[1016] Beobachtungen am Hafen (Amalia, Gasparo)

[Februar '19]
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1016] Beobachtungen am Hafen (Amalia, Gasparo)

Beitrag von Gasparo »

Crispianus Augen weiteten sich als Amalia ihre Bedingung stellte. „Ihr wollt etwas erfahren … über mich? Es … es ist vielleicht nicht die beste Idee.“ Er sah Gasparo an, der überrascht den Kopf auf auf die Seite legte. „Die Vergangenheit meines Dieners im Austausch für einige Fakten über Eure Heimat? Ihr verhandelt gut, wie ein Phönizier.“ Er starrte sie einen Moment an bevor er nickte. „Nun gut, dictum factum.“

Er hörte ihr sehr genau zu, als sie von Kruja berichtete. „Albanien sagt Ihr. Ist dieses Land eine Region eines größeren Reiches? Byzanz vielleicht? Wenn Ihr sagt, dass Eure Heimat eher ein Ort der einfachen Menschen ist, redet Ihr eher von Bauern und Fischern oder … Soldaten?“

Crispianus räusperte sich leicht, als Amalia ihn wieder angrinste. Seine Stimme war blieb dennoch rau und heiser. „Ich, nun ja, ich kämpfte nie in einer Armee. Wisst Ihr, auch in diesen Landen kann das Leben für oft schwer sein. Eine Jahr Hunger hier, ein Jahr Krankheit dort und schon liegen in der Hälfte der Hütten Eures Dorfes Leichen und solche, die es sein sollten. Was bleibt einem da als junger Mann übrig? Beten? Ausgedörrte Felder mit einem Pflug umgraben? Oder sollte man versuchen, mit einem langen Messer sich das Nötige zu holen, das andere im Überfluss horten?“

Crispianus trank erneut aus dem Weinglas, während er überlegte, wie er fortfahren sollte. Sein Gesichtsausdruck war grimmig und sein Blick ging ins Leere.

„Doch die Fetten und die Mächtigen trennen sich nicht gerne von Ihren Schätzen. Nach einigen Jahren beendeten sie und hundert ihrer ehrenwerten Ritter meine Abenteuer und ließen mich mit Blut für meine Taten bezahlen.“ Er schnaufte, eine Mischung aus Schmerz und Wut. Amalie konnte sehen, wie Gasparo seinem Leibwächter einen warnenden Blick zuwarf, der ihn verstummen ließ.

Es war der Ventrue der weiterredete. „Crispianus hat seine Strafen verbüßt und weiß nun seine Fähigkeiten für tugendsame Ziele einzusetzen. Als Beschützer eines Lehrers ist er sehr wertvoll.“

Gasparo entschied, auf Amalias Hinweise zu reagieren, bevor sie noch direkter werden musste. Er hoffte, sich nicht zu täuschen. „Verwandte ist vielleicht nicht ganz die richtige Bezeichnung. Sagt, werte Amalia, kennt Ihr die Dame, die in der Villa Illuminata residiert?“
Benutzeravatar
Amalia
Salubri
Beiträge: 998
Registriert: Fr 18. Aug 2017, 00:03

Re: [1016] Beobachtungen am Hafen (Amalia, Gasparo)

Beitrag von Amalia »

Als Amalia von der Villa Iluminata hörte, vergrößerte sich ein Fragezeichen in ihrem Gesicht und ihr Mund öffnete sich leicht.

“Was ist die Villa Iluminata? Und was für eine Dame? Ist sie doch nicht verlassen?“

Die Fragen standen im Raum doch nach ein paar Sekunden erhellte sich das Gemüt und Amalia lachte freundlich auf.

“Keine Sorge mein Lieber. Ich wollte nur meinen Spaß mit euch treiben. Die Hohe Dame ist mir natürlich ein Begriff“

Sie blickte nach links und rechts, doch niemand scherte sich um das Trio und, da Amalia mit dem Rücken zu den Leuten saß zeigte sie kurz ihre Fänge … ihr Grinsen war sehr breit.

“Bitte verzeiht … doch in Anbedacht unserer Umgebung sollten wir die Floskeln der Stille zuliebe vielleicht weglassen … wert und wohlwert klingt immer so komisch und die Leute gucken dann immer.“

Trotzdem neigte sie ihr Haupt.

