[1006]Dampf und heißes Wasser [offen]

[März '18]
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Titus
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Re: [1006]Dampf und heißes Wasser [offen]

Beitrag von Titus »

Die Muskulatur seiner Arme entspannte sich wieder ein bisschen, während er sie schweigend ansah. Seine Augen waren in die ihren gelegt und er ließ seinen Blick nicht über den kleinen Teil ihres Körpers wandern, dass sich oberhaln des Wassers befand. Plötzlich wurde er sich seiner eigenen Nacktheit bewusst und er widerstand dem Drang sich aufzusetzen und sein Geschlecht mit den Händen zu verbergen, doch blinzelte er und sah sich um. Da jedoch keiner in der Nähe war, blickte er sie wieder an.

"Gott mit Euch, werte Livia und es sei Euch verziehen."

Titus erwiderte ihr Lächeln nicht, deutliches Misstrauen war in seinen Augen zu sehen und dieses ungewohnte Gefühl, nackt vor einer Frau in einem Bad zu sitzen...er fragte sich, ob er sich je daran gewöhnen konnte.

"Ein deutlicher Wink also...nun ich möchte mich dieses Mal einer Zerstreuung aufgeschlossen gegenüber zeigen. An was hattet Ihr denn gedacht?"
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Livia
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Re: [1006]Dampf und heißes Wasser [offen]

Beitrag von Livia »

Ein Frösteln lief über Livias Leib, als der Kappadozianer ihr warme Worte aber kein Lächeln schenkte. Ein gewisser Gefahrensinn, der wohl nur ihrem Geschlechte zueigen war, gab stets einen prickelnden Reiz von sich. Seltsam - da sie sich selbst doch gar nicht mehr als Frau wahrnahm.

"Gedacht... vorgestellt..." Kurz sinnierte das Kind des musischen Merkurs.
"Was zerstreut euch denn, wohlwerter Herr?
Genießt ihr die Musik?
Genießt ihr in solch menschlichen Stunden gar den Tanz?
Oder lieber ein freies und ungezwungenes Gespräch?
Die Muße der Poesi gar...?"
Ein Funkeln kam in Livias Augen auf.

Dann wagte sie es einfach.
"Kennt ihr jenes Gefühl?" Sanft begann sie zu rezitieren, nur eine erste Strophe - nicht nur geübt und talentiert, auch mit einer gewissen ehrlichen Freude - der Hoffnung, das Herz des leidenden Kriegers in jener warmen Umgebung zu erwärmen, ihm gar ein neues Gefühl - und sei es nur eine Ahnung, ein Hauch, ein Keimling - aufzuzeigen.
"Liebesglück und Liebesschmerz -
Die Minute macht zum Sklaven,
O Gottes Pfeile trafen
Mein gestählt gewappnet Herz...
"
Ambig blieb sie zwischen Mensch- und Gotteserfahrung - aber womöglich hatte der große Krieger auch noch ganz andere Seiten, die sie bisher nicht einmal erahnt hatte...
Doch es war nicht das erste Mal, dass sie beim gestählt gewappnetem Herzen an die Krieger Gottes - an Titus - denken musste, und er?
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Titus
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Re: [1006]Dampf und heißes Wasser [offen]

Beitrag von Titus »

Titus hörte der rezitierten Poesie zu, betrachtete aufmerksam die Merkurianerin und versuchte das Gefühl in Erinnerung zu rufen. Die Züge glätteten sich zwar ein wenig, doch schien die Schönheit der Verse und das Gefühl, was sie auslösen sollte nicht in sein totes Herz zu dringen. Langsam schüttelte Titus sein Haupt, als er schließlich aufhörte dieses Gefühl von Liebe und Verliebtheit wieder zu erlangen...es war fot. Er war tot und ein Werkzeug Gottes. Er war nicht dazu geschaffen, um zu lieben...körperlich zu lieben...

"Die Erinnerung an ein lang vergessenes Gefühl..."

Die Emotionslosigkeit in seiner Stimme bekräftigte diesen Eindruck und ließ auf ein zu stein erstarrtes Herz schließen.
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Livia
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Re: [1006]Dampf und heißes Wasser [offen]

Beitrag von Livia »

Livia hatte die Worte des Kappadozianers mit Spannung erwartet, dann kamen sie, kurz, knapp und... nicht ganz so endgültig, wie sie erschienen.

"Mhh.. einst kanntet ihr jene Gefühle..
Doch nun ist jede Erinnerung daran hinfort..
Dann hat es keinen Einfluss mehr auf euch?
Löst weder ein wohliges Schauern,
noch Abscheu aus?"

