[1010] Vermittlerin der Schatten [Sousanna, Avelina]

[Juli '18]

Moderator: Toma Ianos Navodeanu

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Avelina di Braida
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Re: [1010] Vermittlerin der Schatten [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie spürte wie sich das Tier leise in ihr regte. Nicht jener Teil, dem es nach Blut dürstete, sondern jener Teil, der spielerisch die Leidenschaft genoss. Der Verstand mochte ihr sagen, dass die Harpyie ihr Spiel gut spielte, dass dies alles zu einer perfekt eingeübten Verführung gehörte, ein schlichtes Schauspiel, doch die leise Stimme des Tieres wandte ein wie egal dies doch im Grunde war.
Instinktiv wanderte ihre Hand zu der Honigfarbenen Haut, und die Fingerspitzen legten sich noch so zart auf ihr Bein, strichen sanft darüber, fasziniert von der Wärme die der Körper ausstrahlte, der sich an sie schmiegte.

Wie von selbst ging ihr Körper auf dieses Spiel ein, sie beugte sich vor, legte ihre Kühle Wange an die der Harpyie und hauchte in ihr Ohr, wobei der Duft ihres Haares zu Sousanna drang. Überraschend exotisch, süß und schwer. Man konnte meinen darin die Aromen von Weihrauch, Benzoe, Mastix und Myrrhe auszumachen, aber auch Nuancen von Zeder, Zimt und Wacholder, sowie zahlreiche andere Düfte. Eine wahrlich umfangreiche Mischung, die sich jedoch wunderbar zusammenfügte und ein Aroma ergab, das die Sinne betören mochte.
„Ich darf wirklich alles von euch erbitten?“ sie zog sich wieder ein wenig zurück nach den Worten und die Lippen berührten sacht ihre Wange, „Und ihr fühlt alles?“

Sie löste sich weiter um ihrem Gegenüber in die Augen zu sehen. Doch noch immer waren die Nasenspitzen nur gerade so weit voneinander entfernt, dass sie sich nicht berührten. Sousanna würde ohne Zweifel das grüne Feuer sehen, das in ihren Augen tanzte, die Leidenschaft die darin aufflackerte. Die Finger wanderten unterdessen weiter am Bein der Harpyie hinauf, fast als wolle sie ihre Frage damit unterstreichen.
„Dann sagt mir, gebt ihr euch wirklich jeder Leidenschaft hin, die sich euch bietet? Was macht sie dann zu etwas besonderem?“
"Die Natur lehrt Miteinander. Ohne Dornen wären die Rosen hilflos, ohne Rosen die Dornen trostlos…" KarlHeinz Karius (*1935)
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Sousanna
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Re: [1010] Vermittlerin der Schatten [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Sousanna »

Sacht neigte sich das Haupt der Harpyie, ließ sie noch hübscher, noch verführerischer wirken. Untermalte die Schönheit dieses Wesens.
"Alles", flüsterte sie und zart legte sich die warme, weiche Hand an die Wange der marmornen Schönheit. Es war ein leises Hauchen. Kaum mehr als das Geräusch des Windes in Blütenblättern. Der Laut purer Leidenschaft.
Ganz zart strich die Kante ihres Daumens über die wohlgeformten Wangenknochen der Rose.

Wie von Zauberhand kam der so annähernd perfekte Leib Sousannas dem ihren näher und mit ihm die Wärme. Ihre andere Hand fand die kalte Haut der Viscontessa. Die warmen Lippen strichen über die kühlen, unterstrichen die Worte. "Die Erfüllung jeder Leidenschaft ist einmalig. Sie ist wie ein Fest. Man muss sie zu feiern lernen." Düstere Funken voller sündiger Versprechungen trafen das grüne Feuer.
Ach! es sey die letzte meiner Thräne,
Die dem lieben Griechenlande rann,
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Avelina di Braida
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Re: [1010] Vermittlerin der Schatten [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Die Haut mochte kühl sein, der Körper tot wirken, doch Leidenschaft schien der schwarzhaarigen Frau durchaus nichts fremdes. Ihre Lider senkten sich ein Stück, als sie die warme Hand an ihrer Wange spürte, für den Moment erwiderte sie allerdings nichts auf das sachte Streifen der warmen Lippen über die ihren.
„Was ist mit der Vorfreude? Nimmt uns ein Fest nicht umso mehr gefangen, umso länger wir darauf warten und es planen?“ flüsterte sie noch leise, bevor sich schließlich die Lippen ihrerseits auf die warmen der Harpyie legten, und diese Wärme einen Moment auszukosten schienen.