“Es freut mich einen weiteren Bruder begrüßen zu dürfen … dann wären die Thermen doch praktischer gewesen, da wäre man wirklich ungestört.“

Sie beugte sich langsam vor und begann nun das Flüstern.

“Doch um der Begrüßung gerecht zu werden … ich bin Amalia, Vasallin Mailands und Liktorin ihrer Majestät, Neugeboren im Blute Saulots und Tochter der Elisabeta, Ancilla im Blute Saulots … Willkommen in Genua.“

Sie wartete seine Begrüßung ab ehe sie sich zurücklehnte und langsam nickte … dann traf ihr Blick den Ghul.

“Nun … ich bin überrascht wie sehr wir uns ähneln guter Crispianus. Beide gebrannte Kinder die versuchten ihr Glück zu finden … hach eure Erzählung erinnert mich an die guten alten Zeiten … was haben wir alles angestellt.“

Sie blickte verträumt in die Ferne ehe sie sich dem Ventrue zuwendete.

“Sagt mir … was unterrichtet ihr Gasparo? Albanien beherbergt allerlei Menschen, Fischer, Soldaten, Söldner, Bauern … Diebe … Verbrecher … Hach die Gute alte Zeit. Doch ihr fragt viel … mehr als ich weiß, denn Politik interessiert mich sehr wenig … ich glaub es gibt ein paar venezianische Kolonien …“
"Ich kann deine Angst fühlen Mensch. Sie ist spürbar gegenwärtig. Ich kann mit den Fingern darüberstreichen und ihr krankes Aroma schmecken. Ist dieses Entsetzen Nährboden für Hass, dann lass mich daran laben und dich dabei völlig auslöschen."
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1016] Beobachtungen am Hafen (Amalia, Gasparo)

Beitrag von Gasparo »

Für einen Moment verengten sich Gasparos Augen zu Schlitzen und er presste die Lippen fest aufeinander. Seine Gedanken überschlugen sich als ihm ein dutzend Konsequenzen seines Fehlers bewusst wurden.

Als Amalia auflachte und ihren Scherz erklärte blieb die Anspannung zunächst auf dem Gesicht des Lehrers. Tief in seiner Brust schien etwas gegen seine Rippen zu schlagen aber er erlaubte dem Tier keinen Raum zum atmen. Stumm hörte er die fröhlichen Worte der Salubri, die auf die Konventionen der Höflichkeit verzichten wollte, der Stille wegen. Als sie sich zum ihm beugte und ihren Namen, Clan und Amt verriet, weiteten sich seine Augen kurz vor Überraschung. Mit der rechten Hand signalisierte er Crispianus Zurückhaltung, bevor er leise antwortete.

„Mein Name ist Gasparo, Neugeborener des Clan Ventrue, Kind von Majorianus, Ancilla des Clans der Könige.“

Es behagte ihm nicht, den Namen seines Schöpfers zu flüstern als handele es sich um einen schändlichen Scherz, aber die Umstände verlangten es wohl. Die Tatsache, dass die Maskierte vor ihm eine Amtsträgerin Genuas war überraschte ihn. Sie war erschien ihm bis zu diesen Zeitpunkt als unbeschwert und nahbar aber ihm musste klar sein, dass die Maske nicht nur Amalias Gesicht sondern auch ihre Persönlichkeit verschleierte.

Obwohl sie nicht auf Formalitäten bestand verneigte sich Gasparo leicht. Im Sitzen zwar, und nicht zu tief, um Aufmerksamkeit zu erregen, aber dennoch drückte er seinen Respekt aus. Langsam zog sich die Anspannung aus seinem Antlitz zurück.

Crispianus antwortete Amalia nicht, als sie Gemeinsamkeiten in ihrer Vergangenheit ansprach. Die Handbewegung seines Herrn war eindeutig. Die Dame war von hohem Rang und damit von höchster Gefährlichkeit. Stattdessen hakte Gasparo erneut ein.

