[Fluff] Ein Thron für den Gangrel [Brimir]

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Brimir
Gangrel
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[Fluff] Ein Thron für den Gangrel [Brimir]

Beitrag von Brimir »

Das Heules des Wolfes war schon lange verstummt. In der Ferne brannten die Lichter vom mailändischen Heerlager und hier in der Dunkelheit lauerten zwei rote Augenpaare. Sie kam. Genauso, wie Brimir es erwartet hatte. Selbst ohne seine Gabe hätte er die Reiterin in der Dunkelheit ebenfalls an dem Leuchten in ihren Augen erkannt... und an dennen des Pferdes. Als sie die Kapuze zurück warf zeigte Freda - Neugeborene des Clan Gangrel - die eng anliegenden Borsten, die ihre Haare darstellten. Die Nachricht, dass die Etrusker abgezogen waren, hatte Fragen aufgeworfen. Und Brimir war derjenige, der nun mit Laszlo Vojislav, Scoriado di Milano, Ahn des Clan Tzimisce und Heerführer der Armee Mailands reden... durfte.

Wir ziehen im Laufe des Tages noch ab, halten euch solange den Rücken frei. Der Verteidigungsfall ist eingetreten, entbindet uns von unseren hiesigen Pflichten. Die Heimat brennt. Sie haben Hugo und Otto ermordet. Die heilige Lanze gestohlen. Turin hat Pavia genommen. Arduin von Ivrea sich zum König Italiens ausgerufen. Es gibt Aufstände in Bari und Neapel. Wir kehren zurück sobald der Usurpator hängt.


Freda hielt dabei recht direkt auf den Nordmann zu, wohl ahnend das die Zeit des Versteckspielens sich dem Ende neigte. Erst wenige Schritte vor ihrem Clansgenossen bremste sie stark und ließ sich noch in der abbremsenden Bewegung vom Pferd gleiten wie eine wahrhaft geübte Reiterin. Grüßend nickte sie dem Älteren zu und schenkte ihm sogar ein dünnes Lächeln.

"Eine Freude, auch, wenn ich es eilig habe... ich hoffe, dass wir das Kennenlernen eines Nachts in Ruhe nachholen können. Aber nicht heute. Ich muss zum sehr vereherten Scoriado di Milano"

Sie schwieg einen Moment und nickte verstehend. "Scheint ja wichtig zu sein. Aber wer sagt mir das du nicht ein halbes Dutzend Verborgene direkt hinter dir stehen hast? Oder gar Assamiten? Ich kann dich also nicht zu ihm führen. Und nachdem du so laut geheult hast ist es sicher auch kein guter Ort zum Reden. Es wird sicher jemanden geben der hören konnte das das kein echter Wolf war der hier heulte. Ohne dich beleidigen zu wollen. Wenn du Fragen hast die nur wir beantworten können kann ich dir etwas anbieten. Es wird dir aber nicht gefallen. Es gefällt niemandem. Es ist unangenehm und für manche gar gefährlich. Aber es ist sicher." sie blickte ihn abschätzend an. "Wie dringend sind diese Fragen?"

Brimir knurrte... und nickte verstehend. Er schien dieses Misstrauen sogar regelrecht anzuerkennen und zu bewundern. "Wichtig genug, um das Risiko einzugehen. Ich fürchte mich nicht, denn die Jagd ist mit mir. Wir sind Beute und Jäger... zu jeder Zeit." "Dann...folge mir." ihr Blick betrachtete ihn einen Moment zweifelnd. Als ob sie überlegen würde ihren Blutsbruder zu warnen. Sie schwieg jedoch. Ihre kurze Gesichtsexpression war Warnung genug. Sie setzte sich bereits in Bewegung, zog sich mit einer Bewegung auf den Pferderücken und warf ihm noch einmal einen Blick zu, ehe sie das Tier wendete und einen flotten Trab ansetzte. Offenbar rechnete sie damit das Brimir ein passabler Läufer sei. Einen Krüppel wie Vergonzo hätten sie mit diesem Tempo rasch hinter sich gelassen.

So dauerte es dann auch nicht sonderlich lang, vielleicht eine halbe Stunde, ehe sie mehrere Postenketten Wachen passierten mit denen sie kurz sprach. Das mailändische Heerlager war im Dunkeln kaum vom genuesischen oder toskanischen zu unterscheiden. Lagerfeuer, Zelte, Italiener, fremdsprachige Söldner. Vor einem unscheinbaren, hellen Zelt hielten sie schließlich an. Die beiden Wachen davor warfen ihr einen kurzen Blick zu, schienen sie jedoch zu erkennen und ließen sie wortlos eintreten.