Ihre Hand schob sich unterdessen weiter das Bein hinauf, bis sie die Kurve der Hüfte erreichte.
Mit einem leisen Seufzen löste sie den Kuss und die Lippen wanderten weiter über die Wange, die sanfte Linie ihres Kiefers entlang, zu der empfindlichen Stelle zwischen Ohr und Hals, dort federleicht über die samtweiche Haut streifend. Sie schien einen Moment zu lauschen, sich der Illusion des Lebens hinzugeben, welche Sousanna ausstrahlte.
„Wird das Feuer der Leidenschaft nicht umso mehr geschürt, wenn wir für einen Moment innehalten und dem entgegenfiebern, was uns noch verborgen bleibt?“ wie um ihre nurmehr gehauchten Worte zu unterstreichen glitt ihre Hand zärtlich über den Stoff des Gewandes nach oben, bis die Fingerspitzen die Kurve ihrer Brust erreichten, sie langsam nachzeichnend.
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Sousanna
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Re: [1010] Vermittlerin der Schatten [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Sousanna »

Ihr Atem strich sacht über den gottgleichen Leib. Wie von Erregung getrieben beschleunigte er sich sacht. Wie von unterdrückter Gier übermannt, fuhr die rote Zunge über die vollen, roten, warmen Lippen. Zärtlich liebkosten die von tausend Diebstählen geübten Finger Avelinas Leib, fanden mit sündiger Gewissheit all jene Tempel purer Freude.
"Wieso die Vorfreude kosten, wenn ein Meer der Lüste auf uns warten", hauchte die Harpyie Genuas. Wärme suchte sich ihren Weg unter die Schichten an Kleidern. "Wenn wir darin ertrinken, uns vollends darin begraben können? Wenn uns die Nähe zum Tod, sein Auskosten nur in Extase bringt?" Ihr berauschtes Lächeln war fühlbar.

Die Berührung der Viscontessa ließ sie aufseufzen. Die Illusion des Lebens vertiefte sich pochend, schlug gegen den Samt der rosigen Haut. Für einen Augenblick legte sich der Kopf in den Nacken. Entblößte die feine, süße Kehle der jungen Hehlerin niederen Bluts. Unter den schweren Lidern lagen die Feuer purer Leidenschaft. Verletzlichkeit und Macht lagen in diesem falschen Atemzug eng beieinander.
"Die Kunst ist es, die Glut noch heiß genug lodern zu lassen." Andächtig neigte sich das Haupt erneut nach vorn. Sanft und fordernd zugleich spielten Lippen und Finger am Saum des Kleides. "Und es dennoch immer wieder zu neuen, glühend heißen Flammen anzufachen. Die Vorbereitung kommt nicht daran heran. Wenn Brand auf Brand folgt... Woge auf Woge..."
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Avelina di Braida
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Re: [1010] Vermittlerin der Schatten [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Sie beobachtete wie die Harpyie sich über die Lippen leckte, doch gleich darauf fielen ihre eigenen Augen einen Moment zu, als die Finger über ihr Kleid wanderten. Ihre Worte entbehrten nicht einer gewissen Logik, welche nur noch deutlicher wurde, mit jeder kleinen Berührung. Avelinas Augen öffneten sich erst wieder, als Sousanna den Kopf in den Nacken legte, und sie fand sich mit dem verlockenden Anblick des bloßen Halses wieder, unter dessen Haut es so verführerisch pochte. Sie spürte wie sich ihre Fänge zeigen wollten, doch dann neigte die Harpyie das Haupt.

Bei den folgenden Liebkosungen ging ein sachtes Zittern durch ihren Körper, und für einen kurzen Moment verlor sie sich in der Leidenschaft, welche die Luft zum knistern zu bringen schien. Ihre Hände legten sich sacht an die Wangen ihres Gegenübers, und die Lippen legten sich auf die ihren. Kein Leidenschaftlicher Kuss zunächst, eher ein sanfter, wie die Berührung einer Feder. Doch nach und nach gewann er an Leidenschaft, kündete davon, dass stille Wasser wohl sehr tief waren, ehe sie plötzlich inne hielt und nach sich weiteren Momenten des Zögerns mit einem Blinzeln löste.
Sie schloss die Augen und schüttelte sacht den Kopf.
„Ver... verzeihung...“ kam es verwirrt von ihren Lippen, „Ich... schätze ich habe mich treiben lassen.“
Ganz offensichtlich meldete sich ihr zurückhaltendes, adliges Selbst an dieser Stelle wieder zu Wort, und es war zu vermuten, dass sie rot geworden wäre, wenn sie es könnte.
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Sousanna
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Re: [1010] Vermittlerin der Schatten [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Sousanna »

Sousanna hatte den Kuss erwidert. Sacht war ihre Hand an der kühlen Wange gelegen, hatte die Kanten des schönen Gesichts beinahe andächtig nachgezeichnet.
Ihr Lächeln, da sich die Viscontessa zurückzog, war vom sanften Verständnis gezeichnet. Der Sturz in die Wasser der Sünde war grausam und furchteinflößend. Ihn zu wagen brauchte es das Wissen, alles verloren zu haben. - Und wie vermochte eine Dame hohen Bluts, diesen Sturz mit einer Fremden zu wagen. Wie vermochte eine Rose wie Avelina den tiefen Verlust als Errungenschaft betrachten, wenn selbst sie, die Wanderin den Schmerz und das Reißen über lange Jahre hatte ertragen müssen, ehe sie Gefallen am sich selbst Verlieren hatte finden können?

