San Donato Elysium (Acacia)

[Dezember '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Titus
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San Donato Elysium (Acacia)

Beitrag von Titus »

Die Nacht war kalt und ein dicker Nebel hatte sich über Genua gelegt. Es wehte kein Lüftchen, der den Nebel vertreiben konnte. Die weißen Schwaden verhinderten, dass man weiter als 50 Schritt weit sehen konnte. Geräusche wurden gedämpft und das Licht des Vollmondes tauchte die Straßen und Gassen in ein geisterhaftes Licht. Durch diese Straßen führten die schweren Schritte des Kappadozianers in Richtung der Kirche San Donato.

Gekleidet war der Krieger in ein Lederwams über schwarzer Wolle. Ein schwerer dicker Umhang mit Kapuze sollte ihn vermeintlich vor der Kälte schützen. Hin und wieder sah er sich um, doch wagte es anscheinend niemand ihm zu folgen, schließlich hatte er den Anderthalbhänder sichtbar auf seinen Rücken geschnallt.

An der Kirche angekommen, betrat er das Elysium durch den üblichen Eingang und vertraute seine Waffe einem Wächter des Elysiums an, jedoch nicht ohne ihm klar zu machen, was geschehen würde, wenn mit dieser Waffe irgendwas geschehen würde. Die Hallen des Elysiums waren leer, außer Titus und den Wachen war keine weitere Person im Elysium zu sehen. Jedoch war sich Titus sicher, dass die Hüterin dieser Hallen über seine Anwesenheit bereits unterrichtet worden war.

Sein erster Weg führte zum Altar, wo er sich bekreuzigte und das silberne Kreuz an seinem Rosenkranz küsste. Schließlich sank er auf die Knie und verharrte dort in stillem Gebet...die sich nähernden Schritte, schien er nicht zu hören.
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Acacia
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Re: San Donato Elysium (Acacia)

Beitrag von Acacia »

Wie immer nahm der zuständige Wächter die Waffe des Kappadozianers kommentarlos entgegen, wobei dessen Warnung schon beinah einer Beleidigung gleichkam. Wie jeder andere bei den Wächtern abgegebene Gegenstand auch wurde das Schwert sorgfältig verwahrt und würde dem Krieger beim Verlassen des Elysiums wieder ausgehändigt werden.

Eine ganze Weile konnte der Kappadozianer in stiller Einkehr beten, ohne dass ein Geräusch ihn unterbrach oder ihn sonst irgendetwas störte. Erst dann erklang das leise Schlagen einer Tür – nicht die, durch die die Kainiten das Elysium normalerweise betraten, sondern die schmale Seitentür zu den privaten Räumen des Priesters. Das leise Rascheln von schwerem Stoff erfüllte die Stille oder untermalte sie viel mehr, ehe auch dieses wieder verstummte und man nur das leise Knarren von Holz wahrnahm, welches sich unter Belastung ein wenig verformte. Danach jedoch legte sich wieder jene schwere Stille über das vermeintliche Gotteshaus, welche auch vorher dort geherrscht hatte und die verbarg, dass sich hier ein gutes Dutzend lebende Menschen aufhielten.

Sobald der kniende Krieger sein Gebet beendete, sich erhob und umdrehte, würde sein Blick beinah unweigerlich auf die Hüterin fallen. Die schöne Lasombra saß unbewegt auf der vordersten Bank und beobachtete Titus aus lichtlos schwarzen Augen, die ihre stille Königlichkeit jedoch nur unterstrichen. Zu diesem Eindruck trug auch sicher das nachtschwarze Kleid bei, welches in trügerisch simplen Schnitt ihren Körper einhüllte, dabei aber aus den feinsten Stoffen gefertigt worden war, den man im gesamten Abendland fand. Die Hände hatte sie adrett im Schoß gefaltet, während sie stumm wartete, dass er die Zwiesprache mit seinem Gott beendete.
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Titus
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Re: San Donato Elysium (Acacia)

Beitrag von Titus »

Der Blick traf die Hüterin des Elysiums und für einen Augenblick hielt er in seiner Bewegung inne. Weder schien er mit der Begegnung gerechnet zu haben, noch schien er wirklich überrascht zu sein. Dann schließlich richtete er mit kurzen Bewegungen seinen Wams und wandte sich ihr vollständig zu. Das bleiche Gesicht reflektierte das Licht in der Kirche, so dass es aus der dunklen Umgebung sehr herrausstach.

Mit ernster Miene neigte er den Kopf in ihre Richtung, als Begrüßung und auch als respektvolle Geste. Die tiefe Stimme hallte in der kirchlichen Akustik wieder.


"Ich grüße Euch, wohlwerte Acacia, ich bin erfreut, Euch zu begegnen."

Anscheinend nur eine höfliche Floskel, denn von Freude war in Titus Gesicht oder Haltung nichts zu erkennen.
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Acacia
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Re: San Donato Elysium (Acacia)

Beitrag von Acacia »

Waren sie beide blass, ja bleich, wirkte Titus doch tatsächlich wie tot, während Acacias Haut wirkte wie aus Alabaster gefertigt. So waren sie gleich und doch unterschiedlich. Ebenso war es ihr Verhalten. Im Gegensatz zu ihm wirkte sie in all ihrem Ernst tatsächlich freundlich und ein feines Lächeln zierte ihre Mundwinkel, als er sie ansprach.

