In kalter Nacht (Sousanna)

[Dezember '16]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Toma Ianos Navodeanu
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In kalter Nacht (Sousanna)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Der Winter hatte Einzug gehalten in Genua und war diesmal sehr viel kälter aufgetreten als es für diese Region üblich war.
Wenn Toma noch Kälte gespürt hätte, hätte er sie jedoch für nicht weiter dramatisch gehalten. Da waren die Winter in seiner Heimat weitaus ungemütlicher.

Eine dünne Schicht Schnee bedeckte die Straßen, Wiesen und Dächer der Stadt und ließ die Menschen fröstelnd sich in die Häuser verkriechen.
Die Bettler, die ja das Pech hatten kein Haus zu haben in das sie sich hätten zurückziehen können, hatten dagegen eine schwere Zeit.
Wenn sie von Stadtwachen nicht fortgejagt wurden, versuchten sie sich näher an den Wohnhäusern zu halten, um etwas der schwachen Wärme, der darin brennenden Herdfeuer abzubekommen. Auch schliefen sie nun öfter in Grüppchen, um sich gegenseitig zu wärmen.

Das machte die Jagd schwieriger. Es dauerte dann länger ein Opfer allein und unbeobachtet anzutreffen.
Doch blieb dem Vampir ja keine Wahl.

In dieser Nacht war er in Ravecca. Ein Viertel von dem man sagte, dass es dort sehr idyllisch sei, wenn es nicht so viele Bettler gäbe. Es war auch das Viertel in dem demnächst eine Handwerksschau abgehalten werden sollte. Nicht ganz passend, wenn man bedachte, dass die Handwerker hauptsächlich in Domus lebten, doch da das Ereignis wohl eine Idee des Mondsenators Matteo war, wird er schon einen Grund haben, warum es hier stattfand. Er freute sich auf jeden Fall darauf und sah sich diese Ortschaft nun nochmal an.

Der Tzimisce trug in dieser Nacht graue einfache Tunika und Beinkleider, als auch einen Umhang aus dunklerer Wolle. Eine Kapuze verdeckte das nachtschwarze Haar und hielt den Schnee davon ab es durchzuweichen und so die Ohren zu deutlich sichtbar zu machen. Vor dem Gesicht trug er jedoch nicht die übliche dunkle Holzmaske, sondern eine hell bemalte. Auf einen schnellen Blick, schien es wie ein normales menschliches Gesicht.
Erst von nahen, würde man die Unbeweglichkeit der geschnitzten Gesichtsmerkmale erkennen.

Es war schon einige Stunden Nacht, als der maskierte Vampir zwischen den Häusern des beschaulichen Viertels entlang ging. An Läden und Gasthäusern vorbei, hielt er Ausschau nach einer Mahlzeit. Fern der Hauptstraße, aber noch so nah, dass er das Treiben darauf mit seinen erhöhten Sinnen wahrnehmen konnte.
Dabei strich er mit einer Hand über die Fassaden der Häuser. Befühlte Stein, Lehm und Holz. Jede kleinste Unebenheit und Textur. Stärker, als es ein Mensch vermocht hätte, fühlte er das Material. Seine unterschiedliche Beschaffenheit, Kälte und Verarbeitung.
Ein gutes Gefühl.


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Sousanna
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Re: In kalter Nacht (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

Auch Sousanna streifte in dieser Nacht durch Raveccas Gassen. Es war an der Zeit Acacias Aufgaben in die Tat umzusetzen, denn auch wenn sie inzwischen bereits Unterstützung angeboten bekommen hatte, es galt fürs Erste einmal ein wenig die Regeln des Schwarzmarkts hier zu erkennen und seine Strukturen zu durchschauen. So sah sie sich nach verdächtigen Erscheinungen um, auch wenn sie den Spaziergang hier hauptsächlich dazu nutzte, um nachzudenken. Vielleicht half ja die Kälte, Erkenntnisse zu Tage zu bringen, die sie sonst nicht gehabt hätte.

Doch nach ein paar Augenblicken in der bitteren Kälte Genuas, begann sie alles an dieser Idee zu verfluchen... Alles an ihrem Aufenthalt hier und noch viel mehr. Allerdings wollte die Ravnos sich nicht auch noch diesem widerwärtigen Wetter geschlagen geben. So stapfte sie frustriert und voller düsterer Gedanken ziellos in der Kälte herum. In der tiefen Hoffnung, dass sich heute doch noch irgendetwas sinnvolles ergeben würde. Allerdings bemerkte sie vor lauter Kälte und Frustration den Mann mit Mütze und Maske nicht im Geringsten. Zu sehr war sie in ihrem Selbstmitleid gefangen.

