Das Feld der Steine [Angelique]

[Ilario]

Ruhe bewahrend ob der Freude des Malkavianermädchens, geriet der Lasombra doch in leichte Verlegenheit. Das Studium antiker Schriften war in Leben und Untod des venezianischen Klerikers in den Hintergrund getreten, doch immerhin einiges hatte er gelesen.

"Augustinus ist mir weder fremd noch unwillkommen, viele seiner Schriften sind grundlegend für unseren Glauben. Die Wichtigkeit eines Aristoteles ist nicht zu leugnen, wo wären wir ohne seine Werke? Doch wahre Bewunderung empfinde ich für die Reden des Cicero, auch wenn ich seine Kunstfertigkeit niemals auch nur nachahmen könnte. Ich bin kein Redner.
Aber euer augenscheinlich großer Schatz an Kenntnis der Gelehrten Männer der Antike beschämt mich. Meine Jahre im Klerus der Lagunenstadt legten mehr Wert auf Kenntnis der Theologie... Zu lange habe ich mich kainitischem Wissen gewidmet und das der großen Sterblichen ruhen lassen. Wenn ich mich erst einmal richtig in Genua eingelebt habe werde ich dies nachholen."

Auf ihre Orakelfähigkeiten ging Ilario nicht weiter ein, war er doch nicht sicher ob sie ein wahrer Quell der Prophezeiungen war oder dies nur zu sein glaubte.

[Angelique]

Schwer war zu glauben, dass dies möglich war, aber das verkleidete Kind wurde noch neugieriger und hellhöriger. "Kainitisches Wissen?", echote sie. "Welcher Natur ist dieses? Wäret Ihr bereit es zu lehren? Was wäre Euer Preis?"

[Ilario]

Die Augenblicke dehnten sich zu Minuten, als Ilario die neugierige, wissenshungrige Angelique nachdenklich betrachtete.

"Manches Wissen bleibt besser vor den anderen Kainskindern verborgen, verbleibt im Haus der Schatten. Doch anderes bleibt zu erforschen, zu enträtseln.
Einen Preis wollt ihr genannt haben. Wenn die Jahre ins Land ziehen werden wir einander vielleicht kennenlernen... dann wird der Preis Austausch von Wissen sein."

Wissen wollte schließlich erworben und gemehrt werden. Vielleicht, ja vielleicht war Ilario ja hier zwischen römischen Ruinenresten ja auf einen verwandten, ähnlich wissensdurstigen Geist gestoßen?

[Angelique]

Da grinste das verrückte Kind fröhlich bis zu den Ohren, dass ihre Fangzähnchen im Lichte des Mondes blitzten. "Endlich jemand, der ähnlich denkt wie ich."
Das von einer Malkavianerin gesagt zu bekommen, entbehrte nicht einer gewissen Ironie.
"Ich freue mich so, einen Magister zu treffen, der seinem Namen wirklich gerecht wird. Ich würde gerne von Euch lernen, Lehrer. Das wenige, was ich weiß, würde ich Euch auch gerne vermitteln. Unsere Diskurse könnten langweilige Nächte füllen."

[Ilario]

"Auf einen regen Austausch und Diskurs mit euch freue ich mich, doch zunächst bleibt für einen solchen wohl wenig Zeit. Die Notwendigkeiten einer vernünftigen Zuflucht und der geregelten Nahrungsaufnahme binden derzeit viel meiner Aufmerksamkeit und dann verbleibt noch mir einen Überblick der Verhältnisse in der Domäne zu verschaffen. Irgendwie muss ich mich schließlich positionieren ohne vom Mahlwerk der Politik zermalmt zu werden."

Nicht, dass er keine politischen Ambitionen hätte, aber Ilario bewegte sich auf unbekanntem Terrain und konnte sich nicht unerwünschte Verstrickungen derzeit nicht erlauben.

"Andererseits könnte ein Gespräch unter Gelehrten ein wenig Ablenkung von der Unbill dieser Nächte sein."

[Angelique]

Das Mädchen setzte wieder seine Make auf. Offenbar schickte sie sich an, weiterzuziehen. "Habt Ihr schon einen Ort, wo Ihr Gäste empfangen könnt? Oder sollen wir uns hier oder anderswo verabreden, um uns erneut gepflegt zu unterhalten?"

[Ilario]

"Leider habe ich noch keinen solchen Ort, daher würde ich vorschlagen, dass wir uns erneut hier treffen. In einigen Wochen oder Monden vielleicht? In jedem Fall war es mir ein Vergügen eure Bekanntschaft zu machen werte Angelique vom Clan des Mondes."

Ilario nickte ihr zum Abschied zu, überlegte ob ihr Name wohl fränkischen Ursprungs war, doch unterließ es zu fragen. Sein dunkles, wissbegieriges Herz war voller Freude eine so gebildete Kainitin angetroffen zu haben. Ein reger Austausch von Wissen und Erkenntnissen... es müsste doch noch andere Kainiten von Intellekt in Genua geben. Ein erster Schritt war getan, dem hoffentlich noch viele folgen würden.

[Angelique]

Die nun wieder Maskierte nickte ebenfalls. "Dann lasst uns beim nächsten vollen, nein, besser noch beim nächsten halben Mond wieder treffen. Ein halber Mond taucht die Welt schöner in Schatten und es wird euch behaglicher sein, edler Magister."

[Ilario]

"Gut, in Schatten und Licht des halben Mondes werden wir uns wiedersehen werte Angelique."

Ihre Worte entlockten ihm ein sachtes Schmunzeln, das sein ernstes Gesicht etwas aufhellte. Dann nickte Ilario dem Mondenkind zum Abschied zu und würde seiner Wege gehen falls Angelique ihn nicht aufhielte, Richtung Stadt.

[Ilario]

Zusammenfassung: Angelique und Ilario begegnen sich vor den Toren bei Überresten römischer Ruinen. Sie erkennen einander als Kainiten, machen sich bekannt und vereinbaren ein weiteres Treffen um Wissen auszutauschen.