Wie ein Spiegel [Toma]

[Mai '17]
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La Vedova
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von La Vedova »

Seinfreda nickte verstehend "Das ist interessant. Dann hatte ich Euch also missverstanden, wenn ich dachte, dass Ihr auch Kopien anfertigt. Seht, ich habe lange Zeit in Klöstern verbracht, wo wandernde Mönche Codices mit sich bringen, die dann in den Scriptorien kopiert und vervielfältigt werden. Dazu braucht es natürlich unendliche Geduld und vor allem ein gutes Auge, gar nicht erst zu sprechen von dem handwerklichen Geschick...Und die ganzen Schafe und Kälber erst, deren Haut dafür benötigt wird, und die dafür geschlachtet werden müssen", sie schien letzteres absolut nicht bedauerlich zu finden, im Gegenteil war ihr eine gewisse Heiterkeit anzusehen.

"....Aber auch dies ist etwas, das mich sehr interessiert. So können wir Wissen verbreiten und sebst lernen...Und auch die Illustrationen in unseren Codices sindj a im Grunde Kopien der realen Welt um uns herum und Darstellungen von Erzählungen. Ich habe wunderschöne Illustrationen gesehen, vor jene aus den Schottenklöstern, die es im Frankenreich gibt, wo Mönche von den Inseln wunderbare Ornamentik lehrten. Aber ich habe auch von anderen Codices gehört, die zum Beispiel von Schwestern des Klosters unserer lieben Frau in Chelles geschaffen wurden, wo ganze Buchstanden die Form von Tieren einnehmen sollen oder jetzt die ganz neue Form, die tatsächlich real existierende Personen darstellt, stellt Euch das nur vor, ottonische Könige...", die Begeisterung war ihr anzuhören. "Das ist wahre Kunst, und alles zu ehren unseres Herrn..."
Sie blickte zu Toma "Aber ich will euch nicht langweilen, ich hatte bloß gehofft, in Euch vielleicht jemanden gefunden zu haben, der sich ebenfalls für derartige Dinge interessiert."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Er hörte ihrem begeisterten Schwall aufmerksam zu, konnte es aber nicht genauso nachvollziehen, wie sie es tat. "Wahre Kunst" waren für ihn keine kleinen Bilder von Menschen oder Tieren, sondern sie in der Wirklichkeit zu schaffen.

"Nun Kopien fertige ich durchaus ab und zu an. Wenn es nötig ist. Doch richte ich da selbst nicht mein Hauptaugenmerk drauf und arbeite dabei natürlich mehr mit plastischen Formen, denn gemalten.
Die Kunstfertigkeit und das handwerkliche Geschick das dahinter steht, um solche Gestaltungen zu schaffen, finde ich durchaus faszinierend und respektabel, doch wirklich etwas zu schaffen habe ich damit nicht."

Toma konnte auch nicht lesen, hatte es nie gebraucht, daher waren ihm Bücher immer relativ egal gewesen. Er lernte durch Selbsterfahrung und eigenen Experimenten.
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La Vedova
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von La Vedova »

"Plastische Formen, interessant. Ich nehme an, Ihr sprecht von Skulpturen, wie sie die alten Griechen anfertigten? Abbilde von großen Strategen und Philosophen?"
Sie sah ihn interessiert und ein wenig abschätzend an. "Habt Ihr vielleicht welche hier, die man sich einmal ansehen könnte?"


