[Fluff] Tribute [Fabrizio]

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Fabrizio
Lasombra
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[Fluff] Tribute [Fabrizio]

Beitrag von Fabrizio »

Mit einem ruhigen Wind lief die Magdalena im geschützten Hafen von Catania ein. Die Sonne war gerade am Untergehen, als die Seeleute das stolze Schiff endlich fest vertäut am Steg hatten.
Stumm erwartete ein schwarz gekleideter Mann die Fremden. Ein ernstes Gesicht musterte jeden der von Bord ging. Ein Blick so nichtssagend, dass er alles mögliche verkünden könnte. Und doch am ehesten das fröstelnde Gefühl hinterließ, dass jemandes Tod verkündet werden sollte.

Schließlich trat der Capitano an die Rampe. Jener mit seiner goldenen Maske, der sich selbst Sizilianus nannte.
Nur ein Nicken zu dem Mann in Schwarz, welches dieser ohne eine Regung quittierte.
Hinter Fabrizio kamen zwei starke Männer, die ein massives Fass vor sich herrolten und die Rampe hinunter wuchteten.

Wortlos führte der Mann in Schwarz den Goldmaskierten durch die engen weißen Gassen Catanias. Hinter ihnen rollte und klapperte das schwere beschlagene Holzfass und das Ächzen der Männer war deutlich zu vernehmen.
Hier und da blitzten neugierige Augen zwischen kunstvoll verzierten Holzläden hervor. Ein malerisches Spiel von Licht und Schatten in den teilweise überdachten Gassen, zwischen dem klaren Sternenhimmel des Südens und mystisch flackernden Öllampen.

Vorrüber an einem Platz, den ein überdachter Brunnen zur rituellen Waschung zierte, erreichten sie einen ehrwürdigen Stadtpalast, der sich mit seinen hohen Mauern und Ziertürmchen an einen Hang presste wie ein Schwalbennest.
Von hier oben hatte man einen herrlichen Blick über die Stadt mit ihren Minaretten, über den Hafen, die ruhige See und den nun wieder schlummernden Vulkan im Hintergrund.
Die Männer waren am Ende ihrer Kräfte und warfen sich neben einer Mauer in den Staub um auszuruhen und aus ihren Feldschläuchen zu trinken.

Knarrend öffneten sich die großen Pforten wie von Geisterhand und der Goldmaskierte rollte das Fass höchst selbst hinein ohne besondere Mühe. Der Mann in Schwarz verschwand ohne ein Wort in einem verborgenen Seitengang und die Pforte schloß sich wieder hinter Fabrizio.
Ein mulmiges Gefühl, doch er zwang sich, sich nicht umzusehen.

Schließlich erreichte Fabrizio mit seinem knarrenden Fass das Ziel.
Ein langer Saal erstreckte sich vor ihm, getragen von mehreren Reihen kunstvoll verzierter exotischer Säulen und Bögen. Runde Deckenwölbungen waren mit fremdartigen geometrischen Mustern verziert. Das Knirschen des Fasses nahm eine andere hellere Tonlage an, als er es nun über den marmorgefließten Boden weiter vor sich her rollte.
In den halbrunden Ausbuchtungen hinter den Säulenreihen standen starre Männer in den Schatten. Unbewegte schwarze Eunuchen von besonders hohem Körperwuchs und mit stabilen Stangenwaffen, vor ihren Gesichtern geschwärzte Kettengeflechte.
Mehrere Dutzend dieser Wachen folgten ihm mit ihrem Starren Blick, den sie in seinem Rücken warfen.
Am Ende des Saales hatte sich ein Mann am Rand eines flachen Wasserbeckens niedergelassen. Das Wasser wurde sanft von den Sternen beschienen über einige großzügige Fenster in einer grazilen zweiten Säulenreihe, die an dieser Stelle die Dachkonstruktion erhöhte.

