Über allem liege Stille [Cat]

[November 16]
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Maria Penthesilea
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Über allem liege Stille [Cat]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Asifa blickte in das Dunkel der Gasse vor ihr, die bedrohliche, die verheißungsvolle Schwärze. Dunkelheit konnte der Freund des Jägers sein. Oder sein Tod. Sie schloss die Augen und sofort fühlte sie wieder feuchte, fette Finger über ihre Schenkel kriechen, spürte Brechreiz bei der Erinnerung. Dunkelheit war eine Zuflucht. Und voller Schrecken.

"Das Dunkel verstehen", sagte sie leise. "Das ist der Unterschied. Zwischen Leben und Tod." Ihre braunen Augen fixierten die Toreador neben ihr. "Du jagst in der Nacht. Immer. Das macht es noch wichtiger." Sie schluckte leicht, blickte in die Gasse vor ihr.

Irgendwo dort in der Schwärze warteten Maria Penthesilea und Maria Polemusa, hatten Position bezogen und harrten darauf, dass sich etwas unter ihnen regte. Das wusste Caterina und sie wusste auch, dass die Bögen gespannt waren. Keine Eisenspitzen an den Pfeilen, sondern kleine, mit Sand gefüllte Ledersäcke.

"Behalte das Ziel im Blick", riet Asifa. "Aber vergiss nicht deine Umgebung. Nutze deine Chancen. Sie werden dir welche geben - aber Geduld ist ebenso wichtig wie Geschick."

Es klang so einfach: Das Ende der Gassen erreichen. Kein Mond stand am Himmel, dichte Wolken verhangen die Sterne, auch wenn die Herbstnacht bisher trocken geblieben war. Gerümpel, Hinterhöfe, Hauseingänge - viele Gelegenheiten. Und doch ahnte die Toreador, dass es nicht leicht werden würde.

Schlimm genug wenn sie gesehen wurde. Traf sie aber ein Pfeil, dann würde sie in der Achtung der Jägerinnen sinken. Niemand hatte das ausgesprochen. Aber Caterina spürte es. Spürte es in der Tiefe ihrer Jägerseele. Die Lektionen... zeigten Wirkung.

Asifa trat zurück. Der Weg war frei.
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Caterina
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Re: Über allem liege Stille [Cat]

Beitrag von Caterina »

Immerhin hatte Caterina ihre übersinnlich scharfen Sinne. So sah sie mehr, als nur die schiere Dunkelheit. Hoffentlich ein Vorteil, den sie gut zu nutzen wusste.

Mit konzentriertem Blick nickte die Mailänerin Asifa zu und trat an den Rand der imaginären Startlinie.
Die Spannung durchdrang den gesamten Körper der Kainitin, das Tier verharrte in seltsamer Stille.
Und alle rasenden Gedanken der letzten Monate kamen zur Ruhe.

In der Tat hinterließen die Lehrstunden der Nonnen ihre Spuren. Sie waren noch nicht tief, doch langsam und stetig formten sie das Selbstverständnis der Toreador.
Das Ziel im Blick behalten, doch die Chance nutzen.
Noch einmal atmete Caterina mit geschlossenen Augen tief durch und schlich hinter das erste Fass.

Geschick + Heimlichkeit (3)
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Dort verharrte die Frau in einer gefühlten Unendlichkeit und hörte in die Nacht.

Auspex 1, Wahrnehmung + Aufmerksamkeit (5)
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"...Sendest noch sterbend Düfte uns zu
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Maria Penthesilea
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Re: Über allem liege Stille [Cat]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Mit einem Mal stürzten die Geräusche, Gerüche, Eindrücke der schlafenden Stadt auf sie ein. Der Geruch von Kot und Unrat, durchdringend, Übelkeit erregend - würde sie sich je daran gewöhnen? Das Pfeifen des Windes in den Gassen, ein Fensterladen, der beinahe rhythmisch gegen eine Hauswand schlug. Und die Kälte der Herbstnacht, die ihren untoten Körper durchdrang, wenngleich sie ihm nichts anhaben konnte.

Sie hörte Asifa hinter sich amüsiert schnauben, als sie direkt in eine Schleichhaltung verfiel. Selbst die Nuancen des Lautes wurden ihr gewahr: Freundlich, nicht spöttisch, leicht überrascht - offenbar wäre es der Jägerin so ganz am Anfang gar nicht in den Sinn gekommen, zu schleichen.

Ob sie damit richtig lag? Caterina wagte, das zu bezweifeln. Sie kannte die Nonnen mittlerweile gut genug, um das Unerwartete zu erwarten.

