitano.
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Caterina
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Re: Dunkle See mit warmen Wasser [Fabrizio]

Beitrag von Caterina »

„Dankeschön die Herren“, charmant lächelte sie die ‚Helfer‘ der Dirnen an und bewegte sich zum ‚Thron‘ des Capitanos.
Überraschend salopp plumste Caterina schließlich an die Seite Fabrizios und schmiegte sich sofort gekonnt an ihn.

Um das Schauspiel fertig zu vollführen wurde der Kopf geschwind zum Ohr des Mannes gedreht, so dass die Mähne beide Gesichter mehr oder weniger verbarg und viel kreativen Spielraum für die anderen Tavernenbesäufer bietete.
„Ich hätte euch einen besseren Geschmack zugestanden“, leise wurden die Worte in das Ohr des Piratens geflüstert.
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Fabrizio
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Re: Dunkle See mit warmen Wasser [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Der Pirat schien etwas übervorsichtig bei der plötzlichen Nähe Caterinas und achtete sorgsam darauf ihr immer das Gesicht zugewendet zu halten, zumindest halbwegs. Auch legte er nicht, wie vielleicht für das Schauspiel zu erwarten gewesen wäre, direkt den Arm um sie. Der Arm blieb trotz der Anschmiegsamkeit stur zwischen ihnen und sorgte dadurch für einen Rest an Abstand und Bewegungsfreiheit. Er wollte wohl klar stellen wie das hier zu laufen hatte, trotz all dem feinen Spiel:
Denn süffisant flötete er zurück "Wenn man einmal vom süßesten Wein gekostet hat... dann schmeckt alles andere doch nur gleich und fade."

"Unterschätz also nicht meinen Geschmack, Caterina. Damit wertest du dich nur selber ab." Dann verzog er kurz kritisch sein Gesicht. "Sollte ich übrigens mit meinem Gedächtnis hadern und wir waren wirklich verabredet? Ich denke nicht. Also davon ausgehen, dass du mich vielmehr gesucht und gefunden hast?"
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Caterina
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Re: Dunkle See mit warmen Wasser [Fabrizio]

Beitrag von Caterina »

Mit einem Kichern, das nicht zur tiefen Stimme passen wollte, setzte sich die Toreador amüsiert und mit dem Piraten angenehmen Abstand hin.
Die Frau blickte in den Gasthausraum, in dem sich die Männer wieder mit ihren eigenen Dingen beschäftigen zu schienen.

Mit einem ehrlichen Lächeln, den Blick noch immer abgewandt sprach die Frau schließlich: „Gesucht habe ich euch nicht direkt. Aber es ist eine äußeerst angenehme Überraschung euch endlich wieder zu Gesicht zu bekommen, Capitano.“

„Die genuesischen Brüder und Schwestern im Blute scheinen zum Teil ungewöhnlich viel unterwegs zu sein.“, begann die Mailänderin nachdenklich.
Dann stockte sie kurz, sichtlich unschlüssig ob der nächsten Worte.
Mit leicht gerunzelter Stirn begann Caterina jedoch zu erklären: „Ich hatte ehrlich gesagt Sorge, mir sei nach den zwei erquickenden Kindern auch der einzige amüsante Mann der nächtlichen Gesellschaft abhandengekommen.“

Schließlich verzog sich das hübsche Gesicht zu einem Schmollen: „Es ist so langweilig!“
Kurz richtete sich die Frau starr auf und äffte wahrscheinlich Matteo nach: „Das tut man nicht. Mehr Selbstbeherrschung. Blaaaaaaaaa!“

Schlagartig änderte sich die Miene und ein bösartiges Funkeln in den Augen war zu sehen. Schließlich wurde eine Locke gezwirbelt, die dunklen Augen darauf gerichtet und der Körper nahm wieder die entspannte Haltung von vorher an.
„Dabei ist der werte Herr di Ventura doch gar nicht meinem Charme gewachsen.“, kurz war das bösartige Lächeln noch zu sehen, dann wurde es zu einem breiten Grinsen: „Wasser predigen und Wein trinken. Das ändert sich niemals.“
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Fabrizio
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Re: Dunkle See mit warmen Wasser [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Der Pirat lachte, etwas derb und laut, aber dadurch der Kulisse sehr angemessen.
"Ich bin Seemann, da wirst du dich wohl mit abfinden müssen, dass ich oft lange unterwegs bin. Liegt mir wohl im Blut. Den anderen vielleicht auch..." Dann runzelte sich auch seine Stirn.

"Du findest mich also amüsant? Und setzt mich gleich mit Kindern?" Auch er setzte ein Schmollgesicht auf, spielte verärgert. Oder war da mehr?

"So schlimm kann die Erziehung ja nicht sein, er lässt dir eine ziemlich lange Leine, viele Freiheiten offensichtlich. So viel Vertrauen setzt nicht jeder Erzeuger in sein Kind, das kannst du mir glauben."
Sein Blick schweifte kurz ab.

"Du wohnst jetzt bei ihm, in der Villa Ventura? Spielst das brave Mädchen?" Spielerisch nahm er einen der halbleeren Becher vor sich in die Hand und führte ihn beiläufig zum Mund, den er damit benetzte aber nichts über die Lippen kommen ließ, wie sie von nahem natürlich direkt sah.
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Caterina
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Re: Dunkle See mit warmen Wasser [Fabrizio]

Beitrag von Caterina »

„Herr Capitano, ich setze dich mit den wenigen Wesen in Genua gleich, die keinen Stock im Allerwertesten haben.“, konterte die Frau amüsiert.
Dann zuckten die Schultern ganz leicht: „Was kann ich dafür, dass es so wenige sind?“
Mit einem Augenzwinkern fügte die Mailänderin hinzu: „Sieh dich als einzigartige Elite, hast du doch den anderen zweien sehr wahrscheinlich noch viel interessantere Dinge voraus.“

Als der Pirat schließlich die Erziehung kommentierte, entfuhr Caterina ein Schnaufen: „Als hätte das was mit Vertrauen zu tun!“
Kurz strahlte das Gesicht, die vollen Lippen zeigten ein wenig der Zähne. Darauf folgte ein wunderbarer Augenaufschlag. Schließlich schnurrte die Frau: „Das hat eher was mit Überzeugungskraft zu tun“

Wieder musste eine Locke leiden, während die Toreador weiterfuhr: „Die schönen Dinge sind jedoch wirklich fein, das muss ich gestehen.“
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Fabrizio
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Re: Dunkle See mit warmen Wasser [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

"Na Gott sei dank, auf so einen Stock kann ich gut verzichten! Egal wo..." Er bestätigte den Kalauer zwar mit lautem Lachen, aber innerlich erinnerte er sich nur zu gut an den Stock der in sein Herz getrieben wurde.

Nachdenklich, aber durchaus mit einer gewissen Bewunderung verfolgte er dann ihre Überzeugungskraft.
"Gut. Also ein Hoch auf deine Überzeugungskraft!" Der Lasombra prostete ihr entgegen, um dann den Becher wieder fest auf den Tisch zurückzustellen.
"Etwas sehr nützliches." Fügte er leiser und wie beiläufig hinzu.

"Und, was gibt es denn neues im langweiligen Genua? Sind die beiden Kinder wieder aufgetaucht von denen du sprachst?" Er wollte wohl eine Gesprächspause vermeiden.
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