[Fluff] Bekenntnisse einer Vampirin [Angelique]

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Angelique
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[Fluff] Bekenntnisse einer Vampirin [Angelique]

Beitrag von Angelique »

Regen. Ich ließ ihn mir auf das Gesicht tropfen. Auf das immer gleiche Gesicht.
Der Regen war auch immer gleich.Wälder wurden weniger, Orte wuchsen und fielen wieder wüst. Menschen wurden geboren, wuchsen heran und wurden irgendwann alt und schwach.
Nur ich, ich blieb immer gleich.

Schlimmer, ich wurde immer stärker, lernte die Macht des Blutes besser zu kontrollieren.
Ich war ein Parasit. Ich saugte Blut aus Menschen, um zu leben, und ich saugte Wissen aus Büchern, damit mein unersättlicher Geist überleben konnte.

Aber je mehr ich Wissen und Macht anhäufte, desto verwirrter wurde ich. Als ich das Kind war, nach dem ich jetzt immer noch aussah, während ich durch die engen Gassen des verruchten Genua streune wie eine hungrige Katze, da war alles einfach gewesen. Mein GOttvertrauen war absolut. Nun werden die Zweifel immer mehr.

Die Visionen wurden auch nicht weniger. Aber ich hatte schon lange gelernt, mit ihnen zu leben. Geister, Dämonen und Feen waren immer Teil meiner Welt gewesen. Für mich war ein Baum nicht nur ein Baum, sondern ein Haus der Anderswelt, eine Wolke nicht einfach nur eine Wolke, sondern ein Schloß der Engel.
Nun, und die Vampire... sie waren am Ende keine Überraschung.

Im Gegensatz zu anderen haderte ich nie mit meiner neuen Existenz. Ich lebte weiter, obwohl ich schon lange hätte tot sein müssen. Ich war ein Engel geworden. Nun,ja, ein gefalllener Engel wie die anderen auch. Meine Erzeugerin taufte mich mit Blut auf den Namen Angelique. Ein Hohn, natürlich. Aber auch so passend.

Warum nur fiel der Regen? Das wüsste ich wirklich gerne. Die Vorstellung von Schleusen eines Himmelsozeans überzeugte mich nicht. Zu viele griechische Philosophien habe ich nun schon studiert, um so eine bäurische Erklärung zu akzeptieren. Was war mit dem Nebel und warum regenete es nur bei bewölktem Himmel?

Das war nur eine von einem Dutzend Fragen, die zur gleichen Zeit durch meinen Kopf rasten. Auf die wenigsten hatte ich Antwort. Hatte überhaupt irgendjemand außer GOtt Antwort.

Wie mochte der "Häretiker" denken, wie Malkav? Auch sie hatten Fragen. Fragen, die selbst Kain erschreckt hatten.

Ich blickte zum Himmel auf. Der Regen hatte aufgehört und die Wolken rissen auseinander wie das Gehirn des nordischen Riesen, aus dem sie geformt sein sollten.
Der Sternenhimmel war wie eine Explosion aus Licht. Ich sah so viel mehr Sterne, als es ein Mensch je konnte. Ich sah die Zukunft in diesem Meer aus Lichtpunkten. Aber niemand, nicht der "Häretiker", vielleicht nicht einmal Malkav konnte das alles deuten, alles vorhersehen.

Ich lachte hell bei dieser Erkenntnis. Der Drang zu tanzen, wurde übermächtig. Und ich tanzte, als der Mond die Wolken fortpustete, um ihm zu huldigen, dem Auge Malkavs.
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Angelique
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Re: Bekenntnisse einer Vampirin [Fluff, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Ich wachte auf. Es ist mit dem Aufwachen von Menschen aus dem kleinen Brudes Todes nicht zu vergleichen. Man träumt zwar auch - besonders ich - aber es ist so anders.

Man liegt wie eine Leiche, starr und bewegungslos. Erst wenn die Sonne verschwunden ist (welche Farbe hatte sie noch mal? Das Gelb oder Gold in Buchilluminationen triff es nicht annährend), dann beginnt das zähe schwarze Blut in einem zu zirkulieren und die kalten, steifen Glieder mit Leben zu erfüllen.

Ich schlug die Augen auf. Wie immer muß ich mich daran gemahnen, zu blinzeln. Etienné hatte sich mal eingepisst, als ich wütend auf ihn war und ihn ohne Blinzeln die halbe Nacht nur angeschaut hatte.
Wie gewöhnlich war ich desorientiert und musste die Dämonen verscheuchen, die aus meinen Träumen übrig geblieben waren. (Konnten sie mir in die wache Welt folgen? Erschuf ich sie gar und ließ sie auf die Menschheit los?)
Meine kleine Zuflucht, mein ganz eigenes Elysium wurde mir bewusst, kaum dass die Wände und die Decke aufhörten sich zu verformen und zu atmen.
Atmende Wände waren schlimm. Sehr unheimlich. Da waren mir sprechende Statuen an Kirchen lieber.