Der Mann der dort saß, war durschnittlich groß, hatte sehr kurzes, schwarzes Haar und trug eine schwere Rüstung aus dunklem Stahl. Am Gürtel trug er eine schlichte, schwarze Scheide in der ein Schwert mit breiter Klinge steckte. Sein Gesicht vernarbt und ernst, den Gast scheinbar ignorierend bis dieser schließlich vor ihn getreten war, das Fass absetzte und sich tief am Boden verneigte.
Irgendetwas war falsch an diesem Mann, als ob die Konturen seiner Gestalt unscharf flackerten, als ob seine raue Stimme ein falsches wisperndes Echo warf.

Auf feinstem Arabisch befahl er Fabrizio sich zu erheben.
Und Fabrizio kündigte unterwürfig und doch etwas stolz sein Gastgeschenk an.

Mit ein zwei bedachten Bewegungen schlug er den Deckel des schweren Holzfasses heraus.
Tief und kräftig griff er mit beiden Armen hinein und zog etwas schweres heraus...
Ein großes längliches Bündel sorgsam eingerollt in miefiges löchriges altes Segeltuch. An dessen hinterem Ende schwere lederne Stiefel hervorragten.
Fachmännisch schlug Fabrizio die Tücher zur Seite und eine fest verschnürrte Leiche in der Kleidung eines Jägers kam zum Vorschein. Da waren noch mindestens drei schwere frische Wunden zu erkennen an dem trainierten Körper, an deren nie verheilten Rändern siffte altes Blut. Eine noch frische Leiche, zwar hatte die Leichenstrarre wohl schon eingesetzt, doch die Verwesung hatte noch nicht begonnen trotz der Hitze.
Seltsam allerdings waren in dem markant vernarbten Gesicht die wutverzerrt aufgerissenen starren blauen Augen und der wie zu einem wilden Schrei weit aufgerissene Mund, der den Blick frei gab auf schreckliche monströse Reißzähne an denen ebenfalls noch altes Blut klebte.

"Einer von Brimirs Mannen..."
So begann Fabrizio Aurelio Sizilianus, Botschafter der See der Schatten, seinen Bericht.
Und als dieser eine Name fiel, zeigte sich ein erstes feines spöttisches Lächeln auf den unscharfen düsteren Zügen jenes uralten Kainiten der ehrfürchtig und furchtsam Sanguigno Cacciatore di Catania genannt wurde.
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Fabrizio
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Re: [Fluff] Tribute

Beitrag von Fabrizio »

Die Sonne stand hoch am Himmel. Die Hitze des Sommers hatte sich drückend über die Gassen Genuas gelegt. Während sogar auf den Märkten der Siestri gerade Ruhe einkehrte und nur noch vereinzelt schwitzend abgebaut wurde, war zwischen den Villen der Patrizier Mascharanas längst niemand mehr zu sehen. Geisterhafte Stille herrschte auf den geflasterten Wegen und sogar die allgegenwärtigen Streifen der Miliz hatten sich schon eine ganze Weile nicht mehr blicken lassen.
Auch nur Menschen die Affen von der Miliz, dachte sich der Torwächter etwas dösig. Pflichtbewusst, wenn auch etwas schläfrig, stützte der Mann sich auf seinen Speer und drückte sich an die noch etwas kühle Steinmauer des Tores. Schweiß lief ihm von den Schläfen unter seinem Helm und er hielt sich seufzend die Feldflasche an die spröden Lippen und nahm einen guten Schluck. Pflichtbewusst und wachsam ließ er dann zum tausendstenmal seine Blicke über die verlassene Gasse rechts und links schweifen. Nur ein paar Grillen zirpten unermüdlich in irgendwelchen Mauerritzen und eine Eidechse huschte davon.
Plötzlich hörte er doch noch die bekannten schweren Schritte und warf einen vielsagenden Blick zu seinem Genossen auf der anderen Seite des Tores. Kommt die Patrolie also doch noch!