Die Gasse vor ihr führte dicht zwischen zwei Hauswänden entlang und führte dann in einen kleinen Hinterhof. Der Boden war uneben, voll Gerümpel, das ihre Augen trotz des wenigen Lichtes deutlich ausmachen konnten. Ein altes Wagenrad, ein Lederschuh, ein zerbrochenes Holzspielzeug. Unerzählte Geschichten.

Bis zum Hofeingang sah es relativ sicher aus - auf den Hausdächern links und rechts sah sie niemanden. Und direkt am Hofeingang hatte jemand eine Leine gespannt, auf der Wäsche hing. Ein Sichtschutz - und zugleich eine Sichtbehinderung.
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Caterina
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Re: Über allem liege Stille [Cat]

Beitrag von Caterina »

Kurz war die Toreador versucht, sich in Sicherheit zu wägen. Doch nur, weil sie niemanden sah, bedeutete das gar nichts.
Der Jäger wurde verdammt schnell zur Beute, das lehrten die letzten Erlebnisse der Mailänderin.

Noch einmal blickten die wachen Augen über das Gerümpel der Gasse. Für ein kurzes Stück gab es keine Deckung und diese Wäsche… Caterina wäre wohler mit freiem Sichtfeld gewesen.
Es galt leise zu sein und sich so gut als möglich an der Wand entlang zu hangeln.
Doch dies war schier unmöglich.

Sollte die Kainitin einen Sprint durch die Mitte wagen? Nein, das war zu riskant.
Lieber würde sie sich langsam durch den Unrat manövrieren.
So schlich der gebückte Körper um das Fass herum , bis die Hand wieder das kalte Mauerwerk ertastete.

Dann schlich Caterina weiter bis zum Wagenrad und eine Hand drückte eine Speiche hinunter. Das Rad war also instabil und würde sie verraten.
Kurz maß die Toreador mit der ausgestreckten Hand ab, wie breit das Rad wohl sein mochte, wie viel Weg zu überwinden war.

Es wäre ein gewagter Sprung, doch viele Alternativen blieben der Mailänderin nicht. Einzig wegheben wäre noch möglich, doch das Rad war schwer, das würde sicher auffallen.

So konzentrierte sich Caterina und benutzte die Vitae um ihr einen kleinen Vorteil zu verschaffen.
1 Blutpunkt für 1 Punkt Geschick

Dann stellte sie sich vorsichtig auf und die Beinmuskeln spannten sich. Sie setzte an und sprang los, den Boden nach dem Wagenrad im Fokuss.
Geschick + Sportlichkeit (3+1)

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Maria Penthesilea
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Re: Über allem liege Stille [Cat]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Caterine sprang, kam sicher auf und rollte sich geschickt ab. Die Hand noch auf dem Boden - was die etwas matschige Substanz unter ihren Fingern war, darüber wollte sie gar nicht nachdenken - ruckte ihr Kopf hoch und erfasst den Innenhof.

Mehrere Leinen führten quer darüber, Laken, Hemden und Röcke flatterten im Wind. Hinter dem Hof war ein weiteres Dach zu sehen. Sie wusste in etwa, dass dieser Weg zur Stadtmauer führte. Sie konnte den Umriss der Mauer bereits erahnen, ein Umriss, der sich schattenhaft über die Dächer erhob. Dort führte ihr Weg hin, dann parallel zur Mauer, bis sie Raveccha erreichen würde.

War der Hof zu still? Stimmte hier etwas nicht?

Sie merkte, wie sie begann, die Beuterolle anzunehmen. Wie die Nervosität wuchs. Maria Penthesileas Gesicht tauchte vor ihrem inneren Auge auf, lächelte füchsisch. "Du bist Jäger", sagte die Nonne. "Immer auch Jäger. Selbst wenn Beute. Vergiss das nicht."

An die Wand gepresst, beobachtete Caterina, wie erneut ein Lufthauch mit den Stoffen spielte. Er brachte den leichten Geruch... von Moos?
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Caterina
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Re: Über allem liege Stille [Cat]

Beitrag von Caterina »

Dieser Geruch brachte die süße Erinnerung an das Bogenschießen hervor. Die Berührungen, der Geruch… Meer ohne Salz.
Kurz huschte ein Lächeln über das Gesicht der Toreador.
Dann überlegte sie wieder.

War die süße Maria hinter diesen Kleidern, würde das Vorbeischleichen unmöglich. Dazu war die Gasse zu eng, außerdem war ein Umschiffen bei dieser erfahrenen Jägerin sowieso unmöglich.
So stand Caterina wieder vorsichtig auf und bewegte sich der Wand entlang.