Nichts an ihr verriet, dass sie zur Brut Kains zählte. Im Winter Genaus wirkte sie so menschlich und wenig bestienhaft, wie überhaupt nur möglich. Die Wangen und Finger waren vom schneidenden Wind stark gerötet, - sie selbst bildete sich sogar ein, dass sie brannten, ihre Haare hatten sich vor der Feuchtigkeit in der Luft gekräuselt und aus der ehemals recht hübschen Frisur gelöst und die Lippen hatten an Farbe verloren und bebten leicht. Nichts unterschied sie von den Menschen, die hier noch gezwungenermaßen umhereilten. Nichts - außer dass sie trotz des Umstandes, dass sie erbärmlich fror, immer noch ungewöhnlich hübsch war.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: In kalter Nacht (Sousanna)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma hatte sie gehört, Schritte in der Nähe, in den Gassen, in der Dunkelheit. Schritte die sich von dem wenigen Treiben auf den größeren Straßen entfernte, die in seine Richtung kamen.
Zwischen zwei Häusern, einem Händler und einem Wohnhaus blieb er stehen und lauschte den Bewegungen der vermeintlichen Person, doch die anderen Geräusche um ihn herum übertünchten die leisen Schritte immer wieder. Ratten die durch den Unrat huschten und hektisch fiepten, dumpfer Lärm aus dem Gebäude neben ihn, von irgendwelchen streitenden Menschen, Gepöbel von Betrunkenen...

Er entfernte sich von dieser Stelle, ging den Schritten entgegen. Tiefer hinein ins Wirrwarr der verlassenen Straßen. An einer Hauswand lagen zwei Bettler, die zusammengerollt von Schnee bedeckt waren und so kaum zu erkennen waren. Doch der Vampir war an nicht interessiert an ihnen. Er wollte das, was sich da allein in die Nacht getraut hatte.

So schritt er weiter, die blassen knochigen Hände mit den spitzen Nägeln unter dem Umhang verborgen, bis er die junge Frau in der Dunkelheit erkennen konnte, bereits eher, als sie ihn sehen konnte, nahm er ihre kleine Gestalt war. Mit jedem Schritt den er sich ihr näherte erkannte er mehr Details. Ihre geröteten Wangen und Hände...und ihr zartes Gesicht. Unter den Menschen musste sie als schön gelten. Warum trieb sie sich hier herum? Ein armes Opfer das ihr Heim verlor oder eine Hure?

Dem Tzimisce war es egal...sie war zur falschen Zeit am falschen Ort, zumindest aus ihrer Sicht.

Er ging wieder etwas schneller. Nicht mehr bedächtig, sondern normal, zielgerichtet. Wie ein Mensch, der nur schnell nach Hause wollte. Dabei hielt er den Kopf gesenkt, als würde er sich vor Schnee und Wind schützen wollen und wirkte dadurch so, als würde er die junge Frau nicht bemerken.
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Sousanna
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Re: In kalter Nacht (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

Hätte Sousanna gewusst, wer oder besser was ihr da gerade folgte, hätte sie vielleicht Furcht empfunden . Doch so blieb sie die unbewusste Beute und trottete dem Kainiten voran durch die Straßen. Doch so empfand sie keine Furcht. Wieso sollte sie sich auch vor jemandem fürchten, der ebenso wie sie durch ein eisiges Viertel stapfte? In Gedanken versunken folgte sie weiter ihrem Weg in das dunkle Labyrinth der einsamen Gassen.

So blieb sie eine leichte Beute und würde es dem Jäger noch leichter machen. Doch wer keinen Jäger sah und immer wieder selbst auf die Jagd ging, der rechnete auch nicht damit, angegriffen zu werden. Wer würde sich bei einer solchen Hundskälte schon die Mühe machen, sie anzufallen? Und selbst wenn, Menschen würde sie sich irgendwie vom Leib halten können... Wenn auch nur über kleine Spielereien mit deren Geist.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: In kalter Nacht (Sousanna)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Dieses Opfer machte es ihm wirklich leicht, nicht nur war sie ganz allein, sie schien sich auch nicht sondernlich zu beeilen von hier wegzukommen. Dennoch sollte er nicht zu lange warten, sonst war die Chance vertan.
Mit schnellem Schritt war er ihr näher gekommen, hielt sich etwas neben ihr und tat noch immer so, als würde er sie nicht groß beachten, sondern nur an ihr vorbei wollen.
Doch als sie auf etwa gleicher Höhe waren, schnellte er plötzlich zu ihr herüber, ein Arm kam unter dem Umhang hervor und wollte nach ihr greifen.

Geschick + Handgemenge
[dice seed=8470 secure=b9288b15_0]6d10[/dice]
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Sousanna
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Re: In kalter Nacht (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

Geschick (3) + Sportlichkeit (0) = [dice seed=30072 secure=a42a2b50_0]3d10[/dice]

Zwar mochte die Beute leicht sein, doch sie war nicht gänzlich unaufmerksam. Im letzten Moment war ihr die hervorschnellende Hand aufgefallen und bevor sie überhaupt darüber nachdenken konnte, hatte sie versucht auszuweichen. Es war keine glorreiche oder erfolgreiche Handlung, doch zumindest hatte sie es versucht. Zumindest hatte sie sich bemüht, ein wenig wehrhaft zu wirken.