„Ich denke nicht, dass Crispianus seine Vergangenheit als 'gute alte Zeit' bezeichnen würde. Wohlw- … ich meine, Amalia, ich bin beeindruckt. Eure … Familie ist selten in diesen Landen, so dass ich bisher nur aus Erzählungen von ihr gehört habe. Das ihr für ein hohes Amt auserwählt wurdet unterstreicht nur Eure Bedeutsamkeit.“

Mit seinen Fingern hob er kurz das Amulett an, das er um den Hals trug.

„Als Magister Trivium lehre ich vor allem Grammatik, Rhetorik und Dialektik, aber auch die Historie liegt mir sehr am Herzen. Die Geographie ist in unserer Welt, in der die Grenzen das Unbekannte immer weiter vertreiben, ein weniger fassbares Gebiet aber ich hoffe, in den Tiefen einer Bibliothek mehr über Euer … Albanien zu erfahren.“

Gasparos Blick wanderte kurz zu Amalias Stirnbad. Die Salubri musste viel tun, um sich in der Welt der Sterblichen zu verbergen. Das Auge, die Verbrennungen … es schien, als ob sie sich einen Ruf als unantastbar erstritten haben musste, um nicht ständig hinterfragt zu werden.

„Sagt mir, das Amt der Liktorin … in Rom bezeichnete man so die Leibwächter der Prätoren und Konsule. Ist Eure Aufgabe ähnlich geartet? Ich bin Euch bei Hof nicht begegnet.“
Benutzeravatar
Amalia
Salubri
Beiträge: 998
Registriert: Fr 18. Aug 2017, 00:03

Re: [1016] Beobachtungen am Hafen (Amalia, Gasparo)

Beitrag von Amalia »

Fürwahr die Visage des Lehrers war wahrlich ein Genuss, und Amalia konnte sich das breite Grinsen nun wirklich nicht verkneifen als er sich jedoch dann vorstellte wurde das sichtbare Auge der Schönen groß.

“Ohh ein Kind des großen Königs … nicht oft sieht man einen von euch hier … und noch seltenen ist ihr Besuch von langer Dauer“

Langsam nickte sie … sie wirkte nachdenklicher, hatte weniger von dem jungen, naiven Mädchen, sondern mehr von einer alten Frau, welche wohl überlegte, ehe sie fortfuhr. Doch bei den Worten die sie dann vernahm lachte sie erneut.

“Meine Bedeutsamkeit? Ihr schmeichelt mir Gasparo … das gefällt mir, sehr sogar. Nun … dann sieht er es nicht so, ich bin Stolz auf meine früheren Taten … stolz auf die Gewissheit, dass ich es war, welche meine Stadt in Schrecken versetzte, welche sich den Respekt verschaffte und nahm, der mir zustand … und das ohne Unsterblichkeit.“

Tatsächlich ging ihr Blick in die ferne und ein Lächeln zierte ihren halbverschleierten Blick. Ebenjener Blick war es, welcher dann auf dem Amulett lag.

“Interessant … höchst interessant … dann könnt ihr mir ja sagen, ob meine Wahl die richtige war … ich fragen mich, hätte ich Latein lernen sollen? Oder war die Entscheidung Griechisch zu wählen eine gute? Aber wenn ihr mehr über meine Heimat erfahrt, so bin ich gerne bereit euren Worten zu lauschen.“

Sie folgte seinem Blick und das Lächeln wurde breiter, sie kannte diesen Blick, die Suche nach dem Auge.

“Mein Amt gebietet es mir, mich um die Stille innerhalb der Domäne zu kümmern. Dies und ich muss die Aufträge, welche der Blutvogt mir gibt, erfüllen … deshalb wundert euch nicht, wenn ihr mich nicht oft am Hofe seht.“
"Ich kann deine Angst fühlen Mensch. Sie ist spürbar gegenwärtig. Ich kann mit den Fingern darüberstreichen und ihr krankes Aroma schmecken. Ist dieses Entsetzen Nährboden für Hass, dann lass mich daran laben und dich dabei völlig auslöschen."
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1016] Beobachtungen am Hafen (Amalia, Gasparo)

Beitrag von Gasparo »

Der Magister fragte sich, was Amalia meinte, als sie von dem Schrecken sprach, den sie noch als Mensch in ihrer Heimat verbreitet hatte. Dies klang nicht nach den Taten eines Banditen. Auch die Tatsache, dass eine Frau, besonders zu Lebzeiten, sich durch Gräueltaten auszeichnete, wirkte auf Gasparo befremdlich. Wenn er an Salubri dachte sah er das Bild eines betenden Heilers vor sich. Offenbar war die Tochter Saulots vor ihm aus einem anderen Holz geschnitzt.

