[1004] Ein unerwarteter Besuch [Federico Augusto]

[Januar '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1004] Ein unerwarteter Besuch [Federico Augusto]

Beitrag von Sousanna »

Sousannas Haupt legte sich leicht zur Seite und ihre Augenbrauen zogen sich nachdenklich zusammen. Vielleicht grübelte sie tatsächlich darüber nach, ob sie Orte dieses Namens schon einmal gehört hatte.
Doch dieses Kopfzermartern war sinnlos. Es war ja schon ein Wunder, dass sie Genua, Rom und Mailand vor ihrer Flucht aus Byzanz zu Italien hatte zuordnen können. Wie sollte sie nun mit den Namen dieser Käffer etwas anfangen?
So blieb es ihr nur höflich zu lächeln. "Sehr schön", erwiderte sie und zeigte einen kurzen Knicks. "Dann ist es schön, euch hier begrüßen zu dürfen, werter Federico. Seid ihr schon lange hier? Und gibt es etwas, bei dem man euch unterstützen kann?"

Schließlich nickte sie ruhig, während sie zurückgab: "Das sind sie wohl. Ich für meinen Teil kannte dieses Prinzip ebenfalls auch nicht. Doch ich halte den Senat für ein sehr sinnvolles System."
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Federico Augusto
Nosferatu
Beiträge: 177
Registriert: So 7. Jan 2018, 15:26

Re: [1004] Ein unerwarteter Besuch [Federico Augusto]

Beitrag von Federico Augusto »

"Eure Sorge ehrt euch, werte Dame", gurgelte die Dunkelheit, "Aber obwohl ich erst seit kurzem in der Domäne weile, seit ein paar Nächten oder Wochen erst, solltet ihr euer Gewissen nicht mit derlei Dingen beschweren. Die Verborgenen kümmern sich gut genug um ihresgleichen.

Ich würde, wenn es euch genehm ist für den Augenblick...Jedenfalls nur eine Frage haben. Was sind die Pflichten eines solchen Senators? Mich wird es kaum in die Stadt ziehen, seid euch dessen gewiss und lasst die Sorge um euer Ravecca fahren. Ansammlungen von Menschen und Häusern füllen mich mit Unbehagen, müsst ihr wissen. Doch ist es mir wichtig, mich denen von Rang und Namen nützlich zu machen. Keinesfalls möchte ich dieses wundervolle System der Politik stören durch meine Unwissenheit."


Ihre Stimme hatte eine weiche Qualität, wenn die Kreatur es wünschte. Weich und samtig wickelte sie einen ein, wie ein warmer Mantel in einer kalten Winternacht. Und wie der Mantel ließ er die Schrecken, die jenseits des Stoffes in der Nacht lauerten, nicht verschwinden. Er verhüllte sie nur mit sanften, lockenden Worten.
Es besteht kein Grund, dass Ihr eure Hände beschmutzt, mein Herr. An meinen klebt genug Dreck für uns beide.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1004] Ein unerwarteter Besuch [Federico Augusto]

Beitrag von Sousanna »

Die Schöne nickte der hässlichen Gestalt voller Verständnis zu. Wieder lag jenes halb interessiertes, halb höfliches Lächeln auf ihren Lippen. Man hätte meinen können, dass es an ihr klebte, wie warmer Honig es tun würde. Ein Lächeln, das unbedarfte Tierchen anlockte und sie in einen qualvollen Tod stürzte.
"Ihr seid freundlich, dass ihr euch um mein Gewissen sorgt.", erwiderte sie ruhig. Vielleicht mochte man nun, da seine Stimme so weich und verhüllend geworden war, eine leise Zutraulichkeit in der ihren erahnen. "Doch auch die Sorge um neue Gäste gehört zu meinen Pflichten. Ich hörte bereits, dass die Verborgenen sich stets um die ihren kümmern. Besser noch als die meisten anderen Clane. Ich kenne euren Ältesten, den hochverehrte Godeoc, und wie ich ihn im Senat kennengelernt habe, bin ich mir sicher, dass ich mich nicht um euch sorgen muss. Aber solltet ihr einmal Bedarf nach den Diensten einer Ravnos oder dem Rat einer Senatorin haben, so dürft ihr es mich gern wissen lassen."