Die Frage war eher beiläufig gestellt, während Livia mit den zarten Fingern ihrer linken Hand Kreise ins Wasser zog - fast gedankenverloren.
"Wenn es keinen Einfluss mehr hat...
wenn ich euch fragen darf, wohlwerte Geißel
...wer wart ihr einst?"
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Titus
Kappadozianer
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Re: [1006]Dampf und heißes Wasser [offen]

Beitrag von Titus »

Titus Augen verengten sich ein wenig, als Livia ihre Frage stellte.

"Vorsichtig, werte Livia...Antworten auf diese Fragen haben einen Preis, die in Antworten zu zahlen sind auf Fragen, die ich Euch stelle."

Seine Stimme klang warnend, dennoch war es ein Handel, den er anbot und somit die Konversation nicht direkt beendete. Es war nur ie Frage, ob die schöne Kainitin bereit war, den Fragen eines Diener Gottes zu stellen.
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Livia
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Re: [1006]Dampf und heißes Wasser [offen]

Beitrag von Livia »

Livia wog den Kopf hin und her. Dann lächelte sie.

"Ein Handel im Bade?" Das Lächeln wurde zum Schmunzeln.
"Auch eine Form des scharfsinnigen Gespräches - gerne wohldenn." Kurz wollte sie ihm die Hand entgegenstrecken, doch dann stoppte Livia in der Bewegung - hätte sie sich damit doch entblößen müssen. Drum nickte sie ihm stattdessen bestätigend zu. Ob sie diese Rücksicht auf seine Pietät oder ihre eigenen Gefühle nahm, war schwer zu bewerten.

"Doch darf ich um eine Erzählung als Antwort bitten?
Ich meine nicht, dass ihr zum Barden werden sollt."
Sie grinste kurz wieder, die Vorstellung amüsierte sie wohl.
"Doch... es geht um Erinnerung und um Gefühl, nicht reine Information?
Womöglich ein gewisses... kennen lernen?" Sie lächelte wieder freundlicher, in der Tat eine spannende Idee.
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Titus
Kappadozianer
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Re: [1006]Dampf und heißes Wasser [offen]

Beitrag von Titus »

"Ich befürchte, dass ich kein guter Geschichtenerzähler bin. Doch will ich es versuchen, wenn ihr über meine Unzulänglichkeiten diesbezüglich hinwegsehen könnt."

Titus pausierte kurz, lehnte seinen Kopf zurück und blickte bei seiner Erzählung hauptsächlich gen Decke. Nur ab und zu ging sein Blick zu Livia.

"Ihr fragtet wer ich war...dereinst...eine Zeit, an die ich mich kaum noch erinnern kann. Seit dieser Zeit sind weit mehr als ein und ein halbes seculo vergangen. Ich war ein Mensch, ein Bauer, ein Mann...ein Ehemann und ein Vater. Geboren und aufgewachsen bin ich in San Marzano sul Sarno in der Nähe von Neapel. Damals ein kleines Dorf an der Küste. Ob es diesen Ort noch gibt...weiß ich nicht. Ich weiß noch, dass ich viel in der Sonne gearbeitet habe..."

Er pausierte kurz.

"...was man mir heute wohl nicht mehr ansieht. Meine Frau hieß Rebecca, sie hatte mir eine wunderschöne Tochter geboren, Sofia, sie hatte schwarze Locken, genau wie ihre Mutter und einen starken Sohn er hatte gerade die ersten Schritte laufen gelernt...und war wieder schwanger, als..."

Titus wurde mit einem Schlag bitter. Er hob den Kopf und blickte Livia dierekt in die Augen. Der aufkeimende Anflug von glücklichen Gefühlen, erstarrten mit einem Mal zu unbarmherzig kaltem Eis...

"...die Sarazenen kamen."
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Livia
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Re: [1006]Dampf und heißes Wasser [offen]

Beitrag von Livia »

Livia hatte zuerst nur - wie vergebend - lächelnd genickt. Sie würde ihm seine Erzählkunst nicht vorhalten, Spannungsaufbau und Emotionen waren nicht für jedermann und der reine Akt der Beschreibung war schone eine kleine Kunst.

Dann erzählte er und die Merkurianerin unterbrach ihn nicht, sie lauschte und tat nichts... erst zeichnete sich ein Ausdruck von Unglauben auf ihrem Gesicht ab - nicht wirklich ein in Zweifel stellen der Aussage, lediglich die ausgesprochen Zahl... über anderthalb Jahrhunderte? Welch unvorstellbare Zeit... Wie klein war sie, war ihre Lebensspanne im Vergleich?

Dann ging die Erzählung weiter und Livia lächelte einen kurzen Moment selig mit Titus Erinnerung - erneut etwas, zu dem sie kaum Bezug hatte, niemals haben könnte - aber auch auf den Liktor bezogen doch von großer Spannung. Er war also einmal sehr... verliebt? Ein echter Mensch. In einer ganz anderen Zeit.