Die Frage nach den Sprachen erlaubte es ihm, in einem belehrenden Ton zu referieren. „Nun, beide Sprachen haben sind für mich die Grundpfeiler unserer Kultur. Die bedeutenden Dichter und Philosophen haben ihre Werke in griechischer Sprache verfasst aber die Hochzeit der hellenischen Kultur war abgelaufen, bevor Roms gleißendes Licht erstrahlte. Es gibt zahllose lateinische Übersetzungen der Werke Aristoteles und Sokrates und einige sind gut genug, um den Kern der Aussagen zu vermitteln. Aber Euch entgehen die großen Erzählungen, die auf Latein verfasst wurden. Allein die Worte Caesars oder Vergils zu hören und zu verstehen sollten es wert sein, die Sprache meiner Ahnen zu erlernen.“

Sein Zeigefinger beschrieb einen Bogen in der Luft.

„Vielleicht ist es auch meine Heimatverbundenheit, die meine Wahl beeinflusst, aber ja, Latein ist für mich ohne Zweifel die ausdrucksstärkere Sprache. Sola lingua bona.

Nachdem Amalia ihr Amt erklärt hatte zuckten Gasparos Mundwinkel in einem Anflug von Humor. „Als Bewahrerin der Stille bin ich froh, mich Euch nicht sofort offenbart zu haben. Euer Zorn ist das Letzte, was ich mir zuziehen will.“

Sein Gesichtsausdruck wurde schnell wieder ernst.

„Aber Eure Aufgabe verlangt sicherlich viel von Euch ab. Mein Eindruck ist, dass außergewöhnlich viele … unserer „Verwandten“ Genua ihr Heim nennen. Die Gewalt, die in den Stadtteilen jenseits von Mascharana herrscht, hängt wahrscheinlich ebenfalls mit unserer Art zusammen, oder? Ich hörte von Hinrichtungen und geschändeten Katzen.“
Benutzeravatar
Amalia
Salubri
Beiträge: 998
Registriert: Fr 18. Aug 2017, 00:03

Re: [1016] Beobachtungen am Hafen (Amalia, Gasparo)

Beitrag von Amalia »

Amalia lauschte und nickte lächelnd als sie die Worte des Lehrers vernahm, doch eine Sache schien von ihm nicht beantwortet zu werden … und ihr Lächeln wuchs.

“Nun … wenn die Sprache eurer geschätzten Ahnen die ausdrucksstärkere ist … warum wird dann das griechische in großen Reichen, wie Byzanz noch normal gesprochen? Warum ist dann das lateinische zusammen mit Rom untergegangen?“

Sie legte den Kopf schief und das ungleiche Augenpaar ruhte weiterhin auf den Zügen des Ventrue.

“Wobei ich sagen muss … dass keine Sprache so ausdrucksstark ist, wie die Sprache des Schmerzes … dies … ist zumindest meine Meinung … seht, eine Narbe sagt mehr als 1000 Worte.“

Bei ihren Worte deutete sie erst auf den Ghul ehe sie sich selbst die Hand an die Brust legte, ihr Lächeln wuchs und bei seinen weiteren Worten lachte sie.

“Ihr habt recht … zumal man nie den Zorn einer Frau auf sich ziehen sollte …“

Dann kam seine letzte Frage und Amalia seufzte.