In der sonstigen Stille hörten die Wachen schnell den Unterschied, das war nicht die Patrolie, viel zu viele Schritte und viel zu undiszipliniert. Und tatsächlich war das vielmehr ein bunt zusammengewürfelter Haufen von Söldnern die da stoisch an ihnen vorbeimarschierten. Mehrere dutzend, darunter Armbrustschützen und Speerträger, grimmige Veteranen und Strauchdiebe die wohl noch nie ne Schlacht erlebt hatten. Aber alles irgendwie ein übliches Bild im Genua, dass seit Monaten die Vorbereitungen auf einen großen Krieg gewohnt war.
Die Torwachen folgten ihnen aufmerksam aber gelangweilt mit ihren Blicken.

Plötzlich, die Kolonne war bereits halb vorbeigezogen, drehten sich die Armbrustschützen auf ihrer Höhe in zackicken routinierten Bewegungen zu ihnen seitwärts und legten die Armbrüste an. Verdutzt schreckten die Wachen hoch - aber da hatten sich auch bereits die Finger gekümmt, die Sehnen zischten durch die Stille, die Grillen verstummten und die Bolzen schlugen unbarmherzig hart in das Fleisch. Augenblicklich und mit immernoch überraschten Gesichtern sanken die beiden Männer röchelnd zusammen.

Es mussten keine Befehle gerufen werden, das vorgehen war abgesprochen. Die Söldner brachen rabiat das Tor auf und stürmten mit gezogenen Waffen den Vorhof, einige Armbrustschüttzen erklommen die Mauern.
Ludovico stürmte mit seinen acht Kriegsknechten hinter den Söldnern des Roger de Arles in den Vorhof. Dort war bereits ein Scharmützel entbrannt mit den weiteren Hauswachen, die nun deutlich Alarm schrien. Dem Ansturm der dreißig Söldnerveteranen konnten die Hauswachen nichts entgegen setzen. Ludovico musste nicht mehr eingreifen, er sah nur noch wie die letzten niedergemacht wurden. Scheinbar gab es nur ein paar leichtere Verletzungen bei den eigenen Männern.
"Speere voran! Wir stürmen die Villa!" Befahl Ludovico lautstark, das Eifer des Gefechtes übertönend.
Während seine Männer rasch in die Villa stürmten und in zwei Vierergruppen rechts und links ausschwärmten mit Speeren voran, konnte Ludovico noch sehen wie nachtschwarze Schemen an den oberen Fenstern der Villa erschienen, schwarze Kapuzen unter den femdländischen Helmen, schwarze Tücher und geschwärztes Kettengeflecht vor den Gesichtern. Verdammt, die kannte er! Schnell eilte er den eigenen Leuten hinterher. Hinter sich hörte er Pfeile in den Vorhof zischen und laute Schreie, die ersten Söldner sanken blutend zusammen.
Im innern brach jetzt Aufruhr aus, überall Schreie und gepolter, dazwischen ein paar ruhig koordinierende Befehle auf einer fremden Sprache. Von oben waren Schritte zu hören und Ludovico erkannte noch einen seiner Speerträger dem er jetzt weiter hinterher eilte. Hinter ihm stürmten jetzt auch die Söldner das Anwesen von allen Seiten.
Zivilisten stolperten mit schreckgeweihteten Augen an ihm vorbei als er nach oben stürmte und dann stand Ludovico einem der Schattenkrieger gegenüber.
Vollkommen in schwarze Kleidung verhüllt, kein Stück Haut war zu sehen, den fremdländischen Bogen hatte er fallen gelassen, in der einen Hand stattdessen ein langes Schwert, in der andern ein seltsam geschwungenes Messer.
Drei Speerträger hatten ihn in die Enge getrieben und hielten ihn in Schach, der vierte Mann lag sich krümmend und schwer blutend auf den Dielen, ein Pfeil hatte ihn übel erwischt.
Kurz schienen die funkelnden Augen hinter dem Kettengeflecht Ludovico zu fixieren, dann nahm der schwarze Gardist alle Kraft zusammen für einen Befreiungsschlag.
Mit dem Schwert schlug er das eine Speer zur Seite, dass es sich unbrauchbar in der Wand verhakte. Das zweite Speer führte er geschickte an sich vorbei, dass die gefährliche Spitze ihm nicht mehr gefährlich werden konnte. Dann fuhr das Messer tief in die Kehle des herangezogenen, das Schwert nur einen Moment später mit einem schweren Hieb auf die Schulter des überraschten Kriegers der gerade sein Speer zu befreien versuchte.
Ludovico schluckte. Ein taktischer Fehler, Speere im Häuserkampf waren ziemlich unterlegen, das hätte er bedenken müssen.
Der dritte Speerträger machte erst einen Schritt zurück warf dann aber mit wütender Kraft seinen Speer auf den Mörder seiner Brüder. Der Treffer hätte ihn umhauen müssen, ihn ausschalten müssen. Stattdessen unterdrückte der Schattenkreiger jeden Schmerzenslaut und zog sich den Speer aus der Flanke mit einem Schwall von Blut. Noch während der Mann sich herumwarf zum Rückzug hatte er aufgehört schwer zu bluten. Ein verdammter Ghul dachte sich Ludovico, der er selbst einer war! Das waren alles verdammte Ghule! Verdammte Assassinen!
Der andere Ghul wandte sich noch einmal finster um als er vorm Fenster am ende des Flures stand, dann sprang er einfach ohne besondere Regung in die Tiefe...