Immer nur kleine Schritte, dann wieder eine Pause. Die Kainitin atmete nicht und strahlte auch keine Wärme ab. Das war ein Vorteil, den sie nutzen musste.
Wieder brachten sie ein paar Schritte näher an das anfokussierte Ziel.

Da trat Caterina auf etwas und hätte fast losgeflucht.
Zum Glück, war sie geistesgegenwärtig genug und verkniff sich jeglichen Laut. Ärgerlich runzelte sich jedoch die Stirn und die Kainitin musste sich einen Moment gönnen, indem sie sich sammelte.

Als die Konzentration wieder zielgerichtet war, stahl sich ein weiteres, diebisches Grinsen auf das rosige Gesicht.
Sie blickte auf den Gegenstand hinunter. Er hatte schon längst seinen Nutzen getan und die Form war rundlich, doch mehr konnte man auch nicht erkennen.

Langsam ging Caterina wieder in die Knie und zog an dem undefinierbaren Ding. Es hatte nicht das Gewicht eines Steines, doch es würde definitiv taugen.
Mit einem Blick auf die Stille, die sich vorher bewegte, schwang Caterina den Arm und warf das Objekt so weit es ging in die Gegenrichtung.

Geschick + Sportlichkeit (3+1)

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Maria Penthesilea
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Re: Über allem liege Stille [Cat]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Mit einem Platschen traf der Gegenstand auf eines der Kleidungsstücke und ruinierte die harte Arbeit der Wäscherin. Schmutz und Schmiere zogen eine braune Bahn über den Stoff. Und dann geschah... nichts. Wieder wehte der Wind durch die Reihen und brachte den Stoff zum Schwingen, aber wenn Caterina erwartet hatte, dass eine Nonne losrennen würde, nun, dann wurde sie enttäuscht.

Oder doch nicht? Ihr war, als hätte sie das Knarren von Holz gehört, von einem Stück Holz, das gebogen wurde. Nur ganz leise. Vielleicht nur Einbildung.

Wie zum Spott wehte der Ärmel eines Hemdes im Wind, schien ihr zu winken.
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Caterina
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Re: Über allem liege Stille [Cat]

Beitrag von Caterina »

„Schade, aber es war einen Versuch wert.“, dachte sich die Toreador, bis ihr plötzlich ein Geräusch unterkam.
So schloss Caterina ihre Augen und lauschte genauer.

Wahrnehmung + Aufmerksamkeit (5) gegen SW 7
[dice seed=39440 secure=55652249_0]5d10[/dice]
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Maria Penthesilea
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Re: Über allem liege Stille [Cat]

Beitrag von Maria Penthesilea »

Sie kannte das Geräusch. Das Spannen eines Bogens, langsam und vorsichtig, um die Beute nicht zu verschrecken. Nicht zum ersten Mal konnte die Toreador ihren übernatürlich scharfen Sinnen dankbar sein. Denn sie erahnte, woher das Geräusch gekommen war: Von dem Dach links neben ihr.

Offenbar hatte sich dort eine der Nonnen platziert, so, dass sie nicht von der Gasse aus gesehen werden konnte, aber den Hof im Blick hatte. Caterina vermutete, dass die Frau den eingeschränkten Blickwinkel auf den Hof für den Überraschungseffekt in Kauf genommen hatte.

Jägergedanken.

Caterinas Wurf mochte die Nonne gewarnt haben, aber andererseits wusste die Toreador nun, wo die Jägerin sich versteckt hielt.
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Caterina
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Re: Über allem liege Stille [Cat]

Beitrag von Caterina »

Die Jägerin also neben ihr. Bald zum Schuss bereit. Caterina würde versuchen, ihr kein Ziel zu liefern.
Doch wie? Die Gasse war noch schmal, doch bald würde die Toreador den breiteren Hof erreichen und dieser musste im Blickfeld sein.

„Ein Schritt nach dem anderen“, beruhigte sich die Frau in Gedanken selbst.
So huschte die Mailänderin leise zur linken Mauer. Und schlängelte sich bis zur Wäscheleine vor.
Und nahm sich wieder Zeit. Wie kam sie an den verräterischen Kleidungsstücken vorbei?

Ein Blick auf den ekeligen Boden ließ sie das Gesicht verziehen, doch es half nichts.
Und so ging die Frau langsam hinab auf die Knie, stützte sich dann auf Unterarmflächen und bewegte sich wieder in minimalen Bewegungen fort. Unter der Wäche hindurch, hoffentlich vom schlechten Winkel geschützt.

Geschick + Sportlichkeit (3+1)
[dice seed=44435 secure=07ec2f83_0]4d10[/dice]
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