“Ja … ihr habt recht. Genua ist ein wahres Nest der unsrigen, doch ob dieser bahnende Bürgerkrieg mit uns zusammenhängt? Vermutlich. Die unsrigen nutzen ja gerne die Schwachen um Dinge zu klären. Ich bevorzuge andere Methoden … der direkte Konflikt ist mir lieber. Mann gegen Mann. Axt gegen Schwert. Das bringt das Blut zu Wallung.“

Sie grinste und lehnte sich zurück, der Blick ruhte weiterhin auf dem Lehrer.
"Ich kann deine Angst fühlen Mensch. Sie ist spürbar gegenwärtig. Ich kann mit den Fingern darüberstreichen und ihr krankes Aroma schmecken. Ist dieses Entsetzen Nährboden für Hass, dann lass mich daran laben und dich dabei völlig auslöschen."
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1016] Beobachtungen am Hafen (Amalia, Gasparo)

Beitrag von Gasparo »

Amalias Lächeln irritierte Gasparo etwas. Seine Miene blieb dennoch gemessen und konzentriert, auch wenn sein Tonfall automatisch etwas belehrend wirkte.

„Latein … untergegangen? Es ist weiterhin unsere Schriftsprache und Poeten, Autoren und Historiker benutzen sie unaufhörlich seit über 1.000 Jahren, um unsere Erfahrungen und Träume auf Pergament zu fixieren. Sowohl Adel als auch Klerus sprechen Latein bei unzähligen formellen Anlässen. Die Sprache des römischen Reiches verbindet immer noch die Völker Europas, besonders außerhalb des Einflusses von Byzanz.“

Er beugte seien Kopf leicht, um seiner Zustimmung Ausdruck zu verleihen. „Den Niedergang des Römischen Reiches in Zusammenhang mit der Sprache zu setzen halte ich für eine These, die nur schwer zu belegen sein dürfte. Die Gründe hierfür … Verrat und Unfähigkeit … bedürften einer längeren Diskussion und ich möchte Euch zu diesem Zeitpunkt nicht damit langweilen.“

Gasparo lehnte sich zurück und drehte gedankenverloren den Weinbecher in seiner Hand. „Aber Eurer Herkunft geschuldet ist es natürlich nicht 'falsch', griechisch gelernt zu haben. Das wäre in der Tat zu kurz gedacht.“

Die Augen des Ventrue verengten sich, als Amalia fortfuhr. „Was genau meint Ihr mit Sprache des Schmerzes? Nennt sich die Zunge Albaniens so oder ...“ Er ließ den Gedanken unausgesprochen. Die Liktorin würde wahrscheinlich Gefallen daran finden, Ihre Idee auszuschmücken.

Als die Salubri von Ihrer Vorliebe für den Kampf sprach legte Gasparo den Kopf auf die Seite. „Si vis pacem para bellum … wenn du Frieden willst, rüste zum Krieg. Ich schätze es, dass Ihr Eure Stärke so in den Dienst Ihrer höchst verehrten Majestät stellt. Eure Fähigkeiten machen es Euch einfach, andere mit … der Axt in der Hand … zu konfrontieren. Anderen ist diese Physis nicht gegeben. Genau darum bin ich für eine Liktorin wie Euch dankbar, die die Ordnung in Genua mit einem starken Arm aufrecherhält.“

Crispianus schwieg weiter und bemühte sich, sich unter den Blicken der Fremden nicht zu sehr zu winden. Eine Frau, die so offen vom Kampf sprach war ihm bisher nicht begegnet. Gasparo hatte ihm einst von einer Gladiatrix erzählt, die in der Arena sehr beliebt war. Er schüttelte sich leicht und trank etwas von dem Wein als er sich wieder daran erinnerte, dass diese Amalia eine Kainitin war, wahrscheinlich älter als sein Meister. Wer weiß, auf welche Kräfte sie sich in der Schlacht berufen konnte?
Benutzeravatar
Amalia
Salubri
Beiträge: 998
Registriert: Fr 18. Aug 2017, 00:03

Re: [1016] Beobachtungen am Hafen (Amalia, Gasparo)

Beitrag von Amalia »

Nun legte Amalia den Kopf schief und blickte fragend drein.

“Interessant … sehr interessant … wenn nicht sogar faszinierend … dass eine Sprache ein ganzes Reich überlebt … die alten Griechen hatten da nicht so viel Glück, wenn auch ihre Sprache nur erneuert wurde. Doch ihr habt recht … Verrat und Unfähigkeit klingt verdächtig nach Politik und obwohl ich ein Amt inne habe … ist dies ein Thema welches ich furchtbar finde. Es ist trocken, langweilig und kriecherisch.“

Sie lehnte sich zurück und bedachte den Vebtrue mit weiteren Blicken.