Freda trat zur Seite um den Genuesen eintreten zu lassen. Innen befand sich ein dicker, unpassender, fremdländischer Teppich sowie...ein... Gebilde. Am ehesten erinnerte es noch an eine Sitzgelegenheit. Ein lebender, atmender Thron aus Fleisch und Haut - von der Größe eines Pferdes. Die Haut konzentrierte sich auf zwei riesige fledermausartige Schwingen, rechts und links des Thrones während das wilde, wuchernde, bläulich-rötliche Fleisch dort pulsierte wo sich die "Sitzfläche" zu befinden schien.Von feinen Adern durchzogen schoß Blut durch das gesichtslose Konstrukt das eine ganz eigene Körperwärme zu haben schien. Dem ein eigener, ziemlich deutlich zu spürender Puls innewohnte. Nichts im Zelt deutete darauf hin wie es hierhergekommen war.

Brimir war auf vieles vorbereitet, aber das hier... übertraf das Meiste davon bei Weiten. Die Augen des Gangrel weiteten sich und er rümpfte die Nase. Langsam schritt er um das Konstrukt herum und musterte es, schnüffelte daran und legte die Finger... in Reichweite davon. Dann fixierten die Bernsteinaugen die Gangrel.

"Wir nennen es den atmenden Thron. Wenn du dich hineinsetzt wird es mit dir Kontakt aufnehmen." "Will ich wissen, was noch passiert, wenn ich mich setze?" fragte er mit dem typischen Knurren im Unterton. "Und... wird mir der Thron antworten... oder sein Besitzer?" "Da... bin ich mir nicht sicher. Ich weiß nur das wir den Scoriado auf diesem Weg erreichen können. Sicher ist jedoch das du nicht sprechen musst. Entspann dich einfach." Obwohl das bereits mehr verlangt sein mochte als es klang...

Brimir lauschte und nickte. Sein Blick wanderte vom Thron zu der Sprechenden und dann wieder zurück zum Thron. Entspann dich einfach. Für Manche mag das viel verlangt sein, aber der Nordmann war schon zu Lebzeiten mutig gewesen. Und im Tod gab es noch weniger, was ihm etwas anhaben konnte. Vielleicht mochte das hier dazu gehören. Aber dann setzte er sich einfach, als wäre dies ein normaler Stuhl in einem normalen Raum und er suchte ein normales Gespräch. Hörst du mich Gefahr? Ich lach dir ins Gesicht. (Mut: (10 7 9 9, 4 successes) = 4)

Es fühlte sich überraschend gut an. Wie der weiche Haut zu Haut-Kontakt zweier Liebender schmiegte sich die warme und mit feinen Häärchen überzogene Oberfläche des Throns an den Gangrel. Beinahe hatte er den Eindruck als ob es sich an ihn schmiegen würde wie jemand wirklich vertrautes. Sogar eine leichte Gänsehaut bildete sich unter den Fingern des Nordmannes. Als würde dieses... Ding geniessen das man ihm erlaubte seinen Daseinszweck zu erfüllen. Das leichte auf und ab der Sitzfläche verriet im das es tatsächlich lebte. Ja überraschenderweise konnte die feine Nase des Liktoren sogar einen hauchzarten Geruch nach weiblichem Schweiß in der Luft erhaschen. Es lebte....sie....lebte.

Brimir raunte überrascht auf. Es war sehr lange her, dass er das letzte Mal lebender haut an seiner spürte, die nicht nur Beute war. Und noch viel länger her war es, dass sie sich an ihn schmiegte. Doch die Überaschung war nicht unbedingt positiver Natur. Das wilde Biest in ihm mochte Berührungen nicht, doch es gelang dem Nordmann es davon zu überzeugen still zu bleiben. Und was dann passierte... verstand er nicht einmal im Ansatz. Er kniff die Augen zusammen und fixierte die andere Gangrel. Dann verfiel er einfach in das Muster, dass normal geworden war, wenn man jemanden gegenüber stand, den man nicht kannte oder in diesem Fall jemanden den man nicht sah gegenüber saß. "Brimir Böggvisson... ... Ancill... ... " kam es über seine Lippen. Und da erinnerte sich der Nordmann daran, was die Reiterin sagte. "Brimir Böggvisson von Genua... Ancilla vom Clan Gangrel" Mehr musste ersteinmal nicht gesagt werden. Gedacht werden. Und er wartete.

