Den Armen ein Engel[offen]

[Februar '17]
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Angelique
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Angelique »

"In der Tat, das wird er," stimmte das kleine Vampirchen zu, schränkte aber ein: "Hilf dir selbst, dann hilft dir GOtt. Wem dient Euer Orden eigentlich? Hat er den Segen eines Bischofs? Eines Papstes? Wäre er dann nicht zu Hilfeleistung verpflichtet? Ohne diesen Segen wäre er nicht weniger herätisch als Ramons lustige Vagabunden oder meine Wenigkeit? Hätte er ihn aber, müsste er nicht Waffenhilfe oder sonstige Unterstützung leisten?"

Angelique liebte es augenscheinlich, unbequeme Fragen zu stellen.
Der Schuldfrage stimmte sie dagegen uneingeschränkt zu. "Da habt Ihr völlig recht, Herr Titus. Wir haben alle schwere Schuld auf uns geladen am Anbeginn der Zeit. Deshalb sind wir ja in diesem Jammertal."
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Sousanna
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Sousanna »

Es fiel der Sünderin schwer, nicht zu seufzen bei diesen Gesprächen über Schuld und den Papst.
Ein wenig abgelenkt schweifte ihr Blick ab und suchte irgendetwas Spannenderes. Einfach so zu verschwinden, schien ihr nicht gerade klug in diesem Augenblick. So würde sie dieses Gewäsch wohl aushalten müssen.
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Titus
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Titus »

"Das würde er, wenn er Sakramente spenden oder behaupten würde den Schlüssel zum Himmel zu besitzen. Doch das ist alleinige Aufgabe der heiligen Mutter Kirche. Der Orden hat weder den Anspruch noch den Auftrag zu lehren oder die Bibel zu interpretieren. Der Orden hilft den Armen und Kranken nach Vorbild des heiligen Martin und schützt diese vor bösen Mächten. Nicht mehr und nicht weniger"

Titus betrachtete Angelique.

"Aber wenn ich auch mal eine Frage stellen darf...warum bis Du eigentlich hier?"
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Angelique
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Angelique »

"Ich mag den heiligen Martin", antwortete sie achselzuckend. "Ich wollte schauen, wer den Friedfertigen so soldatisch wie die Franken es tun, darstellt. Ich komme aus seiner Heimat. Wir haben ein anderes Bild von ihm. Außerdem ist er Freund und Verteidiger vom heiligen Priscillian gewesen. Den mag ich sogar noch mehr. Es war der erste, den ein Papst hat ermorden lassen."
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Sousanna
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Sousanna »

Bei Angeliques Anmerkung über den heiligen Papstmörder, zuckte einer von Sousannas wohlgeformten Mundwinkel, bevor sie sich wieder um einen ernsten Ausdruck bemühte. Sie hatte keinen Heiligen im Kopf gehabt, der einem Papst ins Himmelreich verholfen hatte, doch diese Tatsache würde sie sich merken. Sie amüsierte die Ravnos zumindest.
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Titus
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Titus »

Titus betrachtete Angelique und schien die Spitze überhört oder gar nicht erst bemerkt zu haben.

"Und zu welchem Schluss bist Du gekommen?"

Seine Stimme konnte eine gewisses Interesse an Angeliques Meinung nicht verhehlen. Auch wenn er mit den beiden Kainiten sprach, ließ er die Gruppe, die sich ein wenig weiter weg bewegt hatten, nachdem Titus stehen geblieben war.
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Angelique
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Angelique »

Angelique blieb diplomatisch. Aus den Gruselgeschichten um Titus Angriff auf Melissa und dem flammenden Eifer bei der unglücklichen Zusammenkunft schloss das Mädchen, dass kainitische Reizbarkeit, religiöse Überzeugung und kriegerischer Stolz eine Mischung waren, die man nicht anrühren sollte.

Also sagte sie leichthin: "Ich glaube, Roger hätte seine Freude an dem Spiele. Ich selbst würde einige Texte oder Aufführungsdetails ändern, wenn ich den Dramaturgen dafür machen müsste."
Sie hoffte, sie hatte ihn jetzt nicht beleidgt, weil er es wohlmöglich selbst geschrieben hatte. Vielleicht war er nicht nur reizbar wie ein Kriegerpoet, sondern auch, was seine Kunst anging, sensibel wie ein Kind Arikels.
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Sousanna
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Sousanna »

Die dunklen Augen der schönen Sünderin schwebten von Langeweile getragen durch die Gegend. Genau das war der Grund, weshalb man ihr beigebracht hatte, über so etwas zu schweigen.
Es führte nur zu sinnlosen Streitereien, die so verflucht schlecht waren für Geschäfte.

Aber gut... Titus war so starr wie ein Ochse und Angelique ebenso flatterhaft wie ein aufgescheuchtes Hühnchen. Ein Wunder, dass sie sich so halbwegs friedlich unterhalten konnten.
Wann es wohl eskalieren würde? Und wenn ja wie? Sie wollte nicht dabei sein, aber trotzdem war sie neugierig, wie ein solcher Streit wohl aussehen würde.
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Sousanna
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Re: Den Armen ein Engel[offen]

Beitrag von Sousanna »

Schließlich aber schien es der Sünderin zu lange - und vor allem zu viel Geplauder über Heiligkeit, als dass sie noch weiter abwarten wollte, so dass sie sich dezent und mit ausgesuchter Höflichkeit von dem Krieger und dem kleinen Mädchen verabschiedete und ihren eigenen, bedeutend unheiligeren Geschäften nachjagte.
In den ärmeren Gassen Genuas treffen Titus und Sousanna aufeinander und sprechen noch einmal über ihr für keinen der Beteiligten befriedigendes Verhör. Angelique, die offenbar alles belauscht hat, tritt hinzu und beginnt ein Gespräch mit dem Kappadozianer über diverse Glaubensfragen. Die Sünderin hält sich darin zurück und sucht schließlich das Weite.
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