Ihr Lächeln gewann an Hintergründigkeit, da er ihr versicherte, dass sie sich nicht um Ravecca zu fürchten brauche. "Nun zu den Aufgaben zählt es, seine schützende Hand über sein Viertel zu halten. Unter den Kindern des Tages und der Nacht dort für Ordnung zu sorgen. Im treuen Dienst der höchstverehrten weißen Prinzessin zum Wohle der Stadt zu handeln. Sich mit Vorschlägen für die Gesetze der Nacht aktiv einzubringen, jene zu überdenken und gemeinsam mit den anderen Senatoren nach den besten Lösungen zu suchen. Dazu erfüllen viele der Senatoren noch zusätzliche Aufgaben.", erklärte sie geduldig.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Federico Augusto
Nosferatu
Beiträge: 177
Registriert: So 7. Jan 2018, 15:26

Re: [1004] Ein unerwarteter Besuch [Federico Augusto]

Beitrag von Federico Augusto »

"Der hoch verehrte Herr Godeoc", sagte die Kreatur leise, "Ist mir durchaus ein Begriff. Ich habe nur das beste von ihm gehört. Allerorten wird er als ein weiser und umsichtiger Mann gerühmt, mit bedachter und vorsichtiger Hand."
Eine Lüge, der Höflichkeit geschuldet. Oder auch der Angst vor den Ahnen.

Dann nickte die Kreatur weiter.
"Ich sehe, ihr habt einiges an Aufgaben und Verpflichtungen. Welch Glück für mich, ausgerechnet einer Person von Rang und Namen so zufällig zu begegnen."
Es war nicht direkt ein Lächeln, das aus den Schatten kam. Mehr eine Ahnung, ein Andeuten von gezeigten Zähnen und verzerrten Lippen.
Dann verneigte sich die Kreatur erneut.
"Lasst mich daher nicht noch mehr eurer kostbaren Zeit in Anspruch nehmen. Ich danke euch, für euren Rat und was ihr mir in der heutigen Nacht gegeben habt. Seid gewiss, es ist nicht vergeudet, sondern auf fruchtbaren Boden gefallen und wird reiche Ernte tragen.
Ich werde jenen dort, den ihr euren Diener nennt, finden, wenn ich euren Wunsch erfüllt habe.
Es besteht kein Grund, dass Ihr eure Hände beschmutzt, mein Herr. An meinen klebt genug Dreck für uns beide.
Benutzeravatar
Sousanna
Ravnos
Beiträge: 2931
Registriert: Mo 14. Nov 2016, 21:12

Re: [1004] Ein unerwarteter Besuch [Federico Augusto]

Beitrag von Sousanna »

Sie bestätigte die Lüge mit einem kleinen Nicken. Auch eine Ravnos war nicht dumm genug, sich offen gegen den Herrn der Gossen zu stellen. Dieser aus dem Dreck und allem Hässlichen einer Stadt erstandenen Mistkerl war zu mächtig als dass man offen sagte, wie verabscheuungswürdig er war. Solange er einen in Ruhe ließ, war das ein legitimer Preis.

Schließlich erwiderte auch sie seine Verunstaltung eines Lächelns. "Werter Frederico es war mir wahrlich eine Freude.", gab sie zurück und verneigte sich auf ihre anmutige, tänzerische Art vor der Abscheulichkeit vor ihr, als wäre diese ein schöner und charmanter Prinz. "So ihr noch einmal meine Zeit in Anspruch nehmen wollt, scheut euch nicht, mir in Ravecca im Alla Murra eine Nachricht zu hinterlassen."
So die dunkle Gestalt vor ihr nichts mehr zu erwidern hatte, würde sie wieder zu der kleinen Gruppe zurückkehren und den Kindern eine Geschichte von Feen und guten Mächten erzählen, die ihr versprochen hatten, heute ganz besonders gut auf ihre kleinen Freunde aufzupassen.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
Lasst, o Parzen, lasst die Schere tönen,
Denn mein Herz gehört den Todten an!
Friedrich Hölderlin
Benutzeravatar
Federico Augusto
Nosferatu
Beiträge: 177
Registriert: So 7. Jan 2018, 15:26

Re: [1004] Ein unerwarteter Besuch [Federico Augusto]

Beitrag von Federico Augusto »

Zusammenfassung:
Sousanna begegnet in einem Dorf vor den Stadtmauern einer unheimlichen Präsenz, die sich als der neuangekommene Federico von den Nosferatu heraus stellt. Sie führen eine harmlose Unterhaltung, bestätigen beiderseitig guten Willen und tauschen Höflichkeiten aus.
Sousanna bietet ihre Hilfe an, sollte der Nosferatu je Schwierigkeiten mit dem Senat haben.
Federico bietet im Gegenzug an, nach einem geeigneten Versteck für ihre Geheimnisse zu suchen.
Es besteht kein Grund, dass Ihr eure Hände beschmutzt, mein Herr. An meinen klebt genug Dreck für uns beide.
Gesperrt

Zurück zu „1004“