Statue. Sofort fiel mein Blick auf ihn und Hysterie erfüllte meine Leibesmitte. Ein Regenbogen explodierte in mir nur durch diesen Anblick. Toma war wahrlich ein begnadeter Teufel! Seufzend erhob ich mich aus meiner gepolsterten Kiste (Kisten mussten sein. Wie die Särge und Sarkophage der Mächtigen. Nicht wei ich eitel bin. Nein, einfach nur, um nicht von nagenden Ratten geweckt zu werden oder abends mit Würmern im Mund und Spinnen im Ohr zu erwachen).

Ich erhob mich. Unnatürlich, würde ein Sterblicher sagen. Wie schnell und geschmeidig abgehackte Bewegungen und knackende Gelenke zu geschwinder Gewandtheit wurden.
Ich schlief meist nackt und schaute wie immer an mir ersteinmal herab. Blasse, dünne Glieder (war ich immer so blass gewesen?) ein lustiger Bauchnabel und zappelnde kleine Zehen.

Hehe, ich hatte Ringe gestern daran gelassen. Auch an den Fingern. Und geschmeidige Ketten klimperten um meinem Hals. Ich seufzte. Vielleicht hatte Ferrucio doch recht und ich war eitel.
Etwas beschämt hängte ich das Geschmeide an die Statue von ihm. Ich lehnte gegen den kalten Stein und schloß die Augen.
Als er schließlich meine Temperatur hatte (oder ich seine?), ließ ich von ihm ab. Ich redete ein bißchen mit ihm, während ich mich ankleidete. Manchmal antworte er. Heute nicht.

Frohgemut las ich in einem meiner Bücher, das aufgeschlagen herumlag (hmm, ich sollte wirklich wieder aufräumen. Ich war eine schlechte Hausfrau)

Da bemerkte ich mit einem Mal, wie hungrig ich eigentlich war. Irgendwie macht einen das Aufwachen hungrig. Blut verbraucht sich. Und ich mich passt viel hinein, was man mir überhaupt nicht ansieht. Um so leerer fühle ich mich, wenn ich Hunger habe.

Also machte ich mich auf, mein Versteck zu verlassen.

Und zu jagen...
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Re: Bekenntnisse einer Vampirin [Fluff, Angelique]

Beitrag von Angelique »

Die Gerüste stehen bereits auf der Felsnase, die den Fluten trotzt. Die Zelte und provisorischen Anlegestege und ihre Boote liegen tief unter mir. Sie wirken wie Spielzeuge. Meine Spielzeuge!

Die kleine Figuren, die um die flackernden Lagerfeuer kaueren, um sich zu wärmen, sind auch meine kleinen Spielzeugsoldaten und -arbeiter. Die alten Ägypter, die sich als Gottkönige anbeten ließen, gaben Armeen aus Ton in ihre Gräber, damit ihnen in der Unterwelt gedient werden würde.
Nun aus großer Höhe verstehe ich die Perspektive dieser Heiden.

Meine kleine Tonarmee aus rotem Lehm baut des Tags meinen Turm. Ein Turm, wie er einem Orakel Lilliths gebührt.
Wie er Roger gebührt! Ein Geschlechterturm, Leuchtturm, Turm der Nacht.

So viel Glück durchströmt meinen kleinen, unterentwickelten Körper. Das Seelenmanna, das Blut der Sterblichen, platzt fast aus mir heraus, so lebendig fühle ich mich heute nacht!

Ich muß tanzen! Niemand, nur Roger da unten sieht mich vor dem Mond, dem Auge Malkavs. Ich wirbele über die schwankenden Holzbretter und ziehe meine Spiralen. Schneller und gewandter, als ich es eigentlich dürfte.
Ich bin nur ein kleines Käuzchen, das die riesigen Eulenschwingen Lilliths nicht tragen würde. Ich kann nicht fliegen. Noch nicht! Nur mein Geist fliegt. Weiter und schneller als alle Gangrel und Tzimsce es könnten.
Meine Sinne sind die der Eule. Nichts entgeht ihnen. Hier vom Turm gleiten sie über das schlafende Genua.
Wie großartig! Die Worte versagen mir vor Glück!
Hut und Kleidung fliegen. Sie engen mich ein, behindern die Flügel, die nur ich sehen kann.

Frei! Fliegen!

Starke Arme fangen mich. Pressen mich an sich. Großäugig und verwirrt starre ich zu Roger auf. Er steht auf dem Gerüst und hat mich gefangen, bevor ich wie Luzifer in die Tiefe gestürzt wäre.

"Närrin", sagt er sanft und küsst mich.

Und wieder fliege ich...
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