“Ich habe erst angefangen es zu lernen … als ich hier ankam sprach ich nichtmal eure Sprache … sie lernte ich zuerst … das griechische dürfte nun … meine vierte sein … ja …“

Als er dann seine Frage stellte verließ ein erneutes Glucksen ihre Kehle.

“Nein … nein auf keinen Fall … ich glaube die Sprache meiner Väter wird nach dem Land meiner Väter benannt … die Sprache des Schmerzes ist eine andere.“

Langsam beugte sich die Liktorin vor, streckte sich, wobei ihr Kleid die Arme hochrutschte und ein paar Narben freilegte … und ihre beeindruckenden Oberarme. Muskeln hatte sie, vermutlich würden diese sogar den Ghul des Lehrers in den Schatten stellen … dies waren Arme, zum Knochen brechen. Sie beugte sich noch ein Stück nach vorn und langsam glitten ihre Hände zu der Maske, um eben jene zu entfernen … und was zum Vorschein kam … war erschreckend.

Die Hälfte des schönen Gesichtes war vollkommen entstellt. Grässliche Brandnarben zierten das junge Antlitz und das weiße blinde Auge wirkte plötzlich bedrohend und starrend. Es bohrte sich langsam in die Seele des Ventrue, wobei Amalia auch kurz zu Crispianus blickte. Ihr Lächeln machte die Szenerie noch unheimlicher.*

“Glaubt ihr, ich brauche noch Worte um einzuschüchtern? Mein Schmerz ist meine Sprache, meine Narben sind meine Worte … versteht ihr?“

Sie lehnte sich entspannt zurück und obwohl sie komplett ruhig und entspannt war, wirkte sie plötzlich um einiges bedrohlicher als ohnehin schon. Und dann? Dann war es vorbei. Amalia hatte sich ihre Maske wieder umgebunden und blickte nun breit grinsend zu ihrem Gegenüber.

“Das war unglaublich praktisch in meinem früheren Leben …“

Sie seufzte und blickte gedankenverloren auf das tiefe Rot des Weins.

“Ich danke euch übrigens für euere respektvollen Worte … ich höre so etwas nicht oft.“

Sie nickte wohlwollend.

-----------------------------------------------------------------------------
*Bruiser
Your appearance is sufficiently thug-like to inspire dear or at least disquiet in those who see you. While you’re not necessarily ugly per se, you do radiate a sort of quiet menace, to the point where people cross the street to avoid passing near you. You are at -1 difficulty on all Intimidation rolls against those who have not demonstrated their physical superiority to you.
"Ich kann deine Angst fühlen Mensch. Sie ist spürbar gegenwärtig. Ich kann mit den Fingern darüberstreichen und ihr krankes Aroma schmecken. Ist dieses Entsetzen Nährboden für Hass, dann lass mich daran laben und dich dabei völlig auslöschen."
Benutzeravatar
Gasparo
Ventrue
Beiträge: 631
Registriert: Mi 26. Dez 2018, 22:30

Re: [1016] Beobachtungen am Hafen (Amalia, Gasparo)

Beitrag von Gasparo »

Unwillkürlich lehnte sich Gasparo in seinem Stuhl zurück, als Amalia ihr Gesicht ohne Maske präsentierte. Seine Mundwinkel wanderten nach unten und etwas tief in seiner Brust schrie eine Warnung, schrill und alarmierend.

Dann war der bedrohliche Moment vorbei, einfach so. Gasparo räusperte sich und strich seine Ärmel glatt während er einen neutralen Gesichtsausdruck auf sein Miene zwang.

Er hatte geahnt, dass Amalia entstellt war, aber das Ausmaß der alten Verletzung hatte er nicht erwartet. Neugierde begann an ihm zu nagen, was genau das Antlitz dieser Frau aus Albanien in das einer Gorgone verwandelt hatte aber diese Frage passte nicht zu einem ersten Treffen.

Außerdem war die Machtdemonstration der Liktorin nicht ohne Folgen. Er ahnte, dass sie niemand war, die Ihre Fähigkeiten ausschmückte und hatte ihr Amt wahrscheinlich auch aufgrund ihrer Stärke erhalten. Nein, Amalia zu provozieren war etwas, dass er unter allen Umständen vermeiden würde.

