[Fluff] Über Heiden und Heiligkeit [Angelique]

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Angelique
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[Fluff] Über Heiden und Heiligkeit [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Angelique krabbelte verwirrt zurück in ihre Zuflucht. Ungläubig schaute sie auf ihre Fingerkuppen.

Roger hatte an einem wunderschön ziselierten Helm Schriftzeichen entdeckt. Ihr Blutvasall hatte das prunkvolle Stück bei einem der jüdischen Händler günstig erstanden. Dieser schwor, dass es einst der Helm eines Faris, eines Helden der Sarazenen, aus Fraxinetum gewesen sei, der bei der Eroberung der Festung an der Cote d'Azur zum Teil der Kriegsbeute wurde. Da hatte der romantisch veranlagte Roger nicht widerstehen können.

Doch bei der näheren Begutachtung hatte er dann entdeckt, dass die Verzierungen nicht einfach nur Arabesken waren, sondern die fremdartigen Schriftzeichen der Heiden, die winzig und schön den gesamten Helm umliefen.
Sofort brachte er ihn zu Angelique und freute sich, als sie das so ungewöhnliche „Buch“ als solches erkannte und sofort, obwohl sie die Zeichen noch nicht lesen konnte, es betasten und die Erinnerungen des einstigen Trägers erforschen wollte.

Doch zu ihrer beider Entsetzen schrie sie auf, kaum dass sie das Rüstungsteil berührte, als jäher Schmerz wie Feuer sie durchzuckte. Erschrocken starrte sie auf ihre Finger und für einen Moment, schien es ihr, als seien diese mit Brandblasen überzogen, so als hätte sie als Lebendige in kochendes Wasser gefasst – oder als Vampir in geweihtes. Eine Ahnung der Heiligkeit überkam sie, sie sie nur an Orten, wo Heilige bestattet waren oder in der Nähe von Reliquien hatte. Dann war diese Ahnung vorüber. Ihre Hände waren wieder unversehrt.

Was für ein Zauber war dies gewesen? Sie hörte sich um und erfuhr Unglaubliches von jüdischen Gelehrten. Bei den Muselmanen war es Sitte, zum Segen ihres Götzen Worte aus dessen heiligem Buch, das Quran genannt wurde, auf die Helme oder Schilde zu gravieren.
Doch wie konnten heidnische Segenssprüche ihr, dem gefallenen Engel GOttes, Schaden zufügen?
Wo doch nur GOtt ihr reinigenden Schmerz sandte, damit sie sich an ihre Schuld erinnerte.
Wie konnten die Sarazenen ein Buch besitzen, dass als Teufelswerk verdammt wurde, aber so heilig war, dass es ihr Unwohlsein bereitete?

Da wusste Angelique, dass sie erst am Anfang stand und noch sehr viel lernen musste.
In ihrer Zuflucht sann sie lange nach und beschloss, was sie einst dem verblichenen Matteo versprochen hatte: Sie würde ins zugleich wunderbare und schreckliche Al-Andalus, nach Cordoba, reisen und lernen, ob die Sarazenen und Juden Wissen und Geheimnisse über Gott und die Sophia hatten, was die bösartige Kirche Roms vor ihr verbarg. Und diese Sprache, die so wunderschön anzuschauen war, die wollte sie ebenfalls erlernen.
"I'm a mighty thesaurus! Rawr!"
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