Brimir spürte eine milde Zustimmung, ehe sich dieses Etwas auf die Suche nach den Fragen macht und dabei Eindrücke von ihm gewann die nur ihm selbst gehören sollten. Dabei fand es schnell heraus, dass ihm die Jagd heiliger war als alles Andere. Götter, Regeln, seine Ahnen. Er war dem Tier so vertraut, dass dessen Drang zur Jagd selbst das Wesen des Nordmannes verändert hatte, der sein barabrisches Verhalten als Wikinger nur noch als Maske trug. Doch es gab eine Sache, die mit dieser Jagd konkurieren können würde: Die Liebe? Nein... es war vielmehr als das. Die Verbundenheit zu diesem Wesen war sogar enger, als die zu seinem Biest. Doch bevor man da die Quelle finden konnte schossen Brimir all die Fragen durch den Kopf, die abgesprochen waren.

"Wir haben eine Nachricht der Ethrusker an die Genuesen abgefangen." Brimir wiederholte den Inhalt der Nachricht gedanklich und wirkte dabei besorgt. "Was sollen wir damit tun? Sollen unsere Truppen bleiben wo sie sind und das Tal weiter halten? Sollen sie sich zurück fallen lassen, um dann... ... belagert zu werden? Was geschieht mit den Ethruskern? Warum durften sie abziehen und wurden nicht vernichtend geschlagen? Stimmen die Inhalte dieser Nachricht wirklich? Und... gibt es noch andere Aktionen, von denen wir wissen sollten?"

Mit einem eher müden Interesse warf die Präsenz einen Blick auf dieses und weitere Geheimnisse des Gangrels die ihn in der letzten Zeit beschäftigt hatten, ehe sie sich den gestellten Fragen zuwandte und Bilder, fremde...Gefühle? und Erinnerungen... sich in ihm breit machten wie ein Schauer der einem über den Rücken läuft. Gemurmelte Worte tauchten in seinem Geist auf wie Objekte aus einem dichten Nebel. Es... musste Latein sein, erinnerte es ihn doch irgendwie an die hiesigen Kirchen. Daneben machte sich ein Gefühl der Genugtuung breit. Offenbar war eine schwere Last von den fremden Schultern genommen worden. Im Austausch für das Leben der fremden Soldaten. Ein Gefallen war eingelöst worden. Soviel verstand der frischgebackene Ancilla mittlerweile von all den Spielchen im Dunkeln. Ein Gefallen der tausende Leben rettete und Politik die italienische Politik auf Jahrzehnte, wenn nicht gar länger beeinflussen würde. Was genau dies alles bedeuten mochte blieb jedoch im Dunkeln. Da einzige was klar wurde war das die Etrusker abgezogen waren. Und so schnell nicht mehr wiederkommen würden.
So schnell wie sie gekommen waren verschwanden die Eindrücke auch wieder. Schneller als die rasch wechselnden Stimmungsschwankungen einer Schwangeren überfluteten neue Eindrücke den animalischen Geist Brimirs. Neu?... nein... eigentlich waren es... alte Eindrücke. Seine eigenen Erinnerungen. Aus dem Kontext gezogen sah er Gesichter aus dem Meer seiner Erinnerungen auftauchen an die er seit Jahren nicht mehr gedacht hatte. Sein...sterblicher Onkel, damals in der alten Heimat. Ein blutiger Wilderer dessen Tod durch Brimirs Hand so lange zurücklag das er sich selbst nicht mehr erinnerte. Eine vertraut wirkende Kindergestalt mit schattigem Gesicht. Die Personen wechselten so schnell das er kaum folgen konnte. Jeder sprach ein oder zwei Wörter ehe es wechselte. Zusammen formten einzelne Wörter, auch wenn ihre Lippenbewegungen nur manchmal zu passen schienen. "Keine Nachricht.... Überfall... Einkesseln....lassen.... rasche Eroberung..... Nachschub.... Abzug.... keine....Belagerung..." Eine kurze Pause. "Nachricht.....Wahrheit.... gemeinsam.... Sizilien...."

Mailand wollte also das Genuesenheer opfern. Nach dieser Erkenntnis und weiteren Gesprächen brauch Brimir auf. Ganz so einfach würde er es diesem Tzimischen nicht machen.
"Eines Jeden Rücken ist ungeschützt, es sei denn, er hat einen Bruder."
Grettirs Saga
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