Ludovico stürmte mit gezogenem Schwert hinterher und blickte hinaus, dies war die Rückseite der Villa. Der zähe Schattenkrieger lebte immernoch, Ludovico sah ihn da unten auf einer Rasenfläche mit gebrochenen Beinen vor sich hinkriechen.
Aber dann fesselten ihn die weiteren Ereignisse:
Jenseits der Mauer sah er die zwanzig Piraten unter Hauptmann Paolo und die acht Armbrustschützen die sein eigener Sohn kommandierte. Sein Sohn, der inzwischen so alt war wie er selbst und sich zu einem ziemlichen Arschloch entwickelt hatte... Die Truppe sollte das Gelände nach hinten absichern und alle Flüchtenden aufhalten, da war noch nichts passiert und alle standen abwartend in den Schatten der Häuser.
Dann sah Ludovico sie. Sechs dieser sarazenischen schwarzen Teufel hatten sich mit gespannten Bögen hinter die Mauer geschlichen und schwangen sich jetzt wie nach einem stillen Kommando akrobatisch hinauf. Sechs Pfeile streckten sechs der überraschten Piraten ohne Deckung im selben Atemzug nieder. Dann schwang die Hintertür des Anwesens mit kräftigem Schwung auf und ein imposanter Krieger stürmte hinaus, hinter ihm dutzende von verängstigten Hausangestellten.
Hauptmann Paolo schrie mit kräftiger lauter Stimme, dass seine Ledermaske geradezu vibrierte: "Alberico! Ergib dich! Wir wollen nur dich, alle anderen werden verschont..." statt in Deckung zu flüchten wie die anderen Piraten es gerade panisch versuchten, es trafen ihn alle sechs Pfeile und er brach sprachlos zusammen.
Ludovicos Sohn hatte inzwischen ebenfalls kommandos geschrieen, er hörte sich dabei geradezu amüsiert an, als würde ihn all der Tod und das blut einfach kalt lassen. Die Armbrustschützen feuerten aus ihrer Deckung eine geschlossene Salve. Die Bolzen zwangen die Sarazenen dazu von der Mauer zu springen und auf der Straße Stellung zu beziehen. Ludovico lehnte sich weit aus dem Fenster und brüllte lautstark hinaus: "Angriff! Ergreift Alberico!" Die führungslosen Piraten allerdings waren eher damit beschäftigt sich irgendwo in Deckung zu bringen, wobei noch weitere von ihnen tödlich von schwarz-gold gefiederten Pfeilen getroffen wurden.
Allerdings stürmten jetzt auch endlich die Söldner Rogers mit beängstigendem Kriegsgeschrei hinter Alberico aus der Villa, der tapfer und standhaft trotz Armbrustbeschuss die Flucht der Hausangestellten deckte. Mit schierer zahlenmäßiger überlegenheit und taktischem Geschick gelang es den immernoch mehr als zwanzig Söldnern und den nun auch herauseilenden vier Speerträgern aus dem gegenüberliegenden Flügel, die sechs Sarazenen und Alberico selbst in getrennten Gruppen einzukesseln, während sie die Zivilisten einfach in heilloser Flucht davonrennen ließen.
Eine schwere Armbrustsalve erwischte einige der Schattengardisten als sie dabei waren sich eine Bresche zu schlagen, die nur zum Schein geöffnet wurde für die Sicht der Armbrustschützen aus dem Hintergrund.
Wie gebannt starrte Ludovico aus dem Fenster. Alberico war in die Enge getrieben wie ein wildes Tier aber weigerte sich aufzugeben, immer wieder parierte er Stiche und Hiebe die von allen Seiten aus dem Kreis der Angreifer auf ihn einprasselten, einige Bolzen steckten in seiner schweren Rüstung, behinderten ihn zusehends immer mehr in seinen Bewegungen. Er wurde langsamer und erschöpfter, die Sonne knallte und der Kampf in Rüstung zerrte an seinen Kräften. Als die Söldner ihn dann schließlich endlich auf Befehl ihres Serganten zu Boden stürzen wollten, mobilisierte Alberico noch einmal alles und erschlug zwei weitere der Söldner mit einem gewaltigen Kriegsschrei. Dann ging er zu Boden und war entwaffnet...
Die Sarazenen sahen daraufhin ihr Signal zur Flucht. Die verwundeten stürzten sich todesmutig in die Reihen der umringenden Angreifer und starben unter deren Hieben, jene die noch dazu fähig waren nutzten das aus und brachen sich eine Bresche. Auf der Flucht wurde einer von ihnen noch von den Bolzen niedergestreckt, zweien gelang es unter zurücklassen ihrer Waffen wie die Teufel davon zu stürmen.