Doch sie blieb ihr nahe. Ruhig, beinahe nachdenklich liebkoste die Harpyie die marmorne Hand in der ihren.
Dann schüttelte sich ihr lockiges Haupt. "Es gibt nichts, das es zu entschuldigen gäbe.", hauchte sie und die zarte Weichheit ihrer Stimme schien Streicheleinheit zu sein. "Aber vielleicht versteht ihr nun, was ich meinte."
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Avelina di Braida
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Re: [1010] Vermittlerin der Schatten [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Ein wenig verwirrt blickte sie auf und neigte den Kopf zur Seite, die Augen noch immer leuchtend, die Lider halb gesenkt. Die Leidenschaft stand ihr noch immer ins Gesicht geschrieben, was auch die Finger verrieten, welche die Liebkosungen an ihrer Hand erwiderten.
„Was ihr meintet?“ sie schien für den Moment aus dem Konzept gebracht, ihren eigenen Gedanken nachhängend und fand keinen Zusammenhang für die Worte.

„Es... es ist nicht... ich schätze mein Blut gibt sich gerne den schönen Dingen hin. Doch es gehört mehr für mich dazu, als...“ sie schüttelte sacht den Kopf, und lächelte dann leicht, „Man sagt meinem Blute auch nach wir seien Sammler. Wie soll man die Schönheit eines Gemäldes wirklich anerkennen, wenn man es nur für den Wimpernschlag eines Unlebens anblicken kann? Unsere Art scheint nicht für die Schnelllebigkeit geschaffen.“
Ihr Blick richtete sich für einen Moment gen Himmel.
„Zumal der Morgen langsam, aber unaufhaltsam naht. Er würde uns der schönsten Details berauben.“
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Sousanna
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Re: [1010] Vermittlerin der Schatten [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Sousanna »

"Mit dem Nachgehen der Leidenschaften." Sogar die Stimme war von sanftem Amüsement durchdrängt. Dann aber hob sie die Hand der Viscontessa und hauchte einen Kuss auf das zarte Handgelenk. "Aber ihr habt recht. Es ist genug für heute Abend."
Mit tiefem Glühen in den Augen begegnete Sousanna dem Blick ihres Gegenübers. Zart und doch mit dem Selbstbewusstsein einer Sünderin, die ihr Element schon lange gefunden hatte ohne dessen jemals überdrüssig zu sein.

"Es gilt die Freundschaft an einem anderen Abend zu vertiefen." Voller Eleganz erhob sie sich und deutete eine Verneigung an. "Gebt mir Bescheid, wenn ihr meine Unterstützung oder auch nur freundliche Gesellschaft braucht."
Und so Avelina nichts mehr zu erwidern hatte, würde sich die Harpyie erneut hinaus in die Nacht stehlen. Es galt die Geschäfte der Wanderer mit denen des hohen Bluts zu verbinden.
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Avelina di Braida
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Re: [1010] Vermittlerin der Schatten [Sousanna, Avelina]

Beitrag von Avelina di Braida »

Mit dem verführerischen, wenngleich scheuen Lächeln einer jungen, und zurückhaltenden Adligen nahm sie den Kuss auf ihr Handgelenk entgegen. Wenngleich ihr die Leidenschaft als Toreador quasi im Blute lag, erschreckte sie die offen gelebte Lust der Sünder noch immer, denn diese galt wohl auch Dingen, die Avelina nicht suchte. Aber sie verstand das Feuer in den Augen der Harpyie.

„Ich danke euch für die angenehme Nacht. Möge sie weiterhin ihren Schleier schützend über euch halten. Ich freue mich auf ein Wiedersehen.“ ein wenig Neugier stand ihr noch ins Gesicht geschrieben, als sie sich fragte, was diese Vertiefung der Freundschaft bedeuten könnte, doch die Jahrzehnte geübte Selbstdisziplin ließ sie umgehend wieder zur guten Gastgeberin werden, die ihren Besuch zur Tür geleitete.

Bild

Zusammenfassung:
Die Viscontessa di Braida läd die Harpyie in die Villa di Fiori, wobei es fast zu einem Fiasco bei der Überbringung der Einladung kommt, als Bernardo auf den Ghul Tiziano trifft und beschließt die Nachricht der Hausherrin persönlich zu überbringen. Doch letztendlich erscheint die Harpyie zu besagtem Termin und man findet das erste mal wirklich Gemeinsamkeiten, bei Gesprächen über die Vergangenheit der Villa di Fiori, und die Vorbesitzerin. Wirklich näher kommt man sich aber erst, als man sich in das Atrium begibt um die Sterne zu bewundern und die gemeinsame Liebe zum Geschichtenerzählen entdeckt.
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