"Bildhauerei ist eine große Kunst...dazu braucht es eine VIsion. Der Bildhauer sieht den Stein vor sich und muss von vornherein wissen, wie er ihm Form geben will, welchen Charakter er aus den Schichten herausschälen will...Doch sagt, was glaubt Ihr, worin besteht der künstlerische Prozess? Ist es das Handwerk oder ist der Künstler auch dann schon einer, wenn er nur die Vision in seinem Kopf und seinem Herzen trägt...und die Bildhauerei selbst ist bloß Ausdruck seiner handwerklichen Fertigkeit? Ist die Kunst der göttliche Funken der Eingebung, der dann Gestalt annimmt, wie auch Adam aus Lehm geformt wurde? Oder gibt bloß das fertiggestellte Werk und die Entfaltung seiner Aura dem Künstler Recht?"
Ihr Blick war weder durch das Zimmer gewandert, von einem Objekt zum nächsten.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Nur kleine" erwiderte er und deutete auf die Anrichten hinter sich im Raum, auf denen die kleinen Figuren standen. "Größere fertige ich meist nach Auftrag an und stehen daher bei dem Kunden. Gut dass ihr es ansprecht. Ich hätte da nämlich einen ebensolchen Auftrag Statuen von allen Kainiten anzufertigen. Würdet ihr euch als Modell bereit stellen?"

"Zu eurer Frage. Ich denke der Künstler ist dann schon einer wenn er die Idee hat, doch was bringt ihm diese, wenn er sie nicht in die Welt bringt? Das Werk selbst wird erst zu Kunst, wenn es gesehen und anerkannt wird. Von anderen aber auch von einem selbst." Nicht immer brauchte Kunst Publikum.
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La Vedova
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von La Vedova »

Die Rothaarige runzelte die Stirn als er seinen Auftrag darlegte "Wer hat Euch diesen Auftrag erteilt? DIe Prinzessin? Mit welchen Zweck?", fragte sie misstrauisch und erhob sich, um zu der Anrichte hinüberzugehen. Sie betrachtete Tomas Figuren dort eingehend und verschränkte dabei die Hände hinter ihrem Rücken. "Verzeiht meine Skepsis, jedoch glaube ich nicht mehr daran, dass derartige Aufträge aus reinem Interesse an dem Handwerk vergeben werden, meistens steht eine Absicht dahinter?"

Sie wusste nicht recht, was sie davon halten sollte. In Stein wäre ihr Antlitz für immer festgehalten und in einigen Jahren oder Jahrzehnten könnte ein solches Abbild als Beweis gegen sie verwendet werden, dafür dass sie nicht alterte. Wenn es in die falschen Hände geriet könnte es großen Schaden anrichten, noch dazu falls es für sie einmal nötig werden sollte, unterzutauchen. Dazu kam, dass sie sich selbst nicht gerade für eine Schönheit hielt. Vor dem Kuss war sie zwar eine hübsche Frau gewesen, die den Männern zu gefallen wusste, doch inzwischen hatte ihr der Tod doch schon recht zugesetzt. Andererseits zeigte der Stein ihre ungesunde Blässe weniger und ein Steinmetz konnte auch sonst das ein oder andere Detail etwas schönen...doch gerade ihre roten Haare würde der Stein niemals so wahrhaftig widergeben können, dabei waren diese doch ihr Erkennungszeichen. Hätte er sie gefragt, weil er Interesse an ihrer Person hatte, wäre ihre Einstellung dazu vielleicht anders gewesen, doch so spürte sie, wie es ihr innerlich widerstrebte.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Es ist wahrlich unser Schicksal paranoid zu werden, nicht wahr?" War seine Antwort mit hörbarem Bedauern. "Natürlich. Hinter jeder Tat steht eine Absicht. Aber was glaubt ihr soll an diesem Auftrag verwerfliches sein? Und nein, es war nicht die Prinzessin. Es war die Hüterin."

Man mochte ihn närrisch nennen, dass er es nicht hinterfragte, aber vielleicht war es ihm auch einfach egal. Solange er das tun konnte was ihm gefiel...und sollte je ein Sterblicher die Statuen sehen hatte er am wenigsten Probleme damit.
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La Vedova
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von La Vedova »