Die Söldner rissen Alberico die Rüstung vom Leib und prügelten so lange auf ihn ein bis er sich nicht mehr zur Verteidigung rührte, dann wurde er gefesselt und vier starke Männer trugen ihn. Ludovico war inzwischen hinzugeeilt, es musste jetzt schnell gehen.
Hauptmann Samuele sammelte die Piraten ein und zog sich zusammen mit den schwerer Verwundeten zügig zurück zum Hafen. Ludovicos Sohn und die Armbrustschützen waren längst abgezogen. Und Ludovico führte die geschrumpfte Schar von Söldnern mit ihrem Gefangenen eilig zu einem unscheinbaren Haus in Mascharana.
Ludovico und seine fünf Speerträger, die Söldner von Roger de Arles mit noch knapp zwanzig Mannen. Alle blutig und keuchend, abgekämpft. Skeptisch klopfte Ludovico an der Tür der harmlosen Schreibstube. Ein unauffälliger Mann öffnete vorsichtig die Tür nur halb und sah sich rechts und links um. Dann öffnete er ganz und zwei Männer, die ungewöhnlich kräftig und athletisch waren für Schreiber, traten heraus und nahmen Alberico wortlos entgegen um ihn hineinzuschleifen. Die Tür wurde geschlossen, es war nicht ein Wort gefallen.
Ludovico seufzte.
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Fabrizio
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Re: [Fluff] Tribute

Beitrag von Fabrizio »

Fabrizio stoppte ruckartig.
Augenblicklich taten es ihm die Leibwächter gleich und bildeten mit gezogenen Schwertern einen schützenden Kreis um ihn.