Lingua doloris … die Sprache des Schmerzes.“ Der Ventrue nickte bestimmt. „Ich denke ich begreife nun tatsächlich, was Ihr meint.“

Er stellte seinen noch immer vollen Becher auf den Tisch zurück und warf Crispianus einen Blick zu. „Ich muss mich bedanken für diesen Einblick in Eure Vergangenheit und Euer Amt. Ich weiß nun die Gesetze der Nacht etwas sicherer, nun da ich eine der Personen kenne, die sie durchsetzen. Die Wahl der höchst verehrten Prinzessin war zweifellos eine gelungene.“

Langsam stand Gasparo von seinem Platz auf und sein Leibwächter tat es ihm gleich. Der Ventrue senkte seinen Kopf in einer angedeuteten Verneigung, trotz der Misbilligung die die Liktorin zuvor für diese Formalitäten ausgedrückt hatte. Als Würdenträgerin Genuas mit einem nicht zu unterschätzenden Temperament erfüllte er die Etikette zumindest im Ansatz.

„Amalia, wer hätte gedacht, dass die Nacht mir eine solch erhellende Bekanntschaft bringen würde? Ich hoffe, dass sich unsere Wege bald wieder kreuzen … unter ähnlich angenehmen Umständen und nicht in Ausübung Eurer wichtigen Pflichten. Wer weiß … vielleicht kann ich Euch ja doch noch die Vorzüge des Latein näher bringen?“

Seine Mundwinkel zuckten erkennbar. Scheinbar hielt er den Gedanken für sehr amüsant.
Benutzeravatar
Amalia
Salubri
Beiträge: 998
Registriert: Fr 18. Aug 2017, 00:03

Re: [1016] Beobachtungen am Hafen (Amalia, Gasparo)

Beitrag von Amalia »

Amalia lächelte mild, sie hatte eine solche Reaktion erwartet, jedoch war sie erfreut, dass der Ventrue weiterhin so höflich und respektvoll mit ihr umging, dies wiederum passierte nicht oft. So wusste sie kurz nicht, wie genau sie auf die neue Umgebung reagieren sollte und senkte kurz den Blick ehe sie wieder in das Gesicht des Lehrers blickte.

“Ich danke euch sehr für eure freundlichen Worte … ihr zeigt mir Respekt und Anstand … habt erneut dank dafür … solltet ihr Probleme mit der Fürsprache haben, scheut euch nicht zu mir zu kommen. Doch ich muss euch leider enttäuschen … mit vier Sprachen ist mein Kopf schon voll genug … und ich befürchte eine weitere würde nur eine der bisherigen verdrängen.“

Sie nickte ihm erneut freundlich zu als er sich verabschiedete und begleitete ihn mit nach draußen, wo sie nach oben zum Mond blickte.

“Der Mond steht noch tief … ich habe glück. Eine neue Bekanntschaft geschlossen und noch Zeit für mein Bad …“

Ihr Blick ging ein letztes Mal zu Gasparo

Nata mund t'ju mbrojë – Möge die Nacht euch beschützen, werter Gasparo.”

Und mit diesen Worten wendete sie sich ab von ihm und erneut erklang der fremdländische Gesang durch die Nacht ... und er verhallte als die Gestalt der Liktorin zum Hafen ging.

---------------------------------------------------------------------------------------------------------- Fast schon zufällig kommen Amalia und Gasparo ins Gespräch. Beide gehen in eine Kneipe wo sie sich einander zu erkennen geben. Nach ein paar Späßen auf Kosten des Ventrues beschnüffelt man sich und spricht über die Sprachen und Geschichten. Das Gespräch verläuft gut und am ende gehen beide ihrer Wege.
"Ich kann deine Angst fühlen Mensch. Sie ist spürbar gegenwärtig. Ich kann mit den Fingern darüberstreichen und ihr krankes Aroma schmecken. Ist dieses Entsetzen Nährboden für Hass, dann lass mich daran laben und dich dabei völlig auslöschen."
Gesperrt

Zurück zu „1016-1025“