Sie war ein wenig zur Seite gewichen und hatte auch irgendwie versucht nach der Hand zu schlagen, doch wenn man ehrlich war, war es dadurch nur noch leichter, die junge Frau zu erhaschen. Sie hatte sich der Wand noch mehr genähert, sich selbst den Fluchtweg eingeschränkt und auch der Arm wirkte mehr wie eine Einladung, als dass er irgendjemanden abgewehrt hatte. Die Ravnos war nun wirklich keine große Kämpferin.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: In kalter Nacht (Sousanna)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Er sah die Bewegung, sah wie sie sich versuchte wegzudrehen, als sie ihn bemerkt hatte. Doch es war zu spät, er zu schnell, sie zu überrumpelt. Wie eiserne Ringe legten sich die Finger des Tzimisce um ihren Oberarm und drückten sie dann gegen die Wand. Sogleich presste sich seine linke Hand in ihr Gesicht und sein Körper gegen ihren. Drückte ihren Kopf zur Seite, hart an die Wand, sodass sie ihn nicht ansehen konnte und ihr Hals entblößt vor ihm lag.

Halten: Stärke + Handgemenge
[dice seed=59437 secure=fcae4e6e_0]6d10[/dice]


(Gegenwurf Stärke+Handgemenge wenn du dich befreien willst)
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Sousanna
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Re: In kalter Nacht (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

(nur der Vollständigkeit wegen und zur Unterstreichung der Lächerlichkeit ;) ) Stärke (1) + Handgemenge (0) =[dice seed=30251 secure=5f44081e_0]1d10[/dice]

Es half nichts. Kurz versuchte die Ravnos sich zu wehren, doch es war in jeder Hinsicht hoffnungslos. Das Schlimmste an dieser Situation war, dass sie erahnen konnte, was folgen würde. Es war beschämend, dass ihr so etwas nicht das erste Mal passierte. Es wäre so viel einfacher, wenn diese verfluchten Blutsauger nicht immer mit Gewalt versuchen würden, an Blut zu gelangen... Die meisten hatten doch die Chance dazu.

Gerne hätte sie versucht, in die Hand in ihrem Gesicht zu beißen, doch wenn Sousanna ehrlich war, fürchtete sie die Konsequenzen. Denn vermutlich würde sie nicht lange genug sprechen können, um die Situation zu erklären. So zwang sie sich stattdessen auf den Reflex des Atmens zu verzichten.

Hatte die junge Frau bis eben heftig und panisch geatmet, so stoppte diese Bewegung von einem Moment auf den anderen, während sie sich komplett still hielt. Die Augen hatte sie geschlossen und das erste Mal seit langer, langer Zeit betete sie aus ganzem Herzen. Betete darum, dass ihr Angreifer nicht schon so auf ihr Blut fixiert war, dass er diese plötzliche, unnatürliche Veränderung nicht bemerken würde. - Und dass er nicht einfach trotzdem von ihr trinken wollte.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: In kalter Nacht (Sousanna)

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Ein anderer Vampir hätte das Aussetzen des Atmens vermutlich weniger mitbekommen, war die Zeit zwischen Angriff, festhalten und beißen, doch so kurz, dass der Biss längst erfolgt wäre, bevor einem ein solches Detail aufgefallen wäre. Doch Toma hatte das Problem, dass er eine Maske trug, die das zubeißen erschwerte. Er musste sie erst abnehmen. So löste sich die rechte Hand von ihr und zog das elende Ding von seinem Kopf.
Als sich seine Zähne dann ihrem Hals näherten und schon drohend ihre zarte Haut berührten, bemerkte er, dass das laute Rauschen in seinen Ohren aufgehört hatte und er zögerte.
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Sousanna
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Re: In kalter Nacht (Sousanna)

Beitrag von Sousanna »

Sie hatte die Zähne schon an ihrem Hals gespürt, hatte die Augen fest zusammengepresst und starr gewartet wie das ängstliche Reh auf den Biss der Schlange. Sousanne fühlte so intensiv wie nie, wie ihr Gesicht gegen die Wand gedrückt war und wie die Hand sie mit Stummheit schlug. Die Kälte zerrte jetzt noch mehr an ihr und ließ sie sich noch schrecklicher fühlen, als ohnehin schon. Es gab ja nichts dagegen einzuwenden, freiwillig gebissen zu werden, aber doch nicht von jemand Fremden in einer dunklen Gasse.

Doch als er zögerte, begann sich die hübsche Beute wieder leicht zu rühren. Nicht so, dass es als ernsthafter Fluchtversuch gelten konnte. Nur ein sanftes Zucken. Sie versuchte ihrem Angreifer lediglich irgendwie verständlich zu machen, dass sie sich gerne zu dem Umstand äußern würde, dass sie ebenso wenig atmete wie die Mauer, an die er sie hier presste. Hoffentlich würde er das verstehen.
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Friedrich Hölderlin
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