Fabrizio starrte in die tiefen Schatten einer Nische zwischen zwei Hütten, einige Meter hinter ihnen. daran waren sie soeben arglos vorbeigeschritten - aber jetzt hatte es Fabrizios Aufmerksamkeit gefangen.

Fabrizio Schwieg, seine Wachen wurden zunehmend nervöser. Einer der Männer blickte dann zögerlich zu ihrem Anführer, doch dieser gab ihm kein Signal.
Noch zögerlicher und immer wieder abwartend machte der Mann ein paar Schritte zurück, genau auf diese Nische zu. Mit unruhigen leicht zittrigen Fingern entzündete er eine der Fackeln. Minuten waren vergangen in denen nichts geschah.
Der Mann nahm allen Mut zusammen und warf die lodernde Fackel kurz vor die Nische, welche nun perfekt ausgeleuteten Unrat flackernd in Szene setzte.

Fabrizio wendete grimmig und irgendwie geblendet wirkend seinen Blick ab. "Was soll das?! Idiota! Hol die Fackel wieder, wegen dir brennt noch die ganze Stadt ab..."
Nach wenigen Schritten hielt Fabrizio abermals an. Erneut starrte er zurück, doch diesesmal auf das Dach über dieser verdammten Nische.

Fabrizio knurrte gereizt und wenig menschlich, dann schloß er kurz die Augen und ging einfach weiter.

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Die weiß verputzten Lehmbauten abseits unter den Palmen lagen still und friedlich da. Obschon die überschwemmten Felder und brackigen Sümpfe hier nahe waren, surrte nicht eine dieser allgegenwärtigen Stechfliegen um sie herum. Als würden sie, die nach dem Lebenssaft dürsteten, wissen, dass dort nur der Tod lauerte.
Kayser Ali hatte hingegen einige seiner Sklaven ausschicken müssen um die durchgehenden Kamele einzufangen. Kein guter Start in die Verhandlungen. Doch Kayser Ali war ein pragmatischer Mistkerl. Sein gewinnendes Lächeln kehrte zurück, als die Konterfei der oströmischen Kaiser klirrend und edel glitzernd auf dem Holztisch zwischen ihnen wieder sprangen und rollten.
Ein paar Worte von Fabrizio Aurelio Sicilianus hatten ausgereicht. Die Details verhandelten nun die Zahlmeister ihrer Organisationen. Während Kayser Ali Datteln kaute und ihn leicht schwitzend anstarrte, zuckte Fabrizios Blick in eine der hinteren versteckten Ecken des Raumes. Nicht umsonst trug er seine goldene Maske und die Mischung aus Überraschung und Zorn war ihm entsprechend nicht sehr deutlich anzusehen.
"Alles in Ordnung... mein Freund?" fragte Kayser Ali süffisant aber auch mit einer gehörigen Portion Skepsis und Vorsicht, den Mann konnte er nicht einschätzen, verdammter Fremder mit seiner Maske und dem blutrünstigen Ruf.
Fabrizio zögerte einen Moment zu lange vielleicht, um glaubwürdig zu klingen
"Nur... eine Ratte." Eine kleine Ratte die ihm bis ans Ende der Welt folgte und nun gehässig lachte darüber wie köstlich sie ihn nun wieder abgelengt und blamiert hatte...
Kayser Ali lachte ebenfalls. "Sie kommen aus den Sümpfen. Für Fellachen, eine Delikatesse. Ist nicht verboten wie Schwein und Hund."