„Es freut mich ebenso, Titus.“, erwiderte sie mit jener Stimme, die so gut zu der Dunkelheit passte, die so viel von ihr auszumachen schien ohne ihre Faszination zu brechen. „Setzt Euch doch.“, forderte sie ihn freundlich auf und deutete auf die andere Hälfte der harten Holzbank, auf der sie sich niedergelassen hatte. So würde sie weniger nach oben starren müssen und ihr Gespräch bekäme etwas … gleichrangigeres. „Ist es Zufall, dass Eure Schritte Euch in dieser Nacht in die heiligen Hallen führen?“
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Titus
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Re: San Donato Elysium (Acacia)

Beitrag von Titus »

Titus folgte der Einladung und setzte sich auf die hölzerne Bank, die auf Grund seines Gewichtes knarzte. Er saß nicht zu weit von der Lasombra entfernt, um nicht den Eindruck zu erwecken, sich von ihr fernhalten zu wollen, aber auch nicht zu nah, damit er nicht aufdringlich wirkte.

Sein Blick schweifte als er sich gesetzt hatte kurz zu dem Altar der Kirche und dann blickte er Acacia offen in die Augen, ohne Scheu in seinem Blick.


"Meine Schritte setze ich niemals zufällig. Auch wenn ich nicht genau vorraussehen kann, was auf dem Weg passiert, setze ich die Schritte genau dahin, wo sie sein sollten, und heute Nacht in die heiligen Hallen."

Eine kurze Pause, in der der Blick des Kappadozianers ein klein wenig forschend wurde, bis er schließlich seinerseits eine Frage stellte.

"Lasst Ihr bisweilen Eure Schritte vom Zufall bestimmen?"
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Acacia
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Re: San Donato Elysium (Acacia)

Beitrag von Acacia »

Sie wartete ohne eine Regung bis er sich zu ihr gesetzt hatte und auch dann wich ihr Blick nicht von ihrem Gesprächspartner. Für einen Sterblichen oder einen jungen Kainiten konnte es mitunter verstörend sein so im Zentrum ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit zu stehen, fehlte ihr doch jegliches menschliches Verhalten und wirkte sie auch zu alt um es zu simulieren. Zu weit war sie von der Menschlichkeit gewichen um jemals wieder als sterblich gelten zu können.

„Ich habe keine Zeit um meine Schritte dem Zufall zu überlassen.“, erwiderte sie mit einem sachten Lächeln auf den blassen Lippen. „Wenn Ihr nicht wisst wohin Euch Eure Schritte führen und Ihr nicht wisst wohin Euer Weg geht, woher wisst Ihr dann wohin Ihr Eure Schritte setzen müsst?“, erkundigte sie sich scheinbar interessiert. „Oder wolltet Ihr speziell zu mir und habt deswegen das Elysium aufgesucht?“
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Titus
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Re: San Donato Elysium (Acacia)

Beitrag von Titus »

"Den Ziel des Weges kenne ich, in den meisten Fällen jedenfalls. Nur kann ich nicht vorraussehen, was auf diesem Weg passiert. Und mein Weg hat mich heute ins Elysium geführt, weil mir der Sinn nach einer gepflegten Konversation stand. Und offenbar war Gott mir gnädig, denn ich spreche mit der Hüterin des Elysiums persönlich."

Das Fehlen jeglicher menschlicher Reaktion der Lasombra schien Titus keinesfalls zu stören und auch wenn das totenbleiche Gesicht des Kappadozianers kaum menschlicher war, so schien der Glaube des Kriegers doch lebendig zu sein.
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Acacia
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Re: San Donato Elysium (Acacia)

Beitrag von Acacia »

Amüsiert zog die alte Neugeborene ihre Brauen ein wenig hoch. „Ihr glaubt es ist eine von Gott gegebene Gnade mit mir sprechen zu können?“ Ein leichtes Schmunzeln spielte um ihre Lippen, welches sie jünger und weniger gestreng aussehen ließ, ihrer Schönheit aber ganz andere Tiefe verlieh. „Ihr schmeichelt mir, doch ich glaube nicht, dass Gott irgendetwas mit mir zu tun hat. Aber sagt: Gibt es etwas Bestimmtes, was Ihr besprechen wollt?“ Interesse lag in den nachtschwarzen Augen, während sie Titus aufmerksam ansah.
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Titus
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Re: San Donato Elysium (Acacia)

Beitrag von Titus »

Und nun erhellte Titus sonst so strenges Gesicht doch ein Lächeln. Doch war es nicht amüsiert oder gar belustig. Nein es wirkte eher wie höfliche Milde.

"Wir alle sind Geschöpfe Gottes und tun sein Werk."

Die Worte sprach er mit der Beharrlichkeit eines wahren Gläubigen aus, mit denen auch das Lächeln wieder verschwand und seine Miene in die gewohnte Ernsthaftigkeit zurück fiel.

"Doch um Eure Frage zu beantworten...ich hatte gehoff Ihr könntet mir einen Gefallen erweisen und mir mit einigen Informationen behilflich sein."

Wieder blickte er sie offen an, ohne jegliche Scheu in seinem Blick.
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Acacia
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Re: San Donato Elysium (Acacia)

Beitrag von Acacia »

Sein tiefer Glaube prallte an der Hüterin dieser Kirche ab, wie Regen an einer Mauer. Zu sehr war sie ihrem ungläubigen Weg verfallen um mit jenem glühenden Eifer an das Konstrukt aus Gott und Kirche zu glauben. Dennoch neigte sie respektvoll den Kopf um seinen Glauben nicht zu diskreditieren. Immerhin brach sie sich damit nichts.

„Wenn ich Euch helfen kann, werter Titus, dann sprecht.“, erwiderte sie freundlich und sah ihn interessiert an.
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