"Die Hüterin?", ihre Brauen wanderten noch weiter nach oben. "Nun, ich kann die Absicht natürlich auch nicht wissen, sondern nur Vermutungen anstellen. Für diejenigen unter uns, die ihr Äußeres nicht zu verändern vermögen, könnten derartige Abbildnisse...Druckmittel darstellen", versuchte sie es neutral zu formulieren. "Ich weiß, dass eine Frau in meiner Heimat der Hexerei verdächtigt wurde, weil sie kaum zu altern schien..man sagte ihr nach in Blut zu baden...", sie wirkte nachdenklich "Und vielleicht hat sie das auch tatsächlich getan, wer weiß das schon. Damals habe ich es natürlich für schlechte Nachrede gehalten, doch inzwischen...", sie zuckte mit den Schultern "Oder wer weiß, welchen Mächten sich einige Kainiten bedienen können und welche Macht ihnen ein Abbild über die dargestellte Person gibt? Eine art...magischer Fokus." Sue wusste selbst, wie paranoid sie klang und sie biss sich auf die Lippe. Ihre Augen spähten etwas verlegen zu Toma hinüber als sie ihre weiteren EInwände hervorbrachte "Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob es tatsöchlich möglich ist meine...Vorzüge..in Stein abzubilden. Für manche Dinge eignet die die Malerei dann vielleicht doch besser? Außer natürlich Ihr schlagt vor-", sie unterbrach sich und starrte wieder die Figuren vor sich an. Ihr war gerade ein absurder Gedanke gekommen. Zu absurd als dass sie ihn hervorbingen konnte. Andererseits wollte sie ihren Gegenüber auch nicht mit einer Absage vor den Kopf stoßen.
"Hm...", murmelte sie und ärgerte sich sofort über ihre eigene mangelnde Eloquenz und darüber, dass sie sich zu schnell von den Plänen der Hüterin einschüchtern ließ.
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

"Verzeiht. Doch wenn ihr zulasst dass die Menschen überhaupt mitbekommen, dass ihr nicht altert, dann habt ihr schon etwas falsch gemacht." sagte er unverblühmt und ziehmlich direkt.
"Wenn sie eine Statue sehen würden, die so aussieht wie ihr, dann könnte man dies noch als netten Zufall abtun. Die Statue einer jungen hübschen Frau mit langen Haaren."
Er zuckte mit den Schultern, als würde es nicht viel bedeuten. "Dass eine Skulptur keine Farbe und begrenzte Details wiedergeben kann, hat in diesem Fall auch einen Vorteil."

Als sie sich dann plötzlich unterbrach schaute er sie neugierig aber auch verwirrt an. "Was meint ihr? Was sollte ich vorschlagen?"
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La Vedova
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von La Vedova »

"Nichts zu verzeihen, Ihr habt vermutlich Recht", sie nickte. Tatsächlich hatte sie sich dazu bisher noch nicht viele Gedanken gemacht. Bloß nun, wo dieses Thema aufgekommen war...
"Was ich meinte war...Nun, offenbar seid Ihr in der Lage, Körper zu verändern?" , sie fuhr sich durch ihr Haar "Wenn ein Abbild in Stein ungenügend ist, so kam mir soeben der Gedanke, ob ein lebendiges Abbild dem vielleicht eher Genüge tun könnte. Vermutlich hat unser Gespräch über Metamorphosen und Vervielfältigung mir diesen Gedankengang eröffnet.", sie lächelte ein wenig unsicher und schränkte ihre Aussage sofort wieder ein "Allerdings klingt dieser Vorschlag zugegebener Maßen ziemlich phantastisch und ich wüsste nun auch nicht auf Anhieb, wie man soetwas umsetzen sollte..."
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Toma Ianos Navodeanu
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Re: Wie ein Spiegel [Toma]

Beitrag von Toma Ianos Navodeanu »

Toma zog eine nicht vorhandene Augenbraue hoch. Die Kappadozianerin überraschte ihn.
"Sicherlich ist eine Statue nicht ausreichend um euch genau zu gleichen. Mich überrascht dass ihr darauf aber nun wert legt? Gerade eben war eure Sorge noch, dass ihr zu schnell erkannt werden könntet."

Er wiegte leicht den Kopf hin und her, wer den Drachen schon etwas länger kannte würde sehen können, dass er durchaus sehr interessiert war.
"Ich brauche euer Abbild in Stein, nicht in lebendem Material....wenn ihr jedoch darauf besteht... Doch warum würdet ihr so etwas wollen?"
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