Stunden später waren die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen und Kayser Ali mit seiner Delegation abgezogen - die Ratte blieb.
Erst jetzt starrte Fabrizio wieder dorthin. Immernoch klar und deutlich stand er da. Bei den Tiefen des Abyss er hatte alles versucht ihn zu verdrängen in den letzten Wochen! Hatte alle Kraft aufgeboten ihn zu ignorieren in den letzten Stunden.
"Raus..." zischte er seine Männer an, die daraufhin eiligst nach draußen flohen, das Grollen in der Stimme ihres Meisters machte für sie ein Zögern lebensgefährlich.
Die Tür knarrte zu und Fabrizio riss sich die Maske vom Gesicht. Zorn geweitete tiefschwarze Abgründe fixierten die Ecke des Raums, die Fänge waren ausgefahren und die Muskeln ungesund verspannt. In einer urplötzlichen und urtümlichen Entladung kam rasende Bewegung in das untote Fleisch und ein Brüllen entrann der trockenen Kehle des Schatten. Hinter dem roten Schleier sah er sich selbst zwischen zerfetzten und umherfliegenden Holzfetzen und Lehmbrocken, immer einen Moment zu langsam hinter dem, der aus den Schatten kam und nicht mehr dorthin verschwinden wollte.

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Die kleine Schmugglerhütte am Golf lag schicksalsschwer und einsam im Schatten der in der Höhe schnell vorüberziehenden Wolken. Er hatte Wochen gebraucht um an diesen Punkt zu kommen, um hierher zu kommen.
Die Männer hatten am Ufer das Schwein geschlachtet und das frische heiße Blut in zwei Eimer gefüllt, in weitem Abstand und lockerer Aufstellung war die Hütte und das gesamte Gebiet von zahlreichen Wachen umstellt.

Fabrizio hatte die elegante Kleidung des Triarchen angelegt und schritt ohne Begleitung auf den Eingang der Schmugglerhütte zu. Ganz in Gedanken aber dabei hoch konzentriert legte er Schwert und Maske ab auf einen Holzbanken vor der Tür - stattdessen nahm er die noch immer dampfenden Eimer zur Hand und trug sie mit sich hinein.
In der Mitte ein einfacher Tisch, darauf ein einzelnes schwaches Kerzenlicht. Der Rest des einzigen spärlichen Innenraumes mit seinen löchrig schiefen Wänden lag in dunklen Schatten.
Fabrizio stellte die Eimer im Inneren ab und blickte sich minutenlang aufmerksam um. Dann plötzlich schien er das unsichtbare Zeichen zu erhalten auf welches er gelauert hatte, ging zurück zum Eingang und schloss endlich die Tür.
Eifrig und auf einmal voller Tatendrang nahm Fabrizio erst einen Eimer dann den anderen und besudelte alle vier Ecken, alle vier Seiten des Raumes mit einem großzügwen Schwall frischen Schweineblutes, dabei murmelte und nuschelte er ein unverständliches Kauderwelch mit griechischen und arabischen Brocken aber auch seltsamen Zischlauten dazwischen die fremdartig und tierisch klangen.
Zufrieden wandte Fabrizio sich wieder dem Tisch zu, um den herum sechs schlichte gleiche Hocker verteilt waren.
Die anderen hatten sich bereits gesetzt. Acacia am Kopfende, Ilario zu ihrer Rechten, Mohammad zu ihrer Linken. Neben Ilario wiederum hatte Adelchis seinen Platz gefunden. Stumm nickte Fabrizio allen mit dem gebotenen Ernst und Würde dieser Versammlung zu. Gegenüber Acacia, am anderen Kopfende, nahm Fabrizio nun auch selbst platz und starrte auffordernd auf den leeren Hocker. Aber Alerio blieb in seiner Ecke stehen und grinste ihn nur mit seiner bleichen jungenhaft schiefen Fratze an. Noch immer weigerte Alerio sich.
Kopfschüttelnd aber ansonsten seltsam ruhig erhob Fabrizio sich wieder und starrte Alerio an ohne die anderen Schatten weiter zu beachten die seinem Blick folgen mochten.
"Das Tribunal des Abgrundes hat dich gerichtet, Alerio. Du musst wieder eins werden mit dem Abyss, der wir alle sind..."
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