Dann kam diese grausame Miene auf und die geübte Erzählerin nahm den Spannungsbogen auf - und nur ein Halbsatz, der ließ auch sie erstarren.

Titus jedenfalls war der Lüge überführt - er konnte sehr wohl erzählen. Nicht blumig und ausschweifend, aber in grausam und vernichtender Emotion der Verzweiflung. Ein schwarzer Künstler geradezu. Ein schwarzer Künstler weniger Worte.

Livias Augen fixierten jene Titus' und verschmolzen einen Augenblick und die junge Kainitin konnte ihr all zu menschliches Mitgefühl kaum verbergen. Aber es war nicht einfach Mitleid... irgendetwas zuckte und flackerte in ihren Augen und hätte sie noch Wasser in ihrem Leib, würden diese jetzt wohl nicht weinen, sondern traurig glänzen. Irgendetwas lag in den Worten des Kappadozianers, dass sie stärker berührte, als angebracht oder erwartet - und es war nicht einfach Schauspieltalent.

Sie sagte nichts. Sie wartete auf die Fortführung der Geschichte, die Gegenfrage, womöglich dachte sie einfach über die Worte und Gefühle der Geißel nach... Traurig und berührt.
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Titus
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Re: [1006]Dampf und heißes Wasser [offen]

Beitrag von Titus »

Seine stimme war tonlos, emotionslos...brutal ehrlich in der Schilderung der grausamen Details

"Ich erinnere mich nicht, wie meine Frau, meine Tochter oder mein Sohn ausgesehen haben, doch ich erinnere mich genau, wie die Teufel sie zugerichtet haben. Ich habe an diesem Tag auf dem Feld gearbeitet, es war Sähzeit und der Ackergaul hatte sich verletzt, so dass ich selbst das Feld umpflügen musste. Als ich den Rauch aus der Richtung meines Dorfes sah, bin ich sofort hingeeil. Das Haus brannte, und das, was sie von meiner Familia übrig gelassen hatten lag am Brunnen vor dem Haus. Meine Frau war entblößt, sie wurde vergewaltigt...mehrfach. Sie hatten ihr den Bauch aufgeschlitzt und ihre Eingeweide um sie herum verteilt, das ungeborene Kind haben sie ihr an die entblößte Brust gelegt, wie ein grausamer Hohn. Auch Sofia hatten sie geschändet ob sie ihr vorher oder hinterher mit dem blutigen Stein, der neben ihr lag, das hübsches Gesicht eingeschlagen hatten, weiß ich nicht. Meinen Sohn fand ich im Brunnen wieder, sie hatten ihn mit dem Kopf gegen den Brunnenrand geschlagen und dann hineingeworfen."

Auf die weiße Haut seiner Brust fiel ein karmesinroter Tropfen...als Titus das merkte, schien er kurz verwirrt, blickte sich rasch um, verwischte die Spur und die Tränen, die noch in seinen Augen darauf warteten, geweint zu werden...es dauerte eine Weile, bis er sich wieder fing...

"Als sie mich fanden, war ich blind vor Trauer und Wut. Ich hatte meien Mistgabel in der Hand und woltle sie töten...egal ob ich bei dem Versuch sterben würde...ich hatte nichts mehr, für das es sich zu Leben lohnte...einer stach mir mit einer Lanze in den Oberschenkel..."

Titus sah zu seinem rechten Oberschenkel, wo die Narbe einer hässlichen Wunde immernoch in seinem untoten Fleisch zu sehen war. Dann sah er sie wieder an

"...dann erhielt ich einen Schlag auf den Kopf...und es wurde dunkel..."
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Re: [1006]Dampf und heißes Wasser [offen]

Beitrag von Livia »

Livias Blick senkte sich ganz auf die Wasser, nun rannen auch ihr rote Tränen über die Wangen.

Sie brauchte einige Augenblicke, dann er hob sie den Blick wieder...
Konnte Titus Augen stand halten - aber nur durch den Schmerz, den sie scheinbar viel zu sehr in sich eindringen ließ.

Sie sprach erneut nicht, gab keinen Laut von sich, blieb außer jenen Bewegungen gänzlich regungslos und sah nur - weinend - Titus an.
Noch hatte diese Geißel ihre Geschichte nicht zuende erzählt...

Bis heute schien diese Geschichte zu gehen und sich in unendlichen Leben zu widerholen, nur dass Titus diese nun wie ein trauernder Rachegeist beobachten musste... und bisher... nicht verhindern konnte.
Echtes Mitleid trat Livias totes Herz - diese Zerrissenheit und absurde Grausamkeit seiner Realität erklärte so vieles...
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